Echinacea bei Erkältung: kleiner Schutzeffekt möglich

Echinacea gilt als natürliches Mittel gegen Erkältungen. Studienergebnisse sind teilweise widersprüchlich, doch ein vorbeugender Effekt ist möglich.

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Kann Echinacea vor Erkältungen schützen?

Kann Echinacea die Beschwerden bei Erkältungen lindern?

Die regelmäßige Einnahme von Extrakten aus Echinacea könnte möglicherweise etwas Schutz vor Erkältungen bieten. Der Effekt scheint allerdings klein zu sein. Ob die Pflanze auch zur Behandlung taugt, ist unklar. Studienergebnisse dazu sind widersprüchlich.

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© Simon Groewe - Shutterstock Der Sonnenhut, oder Echinacea, ist besonders häufig in Mitteln gegen Schnupfen und Husten enthalten.
© Simon Groewe – Shutterstock

Schnupfen, Halsweh und Husten können sich hinziehen. Das einzige, was im Fall einer Erkältung (Verkühlung) hilft, ist Zeit.

Im Normalfall dauert es ungefähr eine Woche, bis die lästigen Beschwerden wieder verschwunden sind. Abkürzen lässt sich das leider nicht. Denn eine wirksame Behandlung mit Medikamenten gegen Erkältungsviren gibt es bisher nicht.

Viele Menschen versuchen dennoch, im Krankheitsfall mit natürlichen Mitteln nachzuhelfen – oder das Krankwerden gleich ganz zu verhindern. Das Angebot an rezeptfrei erhältlichen Mitteln ist dementsprechend groß. Zu jenen Erkältungsmitteln, die am häufigsten über den Ladentisch wandern, gehören die Extrakte des Sonnenhuts. Noch besser ist die Pflanze unter ihrem lateinischen Namen bekannt: Echinacea.

Doch schützt das regelmäßige Schlucken von Echinacea tatsächlich? Und wenn die Erkältung bereits da ist – kann die Pflanze helfen, schneller gesund zu werden?

Möglicherweise kleiner Schutzeffekt

Eine Übersichtsarbeit [1] ist dieser Frage nachgegangen und hat die Ergebnisse aller aussagekräftigen Studien zu Echinacea gegen Erkältungen zusammengefasst.

Möglicherweise kann die vorbeugende Einnahme von Echinacea das Erkrankungsrisiko etwas verringern. Personen, die Echinacea-Präparate schluckten, waren in Studien etwas seltener erkältet.

Der Schutz-Effekt von Echinacea ist vermutlich eher gering und würde konkret so aussehen:

  • Wenn 100 Personen ein wirkstofffreies Scheinpräparat einnehmen, bekommen rund 54 eine Erkältung.
  • Von 100 Menschen, die regelmäßig Erkältungsmittel mit Echinacea schlucken, bekommen in etwa 41 eine Erkältung.

Von 100 Personen, die alle vorbeugend Echinacea einnehmen, würden also etwa 13 dadurch einer Erkältung entgehen [1].

Das Forschungsteam der Übersichtsarbeit hat bei den Studien allerdings einige Probleme festgestellt, die das Vertrauen in dieses Ergebnis schwächen: So gibt es zum Beispiel Hinweise darauf, dass kleine Studien, die vielleicht zu einem anderen Ergebnis gekommen sind, gar nicht erst veröffentlicht wurden.

Keine Hinweise auf Hilfe bei Erkältung

Ob Präparate mit Echinacea helfen, wenn die Erkältung bereits da ist, können die verfügbaren Studien leider nicht beantworten. Sie liefern widersprüchliche Ergebnisse.
Zusammengenommen deuten sie darauf hin, dass Echinacea-Präparate weder Beschwerden lindern, noch die Genesung beschleunigen.

Echinacea gegen Mandelentzündung?

Wir fanden bei unserer Suche eine weitere Studie, die in der Übersichtsarbeit noch nicht berücksichtigt ist [2]. Hier waren Kinder die Probandinnen und Probanden. Sie erhielten wegen wiederkehrenden Mandelentzündungen vorbeugend das Antibiotikum Azithromycin – und wurden dann seltener krank, wenn sie zusätzlich noch Echinacea einnahmen.

