Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert.

Grüne Smoothies: Detox oder grüne Ma(t)sche?

Obst und Gemüse in Form bunter Säfte sind der Renner. Vor allem grüne Smoothies sollen ein wahrer Gesundbrunnen sein. Sind sie?

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Fördern grüne Smoothies die Gesundheit?

Es gibt keine Studien zu grünen Smoothies. Weder über Wirksamkeit noch über eventuelle Nebenwirkungen können wissenschaftlich abgesicherte Aussagen gemacht werden.

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Smoothies haben Kühlregale und Gesund-Küchen erobert. Die farbenfrohen Vitaminbomben bestanden zunächst vor allem aus Früchten; inzwischen werden vermehrt auch grüne Smoothies hergestellt. Neben einer Basis aus Obst und Wasser wandert dafür allerlei Grünzeug in den Mixer, wie die Blätter und Stängel von Karotten, Kohl, Staudensellerie, Brokkoli, Spinat, Petersilie oder andere Kräuter… genau genommen können eigentlich fast alle essbaren grünen Dinge reingemixt werden, ganz nach Lust und Laune. Und Geschmack.

Glaubt man den Schlagzeilen, sollen die positiven Gesundheitseffekte vor allem der grasegrünen Getränke gewaltig sein – Schlagwort „Detox“ („Entgiftung“).

Marketingma(t)sche?

Studien zu grünen Smoothies sind bislang allerdings keine zu finden. Sprich, die Behauptung, dass sie die Gesundheit fördern, ist nicht belegt. Sie ist auch nicht widerlegt. Es ist einfach eine Behauptung – wenngleich zweifellos eine mit Marketingpotenzial (vor allem für Hochleistungsmixer, die stark genug dafür sind, das harte Gemüse klein zu kriegen).

Mit Chlorophyll gegen Krebs?

Das extra Tolle an der grünen Smoothie-Variante sei die besonders gesundheitsfördernde Wirkung durch den Pflanzenstoff Chlorophyll, heißt es.

Chlorophyll soll eine krebshemmende Wirkung haben. Laut einer Übersichtsarbeit von 2012 zeigte sich das aber nur in Tierstudien und Untersuchungen von Zellkulturen. Die können nicht ohne weiteres auf Menschen übertragen werden. Die einzige Studie an Menschen zu Chlorophyll fand keine Effekte [1].

Je mehr Vitamine, desto gesünder?

Aus Sicht der evidenzbasierten Berichterstattung wäre das Thema damit eigentlich bereits gegessen.

Ein paar Zusatzinformationen seien uns dennoch gestattet.

Grüne Smoothies haben – wie auch andersfarbige Smoothies – zweifellos einen hohen Vitamingehalt (je frischer gemixt, umso besser). Aber sind die vielen Extra-Vitamine eine Garantie für extra gesundheitliche Vorteile? Wahrscheinlich nicht.

Wie??, fragt sich nun vielleicht der auf Vitaminmaximierung meinungsgetrimmte Mensch, soll ich nicht unablässig besonders viel Rohes, Frisches zu mir nehmen?

Nun – wer noch gut kauen kann, hat wahrscheinlich nichts davon.

Mit Vitaminen verhält es sich so ähnlich wie mit einer aufladbaren Batterie: Egal, wie lange wir sie am Stecker hängen lassen, voller als voll kann sie nicht werden. Analog dazu nutzt es gut mit Vitaminen versorgten Menschen wenig, immer noch mehr Optimum auf’s Optimum draufzupacken.

Laut Österreichischem Ernährungsbericht sind die meisten Leute in unseren Breiten ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt, wie wir auch hier schon ausgeführt haben.

Als gelegentlicher, wunderbar schmeckender Snack(ersatz) zwischendurch macht sich so ein selbst gebrauter Smoothie also allemal gut; aber mit Todesverachtung dauernd grünes Mus zu trinken, nur um die Vitaminzufuhr zu optimieren, dürfte nach derzeitigen Erkenntnissen für gesunde Menschen weder nötig noch extra förderlich sein.

Noch weiter gehende Überlegungen

Im Sommer 2016 erregte eine englische Studie Aufsehen, die alle Arten von Fruchtdrinks für Kinder, darunter auch Smoothies, untersucht hat [2].

Grob gesprochen lautete das Fazit der Arbeit: Den lieben Kleinen wird über die scheinbar so gesunden Getränke viel zu viel Zucker verabreicht, was Übergewicht und vor allem Karies fördere. Hiervon waren auch Smoothies nicht ausgenommen. Die für Kinder zuträgliche Zuckerdosis werde bereits mit einem Fläschchen überschritten, manchmal sogar um ein Vielfaches, klagen die Autoren und Autorinnen an.

Wer oft Smoothies trinkt – vor allem gekaufte –, sollte also bedenken: Selbst wenn die meisten Produkte und Smoothie-Mixturen ohne extra Zuckerzusatz auskommen, enthalten auch Früchte und die Fruchtsäfte, mit denen Supermarkt-Smoothies meist extra gesüßt werden, freien Zucker – und über so ein Smoothie-Fläschchen werden mitunter sehr große Mengen Obst, und damit Zucker, konsumiert.

In etwas reduzierter Form sind davon auch grüne Smoothies nicht ausgenommen, die Obst enthalten – also eh beinahe alle.

Ballaststoffe machen satt

Ebenfalls zu bedenken gibt die englische Untersuchung, dass ganze Früchte und Gemüse mehr wichtige Ballaststoffe enthalten als Frucht- oder Gemüsesäfte. Unter anderem gebe es Hinweise darauf, dass ganze Früchte und Gemüse zu einem besseren und anhaltenderen Sättigungsgefühl führen als Säfte [2] – ein Vorteil, wenn etwa Übergewicht vermieden werden soll.

Sprich: Wer nichts mehr Hartes beißen kann oder sonst nur Junkfood isst, könnte tatsächlich auf Smoothies setzen, um zu den nötigen Vitaminen kommen. Alle anderen haben aber mehr davon, Obst und Gemüse zu knabbern statt zu schlürfen.

[1] Miller, Snyder (2012)
Studientyp: Übersichtsarbeit; randomisiert kontrollierte Studien waren laut Autoren keine zu finden
Eingeschlossene Studien: 96 prospektive Kohortenstudien
Fragestellung: Wie beeinflussen sekundäre Pflanzenstoffe das Krebsrisiko?
Interessenskonflikte: keine angegeben

Miller PE, Snyder DC. Phytochemicals and cancer risk: a review of the epidemiological evidence. Nutr Clin Pract. 2012 Oct;27(5):599-612 (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

Weiterführende Studie

[2] Boulton u.a. (2016)
How much sugar is hidden in drinks marketed to children? A survey of fruit juices, juice drinks and smoothies. BMJ Open. 2016; 6(3): e010330 (Volltext der Studie)

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