Kurkuma gegen Rheuma: Wirksamkeit unbelegt

Kurkuma soll bei Rheumatoider Arthritis – kurz Rheuma – Gelenksschmerzen lindern. Belegt ist das nicht. Denn aussagekräftige Studien fehlen.

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Verbessert die Einnahme von Kurkuma die Beschwerden bei Rheuma (rheumatoider Arthritis)?

Bisherige Studien können die Behauptung nicht belegen. Denn sie sind mangelhaft durchgeführt und kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen.

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© Angela Rohde – shutterstock.com Soll angeblich gegen Rheuma helfen: Kurkuma in Kapseln
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Wenn von „Rheuma“ die Rede ist, ist üblicherweise eine rheumatoide Arthritis gemeint – eine Autoimmunkrankheit. Dabei greift das Immunsystem fälschlicherweise den eigenen Körper an. Im Fall der rheumatoiden Arthritis sind das die Gelenke. Diese entzünden sich, schwellen an und schmerzen. Morgens nach dem Aufstehen fühlen sie sich oft steif an.

Medikamente können helfen, die Beschwerden zu lindern und die Erkrankung nicht so schnell fortschreiten zu lassen. Bei vielen Betroffenen funktioniert das aber nicht gut genug.

Wer das Internet nach Alternativen oder zusätzlichen Behandlungsmöglichkeiten durchsucht, stößt schnell auf ein Mittel, das eigentlich aus der Küche bekannt ist: Kurkuma. Das gelbe Gewürz wird beispielsweise in indischen Curry-Gerichten verwendet. Hierzulande wird es auch als Nahrungsergänzungsmittel beworben. Denn Kurkuma wird eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Eine Leserin wollte von uns wissen, ob Kurkuma bei Rheuma tatsächlich etwas bringt.

Wenig aussagekräftig

Bisher haben fünf Studien [1] diese Frage untersucht. Auf den ersten Blick lassen die Studienergebnisse vermuten, dass Kurkuma Beschwerden besser lindert als ein Schein-Präparat (Placebo). Beim genauen Hinsehen wird jedoch klar, dass die Studien sehr mangelhaft und daher nicht aussagekräftig sind. Warum, das erklären wir im Abschnitt Die Studien im Detail.

Mögliche Nebenwirkungen sind nur schlecht untersucht – auch wenn es schien, als wäre Kurkuma ähnlich gut verträglich wie das Scheinpräparat ohne Wirkstoff (Placebo).

Es gibt daher keine Belege für die Behauptung, dass Kurkuma die Gelenksbeschwerden bei Rheuma spürbar lindert und gut vertragen wird.

Angriff des Immunsystems

Die rheumatoide Arthritis zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Dabei richtet sich das Immunsystem gegen Teile des Gelenks. Das löst eine Entzündung aus, die im Laufe der Zeit unter anderem das Knorpelgewebe schädigt. Rheumatoide Arthritis betrifft etwa 1 von 100 Erwachsenen – wobei Frauen zwei bis dreimal häufiger betroffen sind als Männer. Meist beginnt die Krankheit nach dem 50. Lebensjahr – bei Männern üblicherweise später als bei Frauen [2].

Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac, aber auch Cortison dämmen die Entzündungen. Für schwere Fälle stehen weitere Medikamente zur Verfügung, die auch der Schädigung der Gelenke vorbeugen können. Dazu gehört zum Beispiel Methotrexat. Allerdings ist es individuell sehr unterschiedlich, wie gut diese Mittel anschlagen, und nicht immer werden sie gut vertragen [2,3].

Wie wirksam die verschiedenen Medikamente sind und welche Nebenwirkungen sie haben, ist auf den Seiten von Gesundheitsinformation.de beschrieben. Das Portal beinhaltet auch verlässliche Hintergrundinformationen zum Thema Rheumatoide Arthritis.

