Startseite ● „Zellcheck“: Handscan für Diagnosen ungeeignet „Zellcheck“: Handscan für Diagnosen ungeeignet Der „Zellcheck“-Hand-Scan soll einen Mineralstoffmangel oder Giftstoffe im Körper feststellen können. Belege für die Verlässlichkeit dieses Verfahrens fehlen jedoch. 17. November 2025 AutorIn: Bernd Kerschner Review: Claudia Christof Teilen Lässt sich der Gesundheitszustand mit einer „Zellcheck“-Analyse ähnlich verlässlich beurteilen wie mit anderen diagnostischen Tests (zum Beispiel Blut- oder Harnanalysen)? wissenschaftliche Belege fehlen Es gibt keine Studien, in denen die Verlässlichkeit und Aussagekraft von „Zellcheck“-Ergebnissen überprüft wurde. so arbeiten wir Per Scan der Handinnenfläche zu aufschlussreicher Diagnose? © New Africa – Shutterstock.com Es dauert nur einige Minuten – und schon bekommt man mit der „Zellcheck“-Messung eine umfangreiche Analyse des eigenen Gesundheitszustands. Das legte zumindest die Webseite zell-check.com [Quelle 1] nahe, über welche die Messmethode beworben wurde. Seit ca. April 2025 ist die Webseite allerdings nicht mehr aufrufbar. Dennoch wird die Zellcheck-Messung noch immer in etlichen Apotheken und Arztpraxen angeboten – scheinbar auch unter dem Namen „Oligoscan“. Vier kurze Scans der Handinnenfläche reichen angeblich, um einen Mangel an Mineralstoffen zu erkennen. Das klingt deutlich praktischer als aufwändige Bluttests, Harnuntersuchungen und anderen Diagnose-Verfahren, bei denen man tagelang auf die Auswertung durch ein Labor warten muss. Weiters lässt sich mit dem Zellcheck angeblich erkennen, ob sich in den Körperzellen giftige Metalle in bedenklicher Konzentration angesammelt haben. Seriöse Messung? Die Zellcheck-Messungen scheinen der Online-Werbung einer Apotheke zufolge eine Lösung für viele Gesundheitsprobleme zu bieten. Die Rede ist beispielsweise von mehr geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit, höherer Libido und besserem Schlaf [Quelle 2]. Die Auswertung der Zellcheck-Ergebnisse beinhaltet sogar Angaben dazu, ob beispielsweise die eigene Haut zu Falten neigt, ob man eine Tendenz zu Haarausfall hat oder ob der Blutzucker gut reguliert wird [Quelle 3]. Wie seriös sind diese Behauptungen und Analysen rund um Zellcheck? Sind die Messungen verlässlich? Und wenn ja: was können sie über die Gesundheit aussagen? Verlässlichkeit unklar Ob die Zellcheck-Methode beim Erkennen von Nährstoffmängeln oder Metallbelastungen verlässlich ist, kann nur der Vergleich mit anerkannten Messmethoden zeigen: etwa Harn-, Blut- oder Haartests. Trotz aufwändiger Recherche in fünf Forschungsdatenbanken konnten wir jedoch keine einzige Studie zur Verlässlichkeit der Zellcheck-Methode finden. Auch unter dem Namen „Oligoscan“ sind keine Studien auffindbar. Als Beleg für die Verlässlichkeit der Zellcheck-Methode wird lediglich ein Gutachten einer Fachärztin für innere Medizin und Herzgesundheit erwähnt. Darin wurden jedoch keine Zellcheck-Messungen mit anerkannten Diagnosemethoden verglichen [Quelle 3, Seiten 162-188]. Eine Aussage über die Verlässlichkeit von Zellcheck erlaubt dieses Gutachten daher nicht. Unklar ist, was beim Zellcheck eigentlich gemessen wird. In online veröffentlichten Auswertungstabellen ist jedem erfassten Mineral- und