Den Gesundheitszustand in wenigen Augenblicken scannen – das soll mit Bioresonanz-Geräten wie „Bioscan“ oder „Vieva Vital Analyser“ möglich sein. Sie bestehen aus einem Metall-beschichteten Stab, der über ein Kabel mit einem kleinen Kästchen verbunden ist.
Rund zwei Minuten soll die untersuchte Person diesen Stab in der Hand halten, und schon spuckt der am Kästchen angeschlossene Computer eine Liste mit über 200 Zahlenwerten aus. Was genau hier gemessen wird, ist allerdings nicht nachvollziehbar. Es ist unklar, ob es sich bei den Testergebnissen um Mengenangaben oder andere physikalische Größen handelt, denn Maßeinheiten fehlen.
Was steckt hinter den Zahlen?
Dennoch behaupten Anbieter, solche Bioresonanz-Geräte könnten einen Vitamin- und Mineralstoff-Mangel feststellen und diverse Blutwerte erfassen. Sie sollen sogar Maßzahlen liefern, die den vermeintlichen Gesundheitszustand vieler Organe anzeigen.
Sollte die Methode tatsächlich funktionieren, wären Sitzungen mit Bioscan und Vieva Vital Analyser verlockende Alternativen zu Blutuntersuchungen, aufwändigen medizinischen Testungen und tagelangem Warten auf Laborergebnisse. Doch was wird hier eigentlich gemessen? Und können Bioresonanz-Geräte wie Bioscan und Vieva Vital Analyser Gesundheitsprobleme so zuverlässig erkennen wie mit anerkannten medizinischen Tests?
Messwerte ohne Wert
Zwei deutsche Wissenschaftler und Ärzte haben das in einem Experiment [1] überprüft. Die Ergebnisse sind haarsträubend.
Einem schwerkranken Krebspatienten bescheinigte der Vieva Vital Analyser eine gute Gesundheit. Bei einem Mann waren zwei von drei Prostata-Messwerten im grünen Bereich – trotz Prostataentfernung. Bei einer Leiche entsprachen 200 Messwerte denen eines gesunden Menschen.
Die Forscher ließen den Bioscan und Vieva Vital Analyser auch sechs gesunde Personen analysieren. Nach jeder Person setzten sie den Geräten zusätzlich einen feuchten Putzlappen und eine rohe Leberkäse-Masse vor. Doch egal ob Mensch, Lappen oder Leberkäse – in keinem Fall unterschieden sich die Ergebnisse wesentlich voneinander.
Dieses Experiment zeigt deutlich, dass die untersuchten Geräte komplett ungeeignet sind, um einen Mangel an Vitaminen oder Mineralstoffen zu diagnostizieren. Auch andere Gesundheitsprobleme können sie offenbar nicht feststellen.
Verurteilt wegen Betrugs
Ende Mai 2022 kam auch ein deutsches Gericht zu dem Schluss, dass das Bioscan-Gerät die beworbenen Behauptungen nicht erfüllen kann. Es verurteilte zwei Geschäftsführer des dahinterstehenden Unternehmens wegen Betrugs zu einer mehrjährigen Haftstrafe [4,6].
Ohne wissenschaftliche Nachweise
Die Bioscan-Herstellerfirma behauptet, dass hinter ihrer Technik wissenschaftliche Erkenntnisse aus Physik, Chemie und Elektrotechnik stehen. So soll der Bioscan mithilfe „elektromagnetischer Skalarwellen“ das „magnetische Feld von Körperzellen“ messen. Der Haken daran: Derartige Wellen sind in der Physik nicht bekannt [5]. Ebenso unplausibel sind Behauptungen für vergleichbare Produkte.
Angeboten in Apotheken
Trotz Betrugsurteils gibt es etwa in Österreich nach wie vor Apotheken, die Analysen mit dem Bioscan oder Vieva Vital Analyser anbieten – zu einem Preis von bis zu 60 Euro pro Sitzung (Stand August 2024) [2,3]. Darin inkludiert ist üblicherweise ein anschließendes Beratungsgespräch.
Einem Rechercheteam des Bayrischen Rundfunks zufolge [3] werden in diesen Beratungsgesprächen unter anderem teure Nahrungsergänzungsmittel empfohlen, die die angeblich festgestellten Mängel ausgleichen sollen.
Ähnliche Bioresonanz-Geräte ohne Nutzen
Bioscan und Vieva Vital Analyser sind nicht die einzigen Bioresonanz-Geräte, die vorgeben, Mängel und Gesundheitsprobleme messen zu können. Unter folgenden Bezeichnungen finden sich weitere Produkte mit vergleichbarem Handsensor und ähnlicher Auswertung angeblicher Messwerte (möglicherweise ist unsere Liste unvollständig):
- Quantum Resonance Magnetic Analyser
- GEMRA
- Bio Quantum Analyse System
- Quantum Resonance Magnetic Analyzer
Trotz intensiver Suche in medizinischen Forschungsdatenbanken konnten wir für diese Geräte keine Studien finden, in denen die Verlässlichkeit der Messungen überprüft wurde. Ohne solche Studien gibt es keinen Grund anzunehmen, dass diese Produkte halten, was sie versprechen. Dazu wäre ein Vergleich mit anerkannten Messmethoden nötig.