Uro-Vaxom: Eventuell seltener Blasenentzündungen

Es sieht so aus, als ob Uro-Vaxom Blasenentzündungen ein klein wenig vorbeugen kann. Gut abgesichert ist das aber nicht.

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Beugt die Einnahme von Uro-Vaxom wiederkehrenden Blasenentzündungen vor?

Bisherige Studien deuten an, dass Blasenentzündungen mit Uro-Vaxom etwas seltener auftreten. Die Schutzwirkung dürfte allerdings nur sehr gering ausfallen. Die Wirkung ist zudem nicht gut abgesichert, denn die Studien haben Mängel und kommen teilweise zu widersprüchlichen Ergebnissen.

so arbeiten wir
Ärztin hält Becher mit Urin
© Dmitry Gladkov – istockphoto.com

Brennende Schmerzen beim Wasserlassen und ständig das Gefühl, auf die Toilette zu müssen: Für viele Frauen ist eine Blasenentzündung zwar unangenehm, doch nach einiger Zeit wieder ausgestanden. Manche sind allerdings immer wieder davon betroffen. Etwa 5 von 100 Frauen haben mindestens zwei Mal im Jahr eine Blasenentzündung [Quelle 2].

Einige Ärztinnen und Ärzte empfehlen das verschreibungspflichtige Arzneimittel Uro-Vaxom. Dabei handelt es sich um Kapseln mit abgetöteten Bakterien, die typischerweise Harnwegsinfekte auslösen. Diese sollen wie eine Schluckimpfung wirken: Sie sollen dem Immunsystem helfen, die Krankheitserreger in Zukunft zu erkennen und zu bekämpfen, bevor sie eine Entzündung auslösen können.

Eine Leserin wollte von uns wissen, wie gut das funktioniert. Dazu haben wir nach allen Studien gesucht, die Uro-Vaxom mit einem Scheinmedikament (Placebo) verglichen haben – denn so lässt sich die Wirkung am aussagekräftigsten überprüfen.

Schwache Wirkung schwach belegt

Eine Zusammenfassung der sechs bisher veröffentlichten Studien zu dem Mittel [Quelle 1] deutet darauf hin, dass die Bakterien-Kapseln möglicherweise helfen können. Der vorbeugende Effekt war in den Studien jedoch nicht sehr groß:

In einem Zeitraum von sechs Monaten zeigte sich:

  • mit Uro-Vaxom gab es etwa 42 Blasenentzündungen pro 100 behandelten Personen
  • mit einem Scheinmedikament gab es etwa 54 Blasenentzündungen pro 100 behandelten Personen

Im Durchschnitt verhindert das Präparat etwa 12 Blasenentzündungen pro 100 behandelten Studienteilnehmerinnen (Vereinzelt haben allerdings auch Männer teilgenommen).

Diese Zahlen sind jedoch nicht gut abgesichert. Der Grund ist, dass die Studien mehrere Mängel haben. So fehlen in der Auswertung einiger Studien die Daten von etlichen Teilnehmenden. Im Abschnitt „Die Studien im Detail“ gehen wir genauer auf die Studienmängel ein.

Mögliche Nebenwirkungen

Insgesamt deuten die zusammengefassten Studien an, dass Uro-Vaxom nicht mehr Nebenwirkungen haben dürfte als ein Scheinmedikament (Placebo). Das zeigen zumindest jene vier Studien, die Nebenwirkungen auch untersucht haben. Da diese Studien Mängel haben, ist das aber nicht gut abgesichert.

Die Produktinformation nennt als mögliche Nebenwirkungen Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel, Juckreiz, allergische Reaktionen und das Entstehen kleiner Knötchen unter der Haut. Es fehlen jedoch Angaben, wie häufig diese Nebenwirkungen auftreten [Quelle 4].

Immunstimulation mit abgetöteten Bakterien?

Beim Präparat Uro-Vaxom handelt es sich um Kapseln, die verschiedene Stämme des Darmbakteriums E. coli enthalten – allerdings in abgetöteter Form. Diese Bakterien sind häufige Auslöser von Blasenentzündungen.

Obwohl sie abgetötet sind, kann das Immunsystem sie als mögliche Krankheitserreger erkennen [Quelle 4]. So kann das Immunsystem eine Abwehrreaktion trainieren und Antikörper gegen die Bakterien bilden, um sie später zu bekämpfen. Nach demselben Prinzip funktionieren auch Impfungen.

