Softlaser: Behandlung mit fraglicher Wirkung

Sie soll gegen unterschiedlichste Schmerzen helfen: die Softlaser-Therapie. Es gibt jedoch keine aussagekräftigen Studien, die das belegen könnten.

AutorIn:
Review:  Jana Meixner 

Können Softlaser bei Schmerzen in Gelenken, Muskeln, Sehnen oder im Rücken helfen?

Zu keiner der folgenden Beschwerden sind bisher ausreichend aussagekräftige Studien veröffentlicht worden, die eine schmerzlindernde Wirkung belegen können – etwa bei Kiefergelenksschmerzen, Rückenschmerzen, Fibromyalgie, Rheuma, Arthrose, Sehnenschmerzen oder bei Nackenschmerzen. Bei Schmerzen in der Fußsohle lassen Studien eine Wirkung zwar möglich erscheinen – unser Vertrauen in diese Studien ist jedoch gering.

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© zoranm – istockphoto.com Softlaser sollen auch bei Nackenschmerzen helfen – so die Werbung
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Laser sind bei vielen Gesundheitsproblemen eine wirksame Behandlung. Laser können etwa Kurzsichtigkeit verbessern, der Chirurgin bei einer komplizierten Operation helfen oder dem Hautarzt bei der Therapie von Hautproblemen. Dabei wird Licht so stark gebündelt, dass es Gewebe erhitzen und sogar verdampfen kann. Eine solche Behandlung ist also auch riskant, daher wird sie nur von geschultem medizinischem Personal durchgeführt.

Es ist beeindruckend, wie vielfältig Laser in der Medizin eingesetzt werden können. Beeindruckend klingen auch die Werbebehauptungen zu Behandlungen mit einem sogenannten Softlaser – auch als Low-Level-Laser-Therapie bezeichnet.

Damit soll es möglich sein, zahlreiche Beschwerden selbst zu behandeln – also ohne Ärztin oder Arzt, sondern zuhause in den eigenen vier Wänden. Der Lichtstrahl aus Softlaser-Geräten ist deutlich schwächer als jener aus medizinischen Lasern. Dennoch werden sie als wirksame Therapie beworben – etwa zur Schmerzlinderung bei unterschiedlichsten Gesundheitsproblemen und Erkrankungen. Passende Softlaser-Geräte bieten Hersteller auf ihren Webseiten zum Kaufen oder Mieten an.

Unbewiesene Wirkung

Wir haben die behauptete schmerzlindernde Wirkung von Softlasern überprüft. Dazu haben wir nach Übersichtsarbeiten gesucht, die die bisherige Forschungslage analysiert und zusammengefasst haben. Diese Analysen zeigen, dass es keine aussagekräftigen Studien zu dieser Art der Lasertherapie gibt. Bisherige Studien dazu sind so mangelhaft, dass sie keine Belege liefern können. Wie wir zu dieser Einschätzung kommen, erklären wir im Abschnitt „Die Studien im Detail“ am Ende dieses Beitrags.

Unbewiesen ist die angebliche schmerzstillende Wirkung der Softlasertherapie demnach bei folgenden Gesundheitsproblemen:

  • bei Rheuma (Rheumatoider Arthritis) – einer Erkrankung mit chronischen Gelenksentzündungen [Quelle 1]
  • bei chronischen Rückenschmerzen [Quelle 2]
  • bei Kieferschmerzen [Quellen 3,4]
  • bei Fibromyalgie – einer Erkrankung, bei der Schmerzen in der Haut, den Muskeln oder Gelenken auftreten [Quelle 5]
  • bei Nackenschmerzen durch eine Reizung der Nerven an den Halswirbeln [Quelle 6]
  • bei Sehnenschmerzen am Kniegelenk [Quelle 7]
  • bei Arthrose der Knie und Hüfte – einer schmerzhaften Gelenksabnutzung (dazu haben wir bereits einen eigenen Faktencheck veröffentlicht)

Hinweise auf die Nicht-Wirksamkeit einer Behandlung mit Softlaser zeigen Studien bei folgenden Beschwerden:

  • bei Schmerzen in der Achillessehne [Quelle 7]
  • bei Handgelenks-Arthrose – einer schmerzhaften Gelenksabnutzung (dazu haben wir bereits einen eigenen Faktencheck veröffentlicht)

Einzig bei einer schmerzenden Fußsohle, die durch eine Entzündung einer Sehnenplatte (Plantarfasziitis) versursacht wurde, lassen Studien eine schmerzlindernde Wirkung möglich scheinen [Quelle 7]. Belegt ist diese Wirkung jedoch nicht – denn die Studien dazu sind nur eingeschränkt aussagekräftig.

Zu anderen schmerzhaften Gesundheitsproblemen haben wir keine aktuellen Analysen der bisherigen Studienlage gefunden.

