Startseite ● Cholesterin: fünf Eier pro Woche unbedenklich Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert. Cholesterin: fünf Eier pro Woche unbedenklich Eier enthalten reichlich Cholesterin. Bisherige Studien deuten dennoch an, dass bis zu fünf Eier pro Woche die Gesundheit von Herz und Co nicht beeinträchtigen. 19. März 2018 AutorIn: Julia Harlfinger Review: Bernd Kerschner Claudia Christof Teilen Erhöht der Verzehr von Eiern das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen? möglicherweise nicht Bei gesunden Erwachsenen erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wohl nicht, wenn diese bis zu fünf Hühnereier pro Woche im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung verzehren. Bei manchen Personengruppen (z. B. Diabetikerinnen und Diabetikern) könnten Einschränkungen jedoch sinnvoll sein. so arbeiten wir Zu Unrecht beschuldigt: Cholesterin in Hühnereiern © MasAnyanka – shutterstock.com Ein erhöhter Cholesterinspiegel ist eines von mehreren Anzeichen für ein erhöhtes Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln. Deswegen nehmen viele Menschen Medikamente zur Cholesterinsenkung. Um auch durch die Ernährungsweise die Menge an Cholesterin im Blut zu drosseln, wurde bzw. wird von Ärztinnen und Ärzten und medizinischen Organisationen eine Einschränkung des Eierkonsums empfohlen. Schließlich kann Cholesterin in Eiern den Cholesterinspiegel im Blut tatsächlich erhöhen. Rehabilitation eines Bösewichts Doch ist der Verzehr von Eiern deswegen wirklich bedenklich? Die zusammengefassten Ergebnisse bisher durchgeführter Studien unterstützen die Hypothese von den ungesunden Eiern nicht. Sie deuten darauf hin, dass bei gesunden Menschen der Eierverzehr – zumindest im Rahmen von bis zu fünf Stück pro Woche – die Entwicklung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung nicht begünstigt [1,2]. Allerdings tun Diabetikerinnen und Diabetiker möglicherweise aufgrund ihrer speziellen Stoffwechselsituation gut daran, den Eierkonsum einzuschränken. Für sie könnte ein Zusammenhang zwischen Eierverzehr und Herz-Kreislauf-Gesundheit bestehen. Um diesen Effekt zu überprüfen, sind allerdings noch weitere Untersuchungen notwendig [2]. Vielfalt statt Verbote Die Quintessenz: Gesunde Menschen scheinen laut aktueller Studienlage nicht auf Eier verzichten zu müssen. In maßvollen Mengen – bis zu fünf Stück pro Woche – dürften Hühnereier im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung nicht schädlich für die Herzgesundheit sein. Ganz allgemein gilt: Statt eines strengen „Eierverbots“ haben andere langfristige Maßnahmen einen wesentlich deutlicheren positiven Einfluss auf die Blutfette und das Herz-Kreislauf-Risiko. Dazu gehört, dauerhaft weniger gesättigte Fette zu essen; diese sind beispielsweise in Fleisch und fettreichen Milchprodukten versteckt. Für ungesättigte Fette – etwa aus Pflanzenölen oder Fisch – gilt das hingegen nicht. Weniger gesättigte und mehr ungesättigte Fette zu essen kann sich positiv auf die Gesundheit von Herz und Blutgefäßen auswirken, neben Gewichtsreduktion, Bewegung und Verzicht auf Rauchen [4,5]. Lebenswichtiges Cholesterin Laut Statistik Austria isst eine Person in Österreich pro Jahr etwas mehr als 230 Eier. Und auch weltweit sind Hühnereier ein weit verbreitetes Lebensmittel. Sie enthalten viele Nährstoffe, beispielsweise als „gesund“ geltende Mineralien, Vitamine, außerdem Proteine und ungesättigte Fettsäuren. Darüber hinaus stecken etwa 210 Milligramm Cholesterin in jedem Ei. Dieser fettähnliche Stoff wird auch vom menschlichen Körper selbst hergestellt. Cholesterin ist Bestandteil von Zellwänden und Ausgangsstoff für die Produktion mancher Hormone. Gesättigte Fette sind riskanter Trotz der lebenswichtigen Aufgaben von Cholesterin sind die damit reichlich ausgestatteten Eier schon vor Jahrzehnten in Verruf geraten. Die Hypothese: Der Genuss von Eiern führe zu einer nachhaltigen Schädigung der Blutgefäße, das Cholesterin darin sei förderlich für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt. Die aktuelle wissenschaftliche Studienlage spricht jedoch gegen diese Vermutung. Wesentlich stärker als durch Eier steigen die Blutcholesterinwerte jedoch durch gesättigte Fette (etwa aus Fleisch- und Milchprodukten) und künstlich gehärtete Öle (Transfette). Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird durch diese Fette in viel größerem Umfang erhöht [3]. Die Studien im Detail Das menschliche Herz-Kreislauf-System wird nicht von heute auf morgen krank. Vielmehr sind Schlaganfall und Co das Ergebnis von jahrelangen schädigenden Einflüssen auf Gefäße und Herz. Wenn Forscher und Forscherinnen wissen wollen, ob ein bestimmtes Lebensmittel dem Herz-Kreislauf-System im Laufe der Zeit schadet, sind sie auf die langfristige Beobachtung von Menschen im Alltagsleben angewiesen. Bei der Studienauswertung von solchen Beobachtungsstudien können gewisse Störfaktoren die Zusammenhänge verschleiern und deren Ergebnisse verzerren. Bei der Frage, ob Eier dem Herz-Kreislauf-System schaden, kommen viele solcher Störfaktoren in Frage. Beispielsweise ist ausschlaggebend, wie genau die Studienteilnehmer beim Protokollieren ihres Eierkonsums sind. Notieren sie auch die in Kuchen, Desserts und anderen Speisen „versteckten“ Eier? Werden die Eier mit gebratenem Speck oder mit Salat verzehrt? Wie ernähren sich die Teilnehmer generell? Wie ist ihr Gesundheitszustand? Rauchen sie? Einige vorhersehbare Einflussfaktoren wurden durchwegs in den Eier-Beobachtungsstudien berücksichtigt. Es ist aber unmöglich, alle Faktoren zu erfassen und zu berücksichtigen. Aus diesem Grund sind Ergebnisse dieses Studientyps stets mit Vorsicht zu genießen. Ein Forschungsteam wollte wissen, ob bestimmte Nahrungsmittel (u.a. Eier) das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen [1]. Die Forscherinnen und Forscher fassten die Ergebnisse von 16 Beobachtungsstudien zusammen. Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer protokollierten ihren Eierkonsum und wurden bis zu 26 Jahre lang beobachtet. Dabei stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass ein Ei pro Tag das Risiko für eine Koronare Herzkrankheit oder einen Schlaganfall nicht erhöhen dürfte. Etwas weniger positiv war das Ergebnis hinsichtlich der Entstehung einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Personen, die mehr als fünf Eier pro Woche aßen, erkrankten häufiger. Allerdings wiesen die einzelnen Studien, die diesem Ergebnis zugrunde liegen, erhebliche Unterschiede auf. Aus diesem Grund ist diese Erkenntnis mit einer gewissen Unsicherheit behaftet. Eine weitere systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2013 kam zu einem ähnlichen Ergebnis [2]. Die Autorinnen und Autoren gingen der Frage nach, ob zwischen Eierkonsum und dem Auftreten eines Schlaganfalls oder einer Koronaren Herzkrankheit ein Zusammenhang besteht. Insgesamt wertete das Forschungsteam die Ergebnisse von 263.938 Personen aus. Sie kamen zu dem Schluss, dass ein Ei pro Tag bei Gesunden das Risiko für einen Schlaganfall oder Koronare Herzkrankheit wohl nicht steigert. Unter Umständen sollten aber Menschen mit Diabetes zurückhaltender sein. Für Zuckerkranke war der Konsum von einem Ei pro Tag mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung einer Koronaren Herzkrankheit verbunden. Allerdings stammt dieses Ergebnis aus wenigen Studien mit teils gröberen inhaltlichen Unterschieden. Daher muss diesem vorläufigen Ergebnis noch in größeren und besser durchgeführten Studien nachgegangen werden. Wissenschaftliche Quellen [1] Bechthold u.a. (2017) Studientyp: systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse Eingeschlossene Studien: Insgesamt 123 prospektive Kohortenstudien, davon 16 zu Eiern Fragestellung: Welchen Einfluss hat der Verzehr von 12 (darunter Eier) verschiedenen Nahrungsmitteln auf das Risiko an einer koronaren Herzkrankheit oder Herzinsuffizienz zu erkranken beziehungsweise einen Schlaganfall zu erleiden? Interessenskonflikte: keine laut Autorinnen und Autoren Bechthold, A., et al. (2017). Food groups and risk of coronary heart disease, stroke and heart failure: A systematic review and dose-response meta-analysis of prospective studies. Crit Rev Food Sci Nutr: 1-20. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit) [2] Rong u.a. (2013) Studientyp: systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse Eingeschlossene Studien: prospektive Kohorten-Studien (8 Artikel, 17 unabhängige Reports) Teilnehmer insgesamt: 263 938 Fragestellung: Bedingt der Verzehr von Eiern ein erhöhtes Risiko fürkoronare Herzkrankheit oder Schlaganfall? Interessenskonflikte: keine laut Autorinnen und Autoren Rong Y et al. Egg consumption and risk of coronary heart disease and stroke: dose-response meta-analysis of prospective cohort studies. BMJ. 2013 Jan 7;346:e8539. (Übersichtsarbeit in voller Länge) Weitere wissenschaftliche Quellen [3] Mozaffarian u.a. (2018) Dietary Fat. In Sullivan DJ (ed.) UpToDate. Abgerufen am 19.3.2018 unter http://www.uptodate.com/contents/dietary-fat [4] Hooper u.a. (2012) Reduced or modified dietary fat for preventing cardiovascular disease. Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue 5. Art. No.: CD002137 (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit) [5] IQWiG (2018) Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen Allgemeine Maßnahmen zur Senkung des Cholesterinspiegels. Gesundheitsinformation.de; Abgerufen am 19.3.2018 unter http://www.gesundheitsinformation.de/allgemeine-massnahmen-zur-senkung-des-cholesterinspiegels.1129.de.html Schlagworte BlutBlutfetteCholesterinEiererhöhte CholesterinwerteErnährungHerzHerz-KreislaufHerzanfallHerzinfarktHühnereierHypercholesterinämieLebensmittel In über 500 Faktenchecks suchen