Startseite ● Maca: Nutzen fraglich für sexuelle Lust und Potenz Dieser Beitrag ist nicht mehr auf dem neuesten Stand, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert. Maca: Nutzen fraglich für sexuelle Lust und Potenz Ursachen für Probleme beim Sex gibt es viele. Präparate mit Maca sollen dagegen helfen. Ob Maca wirklich wirkt, ist noch nicht ausreichend untersucht 10. April 2019 AutorIn: Iris Hinneburg Review: Julia Harlfinger Bernd Kerschner Claudia Christof Teilen Hilft Maca bei sexuellen Problemen wie Erektionsstörungen oder sexueller Unlust bei Männern und Frauen? wissenschaftliche Belege fehlen Bisherige Studien sind zu mangelhaft, um diese Frage aussagekräftig zu beantworten. so arbeiten wir Maca – Hilfe aus der Natur für mehr Lust oder Potenz? ©Pixabay.com Maca ist eine echte Überlebenskünstlerin: Die Pflanze wächst in den peruanischen Anden, wo sie Wind, Kälte und intensiver UV-Strahlung trotzt. Wer Präparate aus der Wurzelknolle der Maca einnimmt, soll genauso wie die Pflanze widerstandsfähig gegen Stress werden – so suggeriert es zumindest die Werbung. Außerdem gilt Maca als das „Potenzwunder der Inka“: Die Pflanze hat angeblich eine ausgleichende Wirkung auf das Hormonsystem und soll bei Männern wie Frauen gegen etliche sexuelle Probleme helfen. Dazu zählen etwa sexuelle Unlust, Orgasmusschwierigkeiten, Schmerzen bei Geschlechtsverkehr und Erektionsstörungen. Abhilfe durch Maca fraglich Ob Präparate mit Maca bei verschiedenen sexuellen Problemen tatsächlich helfen, ist bisher nur unzureichend erforscht. Bei unserer Suche nach wissenschaftlichen Belegen sind wir zwar auf drei kleine Studien mit Frauen und Männern gestoßen [1,2]. Diese Untersuchungen wurden aber schlecht durchgeführt und sind daher nicht aussagekräftig. Das heißt: Wir wissen nicht, ob Maca-Mittel Männern mit Erektionsstörung oder Frauen mit sexuellen Problemen helfen. Inwiefern Maca die Libido bei Menchen mit guter sexueller Gesundheit noch zusätzlich steigert, ist ebenfalls unklar. Wir haben zwar drei Studien von niedriger Qualität zu diesem Thema gefunden. Ihre Ergebnisse sind jedoch nicht eindeutig und wenig vertrauenswürdig [1-3]. Unklar sind auch mögliche Nebenwirkungen von Maca. Die bisher durchgeführten Studien haben unerwünschte Wirkungen nicht erhoben. Vielfältige Ursachen Probleme beim Sex sind bei Frauen und Männern häufig, sie sind im Alter gängiger als in jungen Jahren. Frauen können von sexueller Unlust, fehlender Erregung, Orgasmus-Schwierigkeiten oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr betroffen sein [6]. Bei Männern sind Erektionsstörungen und verminderte Lust an Sex häufige sexuelle Probleme [7]. Die möglichen Ursachen für sexuelle Probleme sind vielfältig. Stress oder psychische Erkrankungen wie Depressionen können die Lust am Sex sowohl bei Frauen als Männern vergehen lassen. Erkrankungen der Blutgefäße wirken sich auf die Potenz von Männern aus. Bei Frauen können gesundheitliche Probleme an Gebärmutter, Scheide oder Harnblase zu sexuellen Problemen führen. Auch Hormonveränderungen, etwa in den Wechseljahren, können sich auswirken. Und Nebenwirkungen von Medikamenten können das Sexleben stören, zum Beispiel Mittel gegen Depressionen [5,6]. Je nach Ursache gibt es viele verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Sie reichen von Psychotherapie und Paartherapie bis hin zu unterschiedlichen Medikamenten [5-7]. Welche Therapieform die richtige ist, müssen Männer und Frauen gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt entscheiden. Die Studien im Detail Im Jahr 2010 veröffentlichte eine britisch-südkoreanische Forschungsgruppe eine systematische Übersichtsarbeit, in der sie die damals aktuelle Studienlage zu Maca und Sexualität