Gefahr für die Augen

Softlaser werden unter anderem damit beworben, ungefährlich zu sein. Manche im Internet erhältlichen Softlaser-Geräten sind jedoch deutlich stärker als handelsübliche Laserpointer und können für die Augen gefährlich sein. Denn gelangt Laserlicht ins Auge, kann es die Netzhaut schädigen [Quelle 8]. Dieses Risiko lässt sich verringern, indem man eine geeignete Schutzbrille trägt [Quelle 9].

Nur in sehr wenigen der bisher veröffentlichten Studien wurden Nebenwirkungen untersucht. Einzelne Teilnehmende berichteten etwa von einem brennenden Gefühl im behandelten Gelenk [Quelle 1]. In unserem Faktencheck zu Low-Level-Laser-Therapie bei Arthrose berichten wir, dass es in einer Studie zu Rötungen der Haut an der behandelten Stelle kam.

Fragwürdige Erklärung zum Wirkmechanismus

Wie könnte rotes Laserlicht oder infrarote Laserstrahlung eigentlich eine Linderung von Schmerzen bewirken? Eine wissenschaftlich schlüssige Erklärung können Hersteller solcher Geräte und Anbieter solcher Behandlungen nicht liefern.

Ein Hersteller schreibt beispielsweise, die Wirkung entspräche „der natürlichen Fotosynthese“. Diese gibt es aber nur bei Pflanzen, die mithilfe von Sonnenlicht aus CO2 Stärke und andere für ihr Wachstum benötigte Stoffe herstellen können. Menschliche und tierische Zellen können die Energie von Licht nicht nutzen.

Manchmal wird auch fälschlicherweise behauptet, Laserlicht würde unsere Zellen mit zusätzlicher Energie beliefern, indem sie die sogenannten Mitochondrien anregen. Das sind kleine Strukturen in jeder Zelle, die mithilfe des eingeatmeten Sauerstoffs Energie für den Körper produzieren. Es gibt jedoch keine wissenschaftlich nachvollziehbare Erklärung, wie Licht aus einem Softlaser diesen Prozess verstärken oder beeinflussen soll.

Viele Hersteller bleiben mit ihren Erklärungsversuchen schwammig und sprechen davon, dass der Laser verschiedene Prozesse in der Haut, in den Blutgefäßen und anderen Geweben „stimulieren“ soll. Wissenschaftlich ist das nicht nachvollziehbar.

Wann ist ein Laser ein Softlaser?

Eine eindeutige Definition für Softlaser-Therapie oder Low-Level-Laser-Therapie gibt es nicht. Die Behandlungen in den von uns gefundenen Studien waren sehr unterschiedlich: Manche Laser erzeugten einen Strahl aus sichtbarem rotem Licht, während andere unsichtbare Infrarotstrahlung (Wärmestrahlung) zu einem Laserstrahl bündelten. Unterschiedlich war auch die Leistung des Lasergeräts. Manche verwendeten Laser, die deutlich stärker sind als handelsübliche Laserpointer. Auch die Dauer und Häufigkeit der Behandlungssitzungen variierte stark.

Da diese unterschiedlichen Behandlungen kaum miteinander vergleichbar sind, ist es schwierig, ihre Wirksamkeit einzuschätzen.

Was wirklich hilft

Schmerzen in Muskeln, Sehnen, Gelenken und in der Haut können durch ganz unterschiedliche Gesundheitsprobleme verursacht werden. Daher ist es unwahrscheinlich, dass eine einzige Behandlungsmethode – wie etwa ein Softlaser – bei all diesen Problemen hilft.

Welche Therapien bei Schmerzen helfen können, welche nur mangelhaft erforscht sind und welche belegtermaßen unwirksam sind, beschreibt das unabhängige Portal Gesundheitsinformation.de oder die Seite Gesundheit.gv.at.

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Ob Softlaser eine schmerzlindernde Wirkung haben, lässt sich am aussagekräftigsten wie folgt untersuchen: Eine große Anzahl an Betroffenen wird nach dem Zufallsprinzip (randomisiert) einer von zwei Gruppen zugeteilt. Die Lasergruppe erhält eine Reihe von Softlaser-Behandlungen. Die andere Gruppe (Kontrollgruppe) bekommt stattdessen zum Vergleich Scheinbehandlungen (Placebo-Behandlungen) mit ausgeschaltetem Laser. Solche Studien heißen in der Fachsprache randomisiert-kontrollierte Studien.

Idealerweise sollte niemand wissen, wer die echte Laserbehandlung bekommt und wer die Scheinbehandlung. Das lässt sich zB mit einem Sichtschutz oder speziellen Schutzbrillen geheim halten. Nur so lässt sich ein großes Problem vermeiden: dass nämlich bereits die Erwartung einer möglicherweise schmerzlindernden Wirkung tatsächlich die Schmerzen lindert – selbst wenn die Behandlung wirkungslos ist. Fachleute nennen dieses Phänomen Placeboeffekt.

Für unsere Recherche haben wir zwei Forschungsdatenbanken nach Übersichtsarbeiten durchsucht, die die solch randomisiert-kontrollierte Studien zusammenfassen und in ihrer Aussagekraft bewerten.

