Schnupfen: Kochsalzlösung für die Nase

Ob als Nasendusche, Spray oder zum Inhalieren – Kochsalzlösung gilt als Hausmittel gegen Schnupfen und Husten. Erforscht ist die Wirkung jedoch kaum.

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Helfen salzwasserhaltige Nasenspülungen und Nasensprays oder das Inhalieren mit Dampf aus Kochsalzlösung bei Erkältungskrankheiten?

Ob Nasenspülungen oder Nasensprays mit Salzwasser bei Erkältungen (Verkühlungen) mit verstopfter oder rinnender Nase helfen, können die bisher durchgeführten Studien nicht beantworten. Denn sie kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen und sind wenig aussagekräftig. Ob das Inhalieren mit Dampf aus heißem Salzwasser bei Erkältung hilft, wurde bisher nicht erforscht.

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© osobystist - shutterstock.com Nasensprays mit Kochsalzlösung werden häufig gegen Erkältungen beworben
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Bei Erkältungen die Nase mit salzhaltiger Lösung zu spülen oder über dampfendem Salzwasser zu inhalieren – diese Hausmittel waren schon zu Großmutters Zeiten bekannt. Und auch die modernen Apotheken sind voll mit Salzwasser-Nasensprays, die bei verstopfter Nase helfen sollen.

In der Theorie sinnvoll

Der vermutete Wirkmechanismus: Das Salzwasser spült Schleim und Krankheitserreger aus der Nase und bringt die Nasenschleimhaut zum Abschwellen. Auch die Flimmerhärchen der Nasenschleimhaut sollen durch Salzwasser beweglicher werden und den Schleim besser hinausbefördern können [1].

Aber hilft es wirklich? Wir haben uns auf die Suche nach Antworten aus der Wissenschaft gemacht.

Nasenspülung: Studien widersprüchlich und wenig aussagekräftig

Die Wirkung von Nasenspülungen mit Salzwasser wurde in einigen Studien untersucht [1,2,3]. Manche berichteten von einer Linderung, andere Studien fanden hingegen keinen Effekt. Insgesamt sind die Ergebnisse also widersprüchlich. Mängel in der Durchführung schwächen die Aussagekraft der Studien zusätzlich.

Unklar ist außerdem, ob das Salz überhaupt eine Rolle spielen könnte. Womöglich täte es reines Wasser auch. Denn vielleicht könnte schon allein das Wegspülen von Schleim aus der Nase Linderung bringen. Um das herauszufinden, wären Studien notwendig, bei denen eine Gruppe von erkrankten Probandinnen und Probanden mit Salzwasser spült und die andere mit normalem Wasser. Solche Studien hat aber offenbar bisher niemand durchgeführt.

Zum Inhalieren von Dampf über heißem Salzwasser konnten wir keine Studien finden.

Wirkung von Nasensprays unerforscht

Salzwasser-Nasensprays sind ein Verkaufsschlager in Apotheken. Ob sie bei Erkältungen einen positiven Effekt haben, ist dennoch unklar. Die einzigen zwei Studien, die das untersucht haben, waren sehr klein und kamen zu entgegengesetzten Ergebnissen [2,3]. Hersteller, die mit der Wirkung ihrer Sprays gegen Schnupfen werben, tun dies also ohne wissenschaftlichen Beleg.

Ob Salzwasser – egal ob als Spülung, Inhalation oder Spray – die Beschwerden bei Erkältungen lindern oder die Erkrankung verkürzen kann, bleibt also unklar.

Nasenspülung: Einfach selbst gemacht

Zu schaden scheinen die verschiedenen Behandlungen mit Salzwasser jedenfalls nicht. Auch das wurde in einigen der Studien untersucht [1,3]. Manchmal kann die Behandlung jedoch die Nasenschleimhaut reizen und in der Nase brennen – vor allem bei höherer Salzkonzentration oder bei großen Mengen an Spüllösung.

