Startseite ● Erkältung verkürzen: vielleicht mit Zink Erkältung verkürzen: vielleicht mit Zink Während einer Erkältung kann Zink in sehr hohen Dosen vielleicht ein wenig helfen. Vorsorglich eingenommen scheint Zink aber eher nichts zu bringen. 07. November 2024 AutorIn: Jana Meixner Review: Bernd Kerschner Teilen Kann die vorsorgliche Einnahme von Zink das Immunsystem stärken und so Erkältungen verhindern? möglicherweise nicht Verkürzen hochdosierte Zink-Präparate die Dauer von Erkältungen, wenn man bereits krank ist? möglicherweise Möglicherweise kann die Einnahme von Zink die Dauer einer Erkältung bei Erwachsenen leicht verringern. Allerdings scheint Zink nur dann wirksam zu sein, wenn es in sehr hohen Dosen eingenommen wird. Aber Vorsicht: In großen Mengen kann Zink auch schaden. Es scheint außerdem eher unwahrscheinlich, dass die vorsorgliche Einnahme von Zink das Immunsystem stärkt und vor dem Krankwerden schützt. so arbeiten wir Schnupfen, Husten oder Halsweh – typische Symptome einer Erkältung © Master 1305 – Shutterstock.com Erkältungen (auf österreichisch: Verkühlungen) gehören zu den häufigsten Ursachen für Krankenstände oder Fehltage in der Schule. Ungefähr zwei bis vier Mal im Jahr treffen sie Erwachsene in unseren Breiten, vor allem im Herbst und Winter. Kinder sind etwa acht bis zehn Mal pro Jahr erkältet [Quelle 2]. Auslöser sind fast immer Viren. Bis die Erkrankung nach etwa einer Woche von selbst wieder abklingt, ist Geduld gefragt. Denn eine wirksame Anti-Erkältungs-Behandlung existiert bis heute nicht. Nur die Beschwerden lassen sich mit Medikamenten lindern [Quellen 2 und 5]. Immer wieder wird Zink bei Erkältungen empfohlen. Einerseits zur Behandlung im Krankheitsfall, andererseits vorbeugend, zur „Stärkung des Immunsystems“. Wir haben recherchiert, was das Spurenelement wirklich kann. Vielleicht etwas kürzer krank mit Zink Bei unserer Recherche haben wir etliche Studien gefunden. Zusammenfassend ergeben Sie ein etwas widersprüchliches Bild. Wenn man bereits krank ist, helfen Zink-Präparate möglicherweise, eine Erkältung etwas schneller wieder loszuwerden [Quelle 1]. Im Schnitt könnte Zink die Erkrankung um etwa zwei Tage verkürzen. In Studien zeigte sich dieser Effekt allerdings nur, wenn mehr als 85 Milligramm pro Tag eingenommen wurden. Das ist viel – der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zufolge sollten auf Dauer täglich nicht mehr als 25 Milligramm eingenommen werden. Die empfohlene Tagesdosis liegt zwischen 7 und 16 Milligramm pro Tag [Quellen 4 und 6]. Eher keine Stärkung fürs Immunsystem Und wie sieht es mit der angeblichen Stärkung des Immunsystems aus? Die bisher durchgeführten Studien sprechen eher dagegen, dass die vorsorgliche Einnahme von Zink das Krankwerden verhindert [Quelle 1]. Denn in den Studien wurden zwischen 59 und 64 von 100 Personen krank – ohne dass die Einnahme von Zink einen deutlichen Unterschied machte. Diese Erkenntnisse sind als vorläufig einzustufen. Große Unterschiede zwischen den Studien und Mängel bei ihrer Durchführung machen die Ergebnisse unzuverlässig (mehr dazu im Abschnitt Studien im Detail). Neue Studien könnten den Stand des Wissens noch verändern. Übelkeit und Verdauungsbeschwerden als Nebenwirkung Ziemlich gesichert ist hingegen, dass auch harmlos erscheinende rezeptfreie Mittelchen wie Zink-Präparate Nebenwirkungen haben können: zum Beispiel kann Zink Übelkeit und Verdauungsbeschwerden auslösen [Quelle 1]. Nasensprays mit Zink können in manchen Fällen zu einem andauernden Geruchsverlust führen [Quelle 5]. Eine längerfristige Einnahme sehr hoher Dosen Zink, etwa ab 150 bis 300 Milligramm täglich, kann zu Vergiftungserscheinungen führen. Dazu gehören zum Beispiel Veränderungen der roten und weißen Blutkörperchen [Quellen 4 und 6]. Großer Markt, oft fragliche Wirkung Der Markt für Erkältungs-Mittel ist riesig. Belege für deren Wirksamkeit sind hingegen rar. Alle unsere Faktenchecks zum Thema Erkältung, was hilft und was nicht, haben wir auf unserer Themenseite zusammengefasst. Wahrscheinlich wirkungslos ist das allseits beliebte Vitamin C. Das zeigen bisherige Studien relativ deutlich. Auch wer regelmäßig vorbeugend Vitamin C einnimmt, kann Erkältungen nicht verhindern. Nutzlos gegen die Erreger von Erkältungen sind im Übrigen auch Antibiotika. Die meisten Erkältungserkrankungen werden von Viren verursacht. Antibiotika wirken aber nur gegen Bakterien. Zink im Essen Zink ist ein für den Menschen notwendiges Spurenelement und wichtig für viele Vorgänge im Körper. Dazu zählt auch die Immunreaktion, wobei