Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert.

HPV-Impfung: was sind die Fakten?

Die HPV-Impfung senkt das Risiko für Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs. Wahrscheinlich schützt die Impfung langfristig auch vor Krebs. Doch der Schutz ist nicht vollständig.

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Senkt die HPV-Impfung bei Mädchen das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken?

Die HPV-Impfung verringert das Risiko für auffällige Gewebeveränderungen (vom Grad CIN2 und höher) am Gebärmutterhals, die sich später zu Krebs entwickeln können. Somit sinkt wahrscheinlich auch das Risiko, später an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Die Impfung bietet jedoch keinen vollständigen Schutz, weil sie nicht gegen alle krebserregenden Humanen Papilloma-Viren (HPV) wirkt.

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© Daisy Daisy - shutterstock.com Die HPV-Impfung soll Mädchen später vor Gebärmutterhalskrebs schützen
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Wenn eine Frau an Gebärmutterhalskrebs erkrankt, sind fast immer Humane Papilloma-Viren (HPV, HP-Viren) die Ursache. Die Viren werden durch Hautkontakt im Intimbereich übertragen – meist beim Geschlechtsverkehr. Da Kondome nicht alle betroffenen Hautstellen abdecken, sind sie kein effektiver Schutz vor HPV. In Österreich erkranken rund 6 von 1000 Frauen im Laufe ihres Lebens an Gebärmutterhalskrebs [5].

Eine Infektion mit HPV ist deutlich häufiger, sie betrifft fast alle sexuell aktiven Frauen irgendwann einmal. Häufig bleibt eine HPV-Infektion unbemerkt und verschwindet von alleine wieder.

Handelt es sich um HP-Viren vom Hochrisiko-Typ, können sich dadurch Gewebeveränderungen am Gebärmutterhals bilden. Für gewöhnlich heilen diese Gewebeveränderungen folgenlos ab. Manchmal allerdings besteht eine Infektion mit Hochrisiko-Viren über Jahre oder Jahrzehnte. Dann kann sich langsam eine Krebsvorstufe entwickeln, aus der später eventuell Gebärmutterhalskrebs wird [8].

HPV-Impfung zur Vorbeugung

Die HPV-Impfung soll vor einer Infektion mit HP-Viren schützen und auf diese Weise Gebärmutterhalskrebs vorbeugen. Fachleute empfehlen die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Denn es ist wichtig, dass sich die geimpfte Person nicht schon mit den im Impfstoff enthaltenen HP-Viren angesteckt hat.

Zielgruppe für die Impfung sind übrigens nicht nur Mädchen. Auch Männer infizieren sich häufig mit HPV, wodurch in seltenen Fällen Krebs im Analbereich, am Penis oder an der Schleimhaut von Mund und Rachen entstehen kann [7]. Und natürlich können infizierte Männer die Viren an ihre Geschlechtspartnerinnen und -partner weitergeben.

Kostenlose Impfung in Österreich

In Österreich ist die HPV-Impfung für 9- bis 12-jährige Mädchen und Buben kostenlos. Die Impfung besteht aus zwei Spritzen im Abstand von fünf Monaten [8]. Die Kinder können sich von der Schulärztin oder dem Schularzt impfen lassen – üblicherweise in der vierten Schulstufe [4]. Viele Eltern fragen sich, ob die Impfung für ihre Kinder sinnvoll ist.

Kein vollständiger Schutz

Eine belgisch-britische Forschungsgruppe des Wissenschaftsnetzwerks Cochrane fasste alle bisher veröffentlichten Studien dazu zusammen [1]. Den Ergebnissen zufolge verringert die HPV-Impfung das Risiko, dass sich auffällige Gewebeveränderungen („Dysplasien“) am Gebärmutterhals bilden, aus denen später Krebs entstehen kann. Bei der Auswertung wurden zwei ältere HPV-Impfstoffe berücksichtigt, die in Österreich nicht mehr erhältlich sind.

Bis zu sechs Jahre nach der Impfung zeigte sich in den Studien:

  • Ohne HPV-Impfung entwickelten sich bei rund 3 von 100 Frauen auffällige Gewebeveränderungen
  • Mit HPV-Impfung entwickelten sich bei rund 1 von 100 Frauen auffällige Gewebeveränderungen

Im Fachjargon heißen diese auffälligen Gewebeveränderungen „Dysplasien mit dem Grad CIN2“. Sie können sich zu Krebsvorstufen (Grad „CIN3“) weiterentwickeln, aus denen später Krebs entstehen kann. Bei vielen betroffenen Frauen würden sich diese Gewebeveränderungen allerdings von alleine wieder zurückbilden. Eine ausführliche Erklärung zur Einteilung der Gewebeveränderungen bietet die unabhängige Seite Gesundheitsinformation.de.