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Bei der Recherche haben wir uns auf Studien konzentriert, bei denen die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip zwei Gruppen zugeteilt wurden: Die Behandlungsgruppe bekommt dabei ein Präparat mit Kurkuma, die Kontrollgruppe zum Vergleich idealerweise ein Scheinpräparat (Placebo). Diese Studienart ist die aussagekräftigste, um die Wirksamkeit einer Behandlung zu überprüfen.

Wir haben eine systematische Übersichtsarbeit [1] gefunden, deren Autorinnen und Autoren fünf solcher Studien gefunden und zusammengefasst haben.

Wie aussagekräftig sind diese Studien?

Rechnerisch verbesserten sich die Beschwerden in den Studien mit den Kurkuma-Präparaten zwar mehr als mit Placebo. Allerdings lassen sich aus den Ergebnissen keine Schlussfolgerungen auf die Wirksamkeit ziehen. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Insgesamt waren nur knapp 200 Teilnehmende an den Studien beteiligt. Das ist zu wenig, um die Ergebnisse verallgemeinern zu können.
  • Die Studien wurden alle in Indien oder im Iran durchgeführt. Außer bei einer Studie waren weitere Medikamente zur Rheuma-Behandlung nicht erlaubt. Ob Kurkuma zusätzlich zu einer angemessenen medizinischen Versorgung einen Mehrwert hätte, lässt sich anhand der Studien nicht verlässlich abschätzen. Ob sich die Ergebnisse deshalb auf Betroffene in Deutschland und Österreich übertragen lassen, ist offen.
  • Die Studien dauerten nur zwischen zwei und drei Monaten. Ob ein möglicher Nutzen auch über einen längeren Zeitraum erhalten bliebe, lässt sich damit nicht abschätzen.
  • Es ist unklar, ob die Teilnehmenden wussten, ob sie Kurkuma oder Placebo erhielten. Falls ja, könnte das beeinflusst haben, wie stark sie ihre Beschwerden wahrgenommen haben.
  • Wie sehr die Betroffenen von Kurkuma profitierten, war in den einzelnen Studien sehr unterschiedlich. Wie es zu diesen Unterschieden kam, lässt sich nicht sicher sagen. Dauer der Studien und die Dosierung der Präparate scheinen dabei keine Rolle zu spielen. Allerdings wurden in den Studien sehr unterschiedliche Kurkuma-Präparate untersucht. Ob einige davon wirksamer sind als andere, lässt sich aber nicht eindeutig sagen.

Ob Kurkuma bei rheumatoider Arthritis genauso wirksam ist wie bewährte Medikamente, ist kaum untersucht. Eine einzige kleine Studie verglich Kurkuma mit dem Schmerzmittel Diclofenac, die die gleichen Probleme hatte wie die Studien mit Placebo. Deshalb sind die Daten für diesen Vergleich noch dünner.

[1] Long (2023). Efficacy and safety of dietary polyphenols in rheumatoid arthritis: A systematic review and meta-analysis of 47 randomized controlled trials. Front Immunol 2023, 14:1024120. (Übersichtsarbeit in voller Länge)

[2] IQWiG (2020). Rheumatoide Arthritis. Abgerufen am 11.10.2023 unter gesundheitsinformation.de

[3] UpToDate (2023) General principles and overview of management of rheumatoid arthritis in adults. Abgerufen am 5.10.2023 unter uptodate.com

  • 21.12.2023: Wir teilen den Beitrag nach den beiden Anwendungsgebieten Rheumatoide Arthritis (dieser Artikel) und Knie-Arthrose. Für rheumatoide Arthritis identifizieren wir neuere Studien. Unsere Einschätzung ändert sich jedoch nicht.
  • 09.11.2018: Wir veröffentlichen die erste Fassung des Beitrags, damals noch zusammenfassend für rheumatoide Arthritis und Arthrose. Für beide Anwendungsgebiete finden wir zwar Studien, die wir aber insgesamt nicht als aussagekräftig einstufen. Deshalb können wir den Stellenwert von Kurkuma bei Gelenkserkrankungen nicht verlässlich einschätzen.

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