Falschmeldung zu Todesfällen durch Corona-Impfung

Einer irreführenden Studie zufolge sollen fast 3% der Geimpften kurz nach der Corona-Impfung verstorben sein. Das ist falsch – wir erklären, warum.

AutorIn:

Fakt: Die Covid-Impfungen senken das Sterberisiko deutlich. Das zeigen bisherige Studien.

Irreführende Behauptung: In einer irreführenden Studie wird behauptet, knapp drei Prozent der Corona-Geimpften seien kurz nach der Impfung verstorben.

Richtigstellung: Wir haben die Daten dahinter überprüft: Es zeigt sich, dass die angebliche Studie unseriös und irreführend ist, denn sie enthält grobe Rechenfehler, Verdrehungen und Falschaussagen. Beispielsweise werden Todesfälle nach einem angeblichen Covid-Impfstoff der Firma Merck präsentiert – doch ein solcher ist nie zugelassen worden.

so arbeiten wir
Im Impfpass eingetragene Covid-Impfungen
© Ralf Geithe – istockphoto.com

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit APA Faktencheck der Austria Presse Agentur entstanden.

Fachleute aus der Medizin sind sich einig: Die Impfstoffe gegen das Coronavirus haben viele Menschen davor bewahrt, frühzeitig zu versterben [Quelle 1]. Das zeigte sich besonders bei älteren Menschen, für die das Risiko einer schweren Covid-Erkrankung viel höher war als für Jüngere [Quelle 2].

Dennoch kursiert im Netz die irreführende Behauptung zu Todesfällen durch die Corona-Impfungen [Quelle 3]. Einer Studie zufolge wären angeblich knapp drei Prozent der Geimpften nach dem Spritzen eines Covid-Impfstoffes gestorben. Wir haben uns diese Studie [Quelle 4] näher angesehen. Dabei fällt auf: Die Autorin und der Autor haben weder einen medizinischen Hintergrund noch Erfahrung in der Analyse von Gesundheitsdaten.

Mit oder durch die Impfung gestorben?

Der wichtigste Kritikpunkt: Es fehlt der Vergleich mit Nicht-Geimpften. Denn auch ohne Impfung sterben täglich Menschen – aus verschiedensten Gründen. Ein solcher Vergleich muss fair sein: beispielsweise sollten die Geimpften ähnlich alt und ähnlich gesund sein wie die Nicht-Geimpften.

Vergleichsstudien widerlegen Behauptungen

Tatsächlich gibt es etliche Studien zu Covid-Impfstoffen mit einem solchen Vergleich. Eine zusammenfassende Analyse dieser Studien zeigt, dass rund 4 von 10.000 Menschen (0,04 Prozent) 2 bis 6 Monate nach der Impfung verstorben sind. Nach einer Scheinimpfung mit einem Placebo-Impfstoff waren es ähnlich viele (rund 6 von 10.000 Menschen) [Quelle 5].

Diese Studien widerlegen klar die behauptete Todesrate von 3 Prozent. Denn die meisten von ihnen sind von hoher Qualität und daher sehr aussagekräftig.

Widersprüchliche Angaben und falsche Zahlen

Auch sonst wird schnell klar: Die irreführende Studie mit der angeblich hohen Todesrate ist äußerst unseriös und die Daten darin machen wissenschaftlich keinen Sinn. Enthalten sind offenbar sogar erfundene Ergebnisse: So werden Todeszahlen zu einem Covid-Impfstoff der Firma Merck berichtet – 6 Prozent der damit Geimpften wären angeblich verstorben [Quelle 4]. Doch von Merck hat es nie einen zugelassenen Covid-Impfstoff gegeben [Quelle 6].

Andere Ergebnisse sind verwirrend und widersprüchlich. Beispielsweise behaupten die Autorin und der Autor, dass 2,9 Prozent der 63.727 Geimpften gestorben wären. Das entspräche 1.848 Personen. An einer anderen Stelle werden jedoch 581 Todesfälle erwähnt – das wären 0,9 Prozent [Quelle 4]. In der Publikation finden sich zahlreiche weitere Widersprüche und Unklarheiten.

Herkunft der Daten nicht genannt

Auch Angaben zur Herkunft der Daten sind widersprüchlich, eine genaue Quellenangabe fehlt. Unklar ist zudem, wie lange nach der Impfung die Todesfälle aufgetreten sind. Auf Anfrage verraten uns die Autorin und der Autor zumindest, dass die Daten aus der US-amerikanischen VAERS-Datenbank [Quelle 7] stammen. Darin werden Verdachtsmeldungen zu Impfstoff-Nebenwirkungen gesammelt. Die Berechnungen beziehen sich auf die Nebenwirkungsmeldungen von 1. Jänner bis 16. März 2021.

Stark übertrieben

Wir haben die Daten überprüft und nachgerechnet. Dabei sind wir auf grobe Fehler bei der Berechnung gestoßen. Unter anderem ist der Anteil der Verstorbenen stark übertrieben: Die 581 Todesfälle entsprechen 0,9 Prozent der Nebenwirkungs-Verdachtsmeldungen – nicht 0,9 Prozent aller Geimpften. Denn während es im analysierten Zeitraum 63.727 Nebenwirkungsmeldungen in den USA gab, wurden in dem Land zur selben Zeit 293,48 Millionen Covid-Impfdosen verabreicht [Quelle 8]. Nebenwirkungen werden nämlich nur für einen kleinen Teil der Geimpften gemeldet – denn die Meldung ist freiwillig und kann von jedem ohne Überprüfung eingetragen werden.

[1] UpToDate (2024) COVID-19: Vaccines. Abgerufen am 9.9.2024 unter uptodate.com (Zugriff kostenpflichtig)

[2] Yang et al (2023) The efficacy of SARS-CoV-2 vaccination in the Elderly: a systemic review and Meta-analysis. Journal of General Internal Medicine, 1-9. (Übersichtsarbeit in voller Länge)

[3] Report24.news (2024) Irreführender Artikel vom 27. 8. 2024: „Schockierende „Plötzlich und unerwartet“-Studie – Wie tödlich sind die Covid-Impfstoffe tatsächlich?“. Abgerufen am 9.9.2024 unter report24.news

[4] Al-Rousan & Al-Najjar (2024) Evaluation of the effects of MERCK, MODERNA, PFIZER/BioNTech, and JANSSEN COVID-19 vaccines on vaccinated people: A metadata analysis. Informatics in Medicine Unlocked, 49, 101564. (Arbeit in voller Länge)

[5] Graña et al (2023) Efficacy and safety of COVID‐19 vaccines. Cochrane Database of Systematic Reviews, 2023(3) (Übersichtsarbeit in voller Länge)

[6] Merck (2022) Pressemitteilung: Merck Discontinues Development of SARS-CoV-2/COVID-19 Vaccine Candidates; Continues Development of Two Investigational Therapeutic Candidates. Abgerufen am 6.9.2024 unter merck.com

[7] VAERS Datenbank (2024) Vaccine Adverse Event Reporting System. Abgerufen am 6.9.2024 unter https://vaers.hhs.gov/data/datasets.html

[8] Our World in Data (2024) COVID-19 vaccine doses administered, United States. January 1 until March 16, 2021. Abgerufen am 9.9.2024 unter https://ourworldindata.org/covid-vaccinations

In über 500 Faktenchecks suchen