Weil die Studie aber grobe Mängel aufweist, sind wir diesem Ergebnis gegenüber skeptisch. Ob Echinacea hier tatsächlich wirkt, kann diese Studie nicht verlässlich beantworten.

Langfristige Nebenwirkungen unerforscht

Auch Nebenwirkungen von Echinacea-Präparaten nahm die Übersichtsarbeit unter die Lupe. Zumindest für die Dauer der Studien schien Echinacea sicher zu sein – denn es wird nicht häufiger von Nebenwirkungen berichtet als bei einem Scheinmedikament. Ob die langfristige Einnahme von Echinacea schaden kann, ist jedoch nicht erforscht.

Ebenfalls zu wenig untersucht sind auch Nebenwirkungen bei Kindern und in der Schwangerschaft. Daher rät die Europäische Arzneimittelbehörde EMA Kindern bis zum Alter von zwölf Jahren und Schwangeren von Echinacea ab [3].

Topseller Echinacea

Fieber, Schnupfen, Kopf- und Halsschmerzen, Husten oder Abgeschlagenheit: Wer eine Erkältung (Verkühlung) hat, meint oft unterschiedliche Beschwerden. Auch das typische Erkältungsvirus gibt es nicht. Die Symptome können von einer ganzen Reihe unterschiedlicher Viren verursacht werden. Doch so unangenehm und lästig Erkältungen auch sein mögen, gefährlich sind sie zum Glück nicht. Typischerweise klingen die Beschwerden nach etwa einer Woche von selbst wieder ab. Obwohl Schmerzmittel und Fiebersenker die Krankheit erträglicher machen können, gibt es kein Medikament, das das Gesundwerden beschleunigen kann. Dafür gibt es unzählige Hausmittel und Heilpflanzen, denen eine Wirkung gegen Erkältungen nachgesagt wird.

So auch Arten der Gattung Echinacea, auch Sonnenhüte genannt. Aus den drei Arten Echinacea purpurea, Echinacea pallida und Echinacea angustifolia werden je nach Präparat Extrakte aus den Blüten, Blätter, Wurzel oder der gesamten Pflanze verwendet. Als Bestandteil von diversen Erkältungs-Mitteln, aber auch zur allgemeinen Stärkung der Immunabwehr gehören sie derzeit zu den meistverkauften pflanzlichen Gesundheitsprodukten [4].

Die Studien im Detail

Wir fanden eine solide durchgeführte Übersichtsarbeit zu Echinacea gegen Erkältungen aus dem Jahr 2019 [1].

Darin sind die Ergebnisse von 16 Studien zur Vorbeugung oder Behandlung mit dem Pflanzenextrakt zusammengefasst. In allen Studien erhielt eine Gruppe von Teilnehmenden ein Präparat mit Echinacea-Extrakten und eine zweite Gruppe ein wirkungsloses Scheinmedikament. In 9 Studien wurde anschließend beobachtet, wie viele der Teilnehmenden im Laufe der Studie eine Erkältung bekamen. Diese vorbeugende Wirkung von Echinacea wurde mit insgesamt 2031 Personen untersucht.

In 7 Studien wurde außerdem untersucht, wie lange die Teilnehmenden im Fall einer Erkrankung Beschwerden hatten und ob jene in der Echinacea-Gruppe schneller wieder gesund wurden. An diesen Studien nahmen insgesamt 1258 Personen teil.

Etwas weniger Erkältungen durch Echinacea

Laut den zusammengefassten Ergebnissen aller Studien wurden in der Echinacea-Gruppe etwas weniger Personen krank als in der Gruppe, die das Scheinmedikament bekam.

Die regelmäßige Einnahme von Echinacea-Produkten könnte also möglichweise das Auftreten einer Erkältung verhindern. Dieser Effekt – sollte er tatsächlich existieren – wäre vermutlich eher gering: Von 100 Menschen, die alle Echinacea einnehmen, würden etwa 13 dadurch einer Erkältung entgehen.

