Startseite ● Magnesium gegen Migräne und Kopfschmerzen? Magnesium gegen Migräne und Kopfschmerzen? Obwohl oft anderes behauptet wird: Dass Magnesium bei Migräne und Kopfschmerzen hilft, ist nicht belegt. 23. Oktober 2025 AutorIn: Jana Meixner Review: Bernd Kerschner Teilen Wirkt Magnesium gegen Kopfschmerzen und Migräne-Anfälle? wissenschaftliche Belege fehlen Ob Magnesium Migräne-Anfälle und Kopfschmerzen vorbeugen oder sie behandeln kann, wurde bisher nur in ein paar Studien untersucht. Diese Studien sind klein, mangelhaft und kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen. Ob Magnesium gegen Migräne und Kopfschmerzen hilft, ist unklar. Wer damit wirbt, tut dies ohne wissenschaftliche Grundlage. so arbeiten wir Ob als Brausetablette, Pille oder Infusion: Magnesium gegen Migräne ist nicht belegt. © Doucefleur-iStock.com Kopfschmerzen hat etwa jeder zweite Mensch zumindest ab und zu. Sie entstehen meistens durch Muskelverspannungen im Nacken oder Kiefer, manchmal auch durch trockene Augen oder Fehlsichtigkeit. Noch einmal um einiges stärker sind die Schmerzen bei Migräne. Dann kommen oft auch Übelkeit, Lichtempfindlichkeit und Sehstörungen hinzu [Quelle 3]. Magnesium soll hier helfen – behaupten zumindest einige Menschen in sozialen Medien. Sie vermitteln den Eindruck, Magnesium wäre eine Art Wundermittel gegen fast alles. Muskelkrämpfe, Menstruationsbeschwerden, Depression, Schlafstörungen und eben Kopfschmerzen sind nur einige der angeblichen Einsatzgebiete des Mineralstoffs. Magnesium gegen Migräne: Wissenschaft oder Geschäft? Magnesium kommt in unzähligen Lebensmitteln vor, ein Mangel ist bei Menschen ohne schwerwiegende Darm- oder Nierenerkrankungen selten. Dennoch schlucken viele Menschen Nahrungsergänzungsmittel mit Magnesium. Hat die angebliche Wirkung von Magnesium gegen Migräne und andere Kopfschmerzen auch eine wissenschaftliche Grundlage? Oder geht es – wieder einmal – ums Geschäft? Wir haben uns auf die Suche nach Studien gemacht, die untersucht haben, ob Magnesium Kopfschmerz und Migräne vorbeugen kann. Oder ob es als Behandlung taugt, wenn die Schmerzen schon da sind. Studien können Wirksamkeit nicht belegen Eine Antwort darauf zu finden, stellte sich als gar nicht so einfach heraus. Studien gibt es zwar, nur sind sich die alles andere als einig [Quellen 1,2]. In manchen besserten sich die Kopfschmerz- und Migräne-Anfälle durch Magnesium mehr als durch ein Schein-Präparat (Placebo). In anderen gab es keinen Unterschied. Und in wieder anderen machte das Magnesium alles sogar noch schlimmer. Warum die Studien zu so widersprüchlichen Ergebnissen kommen, bleibt ungeklärt. Hinzu kommt, dass die verfügbaren Studien alle sehr klein und mangelhaft sind. Zum Beispiel wussten die Teilnehmenden in den meisten Studien, ob sie das echte Magnesium oder das Placebo bekamen. Wir wissen also nicht, ob es den Teilnehmenden vielleicht nur deshalb besser ging, weil sie sich eine Besserung erwarteten – ob also der berühmte Placebo-Effekt am Werk war. Ob geschluckt oder über die Vene: Nutzen ist unklar In manchen Studien schluckten die Teilnehmenden ein Magnesium-Präparat zur Vorbeugung von Kopfschmerzen – in einer Dosierung von rund 500 Milligramm pro Tag. In anderen bekamen sie Magnesium als Infusion direkt ins Blut, nachdem sie wegen starker Kopfschmerzen eine Notfallambulanz aufgesucht hatten. Dabei bekamen sie eine einmalige Dosis von 1000 bis 2000 Milligramm. In diesen Studien half das Magnesium durchschnittlich nicht mehr als eine Schein-Infusion ohne Magnesium (Placebo). Ob geschluckt oder als Infusion – die verfügbaren Studien können insgesamt nicht beantworten, ob Magnesium hilfreich ist. Wer im Internet Magnesium als wirksames Mittel gegen Kopfschmerzen anpreist, tut das ohne wissenschaftliche Grundlage. Zu viel Magnesium kann Nebenwirkungen haben Wie alle Stoffe kann auch Magnesium in hohen Dosen Nebenwirkungen verursachen. Die häufigste sind Durchfall und andere Magen-Darm-Beschwerden. Diese treten meist ab einer Dosis von 300 Milligramm pro Tag auf [Quelle 6]. Ursache von Kopfschmerz meist unbekannt Ein schmerzender Kopf kann viele Ursachen haben – eine Erkältung, Alkohol am Vortag, hoher Blutdruck, Fehlsichtigkeit, erhöhter Augeninnendruck oder Muskelverspannungen in Nacken oder