viele Details noch ungeklärt sind. Unser Körper kann Zink nur schlecht speichern. Er muss das Spurenelement deshalb laufend über die Nahrung aufnehmen, etwa aus Fleisch, Milchprodukten und Nüssen. Laut Fachleuten gelingt das normalerweise auch in ausreichender Menge. Ein gravierender Zinkmangel ist hierzulande selten [Quelle 3]. Zwar benötigt unser Körper Zink – zum Beispiel für die Immunabwehr. Es ist allerdings nicht belegt, dass mehr Zink automatisch ein besseres Immunsystem bedeutet [Quelle 4]. Weiterführende Information Über das Thema Erkältung [Quelle 2], zum Beispiel zu Verlauf, Vorbeugung und Behandlung, informiert Sie auch das IQWIG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) oder die Seite Gesundheit.gv.at. Die Studien im Detail Nach welchen Studien haben wir gesucht? Zum Thema Zink wurde bereits viel geforscht. Deshalb suchten wir nach sogenannten Übersichtsarbeiten. Die fassen die Ergebnisse von vielen einzelnen Studien zusammen und berechnen daraus ein Gesamtergebnis. Wir berücksichtigten nur Übersichtsarbeiten mit sogenannten randomisiert-kontrollierten Studien. Dabei werden die Teilnehmenden per Zufall auf zwei Gruppen aufgeteilt (randomisiert). Die eine nehmen Zink ein, die andere Schein-Pastillen (Placebo). Dann wird zum Beispiel erfasst, wie lange und wie oft die Teilnehmenden erkältet sind. Randomisiert-kontrollierte Studien sind die einzige verlässliche Art herauszufinden, ob Zink eine Wirkung zeigt – und nicht etwa der Placebo-Effekt. Bei unserer Suche in zwei wissenschaftlichen Datenbanken fanden wir eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit [Quelle 1] die 34 randomisiert-kontrollierte Studien zu Zink gegen Erkältungskrankheiten zusammengefasst hat. An den Studien haben mehr als 8500 Personen teilgenommen. Von diesen untersuchten 15 Studien, ob Zink schützen kann, und 19 Studien, ob Zink hilft, wenn die Erkältung schon da ist. Wie aussagekräftig sind die Studien? Die Übersichtsarbeiten ist sehr solide gemacht – doch einiges schwächt unser Vertrauen in das Gesamtergebnis: Die darin zusammengefassten Studien haben teilweise schwere Mängel. Die könnten deren Ergebnisse in Richtung einer scheinbaren Wirksamkeit von Zink verzerren. Unterschiede zwischen den einzelnen Studien erschweren außerdem das sinnvolle Zusammenfassen ihrer Ergebnisse. Zum Beispiel wurden unterschiedliche Dosierungen und verschiedene Zink-Präparate verwendet: Tabletten, Lutschpastillen, Sirup oder Nasenspray. Vielleicht kam es hier also zu „Äpfel-mit-Birnen-Vergleichen“. Bei den meisten Studien standen Firmen als Sponsoren im Hintergrund standen. Es besteht also der Verdacht, dass diese Studien tendenziell eher so ausgefallen sind, wie sich das die Hersteller gewünscht haben. Wissenschaftliche Quellen [1] Nault, D et al. (2024). Zinc for prevention and treatment of the common cold. Cochrane Database of Systematic Reviews, (5). (Link zur Studie) [2] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen – IQWIG (2020) Erkältung. Erkältung. Abgerufen am 4.11.2024 unter www.gesundheitsinformation.de [3] Department f. Ernährungswissenschaften d. Universität Wien (2017) Österreichischer Ernährungsbericht 2017. Abgerufen am 20. 12. 2023 unter https://ernaehrungsbericht.univie.ac.at [4] Verbraucherzentrale (2020) Klartext Nahrungergänzung. Mehr Zink bei Erkältungen? Abgerufen am 4.11.2024 unter www.klartext-nahrungsergaenzung.de [5] Dynamed (2020) Upper Respiratory Infection (URI) in Adults and Adolescents. Abgerufen am 20. 12. 2023 unter www.dynamed.com (Zugang kostenpflichtig) [6] EFSA (2015) Scientific Opinion on Dietary Reference Values for zinc. EFSA Journal 12(10): 3844. Abgerufen am 4.11.2024 unter www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/3844 Versionsgeschichte 22.1.2015: Dieser Artikel ist erstmals erschienen. 20.12.2018: Wir haben Recherche und Text gründlich überarbeitet. 15.12.2020: Aktualisierung des Faktenchecks. Unsere Einschätzung bleibt unverändert. 20.12.2023: Bei einer neuerlichen Suche fanden wir eine zusätzliche aktuelle Übersichtsarbeit, die Studienergebnisse zu Erkältungs-Vorbeugung durch Zink zusammenfasst. Sie zeigt: Zink schützt eher nicht. 4.11.2024: Bei einer neuerlichen Suche fanden wir eine ganz aktuelle und verlässliche Übersichtsarbeit. Sie kommt zu demselben Ergebnis wie wir bei der letzten Version unseres Faktenchecks: Zink schützt eher nicht vorm Krankwerden, könnte aber vielleicht etwas helfen, wenn die Erkältung schon da ist Schlagworte ErkältungGrippeHustenInfektSchnupfenVerkühlungZink In über 500 Faktenchecks suchen