Covid-19-Impfstoff: BioNTech/Pfizer (Comirnaty)

Comirnaty ist der erste in Europa zugelassene Impfstoff gegen Covid-19. Wir haben uns genau angesehen, wie wirksam er ist, welche Risiken es gibt und was wir noch nicht wissen.

  • Impfstoffart: mRNA-Impfstoff (Was ist das?)
  • Empfohlen für: Erwachsene sowie Kinder ab 6 Monaten (Volle Zulassung)
  • Schutz vor: ursprünglicher Variante des Coronavirus
  • Schutzwirkung: wie gut der Schutz vor einer Erkrankung durch die Omikron-Varianten ist, lässt sich nicht beziffern. Er ist vermutlich schlechter als vor der ursprünglichen Virusvariante (damals 95%-ige Schutzwirkung).
  • Nebenwirkungen: etwa drei Viertel der Geimpften haben Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen an der Einstichstelle, etwa ähnlich viele haben Nebenwirkungen im restlichen Körper (z.B. Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schüttelfrost)
  • Verabreichung: 2 Spritzen im Abstand von 3 bis 6 Wochen. Inzwischen wird eine dritte Impfung empfohlen, für bestimmte Gruppen auch weitere [5,7]. Für die Auffrischungs-Impfungen stehen inzwischen auch an die Omikron-Varianten angepasste Impfstoffe von Comirnaty zur Verfügung.
so arbeiten wir
© Yuganov Konstantin - shutterstock.com In manchen Ländern ist der Impfstoff von Biontech/Pfizer bereits seit Dezember 2020 im Einsatz.
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Inhalt

 

Dieser Beitrag ist Teil unserer Serie zur Corona-Impfung.

Informationen zum Impfstoff Comirnaty für andere Altersgruppen haben wir in separaten Beiträgen veröffentlicht: für Kinder unter 5 Jahren, für Kinder zwischen 5 und 11 Jahren, für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren.

Wirksamkeit: Wie gut schützt der Impfstoff?

Der Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer wurde als Schutz vor der ursprünglichen Variante des Coronavirus entwickelt. Inzwischen ist klar, dass er vor der Omikron-Variante schlechter schützt als vor der ursprünglichen Variante, besonders wenn Menschen nur zweimal geimpft sind. Auffrischungs-Impfungen können den Impfschutz verbessern, allerdings hält der Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung nur einige Wochen bis wenige Monate an. Der Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf nimmt im Verlauf einiger Monate vermutlich etwas ab, allerdings langsamer als der Schutz davor, überhaupt krank zu werden. Wie hoch der Schutz genau ist, schätzen bisherige Studien sehr unterschiedlich ein – er lässt sich daher nicht gut beziffern [9].

Empfohlen werden deshalb Auffrischungs-Impfungen (Booster) mit einem an Omikron angepassten Impfstoff (siehe Abschnitt Impfempfehlungen). Was wir über deren Nutzen wissen, berichten wir in eigenen Beiträgen: Omikron-Booster von Biontech/Pfizer sowie Omikron-Booster von Moderna.

Bei der ursprünglichen Virusform und Varianten wie etwa Delta ist bekannt, dass die Impfung auch einen gewissen Schutz vor Long-Covid bietet. Gleiches galt auch für den Schutz davor, andere trotz Impfung anzustecken. In welchem Ausmaß das auch bei der Omikron-Variante der Fall ist, lässt sich bisher nicht sicher beziffern. Der Schutz davor, andere trotz Impfung zu infizieren, scheint niedriger zu sein [5].

Die Ergebnisse zum Schutz vor Omikron stammen alle aus Beobachtungsstudien und sind deshalb nur bedingt verlässlich. Aussagekräftiger waren die Daten der ursprünglichen Zulassungsstudie. Allerdings kursierte zu dieser Zeit noch die ursprüngliche Form des Coronavirus, die heute nicht mehr vorkommt (siehe Abschnitt „Die Studien im Detail“). Die Ergebnisse dieser Studie sind daher überholt.

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Wie sicher ist der Impfstoff?

