Smartsleep: Kein Nachweis für besseren Schlaf

Auch wenn das Nahrungsergänzungsmittel Smartsleep mit der Aussage „aus der Schlafforschung“ wirbt: Wissenschaftliche Beweise für eine Schlaf-verbessernde Wirkung gibt es keine.

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Sorgt Smartsleep für besseren bzw. erholsameren Schlaf?

Es gibt keine Studien zu diesem Nahrungsergänzungsmittel. Ob Smartsleep eine positive Wirkung auf den Schlaf hat, muss erst wissenschaftlich erforscht werden. Laut Hersteller ist dazu eine klinische Studie in Arbeit.

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© Thul - Shutterstock.com Tief und entspannt schlafen wie eine Katze - kann ein Nahrungsergänzungsmittel dabei wirklich helfen?
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Den Schönheitsschlaf noch schöner machen, noch erholsamer und noch besser für das Immunsystem – die Webseite von Smartsleep vermittelt wohl bei vielen den Eindruck, die drei dort angebotenen Nahrungsergänzungsmittel könnten das möglich machen. Abgestimmte Inhaltsstoffe sollen dem Körper dabei helfen, in der Nacht besser zu regenerieren und damit am nächsten Tag ausgeschlafener zu sein. Die Werbeaussage „Aus der Schlafforschung. Für dich.“ erweckt den Anschein, dass hinter Smartsleep wissenschaftliche Belege für eine solche Wirksamkeit stehen.

Belege fehlen

Das trifft jedoch nicht zu. Denn trotz umfassender Recherche in mehreren medizinischen Forschungsdatenbanken konnten wir keine Wirksamkeits-Studien zu Smartsleep finden. Einen Nachweis für eine Schlaf-verbessernden Wirkungen gibt es nicht.

Belege fehlen auch für die Behauptung, man würde mit Smartsleep „wacher aufwachen“. Der Hersteller wirbt etwa damit, dass die in Smartsleep enthaltenen Stoffe Riboflavin (Vitamin B2), Niacin (Vitamin B3) sowie Magnesium zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung beitragen.

Ein Mangel an diesen drei Stoffen kann tatsächlich Müdigkeit und Erschöpfung zur Folge haben – zusammen mit vielen anderen gesundheitlichen Problemen. Es gibt jedoch auch viele andere Ursachen für Tagesmüdigkeit, die nichts mit einem Nährstoff- oder Vitaminmangel zu tun haben [8].

Tierstudien und laufende Studien

Der Hersteller hat an wissenschaftlichen Studien mitgearbeitet und uns diese auf Nachfrage zugeschickt. Allerdings handelt es sich dabei ausschließlich um Untersuchungen an Ratten und Mäusen. Tierstudien können nie als Nachweis für eine Wirksamkeit beim Menschen gelten. Laut Hersteller ist eine Wirksamkeitsstudie mit Menschen derzeit in Arbeit.

Gesundheitsfördernde Vitamine und Mineralstoffe?

Viele Nahrungsergänzungsmittel werben mit angeblich gesundheitsförderlichen Inhaltsstoffen. Auch auf der Homepage von Smartsleep wird erzählt, welche Inhaltsstoffe eine besondere Funktion in unserem Körper erfüllen. Doch sinnvoll sind solche Ergänzungen nur, wenn ein ärztlich nachgewiesener Mangel besteht – es macht keinen Sinn, zusätzliche Vitamine und Spurenelemente zuzuführen, wenn der Körper genug zur Verfügung hat, egal wie gesund die einzelnen Bestandteile klingen mögen. Ein Zuviel kann sogar bei manchen Vitaminen langfristig zu Schäden führen [1, 2].

Wie in Österreich und Deutschland durchgeführte Untersuchungen zeigen, ist der Großteil der Bevölkerung ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt [3, 4]. Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen halten Fachleute daher in der Regel für unnötig [4-6].