Ob die Impfung auch die Wahrscheinlichkeit senkt, im Laufe von Jahren oder Jahrzehnten Gebärmutterhalskrebs zu bekommen, ist nicht direkt untersucht. Denn die Studien sind höchstens sechs Jahre lang gelaufen. Dieser Zeitraum ist zu kurz, um Gebärmutterhalskrebs entstehen zu lassen.

Die Ergebnisse machen es jedoch wahrscheinlich, dass die HPV-Impfung langfristig das Krebsrisiko senkt. Die Impfung wirkt allerdings nicht gegen alle krebserregenden HP-Viren und bietet daher keinen vollständigen Schutz.

Unterschiedlich gut erforscht

Österreichische Schulärztinnen und Schulärzte verwenden den 9-fach-Impfstoff „Gardasil-9“. Er wirkt gegen neun Typen von HP-Viren. Sieben davon sind Hochrisiko-Viren, die für die meisten Krebsfälle verantwortlich sind [8]. Der Impfstoff wirkt auch gegen zwei weitere Virenarten, die Feigwarzen verursachen können. Die Wirkung des 9-fach-Impfstoffs ist im Vergleich zu älteren Impfstoffen nicht gut erforscht.

Die meisten bisherigen Studien haben den älteren 2-fach-Impfstoff „Cervarix“ untersucht, der in Österreich nicht mehr erhältlich ist. Er wirkt nur gegen jene zwei HPV-Typen, die am häufigsten Krebs verursachen. Die beiden Viren werden in rund 70 Prozent aller Krebsfälle nachgewiesen. Vor Feigwarzen schützt der Impfstoff nicht.

Eine große Studie hat den 4-fach-Imfpstoff „Gardasil“ untersucht. Auch er ist in Österreich nicht mehr erhältlich. Er wirkt gegen dieselben HPV-Typen wie der 2-fach-Impfstoff. Zusätzlich verhindert er auch die Infektion mit zwei Virentypen, die am häufigsten Feigwarzen auslösen.

Studien [2,3] zum 9-fach-Impfstoff sind nur bedingt aussagekräftig. Ihre Ergebnisse lassen darauf schließen, dass der 9-fach-Impfstoff Krebsvorstufen am Gebärmutterhals nicht oder nur geringfügig besser verhindert als der 4-fach-Impfstoff [2,3].

Die Studienergebnisse zu den älteren Impfstoffen lassen vermuten, dass der 4-fach-Impfstoff auffällige Gewebeveränderungen schlechter verhindern kann als der 2-fach-Impfstoff [1]. Das ist aber nicht gut abgesichert.

Nebenwirkungen

Schwerwiegende Nebenwirkungen sind in den bisher veröffentlichten Studien keine aufgetreten [1]. Allerdings wurden die Studien so durchgeführt, dass sie möglicherweise nicht alle Nebenwirkungen entdecken konnten. Außerdem hat die Cochrane-Forschungsgruppe nicht versucht, Daten aus Pharma-Studien zu bekommen, die nicht öffentlich zugänglich sind [9].

Einige Nebenwirkungen sind dennoch gesichert. So kommt es an der Einstichstelle oft zu Schmerzen, einer Rötung und einer Schwellung. Seltener treten Fieber, Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Muskelschmerzen nach der Impfung auf [8,10,11].

Wie bei anderen Impfungen kann es vorkommen, dass Buben oder Mädchen nach der HPV-Impfung ohnmächtig werden [10]. Sehr selten kann auch eine allergische Reaktion auftreten. Daher bitten Ärztinnen und Ärzte Kinder und Jugendliche meist, nach der Spritze noch kurze Zeit sitzen zu bleiben [8].

Die Nebenwirkungen des 9-fach-Impfstoff scheinen mit denen des 2-fach- und 4-fach-Impfstoffs vergleichbar, sind aber weniger gut untersucht [10].

Offene Fragen

Die von uns berücksichtigten Studien dauerten höchstens sechs Jahre. Sie können daher nicht beantworten, ob die Wirkung der Impfung ein Leben lang anhält oder ob irgendwann eine Auffrischungsimpfung notwendig ist [8].

