Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert.

Hopfen: eher keine Hilfe für besseren Schlaf

Hopfen gilt als natürliches Hausmittel für besseren Schlaf. Kombi-Präparate, die neben Hopfen noch andere Mittel enthalten, scheinen bei Schlafproblemen jedoch nicht zu helfen.

Hilft eine Mischung aus Hopfen und anderen natürlichen Mitteln bei Schlafproblemen?

Hilft Hopfen als einzelner Wirkstoff bei Schlafproblemen?

Als einzelner Wirkstoff ist Hopfen nicht gut erforscht. Aussagekräftige klinische Studien gibt es nur zu Mischpräparaten, die außer Hopfen noch folgende Mittel enthalten: Baldrian, ungesättigte pflanzliche Fette oder aufbereitetes Milcheiweiß in Kombination mit einem Extrakt der Chinesischen Dattel. Ergebnisse bisheriger Studien deuten darauf hin, dass diese Mischungen den Schlaf nicht verbessern können.

so arbeiten wir
© patjo - shutterstock.com Mit Hopfen zufrieden einschlafen statt Schäfchen zählen?
© patjo – shutterstock.com

Guten Morgen, gut geschlafen? Nein? Dann wissen Sie sicher, dass Schlafmangel die Lebensqualität senkt. Wer regelmäßig unter Schlafstörungen leidet, also nicht gut durchschläft, schwer einschläft oder zu früh aufwacht, sehnt sich nach einem nebenwirkungsfreien Hilfsmittel.

Hoffen auf Hopfen

Pflanzliche Präparate sind besonders beliebt. In Deutschland greift etwa einer von 20 Menschen zu solchen rezeptfrei erhältlichen Mitteln [7]. Baldrian ist das bekannteste. Ob Baldrian-Mittel für erholsameren Schlaf sorgen, ist jedoch nicht gut erforscht (siehe „Baldrian: Pflanzliches Schlafmittel mit Fragezeichen“).

Daneben gibt es noch andere Pflanzenextrakte als „natürliche“ Schlafhilfen im Angebot, beispielsweise Hopfen. Aber kann Hopfen tatsächlich den Schlaf verbessern?

Nur wie Placebo?

Für Hopfen als Einzelwirkstoff ist die Frage nach der Wirksamkeit schnell beantwortet: Wir haben keine klinischen Studien dazu gefunden. Ob oder wie gut Hopfen tatsächlich wirkt, müssen erst streng wissenschaftlich durchgeführte Studien zeigen. Wir können also nicht sagen, ob Hopfen alleine den Schlaf verbessert.

Was sehr wohl schon untersucht wurde: Kombinationen von Hopfen mit anderen Wirkstoffen. Bei den meisten Studien testeten Forschungsteams Hopfen in Kombination mit Baldrian. Dass diese Mischung für besseren Schlaf sorgt, ist jedoch fraglich. Die einzige einigermaßen gut durchgeführte Studie fand keinen Unterschied zum Scheinpräparat ohne Wirkstoff [1].

Drei weitere klinische Studien erwecken zwar den Anschein, dass der Mix aus Hopfen, Baldrian und teilweise auch Passionsblume für einen ausgeschlafenen Morgen sorgt. Zwei davon wurden von Herstellern finanziert; und sie alle erfüllten jedoch diverse wissenschaftliche Gütekriterien nicht und sind daher nicht vertrauenswürdig [2-4].

Wohl keine Wirkung auf Schlaf

Anders war das bei zwei weiteren Studien zu Kombipräparaten. Sie wurden zwar ebenfalls von Herstellen beauftragt [5,6], waren jedoch gut durchgeführt.

Sie lieferten allerdings nicht die Ergebnisse, die man sich als Hersteller wünschen dürfte. In einer Studie schliefen die Teilnehmenden nicht besser, wenn sie ein Präparat aus Hopfen und Pflanzenölen mit ungesättigten Fettsäuren einnahmen [5]. In der zweiten Untersuchung konnte ein Mix aus Hopfen, Chinesischer Dattel und aufgespaltenem Milchprotein den Schlaf nicht verbessern [6].

