Zeolith: Wirkung zur Entgiftung fragwürdig

Zeolith – in Pulverform eingenommen – soll eine entgiftende und gesundheitsfördernde Wirkung haben. Wissenschaftlich ist das nicht haltbar.

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Review:  Jana Meixner 

Kann Zeolith Gesundheitsprobleme lindern oder diesen vorbeugen?

Bisherige Studien können keine Hinweise darauf geben, dass die Einnahme von Zeolith Gesundheitsproblemen vorbeugt oder sie lindert. Eine entgiftende Wirkung ist wissenschaftlich nicht plausibel.

so arbeiten wir
© Julian Popov - Shutterstock.com Zeolith ist ein vulkanisches Gestein, das zermahlen zur Nahrungsergänzung beworben wird.
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Zeolith ist poröses Vulkangestein, das in Pulverform zerrieben verschiedenste Stoffe an sich binden kann. In Form von Katzenstreu verhindert es so zum Beispiel unangenehme Gerüche, in der Industrie wird es zum Filtern von Abwasser verwendet, und als Zusatz in Waschpulver hilft es beim Entkalken von hartem Wasser.

Mit diversen Gesundheitsversprechen wird Zeolith auch als Mittel zum Einnehmen beworben – besonders die Zeolith-Variante Klinoptilolith. Als Pulver in Wasser eingerührt oder in Kapselform soll es als Detox-Kur eine angeblich entgiftende Wirkung haben oder bei Beschwerden mit dem Darm helfen. Außerdem soll das zermahlene Gestein diverse Krankheiten vorbeugen oder behandeln können, glaubt man der Werbung.

So mancher Hersteller behauptet, dass diese Wirkung wissenschaftlich gut belegt sei. Wir haben uns das genauer angesehen.

Haltlose Behauptungen

Nicht jede Studie ist auch geeignet, eine Wirksamkeit belegen zu können. Voraussetzung dafür ist, dass zwei Gruppen miteinander verglichen wurden, denen die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip zugelost werden. Eine Gruppe nimmt Zeolith ein, die andere ein Pulver ohne Wirkstoff (Placebo).

Acht [1-6,9,10] der von uns gefundenen Studien haben auf diese Art untersucht, ob Zeolith die Gesundheit merkbar beeinflussen kann. Hinweise darauf kann jedoch keine davon liefern – denn die Studien besitzen keinerlei Aussagekraft (zur Begründung siehe Abschnitt Studien im Detail).

Unbelegt bleiben daher die in den Studien untersuchten Behauptungen, dass Zeolith zum Beispiel:

  • einem Alkohol-Kater vorbeugt [1]
  • bei Osteoporose Knochenbrüchen vorbeugt oder die Knochendichte erhöht [2]
  • Reizdarm-Symptome lindert [3,4,9]
  • Sodbrennen bessert [5]
  • Magen-Darm-Beschwerden vorbeugt, die durch Schmerzmittel verursacht wurden [5]
  • Nebenwirkungen einer Chemotherapie lindert [6]
  • Bei Dickdarmkrebs in Kombination mit einer Chemotherapie helfen [10]

Eine weitere Studie [7] hat untersucht, ob Zeolith die sportliche Leistungsfähigkeit erhöhen kann. Einen Vorteil für Zeolith findet sie nicht – die Ergebnisse sind aber kaum aussagekräftig.

Die Studien wurden von den Herstellerfirmen von Zeolith-Produkten Panaceo, Absorbatox und G-PUR finanziert oder von Personen mit enger Verbindung zu diesen Unternehmen durchgeführt.

Unplausible Detox-Behauptung

Zeolith wird auch als Detox-Kur zur „Entgiftung“ beworben, angeblich befreit es den Körper von Schadstoffen. Um welche Gifte es sich handeln soll, bleibt jedoch unklar. Schadstoffe baut der Körper üblicherweise über die Leber ab und scheidet sie in Folge aus. Wir haben dazu bereits einen eigenen Beitrag veröffentlicht.

Es gibt tatsächlich Schadstoffe wie zum Beispiel Schwermetalle, die sich im Fettgewebe unseres Körpers oder in den Knochen anreichern können. Befinden sich solch schädliche Stoffe in der Nahrung, die man gerade zu sich nimmt, könnte Zeolith sie im Darm eventuell binden. Dann würden sie mit dem Kot ausgeschieden, bevor sie ins Blut und damit in den restlichen Körper gelangen [8]. Dabei würden jedoch keine bereits im Körper gespeicherten Gifte entfernt, sondern nur solche, die sich im gerade verdauten Nahrungsbrei befinden.

Nebenwirkungen von Zeolith kaum erforscht

Zeolith bindet nicht nur Schadstoffe. Er könnte dem Nahrungsbrei auch wichtige Nährstoffe entziehen. Ob die regelmäßige Einnahme von Zeolith dadurch zu einem Nährstoffmangel führen kann oder eine unerwünschte Auswirkung auf die Verdauung hat, ist allerdings nicht erforscht.

