Startseite ● Ashwagandha: Besserer Schlaf mit der Schlafbeere? Ashwagandha: Besserer Schlaf mit der Schlafbeere? Mittel mit Ashwagandha sollen den Schlaf verbessern. Bisherige Studien können diese Behauptung nicht belegen. Zudem gibt es Gesundheitsrisiken. 18. Dezember 2024 AutorIn: Iris Hinneburg Review: Jana Meixner Bernd Kerschner Teilen Verbessert Ashwagandha den Schlaf? wissenschaftliche Belege fehlen Das ist bisher nur in kleinen Studien mit methodischen Schwächen untersucht worden. Sie kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen. Ob Ashwagandha den Schlaf spürbar verbessert, ist deshalb unklar. so arbeiten wir Viele Menschen haben Probleme mit dem Schlaf © Andrii Lysenko – istockphoto.com Beim Zu-Bett-gehen nicht einschlafen können oder nachts um drei wach werden und stundenlang grübeln: Solche Schlafprobleme kennen viele Menschen. Manchmal sind sie nur vorübergehend, etwa in einer stressigen Berufsphase, manchmal halten sie aber auch für eine längere Zeit an. Die Folge: Am nächsten Tag ist man unausgeschlafen, schlapp und kann sich nicht richtig konzentrieren. Wer im Internet nach Abhilfe sucht, stößt schnell auf Mittel mit Ashwagandha, der indischen Schlafbeere (Withania somnifera). Nach der Lehre der traditionellen Ayurveda-Medizin soll sie Stress lindern und für einen besseren Schlaf sorgen. Nahrungsergänzungsmittel damit werden im Internet und Drogeriemärkten verkauft – als Pulver oder Kapseln zum Einnehmen. Wir haben überprüft, ob Ashwagandha wirklich beim Schlafen helfen kann. Kein Vertrauen in Studien zu Ashwagandha Bei unserer Recherche haben wir fünf Studien gefunden, die die Wirksamkeit von Ashwagandha bei Schlafstörungen untersucht haben [Quelle 1]. Klare Antworten können diese Studien allerdings keine geben. Erstens kommen sie zu widersprüchlichen Ergebnissen. Und zweitens haben die Studien grobe Mängel: Bei der Auswertung wurden nicht alle Daten berücksichtigt, und die Anzahl der Teilnehmenden ist viel zu klein, um die Ergebnisse auf alle Betroffenen übertragen zu können. Ashwagandha mit Risiken Nebenwirkungen von Ashwagandha sind bisher nur schlecht erforscht. Es gibt jedoch Hinweise, dass Produkte mit Ashwagandha möglicherweise ernsthafte Gesundheitsrisiken bergen: So warnte das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) davor, dass Ashwagandha negative Effekte auf Hormone und das Immunsystem haben könnte. Die Fachleute des Instituts vermuten außerdem, dass Ashwagandha bei einzelnen Personen einen Leberschaden oder sogar ein Leberversagen auslösen könnte. Solche Fälle wurden nämlich bereits berichtet. Daher rät das BfR von der Einnahme von Ashwagandha ab – das gilt besonders für Kinder, Schwangere, Stillende und Menschen mit einer Lebererkrankungen [Quelle 2]. In den Studien zu Schlafstörungen [Quelle 1] gab es keine besorgniserregenden Nebenwirkungen – bis auf einen allergischen Ausschlag bei zwei Teilnehmenden. Daraus lässt sich allerdings nicht schließen, dass der Verdacht des BfR auf eine leberschädigende Wirkung unbegründet ist. An den Studien haben nämlich viel zu wenige Personen teilgenommen, um seltene Nebenwirkungen zu bemerken. Außerdem ist unklar, ob die Forschungsteams hinter den Schlafstudien darauf geachtet haben, alle möglichen Nebenwirkungen zu erfassen. Was den Schlaf stört Für Schlafstörungen gibt es viele Ursachen: Manchmal sind es die Lebensumstände, etwa Stress im Beruf, Schichtarbeit oder Probleme in der Partnerschaft. Aber auch Erkrankungen und Beschwerden sowie Medikamente können den Schlaf stören [Quelle 3]. Was bei Schlafproblemen am