In Kombination mit anderen „natürlichen“ Mitteln scheint Hopfen also nichts gegen Schlafstörungen ausrichten zu können.

Tipps bei Schlafproblemen

Erwachsene schlafen durchschnittlich rund sieben Stunden, doch jeder Mensch braucht unterschiedlich viel Schlaf. Schlafprobleme sind relativ weit verbreitet. Etwa zehn bis 20 Prozent der Bevölkerung leiden gelegentlich darunter [8].

Zwar gibt es eine Reihe von Tipps gegen Schlafstörungen. Sehr gut abgesichert sind diese allerdings nicht. Dazu zählen verschiedene Formen von Entspannung, leichte Bewegung, aber keine schweren Mahlzeiten am Abend oder das berühmte Glas warmer Milch [8].

Rezeptpflichtige Medikamente verschreiben Ärztinnen und Ärzte üblicherweise nur bei schweren Schlafstörungen. Sie empfehlen, diese Schlafmittel nur über einen begrenzten Zeitraum einzunehmen, da sie sonst abhängig machen. Zudem können sie die Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit am nächsten Tag beeinträchtigen [8].

Weitere Informationen zum Thema hat das unabhängige Portal Gesundheitsinformation.de des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen aufbereitet: „Schlafstörungen

Die Studien im Detail

Bei unserer Literaturrecherche haben wir insgesamt sechs randomisiert-kontrollierte klinische Studien gefunden. In diesen wurde die Wirkung von Hopfen auf den Schlaf überprüft. Die untersuchten Mittel waren Kombinationspräparate mit Hopfen als Bestandteil. Zumindest fünf Studien [1] [3-6] wurden durch die Hersteller finanziert.

Hopfen und Baldrian

Drei Studien [2-4] scheinen auf den ersten Blick zu zeigen, dass Mittel aus Baldrian, Hopfen und in einem Fall auch noch Passionsblume den Schlaf besser fördern als ein Scheinpräparat (Placebo) ohne Wirkstoff.

Diese drei Studien sind jedoch von schlechter methodischer Güte und nicht vertrauenswürdig. So fehlen in einer Studie fehlen überhaupt Details zu den Ergebnissen [3]. In einer weiteren ist die statistische Auswertung nicht nachvollziehbar und somit fragwürdig [4].

Oder es wurde [2] untersucht, ob ein Präparat aus Baldrian, Hopfen und Passionsblume ähnlich gut hilft wie das Schlafmittel Zolpidem. Die Ergebnisse nach 14 Tagen scheinen das zwar nahezulegen. Mit der gewählten statistischen Auswertungsmethode ist es aber gar nicht möglich, das zu belegen.

Zudem könnte die Erwartungshaltung der Testpersonen und der Studienleitung das Ergebnis beeinflusst haben. Es ist nämlich wahrscheinlich, dass den Beteiligten bewusst war, wer das pflanzliche Präparat und wer Zolpidem eingenommen hat.

Möglicherweise ohne Wirkung

Die umfangreichste Studie [1] zur Kombination aus Hopfen und Baldrian umfasste 140 Personen mit einer Schlafstörung. Die Hälfte erhielt das pflanzliche Mittel, die anderen ein gleich aussehendes Placebo-Mittel. Die Zuteilung zu beiden Gruppen entschied das Los. Vier Wochen später konnte das Forschungsteam keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen feststellen. Das heißt, das pflanzliche Mittel hatte den Schlaf nicht verbessert, zumindest nicht über den Placebo-Effekt hinausgehend.

Im Gegensatz zu den drei bereits genannten Untersuchungen ist diese Studie einigermaßen gut durchgeführt. Ihre Ergebnisse sind daher vertrauenswürdig. 140 Teilnehmende sind jedoch zu wenig, um die Unwirksamkeit von Hopfen in Kombination mit Baldrian deutlich zu belegen, dazu sind weitere Studien nötig.