Zeolith ist eine Verbindung aus Silizium und Aluminium. Bei Milchkühen scheint das Verfüttern von Zeolith die Blutwerte von Aluminium zu erhöhen [7]. Ob die Aluminiumwerte die Gesundheit beeinträchtigen können, ist allerdings unklar. Zudem lassen sich Ergebnisse aus Tierversuchen nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen.

Laborwerte ohne Aussagekraft

Bei unserer Recherche sind wir auch auf mehrere Studien gestoßen, die die Auswirkung von Zeolith auf verschiedene Blut- und Laborwerte erhoben haben. Veränderungen bei solchen Werten müssen allerdings keine Auswirkung auf die Gesundheit haben. Daher haben wir nur Untersuchungen berücksichtigt, in denen die Teilnehmenden eventuell eintretende Verbesserungen auch spüren könnten.

Die Studien im Detail

Welche Studien haben wir berücksichtigt?

Ob Zeolith Gesundheitsbeschwerden lindern oder ihnen vorbeugen kann, lässt sich nur in randomisiert-kontrollierten Studien aussagekräftig überprüfen. Dabei werden die Teilnehmerinnen zufällig (randomisiert) auf zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe nimmt regelmäßig Zeolith in Pulverform oder als Kapsel ein, die andere ein gleich aussehendes und schmeckendes Scheinmedikament (Placebo). Weder die Teilnehmenden noch das Forschungsteam sollten wissen, wer welcher Gruppe zugeteilt wurde. Fachleute bezeichnen das als „Verblindung“.

Berücksichtigt haben wir nur Studien, die spürbare Auswirkungen auf die Gesundheit untersucht haben.

Bei unserer umfangreichen Recherche in drei Forschungsdatenbanken und auf den Webseiten der Herstellerfirmen von Panaceo, Absorbatox und G-PUR haben wir acht solcher Studien gefunden, die die Auswirkung auf Gesundheitsbeschwerden untersucht haben [1-6,9,10]. Zusätzlich sind wir auf eine Studie [7] gestoßen, die eine Auswirkung auf die sportliche Leistungsfähigkeit getestet hat.

Wie aussagekräftig sind die Studien?

Die Aussagekraft der Studien [1-7,9,10] stufen wir als unzureichend ein. Die Gründe sind folgende:

  • Vorbeugung von Alkohol-Kater: In der einzigen Studie dazu [1] ist unklar, ob die Zeolith-Gruppe gleich viel Alkohol getrunken hat wie die Placebo-Gruppe. Ein fairer Vergleich ist daher nicht möglich. Die Anzahl der Teilnehmenden ist mit 42 zu gering für aussagekräftige Ergebnisse. In die Auswertung sind allerdings ohnehin nur Daten von 25 Personen eingeflossen.
  • Behandlung von Osteoporose: In der einzigen Studie dazu [2] sind die Zahlen für die gemessene Knochendichte unplausibel. Sie waren nach 12 Monaten auf die Kommastelle genau gleich groß wie nach 4 Monaten. Während die Knochendichte mit Zeolith höher zu sein scheint als mit Placebo, gab es laut Forschungsteam keinen Unterschied in der Anzahl der Knochenbrüche. Nachvollziehbare Zahlen dazu fehlen jedoch. 100 Teilnehmende sind zu wenig für wirklich aussagekräftige Ergebnisse – zudem fehlen die Daten von 19 Personen.
  • Besserung des Reizdarmsyndroms: In zwei Forschungsarbeiten [3,4] dazu ist nicht angegeben, wie die Zahlen zur Stärke, Anzahl und Häufigkeit der Symptome ermittelt wurden. In einer Arbeit [3] gab es zudem vor Studienbeginn deutliche Unterschiede zwischen der Zeolith-Gruppe und der Placebo-Gruppe. In der anderen Arbeit [4] wurde das nicht überprüft. In der neuesten Studie [9] schätzten die Teilnehmenden auf einem Fragebogen ein, ob sich ihre Symptome besserten. Den Ergebnissen zufolge schien dies jedoch nicht der Fall gewesen zu sein. In allen drei Studien ist die Anzahl der Teilnehmenden ist mit 54 bzw. 41 oder 30 viel zu gering für aussagekräftige Ergebnisse.
  • Linderung von Sodbrennen: An der Studie dazu [5] nahmen mit 25 Teilnehmenden zu wenige Personen für ein aussagekräftiges Ergebnis teil. 13 davon nahmen während der Studie zudem ein Medikament gegen Sodbrennen ein. Dies kann die Ergebnisse verfälscht haben. Außerdem ist unklar, ob die Gruppen vor Studienbeginn vergleichbar waren.
  • Vorbeugung von Magen-Darm-Beschwerden, die durch Schmerzmittel verursacht werden: In der einzigen Studie dazu [5] nahmen 23 Personen teil – viel zu wenige, um aussagekräftig zu sein. Außerdem ist unklar, ob die Gruppen vor Studienbeginn vergleichbar waren.
  • Linderung der Nebenwirkungen einer Chemotherapie: In der Studie [6] dazu unterschieden sich die beiden Gruppen vor Studienbeginn deutlich voneinander. Ein fairer Vergleich ist daher nicht möglich. Zudem sind die Ergebnisse der Studie nicht nachvollziehbar, denn konkrete Zahlen dazu fehlen teilweise. Auch fehlen die Daten von rund einem Drittel der Teilnehmenden.
  • Hilfe bei Dickdarmkrebs: In einer weiteren Analyse [10] dieser Studie [6] untersuchte das Forschungsteam, ob die Chemotherapie-behandelten Dickdarmkrebs-Patientinnen und Patienten länger oder länger beschwerdefrei blieben. Die Ergebnisse zeigen jedoch keinen Unterschied zwischen Zeolith- und Scheinpräparat-Gruppe. Da sich die beiden Gruppen teilweise bereits vor Studienbeginn unterschieden, ist die Studie jedoch nur eingeschränkt aussagekräftig.
  • Sportliche Leistungsfähigkeit: Wie hoch die sportliche Leistung der beiden Gruppen genau war, ist in der Studie dazu [7] nicht herauslesbar, denn konkrete Zahlen dazu fehlen. Zudem ist die Anzahl der Teilnehmenden mit 56 zu gering für gut gesicherte Ergebnisse.

