Powerinsole: unbelegt und nicht plausibel

Die Schuheinlage „Powerinsole“ verspricht mehr Gesundheit durch einen Metallchip. Die angebliche Wirkung ist aber weder belegt noch nachvollziehbar.

AutorIn:
Review:  Bernd Kerschner 

Kann die Schuheinlage „Powerinsole“ die Gesundheit oder das Wohlbefinden verbessern?

Laut Herstellerfirma soll die „Powerinsole“ etliche positive Effekte auf die Gesundheit haben, etwa Müdigkeit, Fersenprobleme und Muskelkrämpfe lindern, und die Konzentration verbessern. Diese Wirkung wäre wissenschaftlich bestätigt, behauptet der Hersteller. Entsprechende Studien scheint es allerdings nicht zu geben. Neben den fehlenden Belegen für die Gesundheitsbehauptungen ist auch der angebliche Wirkmechanismus unplausibel und nicht nachvollziehbar.

so arbeiten wir
Frau in Turnschuhen von hinten Fit und gesund durch Schuheinlagen?
© EyeEm-Mobile-GmbH – istock.com

Ein österreichisches Unternehmen bewirbt Schuheinlagen, die angeblich das Wohlbefinden und die Gesundheit verbessern sollen. Wirken sollen die Einlagen mit dem Namen „Powerinsole“ (also „Power-Einlage“) durch einen eingebauten Metallchip, „fortschrittliche Magnetresonanzanwendung und innovative Frequenztechnologie“– so lautet zumindest das Versprechen der Hersteller [1]. Was mit dieser angeblichen Technologie konkret gemeint ist, bleibt jedoch offen.

Uns erreichten die Anfragen einiger Leserinnen und Leser, die in den Medien auf das Produkt aufmerksam geworden waren, mit der Bitte um eine wissenschaftliche Überprüfung.

Angebliche Studien zu „Powerinsole“ nicht auffindbar

Die Wirksamkeit wäre laut Homepage angeblich in „über 1000 Studien untersucht“ [1]. Wir haben beim Unternehmen nach diesen Studien gefragt – denn auf der Homepage konnten wir sie nicht finden. Bekommen haben wir keine einzige.

Auch unsere ausgedehnte Internetrecherche in mehreren wissenschaftlichen Datenbanken blieb erfolglos. Wir konnten keine wissenschaftliche Arbeit zu der „Powerinsole“ oder anderen Produkten der Herstellerfirma finden. Wir stießen lediglich auf einen Laborversuch an einzelnen Zellen [2]. Ein solcher Versuch kann jedoch nichts über eine Wirkung am Menschen aussagen, und somit auch die Gesundheitsbehauptungen des Herstellers nicht belegen.

Laut Herstellerfirma gäbe es eine nicht veröffentlichte Studie mit menschlichen Teilnehmenden. Nur die wollte man uns trotz mehrmaliger Nachfrage nicht zur Verfügung stellen.

Was verspricht der Hersteller der „Powerinsole“?

Der Metallchip in der Schuheinlage soll laut Hersteller bei Fersen-Problemen, Müdigkeitserscheinungen, schweren Beinen, Muskelkater und -krämpfen helfen. Hier wird also gezielt Werbung mit einer vermeintlichen Wirkung auf die Gesundheit gemacht. Das ist ohne entsprechende wissenschaftliche Belege hierzulande gesetzlich verboten.

Daneben finden sich auf der „Powerinsole“-Homepage noch zahlreiche vage gehaltene Behauptungen, wie „Energie-Boost für die Zellen“, Harmonisierung und Regeneration. Fachbegriffe aus Physik und Elektronik kommen ebenfalls vor – etwa Frequenztechnologie oder Magnetresonanz. Eine konkrete Erklärung zur Wirkweise fehlt jedoch, die verwendeten Fachbegriffe wirken unzusammenhängend. Auch Magnetresonanz ist hier mit Sicherheit nicht im Spiel, denn dafür wäre zumindest eine Stromquelle notwendig. Wie ein Metallplättchen im Schuh die Gesundheit verbessern soll, ist weder nachvollziehbar noch wissenschaftlich plausibel.

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Ebenso wie auch der wegen irreführender Gesundheitswerbung verurteilte und mittlerweile insolvente Hersteller der sogenannten Neurosocks, nahm auch die österreichische Firma Powerinsole VertriebsgmbH seinen Anfang in der Fernsehshow „2Minuten2Millionen“. Das Unternehmen bietet seine die Metallchip-Schuheinlagen seit 2016 an.

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Bei unserer Recherche haben wir in vier verschiedenen Datenbanken nach Studien zu „Powerinsole“ gesucht. Dabei interessierten uns sämtliche Studien, die die Wirkung der Schuheinlagen untersuchten, und an denen menschliche Versuchspersonen teilgenommen hatten. Wir konnten keine solche Studien finden.

Nur eine Art von Studie könnte eine Wirksamkeit der „Powerinsole“ aussagekräftig untersuchen: eine sogenannte randomisiert-kontrollierte Studie. Dabei wird eine möglichst große Anzahl von Menschen per Zufall auf zwei Gruppen aufgeteilt.

Eine Gruppe trägt dann eine bestimmte Zeit die „Powerinsole“-Einlagen, die andere Gruppe ist die Kontrollgruppe. Sie trägt Placebo-Einlagen, also zum Beispiel Einlagen ohne den Metallchip, der für die Wirkung der „Powerinsole“ verantwortliche sein soll. Weder die Teilnehmenden noch die beteiligten Forscherinnen und Forscher sollten wissen, wer welcher Gruppe angehört. Die Studie wäre also „verblindet“. Nur so kann ausgeschlossen werden, dass sich die Teilnehmenden der „Powerinsole“-Gruppe nur deshalb besser fühlen, weil sie sich eine Besserung wünschen oder erwarten. Man spräche in diesem Fall auch vom bekannten Placebo-Effekt.

Am Ende der Studie würden die Teilnehmenden beider Gruppen zu ihrem Wohlbefinden befragt. Ginge es der „Powerinsole“-Gruppe deutlich besser, wäre das ein Hinweis auf eine Wirksamkeit der Einlagen.

[1] www.shop.powerinsole.com
Abgerufen am 20.11.2024

[2] Dartsch, P. C. (2020). Beneficial effects of Powerinsole® energy pad: Investigations with organ-specific cell cultures. J Med Stud Res, 3, 016. (Link zur Studie)

  • 19.12.2024: Erste Veröffentlichung dieses Faktenchecks

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