Zudem vergehen Jahre bis Jahrzehnte, bis sich aus Gewebeveränderungen im Gebärmutterhals Krebs entwickelt. Ob die HPV-Impfung neben dem Risiko für auffällige Gewebeveränderungen (Dysplasien ab Grad CIN2) langfristig auch die Krebswahrscheinlichkeit verringert, haben die Studien nicht untersuchen können.

In Österreich wird die HPV-Impfung für Kinder im Alter von 9 bis 12 angeboten. In diesem Alter ist eine HPV-Infektion unwahrscheinlich. Die untersuchten Studienteilnehmerinnen waren mit 15 bis 25 Jahren deutlich älter [1].

Zwar untersuchten die von uns berücksichtigten Studien nur jene jungen Frauen, bei denen sich eine Infektion mit HPV nicht nachweisen ließ. Dennoch ist nicht gesichert, ob die Impfung bei 9- bis 12-jährigen Buben und Mädchen so wirkt wie bei jungen Frauen im Alter von 15 bis 25. Wie groß der Vorteil ist, wenn auch Buben geimpft werden, wurde in den Studien gar nicht untersucht.

Früherkennung trotz Impfung sinnvoll

Die HPV-Impfung verringert wahrscheinlich das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Dennoch ist der Schutz nicht vollständig. Daher ist es sinnvoll, dass auch geimpfte Frauen regelmäßig an den Untersuchungen zur Früherkennung teilnehmen. Sie kann einen schweren Krankheitsverlauf und Todesfälle durch Gebärmutterhalskrebs verhindern.

Bei der Früherkennung nimmt die Ärztin oder der Arzt einen Abstrich vom Muttermund; dadurch kann ein Labor unter dem Mikroskop erkennen, ob in der abgestrichenen Schleimhautprobe auffällige Gewebeveränderungen oder Krebsvorstufen zu sehen sind. „PAP-Test“ heißt dieses Verfahren. Mit dem „HPV-Test“ lässt sich zusätzlich auch herausfinden, ob an eventuell vorhandenen Gewebeveränderungen Hochrisiko-HP-Viren beteiligt sind.

Die Früherkennung hat das Ziel, Krebsvorstufen zu erkennen, bevor sich daraus eventuell Krebs entwickelt. So lassen sich diese Vorstufen mit einer kleinen Operation (Konisation) entfernen. Dadurch sinkt das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken.

Nachteile der Früherkennung

Die reihenweisen Untersuchungen zur Früherkennung haben allerdings auch Nachteile. Durch die Tests werden viele Gewebeveränderungen entdeckt, aus denen sich nie Krebs entwickelt hätte. Es ist jedoch nicht möglich vorherzusagen, ob die Veränderungen später gefährlich werden oder nicht. Die Früherkennung kann daher zu unnötigen Operationen führen, bei denen Veränderungen am Gebärmutterhals entfernt werden, die ein Leben lang harmlos geblieben wären.

Weitere Informationen zu Vor- und Nachteilen der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs finden Sie auf den Seiten von Gesundheitsinformation.de.

Gebärmutterhalskrebs

Der Gebärmutterhals ist der untere Teil der Gebärmutter. Er ist ein Muskelschlauch, der am unteren Ende durch den Muttermund von der Scheide getrennt ist.

In Österreich bekommen jährlich etwa 400 Frauen die Diagnose Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Etwa ein Drittel der Betroffenen stirbt innerhalb von drei bis fünf Jahren [5]. In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Betroffenen zurückgegangen. Fachleuten zufolge ist ein Grund dafür, dass viele Frauen regelmäßig an Untersuchungen zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs teilnehmen [6].

HPV ist häufig – manchmal gefährlich

Es gibt rund 40 sexuell übertragbare Arten von HP-Viren. Sie können Haut und Schleimhäute im Bereich der Geschlechtsorgane infizieren. Einige dieser Viren stehen nicht mit Krebs in Verbindung (Niedrigrisiko-Typ). Sie können jedoch Feigwarzen verursachen: unangenehm, aber harmlos. HP-Viren vom Hochrisiko-Typ können zur Krebsentstehung führen.

Die Studien im Detail

Um herauszufinden, wie gut die HPV-Impfung wirkt, hat eine belgisch-britische Forschungsgruppe im Juni 2017 mehrere wissenschaftliche Datenbanken nach Studien durchsucht. Insgesamt konnte sie 26 randomisiert-kontrollierte Studien mit 73.428 Teilnehmerinnen ausfindig machen.