Über ihre Beschwerden nach der Impfung haben rund 8.000 der 44.000 Teilnehmenden in der Zulassungsstudie [1,2,4] eine Woche lang Tagebuch geführt. Nach der zweiten Impfung sind bei Teilnehmenden zwischen 18 und 55 Jahren folgende vorübergehende Impfreaktionen aufgetreten:

Vorübergehende Impfreaktionen mit Impfstoff mit Schein-Impfstoff
an der Einstichstelle (zB. Rötungen, Schwellungen, Schmerzen): bei 73% bei 11%
im restlichen Körper bei 70% bei 34%
davon Fieber bei 16% bei 0,5%
davon Schüttelfrost bei 35% bei 4%
davon Muskelschmerzen bei 37% bei 8%
davon Gelenksschmerzen bei 22% bei 5%
davon Müdigkeit bei 59% bei 23%
davon Kopfschmerzen bei 52% bei 24%

 

Die Impfreaktionen traten in der Regel am Tag der Impfung oder bis zu zwei Tage danach auf und dauerten meist ein bis drei Tage lang [2]. Reaktionen an der Einstichstelle kamen nach der ersten Dosis etwas häufiger vor, Reaktionen im restlichen Körper nach der zweiten.

Andere Nebenwirkungen

Abgesehen von den direkten Impfreaktionen wurden in der Zulassungsstudie auch andere mögliche Folgeerkrankungen erfasst.

Die meisten dieser Nebenwirkungen waren nicht schwerwiegend. So kam es in der Impf-Gruppe häufiger als in der Placebo-Gruppe zu vorübergehenden Lymphknotenschwellungen (0,3% in der Impf-Gruppe und 0,03% in der Placebo-Gruppe) und leichteren allergischen Reaktionen (0,6% in der Impf-Gruppe und 0,5% in der Placebo-Gruppe).

Nach der Zulassung haben geimpfte Personen nicht nur wie in den Zulassungsstudien über Übelkeit, sondern auch über Durchfall, Erbrechen und und juckenden Hautausschlag berichtet [1].

Bei Personen, die sich zuvor einer kosmetischen Behandlung mit Faltenauffüllern unterzogen haben, können allergisch bedingte Gesichtsschwellungen auftreten.

Seltene Nebenwirkungen

Nach Beginn der Impfung in der Bevölkerung kam es in sehr seltenen Fällen zu einem allergischen Schock (Anaphylaxie), die jedoch gut behandelt werden konnten. Gemeldet wurden in Deutschland weniger als 10 Fälle pro 1 Million Impfungen [3].

Ebenfalls sehr selten sind Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis) und des Herzbeutels (Perikarditis). Sie treten häufiger nach der zweiten als nach der ersten oder dritten Impfung auf und am ehesten bei jungen Männern [3]. In Studien wurden bei Männern unter 30 Jahren nach der zweiten Impfung pro 1 Million Impfungen etwa 27 bis 56 zusätzliche Fälle einer Herzmuskelentzündung im Vergleich zu Ungeimpften festgestellt [1].

Inzwischen gibt es auch Hinweise, dass nach der Impfung mit Comirnaty die Menstruationsblutung vorübergehend verstärkt sein kann [1].

Aus Verdachtsmeldungen zu seltenen Fällen von lang andauernden Beschwerden nach einer Impfung mit Comirnaty („Post-Vac“, ähnlich wie das chronische Erschöpfungssyndrom oder Long-COVID) lässt sich nach Einschätzung des PEI bislang kein ursächlicher Zusammenhang ableiten [3].

Impfempfehlungen

Weil inzwischen klar ist, dass der Impfschutz im Laufe der Zeit abnimmt, wird für alle Erwachsenen eine dritte Impfung empfohlen, bevorzugt mit einem an die Omikron angepassten Booster. Für spezielle Gruppen, besonders Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Covid-Verlauf, raten die Impfgremien sowohl in Deutschland als auch in Österreich zu einer vierten, in manchen Fällen auch zu einer fünften Impfung, etwa bei Menschen mit Immunschwäche. Eine Infektion mit dem Corona-Virus wird in den Impfempfehlungen unter bestimmten Voraussetzungen wie eine Impfdosis gezählt [5,7].

Was im Impfstoff enthalten ist

Außer dem eigentlichen Wirkstoff (der mRNA – was ist das?) sind im Impfstoff u.a. noch Wasser, Zucker, verschiedene Salze und Fette enthalten. Außerdem gehört eine Substanz auf der Basis von Polyethylenglykol dazu, die die Vermischung von Wasser und Fetten möglich macht. Diese Bestandteile bilden kleine Fettkügelchen (Lipid-Nanopartikel), welche die mRNA umhüllen. Wie der mRNA-Impfstoff funktioniert, erklären wir in einem eigenen Beitrag.

