Startseite ● Nein, die Corona-Impfung war nicht wirkungslos Nein, die Corona-Impfung war nicht wirkungslos Die Impfung schützt davor, schwer zu erkranken. Geimpfte können sich zwar infizieren und so andere anstecken – aber seltener als Ungeimpfte. 10. Mai 2024 AutorIn: Bernd Kerschner Review: Gerald Gartlehner Teilen Fakt: Das vorrangige Ziel der Corona-Impfungen war der Schutz davor, wegen Covid-19 ins Krankenhaus zu müssen oder zu sterben. Das ist mit den Impfstoffen nachweislich gelungen. Irreführende Behauptung: Gerüchten in den sozialen Medien zufolge hätten Fachleute verschwiegen, dass die Corona-Impfung wirkungslos gewesen wäre. Und zwar deshalb, weil Geimpfte andere weiterhin anstecken konnten. Richtigstellung: Studien zeigen, dass die Impfung zu Beginn auch vor einer symptomlosen Infektion schützte. Mit der Zeit nahm dieser Schutzeffekt allerdings ab. Fachleute haben ursprünglich eigentlich damit gerechnet, dass sich Geimpfte trotzdem infizieren könnten und so die Infektion weitergeben – und das auch öffentlich gemacht. so arbeiten wir Die Corona-Impfung hilft, schwere Covid-Erkrankungen zu verhindern. © PeopleImages – istockphotos.com Die Corona-Pandemie ist mittlerweile vorbei, auch wenn das Coronavirus nicht verschwunden ist. Medizinische Fachleute sind sich einig: Dass wir die Pandemie mit so wenigen Todesfällen überstanden haben, ist der Verdienst der Corona-Impfung. Denn die Impfstoffe haben in den meisten Fällen davor bewahrt, schwer zu erkranken und dadurch zu sterben. Zudem sind mittlerweile so gut wie alle Menschen infiziert gewesen. Dadurch ist ihr Immunsystem viel besser gegen das Virus gewappnet als zu Beginn der Pandemie – besonders wenn sie sich vollständig impfen haben lassen [Quelle 1]. In den sozialen Medien machen jedoch Gerüchte die Runde, wonach die Corona-Impfung von Anfang an wirkungslos gewesen wäre. Und zwar deshalb, weil Geimpfte andere weiterhin anstecken konnten – und das angeblich verschwiegen worden wäre. Wir stellen diese irreführende Behauptung richtig. Wirksamer Schutz vor schwerer Erkrankung und dem Tod Das vorrangige Ziel der Corona-Impfungen war der Schutz davor, wegen Covid-19 ins Krankenhaus zu müssen oder zu sterben. Studien zeigen, dass die Impfstoffe diese Anforderung gut erfüllten. Je nach Studie zeigte sich, dass die zweifache Impfung mit dem Pfizer-Impfstoff zwischen 87 und 99 Prozent der schweren Covid-19-Erkrankungen und -Todesfälle verhindern konnte, die sonst ohne Impfung aufgetreten wären [Quellen 5-7]. Man sagt auch, die Schutzwirkung betrug zwischen 87 und 99 Prozent. Die Studien erlauben allerdings keine genauere Schätzung. Für den mRNA-Impfstoff von Moderna zeigte sich eine ähnlich hohe Schutzwirkung [Quellen 8-11]. Sehr gut belegt ist, dass die mRNA-Impfstoffe in den ersten zwei bis drei Monaten wirksam davor schützten, überhaupt krank zu werden – egal ob leicht oder schwer. Zwei Monate nach vollständiger Impfung betrug die Schutzwirkung 95 Prozent für Pfizer [Quellen 3,4] und 94 Prozent für Moderna [Quellen 8,9]. Über die Monate nahm die Wirksamkeit jedoch ab. Daher haben Gesundheitsbehörden eine Auffrischungsimpfung empfohlen. Die Corona-Impfungen haben die Verbreitung des Virus gebremst, aber nicht gestoppt Als die Impfstoffe entwickelt wurden, haben Fachleute hauptsächlich erwartet, dass die Impfstoffe vor schweren Erkrankungen schützt. Sie haben aber damit gerechnet, dass sich Geimpfte