Gefunden haben wir sieben Übersichtsarbeiten, die in den letzten drei Jahren veröffentlicht wurden und die aktuelle Studienlage zur Softlaser-Therapie gegen Schmerzen analysiert haben [Quellen 1-7].

Wie aussagekräftig sind diese Studien?

Die analysierten randomisiert-kontrollierten Studien sind in ihrer Aussagekraft stark eingeschränkt. Bei den Studien zu Rheuma, chronischen Rückenschmerzen, Kieferschmerzen, Fibromyalgie, Nackenschmerzen und Sehnenschmerzen am Kniegelenk ist das aus folgenden Gründen der Fall:

  • Stark unterschiedliche oder widersprüchliche Ergebnisse der einzelnen Studien machen es schwierig zu beurteilen, ob die Lasertherapie eine schmerzlindernde Wirkung hat und falls, wie groß sie ist.
  • Große Schwankungsbreite der Ergebnisse: In vielen Studien nahmen zu wenige Personen teil. Dadurch sind die Ergebnisse zu ungenau, um die Wirksamkeit aussagekräftig einschätzen zu können.
  • Einfluss von Erwartungen möglich: In vielen Studien mit positiven Ergebnissen haben die Teilnehmenden vermutlich gewusst, ob sie die echte Lasertherapie oder die Scheintherapie bekommen haben. So könnte ihre Erwartung der Grund für die leichte Schmerzlinderung gewesen sein.

Warum die Aussagekraft der Studien für Arthrose stark eingeschränkt ist, haben wir bereits in einem eigenen Faktencheck erklärt.

Zu Schmerzen in der Achillessehne hat eine Übersichtsarbeit vier bisher veröffentlichte Studien analysiert [Quelle 7]. Diese deuten darauf hin, dass Softlaser die Sehnenschmerzen nicht lindern können. Die Studien erfüllen zwar die wichtigsten Voraussetzungen für aussagekräftige Studien. Es gibt jedoch auch Probleme, die die Aussagekraft einschränken:

  • Ungenaue Ergebnisse: Es haben insgesamt zu wenige Betroffene teilgenommen, um die Laserbehandlung als sicher unwirksam einschätzen zu können.
  • Nicht alle Studien veröffentlicht: Es gibt Hinweise darauf, dass weitere Studien durchgeführt, aber nie veröffentlicht wurden. Diese Studien könnten helfen, die vermutete Wirkungslosigkeit klarer zu zeigen.

Zu Schmerzen in der Fußsohle (Plantarfasziitis) hat dieselbe Übersichtsarbeit zwei Studien analysiert [Quelle 7]. Die beiden Studien deuten zwar auf eine mögliche Wirksamkeit hin. Aus folgenden Gründen vertrauen wir dieser Einschätzung aber nicht:

  • Widersprüchliche Ergebnisse: In einer der beiden Studien machten die Teilnehmenden stark widersprüchliche Angaben zur wahrgenommenen Schmerzlinderung.
  • Sehr wenige Teilnehmende: Mit insgesamt weniger als 100 Betroffenen gab es zu wenige Teilnehmende, um die Laserbehandlung als tatsächlich wirksam einschätzen zu können.

[1] Lourinho et al. (2023). Effects of low-level laser therapy in adults with rheumatoid arthritis: A systematic review and meta-analysis of controlled trials. Plos one, 18(9), e0291345. (Übersichtsarbeit in voller Länge)

[2] Chen et al. (2022). Effects of laser therapy on chronic low back pain: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Clinical rehabilitation, 36(3), 289-302. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

[3] de Oliveira-Souza et al. (2023). What are the best parameters of low-level laser therapy to reduce pain intensity and improve mandibular function in orofacial pain? A systematic review and meta-analysis. Disability and Rehabilitation, 45(20), 3219-3237. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

[4] Yao et al. (2023). Management of chronic pain secondary to temporomandibular disorders: a systematic review and network meta-analysis of randomised trials. bmj, 383. (Übersichtsarbeit in voller Länge)

[5] Gikaro et al. (2023). Efficacy of electrophysical agents in fibromyalgia: A systematic review and network meta-analysis. Clinical Rehabilitation, 37(10), 1295-1310. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

[6] Plener et al. (2023). Conservative management of cervical radiculopathy: a systematic review. The Clinical Journal of Pain, 39(3), 138-146. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

[7] Naterstad et al. (2022). Efficacy of low-level laser therapy in patients with lower extremity tendinopathy or plantar fasciitis: systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials. BMJ open, 12(9), e059479. (Übersichtsarbeit in voller Länge)

[8] Verbraucherportal Bayern (2023). Laserpointer. Abgerufen am 18.4.2024 unter www.vis.bayern.de

[9] UpToDate (2022). Basic principles of medical lasers. Abgerufen unter uptodate.com unter (Zugang kostenpflichtig)

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