Die Studien sind zumeist von hoher Qualität. Sie entsprechen im Großen und Ganzen den Anforderungen an aussagekräftige Studien. Die geringe Laufzeit von zwei bis maximal acht Jahren schränkt die Aussagekraft jedoch ein. In dieser Zeit trat kein Krebs auf, sondern nur Krebsvorstufen, aus denen sich Krebs entwickeln kann. Da Gebärmutterhalskrebs im Laufe von Jahren bis Jahrzehnten entsteht, können die Studien die Frage nach der Vorbeugung von Krebs nicht direkt beantworten.

In den Studien wurden die Teilnehmerinnen per Zufall (randomisiert) einer von zwei Gruppen zugelost. Eine Gruppe bekam einen HPV-Impfstoff, der künstlich hergestellte Fragmente von HP-Viren und ein wirkverstärkendes Hilfsmittel (Adjuvans) enthielt. Die andere Gruppe bekam zum Vergleich entweder eine Hepatitis-Impfung. Oder sie wurde mit einem „leeren“ Impfstoff behandelt, in dem lediglich das Adjuvans war, aber keine Viren-Fragmente.

Ergebnisse nur bedingt übertragbar

Im Rahmen der Schulimpfungen können Mädchen und Buben im Alter von 9 bis 12 Jahren in Österreich die HPV-Impfung erhalten. In diesem Alter ist eine Infektion mit HPV unwahrscheinlich, weil die Kinder noch nicht sexuell aktiv sind.

Die Teilnehmerinnen in den Studien waren mit 15 bis 25 Jahren deutlich älter und vermutlich teilweise sexuell aktiv. Daher hat sich wahrscheinlich ein entscheidender Anteil von ihnen bereits mit jenen Hochrisiko-HP-Viren infiziert, vor welchen die Impfungen schützen sollen.

Damit die Ergebnisse zumindest teilweise auf junge Mädchen übertragbar sind, haben wir nur jene Studien berücksichtigt, in denen bei den Teilnehmerinnen zu Beginn noch keine Infektion mit Hochrisiko-HP-Viren nachweisbar war. Insgesamt war das bei fünf Studien mit 25.180 Teilnehmerinnen der Fall. Diese Studien liefen über zwei bis sechs Jahre.

Ohne HPV-Impfung entwickelte sich in dieser Zeit bei 287 von 10.000 Frauen eine auffällige Gewebeveränderung am Gebärmutterhals.
Mit HPV-Impfung waren es 106 von 10.000 Frauen [1].

Im Fachjargon bekommen diese auffälligen Gewebeveränderungen den Grad „CIN2“ oder höher.

Auch bedenkliche Krebsvorstufen (als „CIN3“ oder höher bezeichnet) waren bei geimpften Teilnehmerinnen in ähnlichem Ausmaß verringert [1]. Krebs selbst wurde in den Studien nicht diagnostiziert – dazu war der Beobachtungszeitraum von maximal sechs Jahren zu kurz. Die Ergebnisse machen es dennoch wahrscheinlich, dass die HPV-Impfung das Risiko für Gebärmutterhalskrebs verringert.

9-fach-Impfstoff mangelhaft erforscht

In Österreich ist nur der 9-fach-Impstoff erhältlich. Er wirkt gegen die zwei häufigsten Hochrisiko-HP-Viren vom Typ 16 und 18 sowie gegen die fünf selteneren Hochrisiko-Typen 31, 33, 45, 52 und 58. Gemeinsam sind diese Virentypen für 75 bis 90 Prozent der Gebärmutterhalskrebs-Fälle verantwortlich. Zusätzlich beugt der Impfstoff einer Infektion mit den Niedrigrisiko-HPV-Typen 6 und 11 vor. Diese Virentypen können Feigwarzen verursachen.

Studien zum 9-fach-Impfstoff hat das Cochrane-Forschungsteam in seiner Übersichtsarbeit [1] nicht berücksichtigt. Bei unserer eigenen Suche nach Forschungsergebnissen sind wir auf zwei Studien gestoßen, die den 9-fach-Impfstoff mit dem 4-fach-Impfstoff verglichen haben [2,3]. Wie der 9-fach-Impfstoff im Vergleich zu gar keiner HPV-Impfung abschneidet, ist bisher nicht erforscht.

Die beiden Studien [2,3] haben allerdings grobe Mängel. Vor allem sind Daten von mehreren Teilnehmerinnen nicht eingeflossen. Das verringert unser Vertrauen in die Ergebnisse.