trotzdem infizieren könnten – auch ohne Symptome zu bekommen – und dass sie dann andere anstecken. Ein Faktencheck der Austria Presse Agentur (APA) zeigt nachvollziehbar, dass dies nie verschwiegen worden ist. Beobachtungsstudien deuteten später allerdings an, dass die Impfung zu Beginn auch vor einer symptomlosen Infektion schützte. Direkt nach der zweifachen Pfizer-Impfung betrug die Schutzwirkung dafür beispielsweise über 90 Prozent [Quelle 12]. Mit der Zeit nahm dieser Effekt allerdings ab. Als bereits die Delta-Variante des Coronavirus kursierte, schätzte die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland diese Schutzwirkung nur mehr auf rund 50 Prozent [Quelle 13]. Dennoch konnte die Corona-Impfung so nicht nur vor schweren Erkrankungen und dem Tod schützen, sondern auch die Ausbreitung des Virus eindämmen. Weitere Beobachtungsstudien zeigten zudem: Geimpfte, die sich trotzdem infiziert hatten, schienen zwar ansteckend zu sein – jedoch für deutlich kürzere Zeitdauer als Nicht-Geimpfte [Quellen 14-18]. Impfstoffe wurden an verändertes Virus angepasst Seit die erste Virusvariante in Wuhan entdeckt worden hat, hat sich das Coronavirus mehrmals stark verändert. Schützten die Ende 2020 zugelassenen Impfstoffe anfangs sehr gut, nahm der Schutz vor leichten und schweren Erkrankungen mit jeder neuen Virusvariante etwas ab [Quelle 2]. 2022 passten die Herstellerfirmen ihre mRNA-Impfstoffe an die die damals vorherrschenden Omikron-Virusvarianten BA1 und BA4/5 an. Wir haben im November 2022 dazu eigene Faktenchecks veröffentlicht (siehe Beitrag zu Pfizer und zu Moderna) Wie gut wirken die Impfungen heute? Für die meisten Menschen ist Corona heute nicht mehr bedrohlicher als eine Erkältung. Denn durch mehrmalige Impfungen und/oder Coronavirus-Infektionen ist ihr Immunsystem gut gewappnet. Ältere Personen und solche mit Vorerkrankungen können allerdings nach wie vor schwer erkranken, auch wenn das Risiko dafür deutlich geringer ist als zu Beginn der Pandemie. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland eine Auffrischungsimpfung nur für Menschen ab 60 Jahren oder für jene mit einer Vorerkrankung [Quelle 1]. Seit Ende 2023 gibt es an die Omikronvariante XBB.1.5 angepasste Impfstoffe. Eine Beobachtungsstudie dazu zeigt beispielsweise, dass solch angepasste Impfstoffe von Pfizer oder Moderna den Schutz vor einer schweren Erkrankung erhöhen konnte [Quelle 19]: Von im Herbst 2023 gegen XBB.1.5 Geimpften mussten 5 von 100.000 Personen im Spital wegen Covid-19 behandelt werden Von zuletzt nur im Vorjahr (2022) Geimpften mussten 28 von 100.000 Personen im Spital wegen Covid-19 behandelt werden Die Auffrischungsimpfung schien also drei Viertel der Spitalsbehandlungen wegen Covid-19 verhindern zu können. In einer anderen Beobachtungsstudie waren es zumindest rund 50 Prozent weniger, die aufgrund von Covid-19 in der Intensivstation behandelt werden mussten [Quelle 20]. Mittlerweile (Mai 2024) hat sich das Coronavirus wieder verändert. Wie gut die Impfung aktuell schützt, lässt sich daher nicht gut einschätzen. Nicht ohne Nebenwirkung Es ist normal, dass nach der Impfung Nebenwirkungen auftreten. So zeigt sich, dass das Immunsystem auf den Impfstoff reagiert und seine Abwehrkräfte stärkt. Bei 70 bis 90 Prozent der Geimpften kommt es zu Schmerzen, einer Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle, beziehungsweise treten Fieber, Schüttelfrost