Andere Kombinationen mit Hopfen

Zwei weitere gut gemachte Studien haben andere Kombipräparate mit Hopfen untersucht [5,6]. Auch hier wirkte das Mittel mit Hopfen nicht besser als ein Placebo-Mittel.

In einer Studie [5] wurden 101 Frauen und Männer mit Schlafstörungen zwei Gruppen zugelost. Die eine Gruppe bekam Kapseln mit Hopfen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die andere Placebo-Kapseln mit Olivenöl. Dabei wussten die Testpersonen nicht, welche Art Kapseln sie bekommen hatten. Auch einen Monat zeigte sich kein Unterschied zwischen den Gruppen. Das untersuchte Mittel schien nicht zu längerem und erholsamerem Schlaf zu verhelfen.

Die zweite Studie [6] untersuchte 171 Menschen, die von Problemen mit dem Schlafen berichtet hatten. Der Hälfte wurde per Zufall das zu untersuchende Mittel zugeteilt: eine Kombination von Extrakten aus Hopfen, Chinesischer Dattel Zizyphus jujube und dem Milchprotein-Hydrolysat „Lactium“. Die anderen Testpersonen erhielten ein Placebo-Mittel. Zwei Wochen später zeigte die Auswertung von Fragebögen zur Schlafqualität keinen Unterschied zwischen beiden Gruppen.

Mehr Forschung nötig

Insgesamt deuten also drei Studien mit in Summe 412 teilnehmenden Männern und Frauen darauf hin, dass verschiedene Kombi-Präparate mit Hopfen den Schlaf nicht verbessern können. Allerdings unterschieden sich sowohl die untersuchten Präparate als auch die Versuchspersonen in diesen Studien deutlich voneinander. Somit ist nicht völlig ausgeschlossen, dass Hopfen in der einen oder anderen Form doch bei Schlafstörungen hilft. Klärung bringen können nur weitere Studien, die an vielen Menschen und streng nach wissenschaftlichen Gütekriterien durchgeführt werden.

[1] Morin u.a. (2005)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
Dauer: 4 Wochen
Teilnehmende: 201 Erwachsene mit diagnostizierter Schlafstörung, davon 140 für den Vergleich Hopfen & Baldrian gegen Placebo
Fragestellung: Hilft ein Kombinationspräparat aus Hopfen und Baldrian bei Schlafstörungen besser als ein wirkstofffreies Placebomittel (beziehungsweise gleich gut wie das Mittel Diphenhydramin)?
Interessenskonflikte: finanziert durch die Firma SmithKline Beecham

Morin CM, Koetter U, Bastien C, Ware JC, Wooten V. Valerian-hops combination and diphenhydramine for treating insomnia: a randomized placebo-controlled clinical trial. Sleep. 2005 Nov;28(11):1465-71. (Zusammenfassung der Studie)

[2] Maroo & Hazra (2013)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
Dauer: 2 Wochen
Teilnehmende: 91 Erwachsene mit diagnostizierter Schlafstörung
Fragestellung: Hilft ein Kombinationspräparat aus Hopfen, Baldrian und Passionsblume bei Schlafstörungen genauso gut wie Zolpidem?
Interessenskonflikte: laut eigenen Angaben keine Finanzierung durch die Herstellerfirma, aber Präparat zur Verfügung gestellt durch M/s Tablets in Indien, Chennai.

Maroo N, Hazra A, Das T. Efficacy and safety of a polyherbal sedative-hypnotic formulation NSF-3 in primary insomnia in comparison to zolpidem: a randomized controlled trial. Indian J Pharmacol. 2013 Jan-Feb;45(1):34-9. (Studie in voller Länge)

[3] Dimpfel & Suter (2008)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
Dauer: 2x 1 Nacht
Teilnehmende: 42 Personen, die von Problemen beim Schlafen berichten
Fragestellung: Hilft ein Kombinationspräparat aus Hopfen und Baldrian, tiefer zu schlafen als ein Placebo-Präparat ohne Wirkstoff?
Interessenskonflikte: Die Studie wurde im Schlaflabor der Firma Bioforce AG durchgeführt, die u.a. ein Mittel aus Baldrian und Hopfen herstellt. Finanziert wurde sie von der Firma NeuroCode AG, einem Hirnforschungs-Institut, welches Auftragsforschung durchführt.