Wirkung im Krankheitsfall bleibt unklar

Ob Echinacea auch hilft, wenn die Erkältung bereits da ist, bleibt trotz Studien unklar. Deren Ergebnisse widersprechen sich – in manchen Studien wurden die Teilnehmenden schneller gesund, in anderen war in der Echinacea-Gruppe die Erkrankung sogar schlimmer. Alle Ergebnisse zusammengenommen deuten darauf hin, dass es keinen Effekt gibt.

Gut abgesichert sind diese Ergebnisse jedoch nicht. Dafür wären mehr gut durchgeführte Studien notwendig.

Aktuelle Studie mit großen Mängeln

Zusätzlich zur Übersichtsarbeit fanden wir eine aktuelle Studie [2], die in der Übersichtsarbeit noch nicht enthalten ist. Teilgenommen haben Kinder, die wegen wiederkehrender Mandelentzündung vorbeugend ein Antibiotikum erhielten. Der Studie zufolge waren sie seltener krank, wenn sie ergänzend noch Echinacea einnahmen.

Dazu wurden 300 Kinder mit chronischer Mandelentzündung in drei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe erhielt keine vorbeugende Behandlung, die zweite Gruppe bekam täglich ein Antibiotikum. Die dritte Gruppe schluckte zusätzlich zum Antibiotikum regelmäßig ein Echinacea-Präparat.

Nach sechs Monaten hatten die Kinder mit Antibiotikum und Echinacea am seltensten eine Mandelentzündung erlitten. Diejenigen, die dennoch mit der Entzündung zu tun hatten, waren nur mild betroffen – das berichtet die Studie.

Heißt das nun, dass Echinacea als Zusatzmittel für leichtere Verläufe sorgt? Nein, dieser Effekt ist leider nicht gut gesichert. Denn die Studie weist grobe Mängel auf: So wussten zum Beispiel alle Beteiligten, wer Echinacea bekam und wer nicht. Man spricht auch von fehlender Verblindung. Die Beschwerden wurden von den betreffenden Kindern oder deren Eltern berichtet. Diese könnten durch ihre Erwartungen an das natürliche Heilmittel beeinflusst worden sein. Auch ob die Verteilung der Kinder auf die verschiedenen Gruppen wirklich zufällig erfolgte, ist fraglich.

Ob Echinacea den Kindern tatsächlich hilft, kann diese Studie deshalb nicht verlässlich beantworten.

[1] David & Cunningham (2019)
Studientyp: Systematische Übersichtsarbeit
Anzahl der inkludierten Studien: 29 randomisiert-kontrollierte Studien
Fragestellung: Helfen Extrakte unterschiedlicher Echinacea-Arten zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen besser als Placebo?
Interessenskonflikte: keine laut Autoren

David, S., & Cunningham, R. (2019). Echinacea for the prevention and treatment of upper respiratory tract infections: A systematic review and meta-analysis. Complementary therapies in medicine, 44, 18-26.
(Übersichtsarbeit in voller Länge)

[2] Awad (2020)
Studientyp: randomisierte kontrollierte Studie
Teilnehmer: 300 Kinder mit wiederkehrender Mandelentzündung
Fragestellung: Verringert die vorbeugende Einnahme von Echinacea die Häufigkeit von Mandelentzündungen? Kann die therapeutische Einnahme die Beschwerden einer Mandelentzündung lindern und die Krankheitsdauer verkürzen?
Interessenkonflikte: Keine laut dem Autor

Awad, O. G. A. N. (2020). Echinacea can help with Azithromycin in prevention of recurrent tonsillitis in children. American Journal of Otolaryngology, 41(4), 102344.
(Studie in voller Länge)

Andere Quellen

[3] EMA (2017)
Herbal medicine: summary for the public , Purple coneflower root
Echinacea purpurea (L.) Moench, radix; Abgerufen am 3.12.2020 unter
https://www.ema.europa.eu/en/medicines/herbal/echinaceae-purpureae-radix

[4] Karsch-Völk M, Barrett B, Kiefer D, Bauer R, Ardjomand-Woelkart K, Linde K. Echinacea for preventing and treating the common cold. Cochrane Database of Systematic Reviews 2014, Issue 2. Art. No.: CD000530. (Zusammenfassung der Studie)

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