Der Impfstoff enthält weder Wirkverstärker (Adjuvantien) noch Konservierungsstoffe. Auch Aluminium- oder Quecksilberverbindungen sind nicht Teil des Impfstoffs.

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Die Studien im Detail

Wirksamkeit

An der Zulassungsstudie [1,2,4] nahmen knapp 44.000 Menschen aus den USA, der Türkei, Deutschland, Südafrika, Brasilien und Argentinien teil. Die Studie begann Ende Juli 2020. Für die Zulassung wurden die Teilnehmenden bis Mitte November beobachtet. In dieser Zeit war die ursprüngliche Form des Coronavirus verbreitet. Die Zahlen zum Impfschutz lassen sich deshalb nicht auf andere Virus-Varianten übertragen. Die Studie läuft noch weiter, um weitere Daten zu sammeln.

Wer nahm an der Studie teil?

An der Studie nahmen Männer und Frauen ungefähr zu gleichen Teilen teil. Sie waren im Mittel rund 50 Jahre alt. Knapp 20 Prozent waren 65 Jahre oder älter. Etwa jeder Fünfte hatte eine Vorerkrankung wie eine Erkrankung von Herz, Lunge oder Leber beziehungsweise Diabetes. Wenn man auch starkes Übergewicht dazu zählt, hatte rund die Hälfte der Teilnehmenden eine Vorerkrankung.

Was wurde verglichen?

Die Teilnehmenden erhielten nach dem Zufallsprinzip entweder zwei Injektionen mit dem Impfstoff im Abstand von ungefähr 21 Tagen oder zwei Injektionen mit einem Scheinmedikament (Kochsalzlösung). Die Teilnehmenden und alle, die den Erfolg der Impfung bewerteten, wussten nicht, wer zu welcher Gruppe gehörte („doppelte Verblindung“).

Was wurde gemessen?

Als wichtigste Größe wurde getestet, ob die Impfung vor einer Covid-19-Erkrankung schützt, die durch die ursprüngliche Variante des SARS-CoV-2-Virus verursacht wurde. Wenn Teilnehmende verdächtige Symptome bemerkten, etwa Fieber, Husten oder Geschmacksverlust, sollten sie sich an das zuständige Studienzentrum wenden. Dort erfolgte dann einen Nasen-Rachen-Abstrich mit anschließendem Corona-Test mittels PCR. Gezählt wurden also Labor-bestätigte Covid-19-Erkrankungen mit mindestens einem Symptom – und zwar mindestens eine Woche nach der zweiten Impf-Dosis.

Für die Berechnung des Nutzens wurden die Daten von rund 36.000 Teilnehmenden ausgewertet.

Getrennt nach Altersgruppen erkrankten im beobachteten Zeitraum von durchschnittlich 2 Monaten nach der letzten Impfdosis umgerechnet:

mit Impfstoff mit Schein-Impfstoff (Placebo)
Alle Teilnehmenden: 5 von 10.000 93 von 10.000
16 bis 55 Jahre: 4 von 10.000 64 von 10.000
über 55 Jahre: 5 von 10.000 115 von 10.000

Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken, sank mit der Impfung um 95% im Vergleich zu einem Schein-Impfstoff. Man sagt, die Schutzwirkung beträgt 95%.

Diese Daten gelten für die ursprüngliche Variante des Coronavirus, die während der Studienlaufzeit vorherrschte.

Schutz vor schweren Covid-19-Erkrankungen oder Todesfällen

Zusätzlich wurden auch schwere Covid-19-Erkrankungen ausgewertet. Bei diesem Schweregrad hatten die Betroffenen zum Beispiel eine erhöhte Atem- oder Herzfrequenz oder es kam zu Lungen- oder Kreislaufversagen, der Sauerstoffgehalt im Blut war verringert, die Funktion von Nieren oder Leber war beeinträchtigt oder das Nervensystem funktionierte nicht richtig. Die Forscherinnen und Forscher zählten auch, ob Menschen auf der Intensivstation waren oder gar verstarben.

In der Zulassungsstudie gab es zu wenige schwere Erkrankungen, um daraus verlässliche Schlussfolgerungen abzuleiten. Beobachtungen aus mehreren Ländern nach der Zulassung deuten darauf hin, dass die Impfung mit Comirnaty wahrscheinlich gut vor schweren Covid-19-Verläufen schützt, die im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Das gilt auch für die Frage, wie gut der Impfstoff davor schützt, an Covid-19 zu sterben. Todesfälle durch Covid-19 sind in der Zulassungsstudie nicht aufgetreten – weder in der Impf- noch in der Placebogruppe. Studien nach der Zulassung deuten auf eine sehr gute Schutzwirkung gegen Covid-bedingte Todesfälle hin.