Bekommt man das Mittel in Österreich von seiner Ärztin oder seinem Arzt verschrieben, bezahlt die Krankenkasse die Kosten dafür nur, wenn dies zuvor genehmigt wurde. In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen die Kosten in der Regel nicht.

Was tun gegen Blasenentzündung?

Welche Möglichkeiten gibt es für Frauen, die immer wieder mit einer Blasenentzündung zu kämpfen haben? Häufige Tipps zur Vorbeugung sind etwa, gleich nach dem Sex die Blase zu entleeren. Das soll helfen, Bakterien aus der Harnröhre zu spülen. Häufiges Trinken soll dasselbe bewirken. Ob diese Tipps wirklich helfen, ist allerdings nicht gut untersucht. Es spricht aber nichts dagegen, sie zu versuchen [Quelle 2].

Studien deuten außerdem an, dass die regelmäßige Einnahme von Cranberry-Produkten helfen könnte. Für andere Mittel wie Mannose oder die „Strovac“-Impfung gibt es hingegen keine Hinweise auf eine Wirkung gibt es bisher keine überzeugenden Wirknachweise [Quelle 3].

Wenn nichts ausreichend hilft, können betroffenen Frauen mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über eine vorbeugende Einnahme von Antibiotika sprechen. Diese senken das Risiko für eine erneute Blasenentzündung zwar deutlich, haben jedoch auch ernsthafte Nebenwirkungen wie Durchfall oder Pilzinfektionen der Scheide. Mit der Zeit können die Krankheitserreger zudem unempfindlich (resistent) gegen das Antibiotikum werden.

Weiterführende, wissenschaftlich gesicherte Informationen rund um Blasenentzündungen bietet die Seite Gesundheitsinformation.de des deutschen Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen sowie das Gesundheitsportal des österr. Gesundheitsministeriums.

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Wir haben uns auf Studien beschränkt, bei denen die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip zwei Gruppen zugeteilt wurden. Eine Gruppe erhält dabei Uro-Vaxom, die andere entweder ein Scheinmedikament oder ein nachweislich wirksames Mittel – zum Beispiel ein Antibiotikum. Dies ist die aussagekräftigste Studienart, um die Wirksamkeit zu untersuchen.

Bei unserer Recherche sind wir auf eine systematische Übersichtsarbeit [Quelle 1] gestoßen, die sechs solcher Studien zusammengefasst und analysiert hat. Insgesamt nahmen darin mehr als 1.100 Personen teil, die in der Vergangenheit häufig an Blasenentzündungen erkrankt waren. Was genau „häufig“ bedeutet, war aber von Studie zu Studie leicht unterschiedlich.

In allen Studien haben die Forschungsteams untersucht, wie viele Blasenentzündungen über einen Zeitraum von sechs Monaten mit Uro-Vaxom im Vergleich zu einem Scheinmedikament auftraten.

Wie aussagekräftig sind diese Studien?

Im Durchschnitt sieht es in der zusammenfassenden Analyse so aus, als ob mit Uro-Vaxom tatsächlich etwas weniger Blasenentzündungen auftraten als mit dem Scheinmedikament (siehe oben).

Wie verlässlich dieses Ergebnis ist, ist aber fraglich. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Fehlende Daten: In etlichen Studien sind in die Auswertung nicht die Daten aller Teilnehmenden eingeflossen. Das kann das Ergebnis möglicherweise verzerrt haben.
  • Widersprüchliche Ergebnisse: Wie groß der Nutzen tatsächlich ist, ist nicht ganz klar. Denn die Studien kamen zu teils unterschiedlichen Ergebnissen. Die größte Studie konnte sogar gar keinen Unterschied zum Scheinmedikament finden.

[1] Aziminia N et al. (2019) Vaccines for the prevention of recurrent urinary tract infections: a systematic review. BJU Int 2019; 123:753-768 (Übersichtsarbeit in voller Länge)

[2] IQWIG (2023) Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Blasenentzündungen vorbeugen. Abgerufen am 31.5.2024 unter gesundheitsinformation.de

[3] UpToDate (2023) Recurrent simple cystitis in women. Abgerufen am 20.5.2024 unter uptodate.com (Zugang kostenpflichtig)

[4] Fachinformation (2011) Stand Juni 2022. Abgerufen am 20.6.2024 unter dimdi.de

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