Dimpfel W, Suter A. Sleep improving effects of a single dose administration of a valerian/hops fluid extract – a double blind, randomized, placebo-controlled sleep-EEG study in a parallel design using electrohypnograms. Eur J Med Res. 2008 May 26;13(5):200-4. (Zusammenfassung der Studie)

[4] Koetter u.a. (2007)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
Dauer: 4 Wochen
Teilnehmende: 30 Erwachsene mit Schlafstörungen
Fragestellung: Helfen Baldrian oder ein Kombinationspräparat aus Hopfen und Baldrian besser bei Schlafstörungen als ein Placebo-Präparat ohne Wirkstoff?
Interessenskonflikte: Einer der beiden Autoren arbeitet für die Firma Zeller, die pflanzliche Schlafmittel vertreibt.

Koetter U, Schrader E, Käufeler R, Brattström A. A randomized, double blind, placebo-controlled, prospective clinical study to demonstrate clinical efficacy of a fixed valerian hops extract combination (Ze 91019) in patients suffering from non-organic sleep disorder. Phytother Res. 2007 Sep;21(9):847-51. (Zusammenfassung der Studie)

[5] Cornu u.a. (2010)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
Dauer: 1 Monat
Teilnehmende: 101 Menschen mit diagnostizierter Schlafstörung
Fragestellung: Hilft ein Kombinationspräparat aus Hopfen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren bei Schlafstörungen?
Interessenskonflikte: finanziert durch die Herstellerfirma Persee Medica

Cornu C, Remontet L, Noel-Baron F, Nicolas A, Feugier-Favier N, Roy P,
Claustrat B, Saadatian-Elahi M, Kassaï B. A dietary supplement to improve the quality of sleep: a randomized placebo controlled trial. BMC Complement Altern Med. 2010 Jun 22;10:29. (Studie in voller Länge)

[6] Scholey u.a. (2017)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
Dauer: 14 Tage
Teilnehmende: 171 Menschen, die von Problemen beim Schlafen berichten
Fragestellung: Hilft ein Kombinationspräparat gegen Schlafstörungen, welches Extrakte aus Hopfen, der Chinesischen Dattel Zizyphus jujube und dem Milchprotein-Hydrolysat „Lactium“ enthält?
Interessenskonflikte: finanziert durch Sanofi Consumer Healthcare. Zusätzlich haben einige Personen aus dem Forschungsteam in der Vergangenheit finanzielle Zuwendungen durch etliche Unternehmen erhalten.

Scholey A, Benson S, Gibbs A, Perry N, Sarris J, Murray G. Exploring the
Effect of Lactium™ and Zizyphus Complex on Sleep Quality: A Double-Blind, Randomized Placebo-Controlled Trial. Nutrients. 2017 Feb 17;9(2). pii: E154. (Studie in voller Länge)

Weitere wissenschaftliche Quellen

[7] Techniker Krankenkasse (2017)
Schlaf gut, Deutschland. TK-Schlafstudie 2017. Umfrage zu den beliebtesten Einschlafhilfen in Deutschland im Jahr 2017, Seite 30. Zugriff am 16.7.2018 unter https://www.tk.de/centaurus/servlet/contentblob/962472/Datei/81647/TK-Schlafstudie-2017-Studienband.pdf

[8] IQWIG (2017)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Schlafstörungen. Aberufen am 16.7.2018 unter https://www.gesundheitsinformation.de/schlafstoerungen.2179.de.html

Der ursprünglicher Text wurde am 2.4.2014 veröffentlich. Eine neue Recherche hat unsere Conclusio zu Hopfen alleine nicht geändert. Wir haben allerdings unsere Fragestellung auf Kombipräparate erweitert.

In über 500 Faktenchecks suchen