Dauer des Impfschutzes

Für die Zulassung lagen Daten zum Impfschutz nur für einen Zeitraum von zwei Monaten vor. Inzwischen gibt es aus der Zulassungsstudie Ergebnisse über einen Zeitraum von sechs Monaten. Dabei zeigte sich, dass der Impfschutz einige Monate nach der zweiten Impfung abnimmt. Vier bis sechs Monate nach der zweiten Dosis betrug der Schutz vor einer Erkrankung nur mehr 84 Prozent [6].

Inzwischen ist es klar, dass die Impfung mit dem ursprünglichen Impfstoff gegen die aktuelle Virus-Variante Omikron schlechter schützt als gegen die ursprüngliche Varianteen Wildtyp, dieer zur Zeit der Zulassungsstudie verbreitet war, und dass der Impfschutz im Laufe der Zeit weiter abnimmt. Deshalb sind inzwischen Auffrischungs-Impfungen empfohlen und es wurden an Omikron angepasste Varianten des Impfstoffs entwickelt (siehe oben).

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Sicherheit

In der Zulassungsstudie wurden sowohl direkte Impfreaktionen als auch andere Nebenwirkungen untersucht.

Impfreaktionen

Rund 8.000 der 44.000 Teilnehmenden haben jeweils eine Woche nach den beiden Impfungen ein Tagebuch geführt. Darin haben sie festgehalten, welche Beschwerden als Reaktionen des Immunsystems auf den Impfstoff bei ihnen aufgetreten sind.

Dazu gehörten Beschwerden wie Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen an der Einstichstelle. Von solchen so genannten lokalen Reaktionen (am Oberarm) berichteten:

  • nach der 1. Dosis 79 % in der Impfgruppe und 13 % in der Placebo-Gruppe
  • nach der 2. Dosis 73 % in der Impfgruppe und 11 % in der Placebo-Gruppe

Bei den allermeisten Teilnehmenden waren die lokalen Reaktionen leicht oder mittelschwer. Sie traten in der Regel am Tag der Impfung oder bis zu zwei Tage danach auf und dauerten ein bis zwei Tage. In seltenen Fällen können diese Reaktionen auch bis zu einer Woche nach der Impfung auftreten – üblicherweise in Form von Schmerzen und Juckreiz rund um die Einstichstelle am Oberarm. Manche Medien bezeichnen diese Reaktion als „Covid-Arm“. Die Beschwerden verschwinden aber nach einigen Tagen wieder. Die US-amerikanische Seuchenschutzbehörde empfiehlt, in solchen Fällen die zweite Dosis in den anderen Arm zu verabreichen [4].

Außerdem kam es auch zu Impfreaktionen, die den ganzen Körper betrafen. Dazu gehörten etwa Abgeschlagenheit, Fieber, Schüttelfrost, Kopf-, Muskel- oder Gelenkschmerzen.

Von solchen systemischen Reaktionen berichteten insgesamt

  • nach der 1. Dosis 59 % in der Impfgruppe und 47 % in der Placebo-Gruppe
  • nach der 2. Dosis 70 % in der Impfgruppe und 34 % in der Placebo-Gruppe

Die einzelnen Beschwerden waren aber unterschiedlich häufig. In der Tabelle weiter oben im Text (siehe „Wie sicher ist der Impfstoff“) haben wir dargestellt, wie häufig systemische Reaktionen bei 18-55-jährigen Teilnehmenden nach der 2. Impfdosis waren.

Bei den allermeisten Teilnehmenden waren die systemischen Reaktionen leicht oder mittelschwer. Sie traten in der Regel zwei bis drei Tage nach der Impfung auf und dauerten ungefähr einen Tag. Nach der 2. Dosis waren sie meist etwas stärker als nach der 1. Dosis.

Bei älteren Teilnehmenden ab 55 waren die Impfreaktionen etwas seltener als bei jüngeren Teilnehmenden.

Andere Nebenwirkungen

Abgesehen von den direkten Impfreaktionen wurden in der Zulassungsstudie auch andere mögliche Folgeerkrankungen erfasst.