[1] Gandy (2015)
Gandy JJ, Laurens I, Snyman JR. Potentiated clinoptilolite reduces signs and symptoms associated with veisalgia. Clin Exp Gastroenterol. 2015 Aug 25;8:271-7. (Studie in voller Länge)

[2] Kraljević Pavelić (2021)
Kraljević Pavelić S, Micek V, Bobinac D, u.a. Treatment of osteoporosis with a modified zeolite shows beneficial effects in an osteoporotic rat model and a human clinical trial. Exp Biol Med (Maywood). 2021 Mar;246(5):529-537. (Studie in voller Länge)

[3] Lamprecht (2017)
Lamprecht, J. C., Ellis, S., Snyman, J. R., & Laurens, I. (2017). The effects of an artificially enhanced clinoptilolite in patients with irritable bowel syndrome. South African Family Practice, 59(1), 18-22. (Studie in voller Länge)

[4] Petkov (2021)
Petkov V, Schütz B, Eisenwagen S, Muss C, Mosgoeller W. PMA-zeolite can modulate inflammation associated markers in irritable bowel disease – an explorative randomized, double blinded, controlled pilot trial. Neuro Endocrinol Lett. 2021 Mar;42(1):1-12. (Studie in voller Länge)

[5] Potgieter (2014)
Potgieter W, Samuels CS, Snyman JR. Potentiated clinoptilolite: artificially enhanced aluminosilicate reduces symptoms associated with endoscopically negative gastroesophageal reflux disease and nonsteroidal anti-inflammatory drug induced gastritis. Clin Exp Gastroenterol. 2014 Jul 1;7:215-20. (Studie in voller Länge)

[6] Vitale (2020)
Vitale MG, Barbato C, Crispo A, u.a. ZeOxaNMulti Trial: A Randomized, Double-Blinded, Placebo-Controlled Trial of Oral PMA-zeolite to prevent Chemotherapy-Induced Side Effects, in particular, Peripheral Neuropathy. Molecules. 2020 May 13;25(10):2297. (Studie in voller Länge)

[7] Lamprecht (2015)
Lamprecht M, Bogner S, Steinbauer K, u.a. Effects of zeolite supplementation on parameters of intestinal barrier integrity, inflammation, redoxbiology and performance in aerobically trained subjects. J Int Soc Sports Nutr. 2015 Oct 20;12:40. (Studie in voller Länge)

[8] Samekova (2021)
Samekova K, Firbas C, Irrgeher J, Opper C, Prohaska T, Retzmann A, Tschegg C, Meisslitzer C, Tchaikovsky A, Gouya G, Freissmuth M, Wolzt M. Concomitant oral intake of purified clinoptilolite tuff (G-PUR) reduces enteral lead uptake in healthy humans. Sci Rep. 2021 Jul 20;11(1):14796. (Studie in voller Länge)

[9] Anderle (2022)
Anderle K, Wolzt M, Moser G, Keip B, Peter J, Meisslitzer C, Gouya G, Freissmuth M, Tschegg C. Safety and efficacy of purified clinoptilolite-tuff treatment in patients with irritable bowel syndrome with diarrhea: Randomized controlled trial. World J Gastroenterol. 2022 Dec 14;28(46):6573-6588. (Studie in voller Länge)

[10] Vitale (2022)
Vitale MG, Crispo A, …, Riccardi F. Survival analyses of the ZeOxaNMulti trial: Follow-up randomized, double-blinded, placebo-controlled trial of oral PMA-zeolite to prevent chemotherapy-induced side effects, especially peripheral neuropathy. Front Pharmacol. 2022 Nov 8;13:874028. (Studie in voller Länge)

  • 10. Mai 2023: neuere Studien [9,10] ändern unsere Einschätzung nicht
  • 27. September 2022: neuere Studien ändern unsere Einschätzung nicht
  • 31. März 2017: eine neue Studie [7] ändert unsere Einschätzung nicht
  • 26. Februar 2015: erste Version

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