Wenn sie als angenehm empfunden wird, spricht wohl nichts gegen Salzwasser bei Schnupfen. Ob es notwendig ist, Geld für Produkte wie Nasensprays auszugeben, ist allerdings fraglich. Immerhin lassen sich Nasenspülungen einfach und fast kostenlos in der eigenen Küche herstellen. Alles was man dafür braucht: Salz und Wasser. Das Wasser sollte allerdings vorher unbedingt mindestens eine Minute lang kochen, um eventuelle Keime abzutöten.

Die Zeit heilt jeden Schnupfen

Bisher gibt es keine Behandlung, die Erkältungskrankheiten verkürzen kann. Es hilft nur Abwarten, in den meisten Fällen ist das Gröbste jedoch nach einer Woche überstanden. Die typischen Beschwerden lassen sich in der Zwischenzeit durch Medikamente lindern: Gegen Fieber, Kopf- und Halsschmerzen etwa wirken Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol. Diese Medikamente haben allerdings auch Nebenwirkungen [6].

Kurzfristig angewandt, können abschwellende Nasensprays das Durchatmen bei verstopfter Nase erleichtern. Bei längerer Anwendung gewöhnen sich die Nasenschleimhäute aber an den Spray und bewirken das Gegenteil: Nach dem Absetzen schwillt die Schleimhaut in der Nase wieder an. Abschwellende Nasensprays sollten deshalb nicht länger als eine Woche verwendet werden [6].

Antibiotika nutzlos

Gegen Erkältungen können Antibiotika nichts ausrichten. Der Grund: sie wirken nur gegen Bakterien. Erkältungen werden jedoch üblicherweise durch Viren verursacht [6].

Manchmal ist das Immunsystem durch die Erkältungsviren aber so geschwächt, dass zusätzlich eine Infektion mit Bakterien entsteht. Dann kann eine Behandlung mit einem Antibiotikum sinnvoll sein [4-6].

Was andere Mittel können

Beliebt sind bei Erkältungskrankheiten auch Hausmittel, pflanzliche Arzneien und Nahrungsergänzungsmittel. Einige davon haben wir bereits unter die Lupe genommen.

Zink-Präparate könnten möglicherweise die Krankheit etwas verkürzen.
Die regelmäßige Einnahme von Echinacea könnte vielleicht einen kleinen Schutz vor Erkältungskrankheiten bieten, ebenso regelmäßiger Sport.

Unklar ist, ob die Kapland-Pelargonie, die Zistrose, Propolis, verschiedene ätherische Öle und das Hausmittel Hühnersuppe helfen.

Erwiesenermaßen wirkungslos ist Vitamin C. Auch Nasensprays mit Rotalgen-Extrakt dürften zur Behandlung unwirksam sein.

Ausführliche wissenschaftlich gesicherte Informationen rund um das Thema Erkältungskrankheiten bietet die Seite Gesundheitsinformation.de des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG).

Die Studien im Detail

Wir fanden eine systematische Übersichtsarbeit, die der Frage nachging, ob Salzwasser bei Schnupfen und Entzündungen der Nasennebenhöhlen helfen können [1]. Die Ergebnisse von fünf randomisiert-kontrollierte Studien mit insgesamt 544 Kindern und 205 Erwachsenen sind darin zusammengefasst.

Widersprüchliche Datenlage

In diesen Studien waren die Teilnehmenden per Zufall einer von zwei Gruppen zugeteilt worden: In zwei Studien verwendete die Behandlungsgruppe ein Nasenspray, in einer Studie Nasentropfen und in einer Studie Nasenspülungen. Die jeweilige Kontrollgruppe wendete diese Behandlungen nicht an. In manchen der Studien bekamen beide Gruppen zusätzlich auch Medikamente wie Schmerzmittel oder Schleimhaut-abschwellende Mittel. Die Testpersonen hatten u.a. erkältungsbedingten Schnupfen. Die Forschungsteams wollten wissen, ob die Nasenspülungen Beschwerden wie verstopfte und rinnende Nase oder Schmerzen sowie Dauer der Krankheit beeinflussten. In allen Studien gaben die Teilnehmenden selbst an, wie stark ihre Beschwerden waren und ab wann sie sie sich besser fühlten.

Die Ergebnisse waren widersprüchlich: Manche Studien berichteten von einer – eher bescheidenen – Besserung durch Salzwasser, andere fanden keine Unterschiede zwischen den Gruppen.