Schadstoff eine gemessene Zahl zugeordnet [3]. Was diese Zahlen bedeuten, ist jedoch unklar, denn für die Beurteilung fehlen Maßeinheiten. Somit bleibt offen, ob es sich dabei um Konzentrationen, Mengen oder ganz andere Angaben handelt. Keine Diagnose möglich Der Mangel eines bestimmten Mineralstoffs lässt sich nur feststellen, wenn man den gemessenen Wert einer Person mit einem „Normalwert“ vergleicht. Welcher Wert als normal gilt, und ab wann ein gesundheitlich bedenklicher Mangel vorliegt, beruht üblicherweise auf wissenschaftlichen Untersuchungen. Für den Zellcheck sind solche Untersuchungen nicht veröffentlicht. Dennoch finden sich in Zellcheck-Auswertungstabellen für jeden Mineral- und Schadstoff Angaben dazu, ob sich der gemessene Wert im Idealbereich, darüber oder darunter befindet [Quelle 3]. Wir bezweifeln die Vertrauenswürdigkeit dieser Angaben. Tatsächlich fand sich auch auf der Unternehmenswebseite ein entsprechender Vermerk. Demnach erlaube es der Zellcheck-Test nicht, „auf Grund der ermittelten Werte eine Diagnose zu erstellen oder Heilaussagen zu tätigen“. Wir sehen darin einen klaren Widerspruch zu vielen Werbeaussagen rund um den Zellcheck-Test. Das gilt auch für Aussagen zur Faltenneigung der Haut, der Tendenz zu Haarausfall und ähnlichen Angaben. Diese basieren angeblich auf den Mineral- und Schadstoff-Messungen, sind aber nicht wissenschaftlich nachvollziehbar. Fragliche Funktionsweise Bei einem Zellcheck-Test soll das Messgerät viermal hintereinander an unterschiedlichen Punkten der Handinnenfläche gehalten werden. Dabei schickt das Gerät offenbar Lichtblitze aus und nimmt so Bilder der Haut auf. Nach Auskunft der Vertriebsfirma von Zellcheck im August 2019 müssen diese Bilder online an eine zentrale Zellcheck-Datenbank geschickt werden. Diese Datenbank enthält angeblich mehr als 100 000 Bilder von Gewebeproben. Ein Vergleich mit den Bildern aus der Datenbank soll schließlich Aufschluss über die Versorgung mit diversen Mineralstoffen beziehungsweise die Belastung mit Schadstoffen geben. Ob ein solcher Bildvergleich tatsächlich dazu in der Lage ist, ist jedoch fraglich. Außerdem lassen sich weder die Datenbank noch die Ergebnisse daraus unabhängig überprüfen. Die Studien im Detail Wir konnten keine Studien zur Verlässlichkeit der Zellcheck-Methode finden. Wissenschaftliche Quellen [1] Zellcheck.com (2018) Zellcheck. Webseite nicht mehr aufrubar. Archivierte Version vom 5.5.2018 abgerufen am 17.11.2025 unter archive.org [2] Apotheke Mühlau (2025) Der Zellcheck. Webseiten-Artikel nicht mehr aufrubar. Archivierte Version vom 1.9.2025 abgerufen am 17.11.2025 unter perma.cc [3] Kuhlmann & Capt (2020) Analyse und praktische Anwendung cutaner Spektroskopie zur non-invasiven zellulären Messung von Mikronährstoffen mit dem Zell-/SO-Check Verfahren. Archivierte Version vom 18.5.2023 abgerufen am 17.11.2025 unter archive.org Versionsgeschichte 11. November 2025 aktualisiert wurden Links zur archivierten Version der Zellcheck.com-Webseite. Ergänzt wurde eine Publikation aus dem Jahr 2020 [Quelle 3] 24. Oktober 2019 erste Version des Faktenchecks Schlagworte DiagnosemethodenGiftstoffeMineralstoffeSpurenelemente In über 600 Faktenchecks suchen Suchbegriff eingeben: Suchen