Laser-Therapie gegen wunde Brustwarzen eher wirkungslos

Gegen wunde Brustwarzen beim Stillen wird eine Behandlung mit Laser beworben. Studien deuten jedoch an, dass eine solche Lasertherapie unwirksam ist.

AutorIn:
Review:  Jana Meixner 

Können Softlaser Schmerzen durch wunde Brustwarzen bessern?

Zwei kleine Studien deuten an, dass eine Lasertherapie Schmerzen nicht besser lindern kann als eine Scheinbehandlung – zumindest nicht in einem Zeitraum von 24 Stunden. Ob eine Lasertherapie hilft, wenn sie über mehrere Tage wiederholt wird, ist bisher nicht erforscht.

so arbeiten wir
Eine Mutter stillt ihr Baby Stillen klappt nicht immer problemlos
© South agency – istockphoto.com

Stillen ist nicht immer einfach. Häufig ist Übung nötig, damit es problemlos klappt. Schätzungen zufolge erleben mindestens die Hälfte der Mütter beim Stillen Schmerzen durch wunde Brustwarzen – vor allem in der ersten Zeit nach der Geburt [Quelle 3]. Diese können manchmal so belastend sein, dass betroffene Mütter mit dem Stillen ganz aufhören.

Helfen soll angeblich eine Behandlung mit einem Softlaser (auch als Low-Level-Laser bezeichnet). Dabei handelt es sich um ein Gerät, das aussieht wie ein großer Stift und – ähnlich einem Laserpointer – einen Strahl aus gebündeltem Licht erzeugt. Meist handelt es sich um sichtbares rotes Licht, es gibt aber auch Laser mit infraroter Wärmestrahlung.

Ein Hersteller solcher Lasergeräte wirbt damit, dass eine Bestrahlung der wunden Brustwarzen helfen kann. Bereits am zweiten Behandlungstag sollen sich dadurch Schmerzen deutlich bessern – und nach fünf Tagen könnten betroffene Frauen so gut wie schmerzfrei sein [Quelle 4]. Angeboten werden solche Behandlungen etwa von Hebammen oder in Geburtskliniken. Über spezialisierte Internetseiten lassen sich Softlaser-Geräte auch für den Heimgebrauch mieten – gegen eine Gebühr von 12 bis 18 Euro pro Tag (Stand Juni 2024).

Eher keine Hilfe

Wir wollten wissen, ob die Werbebehauptungen auch stimmen. Dazu haben wir nach aussagekräftigen wissenschaftlichen Studien gesucht – also nach solchen, in denen eine Laserbehandlung mit einer Scheinbehandlung verglichen wurde.

Gefunden haben wir zwei solche Studien – und diese lassen an der behaupteten Wirkung zweifeln [Quellen 1,2]. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Schmerzen durch wunde Brustwarzen nicht durch Laser lindern lassen. Die Untersuchungen liefern jedoch nur Daten über einen Zeitraum von 24 Stunden: Einen Tag nach der ersten Laserbehandlung besserten sich die Beschwerden zwar ein wenig – jedoch im selben Ausmaß wie nach einer Scheinbehandlung mit ausgeschaltetem Gerät. Das widerspricht der Behauptung, die Lasertherapie könne die Beschwerden bereits nach einem Tag deutlich lindern.

Die vermutliche Wirkungslosigkeit ist allerdings nicht gut abgesichert. Im Abschnitt „Die Studien im Detail“ gehen wir genauer darauf ein, warum wir die beiden Studien nur als eingeschränkt aussagekräftig einschätzen. So fehlen beispielsweise Daten zu einer mehrtägigen Behandlung. Das bedeutet jedoch, dass es auch keine Belege gibt für die Behauptung, eine mehrtägige Anwendung des Lasers könne helfen.

Wirkmechanismus fraglich

Zudem fehlt eine wissenschaftliche Erklärung, wie gebündeltes rotes Licht Schmerzen lindern oder den Heilungsprozess der Brustwarzen unterstützen soll. Viele Hersteller bleiben mit ihren Erklärungsversuchen vage und behaupten, die Lasertherapie würde bestimmte Prozesse in der Haut, in den Blutgefäßen und anderen Geweben „stimulieren“. Wissenschaftlich ist das nicht nachvollziehbar.

Sicher weil soft?

Softlaser werden damit beworben, keine Hitze zu entwickeln und die Haut nicht zu schädigen. Somit sollen sie auch in der Anwendung zuhause sicher sein.

Tatsächlich sind in den Studien keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten. Allerdings verspürten rund 5 von 100 Teilnehmerinnen ein Stechen bei der Anwendung.

Manche der zur Selbstbehandlung beworbenen Laser sind stark genug, um theoretisch für die Augen gefährlich zu sein. Spezielle Schutzbrillen können das Risiko für Augenschäden senken [Quelle 5].

Wodurch entstehen wunde Brustwarzen?

Bei stillenden Müttern ist die häufigste Ursache für schmerzende Brustwarzen, dass das Baby in einer ungünstigen daran saugt. Beispielsweise sollte das Baby nicht nur die Brustwarze, sondern auch einen Teil des Warzenhofs in den Mund nehmen. Die Grafik unter diesem Link (englische Beschriftung) [Quelle: Uptodate.com] veranschaulicht das und zeigt, durch welche Stillhaltungen die Mutter dem Baby das erleichtern kann. Die Seite Gesundheit.gv.at gibt weitere Tipps dazu, wie man das Baby am besten an die Brust anlegt.