Zwei neue Studien, zwei Ergebnisse

Bei einer Update-Suche nach neueren Studien fanden wir außerdem zwei aktuelle randomisiert-kontrollierte Studien [2,3]. Beide untersuchten den Nutzen von Nasenspülungen mit Salzwasser mit je 66 bzw. 61 erkälteten Erwachsenen. In einer der Studien gaben die Teilnehmenden in der Salzwasser-Gruppe weniger Beschwerden und eine kürzere Krankheitsdauer an als jene Teilnehmenden, die gar nicht spülten [3]. In der anderen Studie zeigte sich kein Effekt der Salzwasser-Spülung [2].

Wenige und mangelhafte Studien

Abgesehen von ihren widersprüchlichen Ergebnissen ist auch die Aussagekraft der einzelnen Studien eher gering. Beispielsweise war in den meisten Studien sowohl dem Forschungspersonal als auch den Teilnehmenden bekannt, wer der Behandlung mit Salzlösung zugeteilt war und wer nicht. Das kann auf beiden Seiten Erwartungen wecken, die unter Umständen das Studienergebnis verzerren.

Die Studien sind zudem schwer miteinander vergleichbar, zu unterschiedlich sind die Studiendauer und die verwendeten Salzwasser-Behandlungen. Ob Salzwasser für die Nase bei Erkältungen hilft, können wir also nicht sagen.

 

Versionsgeschichte:

    • 18.8.2021 Bei einer neuerlichen Suche fanden wir zwei weitere Studien. Unsere ursprüngliche Einschätzung änderte sich dadurch nicht.
    • 1.10.2018 Erste Veröffentlichung

 

[1] King u.a. (2015)
Studientyp: systematische Übersichtsarbeit
Analysierte Studien: 5 randomisiert-kontrollierte Studien
Teilnehmende:749 Erwachsene und Kinder mit einer Infektion der oberen Atemwege
Fragestellung: Helfen Nasenspülungen mit Salzlösung bei Infektion der oberen Atemwege?
Interessenskonflikte: keine angegeben

King D, Mitchell B, Williams CP, Spurling GK. Saline nasal irrigation for acute upper respiratory tract infections. Cochrane Database Syst Rev. 2015 Apr 20;(4):CD006821. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

[2] Ramalingam u.a. (2019)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
Teilnehmende: 66 Erwachsene mit Erkältung
Fragestellung: Lindern Nasenspülungen mit Meersalz-Lösung die Beschwerden einer Erkältungskrankheit?
Interessenskonflikte: keine laut Studienteam

Ramalingam S, Graham C, Dove J, Morrice L, Sheikh A. A pilot, open labelled, randomised controlled trial of hypertonic saline nasal irrigation and gargling for the common cold. Sci Rep. 2019 Jan 31;9(1):1015. (Zusammenfassung der Studie)

[3] Chitsuthipakorn u.a. (2020)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
Teilnehmende: 61 Erwachsene mit Erkältung
Fragestellung: Lindern Nasenspülungen mit nicht-iodierter Salz-Lösung die Beschwerden einer Erkältungskrankheit?
Interessenskonflikte: keine laut Studienteam

Chitsuthipakorn, W, Thanaphiphatsatja, A, Doungbuppha, P, Lawpoolsri, S, Seresirikachorn, K, Snidvongs, K. Effects of large volume, isotonic nasal saline irrigation for acute rhinosinusitis: a randomized controlled study. Int Forum Allergy Rhinol. 2021; 1- 12. (Zusammenfassung der Studie)

Weitere wissenschaftliche Quellen

[4] UpToDate (2021)
Sexton DJ, McClain MT. The common cold in adults: Treatment and prevention. In Melin JA (ed.). UpToDate. Abgerufen am 17.08.2021 unter www.uptodate.com (kostenpflichtig)

[5] Dynamed (2021)
Miner, Upper respiratory infection (URI) in adults and adolescents. Abgerufen am 17.08.2021 unter www.dynamed.com

[6] IQWiG (2021)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Erkältung. Abgerufen am 17.08.2021 unter www.gesundheitsinformation.de

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