Die ältere Studie aus dem Jahr 2015 [2] lief viereinhalb Jahre. Sie untersuchte 14.215 junge Frauen zwischen 16 und 26. Wir haben die Ergebnisse von jenen Teilnehmerinnen berücksichtigt, bei denen zu Studienbeginn keine Infektion mit Hochrisiko-HPV nachweisbar war:

  • Mit der 4-fach-HPV-Impfung entwickelte sich bei 42 von 10.000 Frauen eine auffällige Gewebeveränderung oder eine Krebsvorstufe am Gebärmutterhals.
  • Mit der 9-fach-HPV-Impfung waren es 25 von 10.000 Frauen.

Die neuere Studie aus dem Jahr 2017 [3] lief über sechs Jahre. Es sind allerdings nur die Ergebnisse nach fünf Jahren angegeben. Sie untersuchte 14.215 junge Frauen im Alter von 16 und 26. Wir haben die Ergebnisse von jenen Teilnehmerinnen berücksichtigt, bei denen zu Studienbeginn keine Infektion mit Hochrisiko-HPV nachweisbar war:

  • Mit der 4-fach-HPV-Impfung entwickelte sich bei 227 von 10.000 Frauen eine auffällige Gewebeveränderung oder eine Krebsvorstufe am Gebärmutterhals.
  • Mit der 9-fach-HPV-Impfung waren es 217 von 10.000 Frauen.

Dieser Unterschied ist so gering, dass er wahrscheinlich zufällig entstanden ist. Die Ergebnisse dieser Studie deuten nicht darauf hin, dass die 9-fach-Impfung besser vorbeugt als die 4-fach-Impfung.

2-fach-Impfstoff

Vier Studien aus der Übersichtsarbeit [1] untersuchten den 2-fach-Impfstoff gegen die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18, die für rund 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich gemacht werden [1]. Insgesamt nahmen 15.884 junge Frauen in diesen Studien teil. Der Beobachtungszeitraum war dreieinhalb bis sechs Jahre lang.

  • Ohne 2-fach-HPV-Impfung entwickelte sich bei 285 von 10.000 Frauen eine auffällige Gewebeveränderung am Gebärmutterhals (CIN2 oder höher).
  • Mit 2-fach-HPV-Impfung waren es 94 von 10.000 Frauen [1].

4-fach-Impfstoff

Eine Studie mit 9.296 Teilnehmerinnen untersuchte den 4-fach-Impfstoff, der gegen HPV 16 und 18 sowie zusätzlich noch gegen die Niedrigrisiko-HPV-Typen 6 und 11 wirkt. Diese Virentypen können Feigwarzen verursachen. Der Beobachtungszeitraum dieser Studie war dreieinhalb Jahre lang.

Der 2-fach-Imfpstoff wurde nicht direkt mit dem 4-fach-Impfstoff verglichen. Dennoch deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der 4-fach-Impfstoff möglicherweise etwas weniger gut wirkt.

  • Ohne 4-fach-HPV-Impfung entwickelte sich bei 291 von 10.000 Frauen eine auffällige Gewebeveränderung am Gebärmutterhals (Grad CIN2 oder höher).
  • Mit 4-fach-HPV-Impfung waren es 196 von 10.000 Frauen [1].

Dieses Ergebnis ist allerdings mit einer größeren Unsicherheit behaftet als jenes für den 2-fach-Impfstoff.

Für Krebsvorstufen (Grad CIN3 oder höher) zeigen die Ergebnisse in eine ähnliche Richtung.

Wissen über Nebenwirkungen unvollständig

Die Studienanalyse der Cochrane-Forschungsgruppe wurde von Fachleuten heftig kritisiert. Beanstandet wurde, dass sie mögliche Nebenwirkungen nicht ausreichend beleuchtet hat [9].

Hauptkritikpunkt war, dass in den analysierten Studien die HPV-Impfstoffe nicht mit Scheinimpfstoffen ohne jeglichen Wirkstoff verglichen wurden. Geeignet dazu wäre etwa eine Kochsalzlösung. Stattdessen verglichen die Studien die Wirkung und Nebenwirkungen der HPV-Impfstoffe mit dem Adjuvans beziehungsweise einer Hepatitisimpfung.

Ein hinkender Vergleich?

Ein Adjuvans verstärkt die Wirkung der Impfung, weil das Immunsystem dadurch stärker auf die in der Impfung enthaltenen Virenpartikel reagiert. Ein Adjuvans kann daher auch selbst Nebenwirkungen auslösen [9]. Diese lassen sich mit den bisher durchgeführten Studien jedoch nicht untersuchen.