besten hilft, ist kaum in aussagekräftigen Studien erforscht. Es gibt jedoch einiges, das man versuchen kann: abends auf schwere Mahlzeiten, Alkohol und Kaffee verzichten und aufregende Filme oder Diskussionen vermeiden; außerdem dafür sorgen, dass es im Schlafzimmer so dunkel, geräuscharm und kühl ist, wie man es als angenehm empfindet. Auch ein abendlicher Spaziergang, Rituale oder Entspannungstechniken sind Möglichkeiten, zur Ruhe zu kommen [Quelle 4]. Wie man besser schläft Bei länger anhaltenden Schlafproblemen ist ein Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin sinnvoll, um mögliche körperliche oder seelische Ursachen zu finden. Dabei kann auch ein Schlaf-Tagebuch helfen. Bei Bedarf kann der Arzt oder die Ärztin eine kognitive Verhaltenstherapie empfehlen oder kurzfristig Schlafmittel verordnen, damit die Nächte wieder erholsamer werden [Quellen 3,4]. In früheren Faktenchecks haben wir bereits untersucht, ob Baldrian, Hopfen oder CBD bei Schlafproblemen helfen. Weitere wissenschaftlich gesicherte Informationen zu Schlafstörungen haben die unabhängigen Seiten gesundheitsinformation.de und gesundheit.gv.at. Die Studien im Detail Nach welchen Studien haben wir gesucht? Bei unserer Recherche haben wir uns auf randomisiert-kontrollierte Studien beschränkt, denn nur diese Studienart kann die Wirksamkeit aussagekräftig untersuchen. Dabei werden die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip auf zwei Gruppen verteilt: Die eine bekommt Ashwagandha, die andere ein gleich aussehendes und gleich schmeckendes Scheinpräparat (Placebo). Für unsere Fragestellung haben wir eine Übersichtsarbeit [Quelle 1] gefunden, die die bisher durchgeführten randomisiert-kontrollierten Studien zusammenfasst. Insgesamt hat die Übersichtsarbeit fünf solcher Studien zu Ashwagandha analysiert. Sie wurden alle in Indien durchgeführt. Neuere Einzelstudien konnten wir bei einer Suche in mehreren großen Datenbanken nicht finden. Wie aussagekräftig sind diese Studien? Die in der Übersichtsarbeit analysierten Studien können nicht beantworten, ob Ashwagandha bei Schlafstörungen hilft. Der Grund sind mehrere Schwachpunkte, die die Verlässlichkeit dieser Studien einschränken: Wenige Teilnehmende: Ashwagandha wurde nur in wenigen kleinen Studien untersucht. Das macht es schwierig, die Ergebnisse zu verallgemeinern. Fehlende Daten: In den Studien sind nicht die Daten aller Teilnehmenden in die Auswertung eingeflossen. Das kann dazu führen, dass die Wirksamkeit von Ashwagandha überschätzt wird. Widersprüchliche Ergebnisse: In den Studien wurden die Auswirkungen auf den Schlaf auf sehr unterschiedliche Weise untersucht. Manche Ergebnisse deuten dabei eine schlafverbessernde Wirkung an, andere hingegen in Richtung Wirkungslosigkeit. Wissenschaftliche Quellen [1] Cheah et al. (2021) Effect of Ashwagandha (Withania somnifera) extract on sleep: A systematic review and meta-analysis. PLoS One 2021, 16:e0257843 (Übersichtsarbeit in voller Länge) [2] BfR (2024) Ashwagandha: Schlafbeeren-Präparate mit möglichen Gesundheitsrisiken. Mitteilung 39/2024 vom 10. September 2024. Abgerufen am 4.12.2024 unter bfr.bund.de [3] IQWiG (2024) Schlafprobleme und Schlafstörungen (Insomnie). Abgerufen am 4.12.2024 unter gesundheitsinformation.de [4] UpToDate (2024)Overview of the treatment of insomnia in adults. Abgerufen am 4.12.2024 unter uptodate.com (Zugang kostenpflichtig) Versionsgeschichte 18.12.2024: erste Version des Faktenchecks Schlagworte AshwagandaAshwagandhaSchlafSchlafbeereSchlafstörungenWithania somnifera In über 500 Faktenchecks suchen