oder Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen auf. Bei den mRNA-Impfstoffen kann es vor allem bei jungen Menschen zu einer Herzmuskelentzündung kommen. Beim Pfizer-Impfstoff sind bis zu 1 von 10.000 Personen. Beim Impfstoff von Moderna sind bis zu 2 von 10.000 Personen betroffen. Eine detaillierte Aufzählung der Nebenwirkungen haben wir in früheren Faktenchecks veröffentlicht: für Pfizer sowie für Moderna. Wissenschaftliche Quellen [1] STIKO (2024) Epidemiologisches Bulletin 2/2024. (Bericht in voller Länge) [2] UpToDate (2024) COVID-19: Vaccines. Abgerufen am 10.5.2024 unter uptodate.com (Zugang kostenpflichtig) [3] EMA (2020) Comirnaty. Abgerufen am 10.5.2024 unter www.ema.europa.eu [4] FDA (2020) FDA Briefing Document Pfizer-BioNTech COVID-19 Vaccine. Abgerufen am 10.5.2024 unter www.fda.gov [5] AIHTA (2021) Covid-19: HSS/ Horizon Scanning Living Document. AIHTA Policy Brief 002, V. 16 Juli 2021. Abgerufen am 10.5.2024 unter eprints.aihta.at [6] ECDC (2021) Assessing SARS-CoV-2 circulation, variants of concern, non-pharmaceutical interventions and vaccine rollout in the EU/EEA, 15th update. Stand 10.06.2021. Abgerufen am 10.5.2024 unter www.ecdc.europa.eu [7] Public Health England (2021) COVID-19 vaccine surveillance reports, Week 28 (Stand 15.07.2021). Abgerufen am 10.5.2024 unter www.gov.uk [8] EMA (2020) Covid-19 Vaccine Moderna. Abgerufen am 10.5.2024 unter www.ema.europa.eu [9] FDA (2020) FDA Briefing Document Moderna COVID-19 Vaccine. Abgerufen am 10.5.2024 unter www.fda.gov [10] Chemaitelly et al. (2021) mRNA-1273 COVID-19 vaccine effectiveness against the B.1.1.7 and B.1.351 variants and severe COVID-19 disease in Qatar. Nat Med online 09.07.2021. Abgerufen am 10.5.2024 unter nature.com [11] Tenforde et al. (2021) Effectiveness of Pfizer-BioNTech and Moderna Vaccines Against COVID-19 Among Hospitalized Adults Aged ≥65 Years, Stand 28.04.2021. Abgerufen am 10.5.2024 unter www.cdc.gov [12] Dagan et al. (2021) BNT162b2 mRNA Covid-19 vaccine in a nationwide mass vaccination setting. New England Journal of Medicine, 384(15), 1412-1423. (Studie in voller Länge) [13] STIKO (2021) Ständige Impfkommission. STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung. Letzte Aktualisierung am 29.11.2021. Abgerufen am 10.5.2024 unter www.rki.de [14] Eyre et al. (2022) Effect of Covid-19 vaccination on transmission of alpha and delta variants. New England Journal of Medicine, 386(8), 744-756. (Studie in voller Länge) [15] Singanayagam et al (2022) Community transmission and viral load kinetics of the SARS-CoV-2 delta (B. 1.617. 2) variant in vaccinated and unvaccinated individuals in the UK: a prospective, longitudinal, cohort study. The lancet infectious diseases, 22(2), 183-195. (Studie in voller Länge) [16] Kissler et al (2021) Viral dynamics of SARS-CoV-2 variants in vaccinated and unvaccinated persons. New England Journal of Medicine, 385(26), 2489-2491. (Studie in voller Länge) [17] Puhach et al. (2022) Infectious viral load in unvaccinated and vaccinated individuals infected with ancestral, Delta or Omicron SARS-CoV-2. Nature medicine, 28(7), 1491-1500. (Studie in voller Länge) [18] Jung et al (2022) Transmission and infectious SARS-CoV-2 shedding kinetics in vaccinated and unvaccinated individuals. JAMA Network Open, 5(5), e2213606-e2213606. (Studie in voller Länge) [19] Hansen et al. 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