Hämolaser: fraglicher Nutzen von Blut-Bestrahlung mit Licht

Eine Blut-Bestrahlung mit Laser-Licht soll bei unterschiedlichsten Gesundheitsproblemen helfen. Wissenschaftliche Belege dafür gibt es keine.

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Review:  Jana Meixner 

Kann eine Laser-Bestrahlung von Blut mittels Infusionsnadel (Hämolaser-Behandlung) Beschwerden lindern oder bei Krankheiten helfen?

Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass eine Hämolaser-Behandlung eine lindernde oder heilende Wirkung bei Gesundheitsproblemen hat.

so arbeiten wir
© HENADZI KILENT - shutterstock Nach dem Einstechen wird das Blutgefäß mit Laser-Licht bestrahlt
© HENADZI KILENT – shutterstock

Mit einer Nadel in der Armbeuge geduldig dasitzen, während eine Lösung langsam in die Blutbahn tropft – mit einer solchen Infusion werden viele Medikamente verabreicht. Wie bei einer Infusion wird auch bei der sogenannten Hämolaser-Behandlung eine Nadel in eine Vene gestochen. Statt einer Medikamentenlösung gelangt jedoch rotes Laser-Licht über einen Glasfaserleiter durch die Nadel in das Blutgefäß.

Behauptungen von Anbietern zufolge hilft der Hämolaser bei einer langen Liste an Beschwerden und Krankheiten, die das ganze Alphabet umspannt: von Allergien, Bronchitis, der chronischen Lungenerkrankung COPD und Depression bis zu einer Zirrhose (schweren Schädigung) der Leber. Auch Schmerzen stillen und den Schlaf verbessern soll eine Hämolaser-Behandlung angeblich.

Wir haben nachgeforscht, ob die „Lichtinfusion“ mittels Hämolaser tatsächlich all diese Beschwerden lindern und die Gesundheit verbessern kann.

Mangel an Beweisen

Dazu haben wir nach Studien gesucht, in denen die Beschwerden von betroffenen Personen mit und ohne Hämolaser-Behandlung verglichen wurden. Doch ohne Erfolg: Für kein einziges Gesundheitsproblem haben wir Belege für eine Wirksamkeit gefunden. Die meisten der Behauptungen sind offensichtlich nie wissenschaftlich untersucht worden.

Nur drei Vergleichsstudien haben wir in Forschungsdatenbanken ausfindig machen können: eine zur Lungenerkrankung COPD [1], eine zu einer seltenen Form von Rheuma in der Jugend [2] und eine zu Schulterschmerzen [3]. Aussagekräftig ist jedoch keine dieser Studien, denn sie alle haben grobe Mängel (siehe Abschnitt „Studien im Detail“ weiter unten).

Mechanismus unklar

Dass dieselbe Behandlungsmethode derart viele unterschiedliche Gesundheitsprobleme bessern soll, ist eine unseriöse Behauptung. Es gibt keine einzelne Therapie, die das kann.

Unklar ist auch, über welchen Mechanismus eine Bestrahlung von Blut mit gebündeltem rotem Licht – also rotem Laser – die Gesundheit verbessern soll. Eine wissenschaftliche, nachvollziehbare Erklärung dazu findet sich weder bei Hämolaser-Anbietern noch bei den Autorinnen und Autoren der Studien zum Thema.

Die Studien im Detail

Welche Studien haben wir berücksichtigt?

Ob eine Therapie wie die Hämolaser-Behandlung wirksam ist, lässt sich nur in randomisiert-kontrollierten Studien überprüfen. In einer solchen Studie müsste eine große Anzahl an Personen teilnehmen. Per Zufall (randomisiert) würden die Teilnehmenden zwei Gruppen zugeteilt: Die Behandlungsgruppe erhielte Behandlungen mit dem Hämolaser, während die Kontrollgruppe nur eine Scheinbehandlung ohne Laser bekommt. Die zufällige Zuteilung stellt sicher, dass beide Gruppen gut vergleichbar sind, also beispielsweise die Beschwerden beider Gruppen gleich stark sind.