Es gibt jedoch auch andere Ursachen für Brustwarzenverletzungen, darunter:

  • Hautausschlag an der Brust
  • zu häufiges Verwenden von Stilleinlagen im BH, durch welche die Brustwarze ständig feucht bleibt
  • reizende Körperpflegeprodukte
  • Wenn das Baby eine Fehlbildung des Mundes hat – etwa ein zu kurzes Zungenbändchen
  • Beißen des Babys

Was hilft?

Eventuell bessern sich die Beschwerden, wenn die Mutter eine bessere Stillposition findet, durch die das Baby seinen Mund besser an die Brust anlegen kann.

Studien deuten an, dass Salben aus Lanolin (Wollwachs) oder anderen Pflegeprodukten nicht helfen – auch wenn das manchmal empfohlen wird [Quelle: 6]. In diesen Studien haben sich die Schmerzen nach sieben bis zehn Tagen sowohl mit als auch ohne Pflegeprodukte deutlich gebessert [Quelle: 7].

Bei anhaltenden Problemen können betroffene Mütter Hilfe bei einer professionellen Stillberatung und bei einer Ärztin oder einem Arzt bekommen.

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Ob Softlaser bei wunden Brustwarzen helfen können, lässt sich am aussagekräftigsten in sogenannten randomisiert-kontrollierten Studien untersuchen. Dabei wird eine große Anzahl an betroffenen Frauen nach dem Zufallsprinzip (randomisiert) einer von zwei Gruppen zugeteilt. Die Frauen in der einen Gruppe bekommen – idealerweise mehrere Tage lang – eine Behandlung ihrer Brustwarzen mit einem Softlaser. Die andere Gruppe ist die Kontrollgruppe. Die ihr zugteilten Frauen bekommen eine Schein-Lasertherapie – mit ausgeschaltetem Gerät.

Dabei sollte niemand der Beteiligten merken, wer die echte und wer die Scheinbehandlung bekommt – beispielsweise mithilfe eines Sichtschutzes. Schließlich kann bereits die Erwartung einer Wirkung einen leicht schmerzstillenden Effekt haben. Fachleute nennen das Placeboeffekt. Die Geheimhaltung (die sogenannte Verblindung) stellt sicher, dass der Placeboeffekt das Ergebnis nicht verzerren kann.

Am Ende wird verglichen: Nur wenn die Beschwerden durch die Lasertherapie stärker zurückgegangen sind als durch die Scheinbehandlung, wäre das ein Beweis für die Wirksamkeit.

Wir haben mehrere Forschungsdatenbanken nach solchen Studien durchforstet. Gefunden haben wir zwei kleine Studien, beide von derselben brasilianischen Forschungsgruppe [Quellen 1,2].

Wie aussagekräftig sind die Studien?

Beide Studien deuten darauf hin, dass sich die Schmerzen in der Lasergruppe nicht von jenen in der Kontrollgruppe unterscheiden – weder direkt nach der ersten Behandlung noch 24 Stunden später.

Aus folgenden Gründen schätzen wir die Aussagekraft der beiden Studien als eingeschränkt ein:

  • Zu wenige Teilnehmerinnen: Beide Studien zusammen berichten die Ergebnisse von lediglich 91 Frauen. Das ist zu wenig für wirklich aussagekräftige Ergebnisse, von denen sich auf alle Betroffenen mit wunden Brustwarzen schließen lassen.
  • Fehlende Berechnung: In der ersten Studie mussten wir uns durch Nachrechnen selbst davon vergewissern, dass es keinen Unterschied zwischen den Gruppen gab – denn ein rechnerischer Vergleich fehlt in der Veröffentlichung [Quelle 1].
  • Fehlende Daten: In der älteren Studie fehlen die Daten von 54% der Teilnehmerinnen, in der aktuelleren Studie immerhin von 34%. Das kann die Ergebnisse stark verzerrt haben.
  • Zu wenige Tage für Folgebehandlungen: Die Forschungsgruppe hinter der älteren Studie hat zwar drei Behandlungen an drei aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt. Doch bereits nach 48 Stunden fehlten 86% der Teilnehmerinnen, am dritten Tag noch mehr.

[1] Coca et al. (2016) Efficacy of low-level laser therapy in relieving nipple pain in breastfeeding women: a triple-blind, randomized, controlled trial. Pain Management Nursing, 17(4), 281-289. (Zusammenfassung der Studie)

[2] Camargo et al. (2020) The effect of a single irradiation of low-level laser on nipple pain in breastfeeding women: a randomized controlled trial. Lasers in Medical Science, 35, 63-69. (Zusammenfassung der Studie)

[3] Dynamed (2024) Breastfeeding. Breast and Nipple Pain. Abgerufen am 2. 5. 2024 unter dynamed.com (Zugang kostenpflichtig)

[4] Softlaserverleih.at Heimtherapie für wunde Brustwarzen. Abgerufen am 25.6.2024 unter https://softlaserverleih.at/softlaser-verleih/ (Archivierte Version der Webseite)

[5] UpToDate (2024) Basic principles of medical lasers. Abgerufen am 3. 6. 2024 unter uptodate.com (Zugang kostenpflichtig)

[6] UpToDate (2024) Common problems of breastfeeding and weaning. Abgerufen am 2. 5. 2024 unter uptodate.com

[7] Dennis et al. (2014) Interventions for treating painful nipples among breastfeeding women. Cochrane Database of Systematic Reviews, (12). (Übersichtsarbeit in voller Länge)

  • 26.6.2024: erste Version

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