Startseite ● Powerinsole: unbelegt und nicht plausibel Powerinsole: unbelegt und nicht plausibel Die Schuheinlage „Powerinsole“ verspricht mehr Gesundheit durch einen Chip. Die angebliche Wirkung ist aber weder belegt noch nachvollziehbar. 07. Januar 2025 AutorIn: Jana Meixner Review: Bernd Kerschner Teilen Kann die Schuheinlage „Powerinsole“ die Gesundheit oder das Wohlbefinden verbessern? wissenschaftliche Belege fehlen Laut Herstellerfirma soll die „Powerinsole“ etliche positive Effekte auf die Gesundheit haben, etwa Müdigkeit, Fersenprobleme und Muskelkrämpfe lindern, und die Konzentration verbessern. Diese Wirkung wäre wissenschaftlich bestätigt, behauptet der Hersteller. Entsprechende Studien scheint es allerdings nicht zu geben. Neben den fehlenden Belegen für die Gesundheitsbehauptungen ist auch der angebliche Wirkmechanismus unplausibel und nicht nachvollziehbar. so arbeiten wir Fit und gesund durch Schuheinlagen? © EyeEm-Mobile-GmbH – istock.com Ein österreichisches Unternehmen bewirbt Schuheinlagen, die angeblich das Wohlbefinden und die Gesundheit verbessern sollen. Wirken sollen die Einlagen mit dem Namen „Powerinsole“ (also „Power-Einlage“) durch einen eingebauten Chip, und „einer Kombination fortschrittlicher Magnetresonanzanwendung und innovativer Frequenztechnologie“– so lautet zumindest das Versprechen der Hersteller [Quelle 1]. Was mit dieser angeblichen Technologie konkret gemeint ist, bleibt jedoch offen. Uns erreichten die Anfragen einiger Leserinnen und Leser, die in den Medien auf das Produkt aufmerksam geworden waren, mit der Bitte um eine wissenschaftliche Überprüfung. Angebliche Studien zu „Powerinsole“ nicht auffindbar Die Wirksamkeit wäre laut Homepage angeblich wissenschaftlich untersucht [Quelle 4]. Wir haben beim Unternehmen nach entsprechenden Studien gefragt – bekommen haben wir keine einzige. Auch unsere ausgedehnte Internetrecherche in mehreren wissenschaftlichen Datenbanken blieb erfolglos. Wir konnten keine wissenschaftliche Arbeit zu der „Powerinsole“ oder anderen Produkten der Herstellerfirma finden. Wir stießen lediglich auf einen Laborversuch an einzelnen Zellen [Quelle 2]. Ein solcher Versuch kann jedoch nichts über eine Wirkung am Menschen aussagen, und somit auch die Gesundheitsbehauptungen des Herstellers nicht belegen. Laut Herstellerfirma gäbe es eine nicht veröffentlichte Studie mit menschlichen Teilnehmenden. Nur die wollte man uns trotz mehrmaliger Nachfrage nicht zur Verfügung stellen. Was verspricht der Hersteller der „Powerinsole“? Der Chip in der Schuheinlage soll laut Hersteller bei Fersen-Problemen, Müdigkeitserscheinungen, schweren Beinen, Muskelkater und -krämpfen helfen. Hier wird also gezielt Werbung mit einer vermeintlichen Wirkung auf die Gesundheit gemacht [Quelle 3]. Das ist ohne entsprechende wissenschaftliche Belege hierzulande gesetzlich verboten. Daneben finden sich auf der „Powerinsole“-Homepage noch zahlreiche vage gehaltene Behauptungen, wie „Energie-Boost für die Zellen“, Harmonisierung und Regeneration. Fachbegriffe aus Physik und Elektronik kommen ebenfalls vor – etwa Frequenztechnologie oder Magnetresonanz. Eine konkrete Erklärung zur Wirkweise fehlt jedoch, die verwendeten Fachbegriffe wirken unzusammenhängend. Auch Magnetresonanz ist hier mit Sicherheit nicht im Spiel, denn dafür wäre zumindest eine Stromquelle notwendig. Auch Metall ist laut Hersteller im verwendeten Chip nicht enthalten. Wie diese Einlagen die Gesundheit verbessern sollen, ist weder nachvollziehbar noch wissenschaftlich plausibel. Anscheinend im Trend: Fragliche Gesundheitsprodukte für die Füße Gesundheit über die Fußsohlen versprach auch ein anderes Produkt, das wir bereits in einem Faktencheck unter die Lupe genommen haben: die sogenannten Neurosocks. Der Hersteller der angeblichen Gesundheitssocken wurde wegen irreführender Gesundheitswerbung verurteilte und ist mittlerweile insolvent. Die Studien im Detail Nach welchen Studien haben wir gesucht? Bei unserer Recherche haben wir in vier verschiedenen Datenbanken nach Studien zu „Powerinsole“ gesucht. Dabei interessierten uns sämtliche Studien, die die Wirkung der Schuheinlagen untersuchten, und an denen menschliche Versuchspersonen teilgenommen hatten. Wir konnten keine solche Studien finden. Nur eine Art von Studie könnte eine Wirksamkeit der „Powerinsole“ aussagekräftig untersuchen: eine sogenannte randomisiert-kontrollierte Studie. Dabei wird eine möglichst große Anzahl von Menschen per Zufall auf zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe trägt dann eine bestimmte Zeit die „Powerinsole“-Einlagen, die andere Gruppe ist die Kontrollgruppe. Sie trägt Placebo-Einlagen, also zum Beispiel Einlagen ohne den Chip, der für die Wirkung der „Powerinsole“ verantwortliche sein soll. Weder die Teilnehmenden noch die beteiligten Forscherinnen und Forscher sollten wissen, wer welcher Gruppe angehört. Die Studie wäre also „verblindet“. Nur so kann ausgeschlossen werden, dass sich die Teilnehmenden der „Powerinsole“-Gruppe nur deshalb besser fühlen, weil sie sich eine Besserung wünschen oder erwarten. Man spräche in diesem Fall auch vom bekannten Placebo-Effekt. Am Ende der Studie würden die Teilnehmenden beider Gruppen zu ihrem Wohlbefinden befragt. Ginge es der „Powerinsole“-Gruppe deutlich besser, wäre das ein Hinweis auf eine Wirksamkeit der Einlagen. Wissenschaftliche Quellen [1] Behauptung auf der Powerinsole-Homepage zur Wirkweise (Dezember 2024) [2] Dartsch, P. C. (2020) Beneficial effects of Powerinsole® energy pad: Investigations with organ-specific cell cultures. J Med Stud Res, 3, 016. (Link zur Studie) [3] Behauptungen auf der Powerinsole-Homepage zu gesundheitlichen Auswirkungen (Dezember 2024) [4] Behauptungen auf der Powerinsole-Homepage zu wissenschaftlichen Untersuchungen (Dezember 2024) Versionsgeschichte 19.12.2024: Erste Veröffentlichung dieses Faktenchecks 7.1.2025: Wir wurden von der Herstellerfirma kontaktiert und auf Fehler unsererseits hingewiesen, die wir korrigiert haben. Aufgrund der Bezeichnung „Chip“ und des Hinweises auf Magnetismus gingen wir davon aus, es würde sich um einen Metallchip handeln. Tatsächlich beinhalte der Chip jedoch kein Metall. Schlagworte EinlagenPowerinsolePowerinsolesSchuheinlage In über 500 Faktenchecks suchen