Idealerweise sollten weder die Teilnehmenden noch das wissenschaftliche Studienteam wissen, wer die echte und wer die Scheinbehandlung erhält. Nur dann lässt sich ausschließen, dass Erwartungen das Ergebnis beeinflussen.

Am Ende werden die Beschwerden der beiden Gruppen verglichen. Nur wenn sie in der Behandlungsgruppe deutlich geringer sind als in der Kontrollgruppe, wäre das ein Hinweis auf die Wirksamkeit der Hämolaser-Behandlung.

Um solche Studien zu finden, haben wir die zwei Forschungsdatenbanken Pubmed und Cochrane Library durchsucht.

Wie aussagekräftig sind die Studien?

Auch wenn die Autorinnen und Autoren der drei gefundenen Studien [1-3] behaupten, eine klare Wirksamkeit der Hämolaser-Behandlung festgestellt zu haben – keine der drei Studien eignet sich, dies tatsächlich zu belegen. Der Grund sind die folgenden groben Mängel:

  • Zu geringe Anzahl der Teilnehmenden: Für aussagekräftige Ergebnisse sind etwa 300 Teilnehmende nötig. Sind es deutlich weniger, können scheinbar positive Ergebnisse auch durch Zufall entstehen. An der Rheuma-Studie [2] haben nur 23 Kinder und Jugendliche teilgenommen; in der Schulterschmerz-Studie [3] waren es 30, und in der COPD-Studie [1] 83 Personen.
  • Fehlende Daten: In der Studie zu COPD [1] und zu Schulterschmerzen [3] fehlen Zahlen, um die Ergebnisse nachvollziehen zu können.
  • Vergleichbarkeit vor Studienbeginn unklar: In der Studie zu Schulterschmerzen [3] ist nicht nachvollziehbar, ob die beiden Gruppen vor Studienbeginn vergleichbar waren. Wenn sich die beiden Gruppen bereits zu diesem Zeitpunkt unterschieden haben, wäre der Vergleich zu Studienende unfair.
  • Fehlende Verblindung: In allen drei Studien wussten die Forschenden, wer die Hämolaser-Behandlung bekam und wer nicht. In der Studie zu COPD [1] und in der zu Schulterschmerzen [3] war das auch den Teilnehmenden bewusst. Die dadurch entstehenden Erwartungen könnten die Ergebnisse verzerrt haben.

Zusätzlich zu diesen Studien haben wir viele Untersuchungen gefunden, in denen diverse Blutwerte gemessen und verglichen wurden – von der Fließgeschwindigkeit des Blutes bis zu chemischen Laborwerten unterschiedlicher Blutbestandteile. Solche Messwerte lassen jedoch nicht verlässlich darauf schließen, ob sich Betroffene durch die Therapie auch wirklich besser fühlen – also beispielsweise weniger Schmerzen haben. Daher haben wir nur Studien berücksichtigt, die die tatsächlichen Beschwerden der Teilnehmenden untersucht haben.

[1] Balabina (2019)
Balabina NM, Kalyagin AN, Maksikova TM, Dulskiy VA, Haptanova VA, Zhigalova OV, Andreeva LS. Effect of low-intensity laser radiation on hemostasis in patients with chronic obstructive pulmonary disease. Bangladesh journal of medical science, 2019, 18(3), 586‐592. (Studie in voller Länge)

[2] Chiran (2013)
Chiran DA, Litscher G, Weber M, Ailioaie LM, Ailioaie C, Litscher D. Intravenous laser blood irradiation increases efficacy of etanercept in selected subtypes of juvenile idiopathic arthritis: an innovative clinical research approach. Evid Based Complement Alternat Med. 2013;2013:168134. (Studie in voller Länge)

[3] Momenzadeh (2016)
Momenzadeh S, Akhyani V, Razaghi Z, Ebadifar A, Abbasi M. Evaluation of the Effects of Intravenous and Percutaneous Low Level Laser Therapy in the Management of Shoulder Myofascial Pain Syndrome. J Lasers Med Sci. 2016 Winter;7(1):16-20. (Studie in voller Länge)

  • 6. Mai 2024: Bei einer Aktualisierungsrecherche fanden wir keine neuen Studien. Unsere Einschätzung bleibt unverändert.
  • 26. Juli 2022: Erste Version des Faktenchecks

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