Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert.

Weihrauch für die Gelenke: schmerzlindernde Wirkung möglich

Weihrauch wird nicht nur für religiöse Zwecke verwendet. Er könnte auch bei schmerzhafter Gelenksabnutzung helfen. Die Wirkung dürfte allerdings nur gering sein.

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Hilft Weihrauch bei schmerzhafter Gelenksabnützung (Arthrose)?

Die Einnahme von Weihrauch-Kapseln kann Gelenksschmerzen möglicherweise etwas bessern. Dies muss aber noch durch größere, besser durchgeführte Studien bestätigt werden.

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© AVCreations - iStockphoto.com Weihrauch: Heilige Medizin?
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Bei Weihrauch denken die meisten Menschen an den charakteristischen Duft in der Kirche. Das Harz des Boswellia-Baumes wird jedoch seit Tausenden Jahren auch als Heilmittel eingesetzt. Ein Beispiel: Die traditionelle indische Heilkunst Ayurveda nutzt Weihrauch als Mittel gegen Gelenksbeschwerden [2].

Hierzulande werden Weihrauch-Kapseln als Mittel gegen schmerzhafte Gelenksabnutzung (Arthrose) beworben. Darin enthaltene Wirkstoffe wie Boswelliasäuren sollen vor allem gegen die für Arthrose typischen Entzündungen helfen [1]. Wir wollten wissen, ob Weihrauch Menschen mit Gelenksbeschwerden tatsächlich helfen kann.

Etwas weniger Schmerzen

Dazu haben wir mehrere Forschungsdatenbanken durchforstet. Insgesamt vier relevante Studien konnten wir dabei finden. Deren Ergebnisse stimmen vorsichtig optimistisch: Weihrauch könnte Schmerzen bei abgenutzten Gelenken lindern und eventuell dadurch bedingte Einschränkungen im Alltag verbessern. Allerdings dürfte die Wirkung im Durchschnitt nur gering sein. Zudem sind diese Ergebnisse sind nicht gut abgesichert, weil die Studien nur bedingt aussagekräftig sind.

Nach 90-tägiger Einnahme zeigten sich bei Teilnehmenden mit einer Abnutzung der Kniegelenke in zwei der vier Studien folgende Ergebnisse [1]:

  • Mit Weihrauch-Präparaten stuften die Betroffenen ihre Knieschmerzen mit 23 Punkten auf einer Skala von 0 (gar keine Schmerzen) bis 100 (größtmögliche Schmerzen) ein.
  • Mit wirkstofflosen Scheinpräparaten stuften die Betroffenen ihre Knieschmerzen mit 40 Punkten auf einer Skala von 0 bis 100 ein.
  • Die Weihrauch-Gruppe hatte also einen Vorteil von 17 Punkten; das dürfte im Alltag als kleine Schmerzverbesserung spürbar sein.

Die anderen beiden Studien liefen nur über 30 Tage. Auch sie zeigten ähnliche Verbesserungen.

Spürbar weniger Einschränkungen im Alltag?

Die teilnehmenden Männer und Frauen in den Studien bewerteten nach 90 Tagen auch die Auswirkungen ihrer Beschwerden auf den Alltag auf einer Skala von 0 bis 100: Wie stark fühlten sie sich durch die Beschwerden bei alltäglichen Tätigkeiten beeinträchtigt? Gemeint sind etwa Stiegensteigen, Ankleiden oder Einkaufen.

  • Mit Weihrauch-Präparaten stuften die Betroffenen den Grad ihrer Einschränkung mit 33 Punkten ein.
  • Mit wirkstofflosen Scheinpräparaten stuften die Betroffenen den Grad ihrer Einschränkung mit 25 Punkten auf einer Skala von 0 bis 100 ein.

Das heißt: Rein rechnerisch hatte die Weihrauch-Gruppe einen Vorteil; sie waren im Durschnitt ein bisschen weniger eingeschränkt. Es ist allerdings nicht klar, ob der Unterschied von lediglich 8 Punkten auf einer Skala von 0 bis 100 tatsächlich spürbar ist. In den Studien, die lediglich über 30 Tage liefen, zeigten sich ähnliche Ergebnisse.

Mögliche Nebenwirkungen

Ernste Nebenwirkungen berichten die Studien zu Weihrauch keine [1]. In einigen Fällen berichteten Studienteilnehmer allerdings von Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Sodbrennen [1,4]. Wie bei der Wirksamkeit gilt auch bei den unerwünschten Effekten: Es ist gut möglich, dass bessere Studie die aktuelle Einschätzung verändern. Auch die Sicherheit von Weihrauchpräparaten in der Schwangerschaft ist bislang nur unzureichend untersucht [4].

Wenn der Knorpel zu dünn ist

In Gelenken sorgt eine Schicht aus Knorpel dafür, dass die Enden der Knochen bei Bewegungen geschützt sind und nicht aneinander reiben. Im Laufe des Lebens wird diese Knorpelschicht bei vielen Menschen dünner und rauer. Das kann Schmerzen verursachen.

Im Alter von 60 bis 70 haben schätzungsweise 40 Prozent der Menschen Beschwerden durch eine Arthrose. Jedes Gelenk kann von der Abnutzung betroffen sein, am häufigsten sind Schmerzen in Knien, Hüfte, Fingern und der Wirbelsäule [3].