analysierten [1]. Dazu hatten sie nach randomisiert-kontrollierten Studien gesucht – dem aussagekräftigsten Studientyp für die Wirksamkeits-Beurteilung einer Behandlung. Insgesamt fanden die Autorinnen und Autoren der systematischen Übersichtsarbeit vier randomisiert-kontrollierte Studien. In diesen Studien wurden die Teilnehmenden per Zufall (randomisiert) einer von zwei Gruppen zugeteilt. Eine Gruppe nahm regelmäßig über mehrere Wochen ein Maca-Präparat ein. Die andere bekam für denselben Zeitraum ein gleich aussehendes und gleich schmeckendes Scheinpräparat ohne Wirkstoff (Placebo). Am Ende verglichen die Forscherinnen und Forscher die beiden Gruppen. Hatten sich die sexuellen Probleme in der Maca-Gruppe mehr oder weniger gebessert als in der Placebo-Gruppe? Wirkung bei sexuellen Problemen fraglich In einer Studie nahmen 50 Männer mit leichten Erektionsstörungen 12 Wochen lang täglich entweder ein Maca-Präparat oder ein Placebomittel ein. Den Ergebnissen zufolge schienen sich die Erektionsprobleme dadurch etwas zu bessern. Aufgrund der kleinen Zahl an Teilnehmenden lässt sich aber nicht ausschließen, dass dieser Unterschied nur durch Zufall zustande gekommen ist. Zudem fehlen zahlreiche Angaben und Daten, um die Ergebnisse nachvollziehen zu können. Daher bleibt die Wirkung von Maca fraglich [1,4]. In der zweiten Studie nahmen 16 Frauen nach der letzten Regelblutung teil. Die Studie lief 6 Wochen lang. Eine Teilnehmerinnengruppe nahm in der ersten Studienhälfte ein Maca-Präparat und in der zweiten Hälfte ein Placebomittel. Bei der zweiten Gruppe war es umgekehrt. Den Autorinnen und Autoren zufolge zeigt der Vergleich, dass das Maca-Präparat die sexuellen Probleme besser lindern konnte als das Placebo. Allerdings: Mit lediglich 16 Teilnehmerinnen kann der Effekt durchaus dem Zufall geschuldet sein. Zudem sind in der Publikation nur die Daten von 14 Frauen dokumentiert. Was mit den restlichen beiden Teilnehmerinnen passiert ist, bleibt unklar [1]. Bei einer Suche nach aktuelleren Studien wir noch eine weitere Untersuchung aus dem Jahr 2015 entdeckt [2]. Darin nahmen 45 Frauen teil, die durch die Einnahme von Antidepressiva sexuelle Probleme bekommen hatten. Laut Studien scheint Maca nicht besser zu wirken scheint als ein Placebo. Doch ob diese Ergebnisse verlässlich sind, lässt sich nicht nachvollziehen. So ist etwa unklar, ob die Frauen in der Maca-Gruppe mit jenen der Placebo-Gruppe vergleichbar waren. Außerdem wurden nur 42 der 45 Frauen in der Auswertung berücksichtigt. Auch hier ist außerdem die Anzahl der Teilnehmerinnen zu klein für ein aussagekräftiges Ergebnis. Luststeigerung bei Gesunden? Zwei Studien aus der Übersichtsarbeit [1] haben untersucht, ob Maca die Libido erhöhen kann – und zwar bei Menschen, die keine sexuellen Probleme haben. In einer dieser Studien nahmen 57 gesunde Männer aus Peru teil [1]. Die Teilnehmer in der Untersuchungsgruppe bekamen entweder 3 Gramm oder 1,5 Gramm Maca pro Tag, die Vergleichsgruppe ein Placebomittel. Zwölf Wochen später wollen die Autorinnen und Autoren festgestellt haben, dass Maca die Lust deutlich steigert. Allerdings haben sie nicht alle Daten veröffentlicht, um das auch glaubwürdig zu belegen. Zudem ist unklar, wie aussagekräftig die erhobenen Werte für die Luststeigerung sind. Die Teilnehmerzahl ist auch in dieser Studie zu gering, um Zufallsergebnisse auszuschließen. In der zweiten Studie nahmen 8 männliche begeisterte Radfahrer teil, die zuerst 2 Wochen Maca und dann 2 Wochen ein Placebomittel einnahmen [1]. Einen Unterschied im Lustempfinden zeigen die Daten nicht. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl sind diese Ergebnisse aber nicht aussagekräftig. Nach Erscheinen der Übersichtsarbeit im Jahr 2010 ist noch eine weitere Studie veröffentlicht worden [3]. Die Versuchsanordnung ähnelt der peruanischen Studie, auch die Forschungsgruppe ist dieselbe. Wieder scheinen die Daten einen Unterschied zugunsten von Maca zu zeigen. Die Schwächen der neuen Studie sind jedoch vergleichbar mit jenen der älteren. Daher sind auch diese Ergebnisse nicht vertrauenswürdig. Wissenschaftliche Quellen [1] Shin (2010) Studientyp: systematische Übersichtsarbeit Analysierte Studien: 4 randomisierte kontrollierte Studien mit jeweils 8 bis 56 Teilnehmenden im Alter von 21 bis 56 Jahren. Drei Studien untersuchten nur Männer, eine Studie Frauen nach den Wechseljahren. Fragestellung: Verbessert die Einnahme von Maca die Sexualfunktion bei Männern und Frauen? Interessenskonflikte: keine laut Autorenteam Shin BC u.a. Maca (L. meyenii) for improving sexual function: a systematic review. BMC Complement Altern Med. 2010;10:44. doi: 10.1186/1472-6882-10-44. (Übersichtsarbeit in voller Länge) [2] Dording (2015) Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie Teilnehmende: 45 Frauen zwischen 18 und 65 Jahren, die wegen einer Depression mit Antidepressiva behandelt werden Fragestellung: Verbessert die Einnahme von Maca-Extrakt im Vergleich zu Placebo die sexuellen Probleme, die durch die Antidepressiva-Behandlung entstehen? Interessenskonflikte: Zahlreiche Verbindungen des Autorenteams zu pharmazeutischen Firmen. Ob auch der Hersteller eines Maca-Produktes dabei ist, wird nicht explizit dargestellt. Dording CM u.a. A double-blind placebo-controlled trial of maca root as treatment for antidepressant-induced sexual dysfunction in women. Evid Based Complement Alternat Med. 2015;2015:949036. (Übersichtsarbeit in voller Länge) [3] Gonzales-Arimborgo u.a. (2016) Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie Teilnehmende: 197 Personen (Anteil der Männer bzw. Frauen unklar) Fragestellung: Erhöht die Einnahme von Maca-Extrakt im Vergleich zu Placebo neben vielen anderen Gesundheitsmerkmalen die Libido? Interessenskonflikte: Ein Autor ist Manager einer Herstellerfirma für Nahrungsergänzungsmittel Gonzales-Arimborgo C, Yupanqui I, Montero E, Alarcón-Yaquetto DE, Zevallos-Concha A, Caballero L, Gasco M, Zhao J, Khan IA, Gonzales GF. Acceptability, Safety, and Efficacy of Oral Administration of Extracts of Black or Red Maca (Lepidium meyenii) in Adult Human Subjects: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Study. Pharmaceuticals (Basel). 2016 Aug 18;9(3). pii: E49. (Studie in voller Länge) [4] Borrelli u.a. (2018) Studientyp: systematische Übersichtsarbeit Analysierte Studien: u.a. 1 randomisiert-kontrollierte Studie zu Maca Teilnehmende: darin 50 Männer mit leichten Erektionsstörungen Fragestellung: Hilft die Einnahme von Maca bei Erektionsstörungen? Interessenskonflikte: keine laut Autorenteam Borrelli F, Colalto C, Delfino DV, Iriti M, Izzo AA. Herbal Dietary Supplements for Erectile Dysfunction: A Systematic Review and Meta-Analysis. Drugs. 2018 Apr;78(6):643-673. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit) Weitere wissenschaftliche Quellen [5] UpToDate (2019) Cunningham GR, Khera M. Patient education: Sexual problems in men (Beyond the Basics). In Martin KA (ed.). UpToDate. Abgerufen am 9.4.2019 unter www.uptodate.com [6] UpToDate (2019) Shifren JL. Patient education: Sexual problems in women (Beyond the Basics). In Falk SJ (ed.). UpToDate. Abgerufen am 9.4.2019 unter www.uptodate.com [7] UpToDate (2019) Cunningham GR. Overview of male sexual dysfunction. In Martin KA (ed.). UpToDate. Abgerufen am 9.4.2019 unter www.uptodate.com Schlagworte Fortpflanzung und GeburtLibidoLustMacaNahrungsergänzungsmittelpflanzlichPotenzSexualität und Geburt In über 400 Faktenchecks suchen