Nutzen von Nahrungsergänzung für Schlaf oft fraglich

Nicht einmal der berühmte Baldrian hat bisher beweisen können, dass er bei Schlafstörungen tatsächlich hilft (siehe Baldrian: pflanzliches Schlafmittel mit Fragezeichen). Und ganz ähnlich sieht es etwa für Nahrungsergänzungsmittel mit Hopfen aus (siehe aus, hier etwa die Details zu Hopfen: Verbessert Hopfen den Schlaf?).

Was tun, wenn der Schlaf keine Erholung bringt?

Wir alle haben hin und wieder eine schlechte Nacht – wir grübeln über Probleme, es ist zu warm oder zu kalt, zu laut oder zu hell. So lange das nicht zu oft über einen längeren Zeitraum vorkommt, ist das kein Problem. Erst wer in mehr als drei Nächten pro Woche schlecht schläft und das über mehr als einen Monat, könnte eine chronische Schlafstörung (Insomnie) haben [7]. Es kann sinnvoll sein, dieses Problem mit seiner Ärztin/seinem Arzt zu besprechen.

Oft kann es schon helfen, die Schlafgewohnheiten zu ändern, also die sogenannte „Schlafhygiene“ zu verbessern. Dazu gehören so einfache Maßnahmen wie keine schweren Mahlzeiten am späten Abend, im Bett nicht fernzusehen oder erst ins Bett zu gehen, wenn man wirklich müde ist.

Rituale, Entspannungstechnik und körperliche Bewegung können ebenfalls helfen. Führt dies nicht zum Erfolg, stehen eine kognitive Verhaltenstherapie und letztlich verschreibungspflichtige Schlafmittel (etwa Benzodiazepine) als wirksame Optionen zur Verfügung. Letztere dürfen nur für eine begrenzte Zeit eingesetzt werden, weil sie zahlreiche Nebenwirkungen haben und schnell abhängig machen [7].

Weitere wissenschaftlich gesicherte Informationen zu Schlafstörungen finden sich auf der unabhängigen Seite Gesundheitsinformation.de.

Die Studien im Detail

Wir haben keine Studien zu Smartsleep gefunden.

[1] IQWIG (2017)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Nutzen und Schaden von Nahrungsergänzungsmittel. Abgerufen am 17. 7. 2020 unter Gesundheitsinformation.de

[2] Medizin-transparent (2016)
Vitamintabletten – gesund oder gefährlich https://www.medizin-transparent.at/vitamintabletten-gesund-oder-gefahrlich/

[3] Bundesministerium für Gesundheit (2017)
Ernährungsbericht Österreich 2017. Abgerufen am 17. 7. 2020 unter ernaehrungsbericht.univie.ac.at https://ernaehrungsbericht.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/dep_ernaehrung/forschung/ernaehrungsberichte/erna_hrungsbericht2017_web_20171018.pdf

[4] Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2012)
Bechthold A, Albrecht V, Leschik-Bonnet E, Heseker H. Beurteilung der Vitaminversorgung in Deutschland. Teil 1: Daten zur Vitaminzufuhr. Ernährungs Umschau 59 (2012) 324-336. Abgerufen am 17.7.2020 unter www.ernaehrungs-umschau.de

[5] Österreichische Gesellschaft für Ernährung
Nahrungsergänzungsmittel. Abgerufen am 17. 7. 2020 unter www.oege.at

[6] UpToDate (2020)
Fairfield KM. Vitamin supplementation in disease prevention. In JA Melin (ed.). UpToDate. Abgerufen am 17. 7. 2020 unter www.uptodate.com

[7] IQWIG (2017)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Schlafstörungen. Abgerufen am 17. 7. 2020 unter Gesundheitsinformation.de

[8] EFSA (2019)
Stellungnahmen der European Food Safety Authority (EFSA) zu Gesundheitsbehauptungen über
Magnesium, Niacin und Riboflavin

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