Eine Arthrose lässt sich bisher nicht heilen. Nur für wenige Behandlungen ist nachgewiesen, dass sie das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen oder die Beschwerden lindern können. Dazu gehören Bewegungstherapien, Sport und Schmerzmittel. Bei starkem Übergewicht empfehlen Ärztinnen und Ärzte eine Gewichtsreduktion, um Knie oder Hüfte zu entlasten.

Weitere wissenschaftlich geprüfte Informationen rund um Arthrose finden sich auf der unabhängigen Seite Gesundheitsinformation.de des deutschen Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesens.

Die Studien im Detail

Zwei australische Forscherinnen haben im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit alle Studien zu Weihrauch bei Arthrose analysiert [1]. Dabei berücksichtigten sie alle randomisiert-kontrollierte Studien, die bis August 2013 veröffentlicht worden waren. Letztlich haben sie vier Studien für ihre Beurteilung herangezogen. Aktuellere gut gemachte Studien konnten weder wir noch ein US-amerikanisches Forschungsteam in einer aktuelleren systematischen Übersichtarbeit aus 2018 finden [2].

In den vier Studien aus der Übersichtsarbeit wurden insgesamt 216 Teilnehmenden per Zufall auf zwei Gruppe aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt ein Weihrauch-Präparat, die andere Gruppe ein wirkstoffloses Scheinpräparat (Placebo).

Zwei der vier Studien liefen über eine Dauer von 90 Tagen. Zu Studienende betrug der zusammengefasste Unterschied der Schmerzeinschätzung zwischen Weihrauch- und Placebo-Gruppe bei insgesamt 127 Teilnehmenden etwa 17 Punkte auf einer Skala von 0 (kein Schmerz) bis 100 (größtmöglicher vorstellbarer Schmerz).

Außerdem gaben die Teilnehmenden in diesen Studien auch ihre Einschränkungen bei Alltagstätigkeiten an. Auf einer Skala von 0 bis 100 war die Einschätzung der Weihrauch-Gruppe mit 8 Punkten geringfügig besser als jene der Placebo-Gruppe.

Ergebnisse nach 30 Tagen

Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch die anderen zwei Untersuchungen, die nur 30 Tage lang liefen [1,2]: Bei einer Studie mit 60 Teilnehmenden betrug der Vorteil der Weihrauchgruppe für die Schmerzlinderung 15 Punkte und für Beeinträchtigung im Alltag 14 Punkte – jeweils auf einer Skala von 0 bis 100. Die kleinste Studie mit nur 30 Teilnehmenden verwendete eine andere Skala von 0 bis 3, ihre Ergebnisse sind somit nicht direkt vergleichbar [1].

Ähnliche Ergebnisse, aber viel Kritik

Die Ergebnisse der vier Studien zeigen alle in Richtung Schmerzlinderung und Besserung der Einschränkung im Alltag. In Summe haben sie mit 216 Teilnehmenden jedoch zu wenige Personen für ein aussagekräftiges Ergebnis untersucht. Zudem sind die Daten der vier Studien aufgrund unterschiedlicher Weihrauch-Präparate, Dosierungen, Messmethoden und der unterschiedlichen Studiendauer nur bedingt miteinander vergleichbar.

Zumindest drei der vier Studien haben auch Mängel in der Durchführung [1,2]. Insgesamt ist unser Vertrauen in die Studienergebnisse daher gering. Mehr Gewissheit können nur zukünftige, besser durchgeführte Studien mit ausreichend vielen Testpersonen bringen.

[1] Cameron u.a. (2014)
Studientyp: Systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse
Analysierte Studien: unter anderem (vier zum Vergleich von Weihrauch mit Placebo)
Testpersonen insgesamt: 216 in diesen vier Studien
Fragestellung: Sind orale pflanzliche Mittel (unter anderem Weihrauch (Boswellia serrata)) bei Arthrose eine wirksame Behandlung?
Interessenskonflikte: keine laut Autor

Cameron M, Chrubasik S. Oral herbal therapies for treating osteoarthritis. Cochrane Database of Systematic Reviews 2014, Issue 5. Art. No.: CD002947. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

[2] Bannuru u.a. (2018)
Studientyp: systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse
Analysierte Studien: u.a. 4 randomisiert-kontrollierte Studien, die Weihrauch mit Placebo verglichen
Testpersonen insgesamt: 216 in diesen vier Studien
Fragestellung: Ist Weihrauch (neben Curcumin) ein effektives Mittel bei Knie-Arthrose?
Interessenskonflikte: keine laut Autoren und Autorinnen

Bannuru RR, Osani MC, Al-Eid F, Wang C. Efficacy of curcumin and Boswellia for knee osteoarthritis: Systematic review and meta-analysis. Semin Arthritis Rheum. 2018 Mar 10. pii: S0049-0172(18)30002-7. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

Weitere Quellen

[3] IQWIG (2018)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Arthrose. Abgerufen am 20. 12. 2018 unter https://www.gesundheitsinformation.de/arthrose.2700.de.html

[4] Basch u.a. (2004)
Basch E, Boon H, Davies-Heerema T, Foppo I, Hashmi S, Hasskarl J, Sollars D, Ulbricht C. Boswellia: an evidence-based systematic review by the Natural Standard Research Collaboration. J Herb Pharmacother. 2004;4(3):63-83. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

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