Die meisten Nebenwirkungen waren nicht schwerwiegend. So kam es in der Impf-Gruppe häufiger als in der Placebo-Gruppe zu vorübergehenden Lymphknotenschwellungen (0,3% in der Impf-Gruppe und 0,03% in der Placebo-Gruppe) und leichteren allergischen Reaktionen (0,6% in der Impf-Gruppe und 0,5% in der Placebo-Gruppe). Diese Nebenwirkungen waren nach Einschätzung der Zulassung durch den Impfstoff verursacht. Nach der Zulassung haben geimpfte Personen nicht nur wie in den Zulassungsstudien über Übelkeit, sondern auch über Durchfall und Erbrechen berichtet. Auch kann es bei weniger als 1 von 100 Geimpften zu juckendem Hautausschlag kommen [1].

Bei Personen, die sich zuvor einer kosmetischen Behandlung mit Faltenauffüllern unterzogen haben, können allergisch bedingte Gesichtsschwellungen auftreten.

Schwerwiegende Nebenwirkungen, die wahrscheinlich durch den Impfstoff oder die Impfung verursacht wurden, waren in der Zulassungsstudie sehr selten: Bei einer Testperson von rund 22.000 Geimpften kam es zu einer schwerwiegenden Lymphknotenschwellung. Bei einer anderen Person ist vermutlich durch einen Fehler bei der Verabreichung des Impfstoffs eine Schulterverletzung entstanden.

Andere schwerwiegende Nebenwirkungen

Bei 4 von rund 22.000 Teilnehmenden in der Impf-Gruppe, aber bei niemandem in der Placebo-Gruppe (mit ebenfalls rund 22.000 Personen), traten vorübergehende Gesichtslähmungen auf. Bei zwei der Teilnehmenden war dieses Phänomen („Fazialisparese“) bereits vor der Impfung einmal aufgetreten. Solche Beschwerden können auch ohne äußere Ursache vorkommen. Da die Häufigkeit in der üblichen Größenordnung in der Allgemeinbevölkerung lag, halten es die Zulassungsbehörden für unklar, ob die Impfung tatsächlich die Ursache war.

Gleiches gilt auch für Blinddarmentzündungen, die in der Impf-Gruppe etwas häufiger waren.

Todesfälle

Während der Zulassungsstudie verstarben zwei Teilnehmende aus der Impfgruppe und vier aus der Placebo-Gruppe, davon keiner an Covid-19. Bei allen Todesfällen gab es keine Hinweise auf einen Zusammenhang mit der Impfung.

Das Paul-Ehrlich-Institut untersucht auch gemeldete Todesfälle nach der Corona-Impfung. Dabei zeigte sich keine erhöhte Sterblichkeit durch Comirnaty [3].

Auf welche möglichen Nebenwirkungen wurde in den Studien geachtet, auch wenn sie nicht aufgetreten sind?

In der Zulassungsstudie gab es keinen Hinweis darauf, dass die Impfung im beobachteten Zeitraum zu schweren Verläufen führt („vaccine-enhanced disease“). In einem anderen Beitrag erklären wir, was das ist.

Die Zulassungsbehörden achteten darauf, ob möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Autoimmun-Erkrankungen, entzündliche Erkrankungen oder Erkrankungen des Nervensystems besteht. Dafür fanden sich aber ebenfalls keine Hinweise.

Was wir zu Nutzen und Risiken für bestimmte Personengruppen wissen

Ältere Menschen gelten als besonders gefährdet bei einer Coronainfektion. Sie waren auch in die Zulassungsstudie eingeschlossen, allerdings nur wenige Hochbetagte ab 85 Jahre. So waren die Teilnehmenden auf die Altersgruppen verteilt (bezogen auf die Auswertung zum Nutzen):

  • 16 bis 64 Jahre: 28.515 Teilnehmende (rund 78 %)
  • 65 bis 74 Jahre: 6.402 Teilnehmende (rund 17 %)
  • 75 Jahre und älter: 1616 Teilnehmende (rund 4 %)

Etwa jede fünfte Testperson hatte eine Vorerkrankung. Zu den häufigsten gehörten Lungenerkrankungen oder Diabetes ohne Folgeschäden. Etwa ein Drittel war stark übergewichtig.

In den Auswertungen war die Schutzwirkung der Impfung bei allen Gruppen ähnlich, unabhängig von Alter oder Vorerkrankungen. Auch zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede hinsichtlich der Nebenwirkungen. Bei älteren Teilnehmenden waren lediglich Impfreaktionen etwas seltener.

Daten aus Beobachtungsstudien nach der Zulassung stützen die hohe Wirksamkeit des Impfstoffs, besonders gegen schwere Verläufe, auch bei älteren Personen [5].

Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangere und Stillende durften als Vorsichtsmaßnahme nicht an der Zulassungsstudie teilnehmen. Inzwischen gibt es aber von Impfungen nach der Zulassung Daten zu Schwangerschaft und Stillzeit, die keine Hinweise auf Sicherheitsbedenken liefern. Auch auf die Fruchtbarkeit sind keine Auswirkungen zu erwarten, wie wir in einem anderen Beitrag erklären.

Weil inzwischen klar ist, dass Schwangere im Fall einer Infektion ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, empfiehlt die STIKO in Deutschland [5] und das Nationale Impfgremium in Österreich [7] die Impfung für alle Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel. Dafür sollte bevorzugt Comirnaty eingesetzt werden, weil damit mehr Erfahrungen vorliegen.

Das deutsche Institut für Embryonaltoxikologie führt eine Beobachtungsstudie mit geimpften Schwangeren durch, für die sich die Teilnehmenden selbst melden können [8].

Auch die Impfung in der Stillzeit wird empfohlen, da es keine Hinweise darauf gibt, dass die mRNA-Impfstoffe oder ihre Bestandteile in die Muttermilch übergehen können. Allerdings lassen sich in der Muttermilch von geimpften Stillenden Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachweisen, die einen schützenden Effekt für das Baby haben können.

 

Wie Nutzen und Risiken weiter untersucht werden

Weitere Studien sollen mehr Informationen zum Nutzen und eventuellen sehr seltenen Nebenwirkungen liefern.
Zusätzlich werden Nebenwirkungen auf den bereits etablierten Wegen überwacht. Auch Geimpfte selbst können Nebenwirkungen melden. In einem eigenen Beitrag erklären wir, wie die Sicherheit bei Impfstoffen laufend überprüft wird.

[1] EMA (2022)
Comirnaty. Abgerufen am 29.11.2022 unter www.ema.europa.eu

[2] FDA (2020)
FDA Briefing Document Pfizer-BioNTech COVID-19 Vaccine. Abgerufen am 17.12.2021 unter www.fda.gov

[3] Paul-Ehrlich-Institut (2022)
Paul-Ehrlich-Institut. Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung zum Schutz vor COVID-19. Stand 30.06.2022. Abgerufen am 29.11.2022 unter www.pei.de

[4] Polack (2020)
Safety and efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine. N Engl J Med 2020;383(27):2603–15. (Studie in voller Länge)

[5] STIKO (2022)
Ständige Impfkommission. STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung. Letzte Aktualisierung am 17.11.2022. Abgerufen am 29.11.2022 unter www.rki.de

[6] Thomas u.a. (2021)
Thomas SJ, Moreira ED Jr, Kitchin N, et al. Safety and Efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine through 6 Months. N Engl J Med. 2021 Nov 4;385(19):1761-1773. (Studie in voller Länge)

[7] Nationales Impfgremium (2022)
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. COVID-19-Impfungen. Ergänzendes Kapitel zum Impfplan Österreich 2022. Version 1.0, Stand 28.10.2022 . Abgerufen am 29.11.2022 unter www.sozialministerium.at

[8] Embryotox (2021)
Beobachtungsstudie zu Covid-19-Impfungen in der Schwangerschaft. Abgerufen am 17.12.2021 unter www.embryotox.de

[9] COVID-END (2022)
Covid-19 Living Evidence Synthesis #10. Version 10.12, Stand 08.11.2022. Abgerufen am 30.11.2022 unter www.mcmasterforum.org

  • 02.12.2022: Aktualisierung zu Omikron (Wirksamkeit/Sicherheit)
  • 02.02.2022: Aktualisierung des Artikels
  • 20.12.2021: Aktualisierungen zur Sicherheit und zur Wirksamkeit
  • 11.10.2021: Aktualisierungen zu Sicherheit und Wirksamkeit
  • 28.7.2021: Aktualisierungen zur Sicherheit und zur Wirksamkeit
  • 16.7.2021: Aktualisierungen zur Sicherheit und zur Wirksamkeit
  • 10.6.2021: Aktualisierungen zur Sicherheit und zur Wirksamkeit
  • 26.4.2021: Aktualisierungen zur Sicherheit und zur Wirksamkeit
  • 16.3.2021: Aktualisierungen zur Sicherheit und zur Wirksamkeit gegen Virusvarianten
  • 23.1.2021: Erste Veröffentlichung

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