Kiefer. In den meisten Fällen ist der Grund für die Schmerzen aber unbekannt. Bei wiederholten Kopfschmerzen macht es Sinn, mit einer Ärztin oder einem Arzt darüber zu sprechen [Quelle 3]. Vorsicht bei Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol: Zu häufig und zu lange eingenommen, können auch die Schmerzmittel selbst Kopfschmerzen auslösen. Diese paradoxe Wirkung nennt man auch medikamenteninduzierten Kopfschmerz. Ein Teufelskreis kann entstehen [Quelle 4]. Migräne – mehr als einfach nur Schmerzen Migräneanfälle sind meist um einiges stärker und beeinträchtigender als herkömmlicher Kopfschmerz. Sie können Betroffene Stunden bis Tage außer Gefecht setzen. Die Schmerzen sind meist einseitig und fühlen sich für Betroffene pulsierend oder hämmernd an. Oft kommen auch Schwindel, Übelkeit und Licht- und Lärmempfindlichkeit dazu. Die Plattform Gesundheitsinformation.de hat wissenschaftlich gesicherte Informationen zu den Symptomen, den Ursachen und der Behandlung von Migräne und Informationen zu Kopfschmerzen im Allgemeinen. Die Studien im Detail Nach welchen Studien haben wir gesucht? Wir haben einerseits nach Studien gesucht, die untersuchten, ob die regelmäßige Einnahme von Magnesium die Häufigkeit von Kopfschmerz- und Migräne-Anfällen verringert – also vorbeugend wirkt. Andererseits wollten wir wissen, ob Magnesium ein wirksames Mittel zur Behandlung von Kopfschmerz und Migräne-Anfällen ist. Gefunden haben wir zwei Übersichtsarbeiten, die alle bisherigen Studien zu diesen Fragen zusammengefasst haben. Sie beinhalten die Ergebnisse von 4 Studien zur Behandlung [Quelle 2] und 6 Studien zur Vorbeugung (Prophylaxe) [Quelle 1]. Diese Übersichtsarbeiten haben nur sogenannte randomisiert-kontrollierte Studien berücksichtigt. Randomisiert-kontrollierte Studien sind die beste Art, um die Wirksamkeit eines Mittels zu untersuchen. Darin werden die Teilnehmenden per Los auf zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe bekommt Magnesium, die andere ein gleich aussehendes Schein-Präparat, ein Placebo. Nur so lässt sich herausfinden, ob tatsächlich das Magnesium wirkt, oder ob nur die Erwartung der Teilnehmenden den Kopfschmerz bessert – ob also der Placebo-Effekt verantwortlich ist für die vermeintliche Wirkung. Wie aussagekräftig sind die Studien? Trotz der 10 Studien mit insgesamt ca. 900 Teilnehmenden sind wir nicht schlauer geworden. Die Ergebnisse sind stark widersprüchlich und die Studien haben grobe Mängel. In vielen der Studien war den Teilnehmenden bewusst, ob sie Magnesium, oder ein Placebo bekamen. Wieso die Studien außerdem zu so unterschiedlichen Ergebnissen kamen, ist ungeklärt. Zur Behandlung scheint es nur Studien mit Teilnehmenden zu geben, die mit starken Kopfschmerzen ins Krankenhaus kamen und hohe Dosen Magnesium-Sulfat als Infusion über die Vene erhielten. Die Studien fanden keinen Effekt nach 30 Minuten. Wissenschaftliche Quellen [1] Okoli GN, et al. (2019). Vitamins and minerals for migraine prophylaxis: A systematic review and meta-analysis. The Canadian journal of neurological sciences Le journal canadien des sciences neurologiques;46(2):1-10. (Link zur Studie) [2] Miller AC, et al. (2019). Intravenous Magnesium Sulfate to Treat Acute Headaches in the Emergency Department: A Systematic Review. Headache;59(10):1674-1686. (Link zur Studie) [3] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit in Gesundheitswesen (IQWiG) (2022) Abgerufen am 18.8.2025 unter https://www.gesundheitsinformation.de/kopfschmerzen.html [4] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit in Gesundheitswesen (IQWiG) (2022) Abgerufen am 14.9.2025 unter https://www.gesundheitsinformation.de/arzneimittelbedingte-kopfschmerzen.html [5] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit in Gesundheitswesen (IQWiG) (2022) Abgerufen am 14.9.2025 unter https://www.gesundheitsinformation.de/migraene.html [6] Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (2025) Magnesium – was ist zu beachten? Abgerufen am 29.9.2025 unter https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/magnesium-was-ist-zu-beachten-8003 Versionsgeschichte 23.10.2025: Erstveröffentlichung des Faktenchecks Schlagworte KopfschmerzKopfschmerzenMagnesiumMigräne In über 600 Faktenchecks suchen Suchbegriff eingeben: Suchen