Nicht alle Quellen genutzt

Zudem kritisierten Fachleute, dass die Cochrane-Forschungsgruppe zur Beurteilung möglicher Nebenwirkungen nur öffentlich zugängliche Daten für ihre Analyse berücksichtigt hat. Daten von Pharmafirmen oder von Zulassungsbehörden haben die Autorinnen und Autoren der Cochrane-Arbeit nicht verwendet [9].

Das vorhandene Wissen zu den Nebenwirkungen der HPV-Impfstoffe ist daher nicht vollständig in die Zusammenfassung des Cochrane Netzwerk eingeflossen.

[1] Arbyn (2018)
Studienart: Systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse
Analysierte Studien: 26 randomisiert-kontrollierte Studien
Teilnehmende insgesamt: 73.428 Frauen
Fragestellung: Wie wirksam ist die HPV-Impfung zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs
Interessenskonflikte: zwei Autoren und eine Autorin haben in der Vergangenheit Geld von zwei pharmazeutischen Unternehmen erhalten, die HPV-Impfstoffe herstellen

Arbyn M, Xu L, Simoens C, Martin-Hirsch PP. Prophylactic vaccination against human papillomaviruses to prevent cervical cancer and its precursors. Cochrane Database Syst Rev. 2018 May 9;5:CD009069. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

[2] Huh u.a. (2017)
Studienart: Randomisiert-kontrollierte Studie
Teilnehmende: 14.840 junge Frauen zwischen 16 und 26 Jahren
Beobachtungszeitraum: 6 Jahre
Fragestellung: Wie wirksam ist die 9-fach-HPV-Impfung zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen im Vergleich zur 4-fach-Impfung?
Interessenskonflikte: finanziert von der Herstellerfirma Merck.

Huh WK, Joura EA, Giuliano AR, et al. Final efficacy, immunogenicity, and safety analyses of a nine-valent human papillomavirus vaccine in women aged 16-26 years: a randomised, double-blind trial. Lancet. 2017 Nov 11;390(10108):2143-2159. (Zusammenfassung der Studie)

[3] Joura u.a. (2015)
Studienart: Randomisiert-kontrollierte Studie
Teilnehmende: 14.215 junge Frauen zwischen 16 und 26 Jahren
Beobachtungszeitraum: 6 Jahre
Fragestellung: Wie wirksam ist die 9-fach-HPV-Impfung zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen im Vergleich zur 4-fach-Impfung?
Interessenskonflikte: finanziert von der Herstellerfirma Merck.

Joura EA, Giuliano AR, Iversen OE, et al. A 9-valent HPV vaccine against infection and intraepithelial neoplasia in women. N Engl J Med. 2015 Feb 19;372(8):711-23. (Zusammenfassung der Studie)

Weitere Quellen

[4] Sozialministerium (2019)
Österreichischer Impfplan 2019. Abgerufen am 8. 3. 2019 unter www.sozialministerium.at

[5] Statistik Austria
Gebärmutterhalskrebs. Abgerunfen am 8. 3. 2019 unter www.statistik.at

[6] LBI (2015)
Piso B., Reinsperger I. Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV). Entscheidungshilfe für junge Frauen und Mädchen. Decision Support Document Nr.: 79; 2015. Wien: Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment. (Bericht in voller Länge)

[7] UpToDate (2018)
Human papillomavirus infections: Epidemiology and disease associations, Joel M Palefsky, abgerufen am 11.02.2019 unter www.uptodate.com

[8] IQWIG (2017)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Gebärmutterhalskrebs. Abgerufen am 11. 3. 2019 auf www.gesundheitsinformation.de

[9] Mühlhauser (2018)
Mühlhauser I., Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. Unruhe bei Cochrane. Ist die Kritik am aktuellen Review zur HPV-Impfung berechtigt? KVH-Journal Nov. 2018; 30-34. (Artikel in voller Länge)

[10] UpToDate (2019)
Cox JT, Palefsky JM. Human papillomavirus vaccination. In Bloom A (ed.). UpToDate. Abgerufen am 11. 3. 2019 unter www.uptodate.com

[11] Ogawa u.a. (2017)
Ogawa Y, Takei H, Ogawa R, Mihara K. Safety of human papillomavirus vaccines in healthy young women: a meta-analysis of 24 controlled studies. J Pharm Health Care Sci. 2017 Jul 11;3:18. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

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