Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert.

Chlorella: Nachweis für Nutzen fehlt

Chlorella-Algen sollen unter anderen für mehr Energie sorgen. Aussagekräftige Studien zum Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln mit Chlorella gibt es allerdings nicht.

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Sorgt die Einnahme von Chlorella für eine bessere Leistungsfähigkeit, mehr Belastbarkeit und fördert sie die Gesundheit?

Wir haben zu diesem Thema nur eine sehr kleine Studie mit völlig unklarem Ergebnis gefunden. Daraus können wir keine Aussagen zu Nutzen und Risiken von Nahrungsergänzungsmitteln aus Chlorella-Algen ableiten.

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© nadisja - Shutterstock.com Mehr Gesundheit und Leistungsfähigkeit durch winzige Algen?
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Mehr „Energie“ durch Nahrungsergänzungsmittel aus Chlorella-Algen? Das mag zumindest die Werbung versprechen, nebst anderen gesundheitsförderlichen Effekten, die Chlorella an den Mann und an die Frau zu bringen versucht.

Sorgen Algen für mehr Schwung?

Die Algen sind intensiv grün und in Form von Tabletten, Pulver oder Kapseln erhältlich. Sie sollen beispielsweise für eine gesteigerte Leistungsfähigkeit sorgen und für eine höhere Belastbarkeit.

Einer unserer Leser wurde bei diesen blumig anmutenden Versprechungen skeptisch und hat sich an uns gewandt. Wir haben nachrecherchiert, mit dem Ziel, die besten verfügbaren Studien zu Nutzen und Risiken von Chlorella-Nahrungsergänzungsmitteln zu finden. Lohnt es sich für gesunde Erwachsene, die grünen Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen? Ist ein Vorteil wahrnehmbar?

Eine Studie, keine Aussage

Leider war unsere Ausbeute äußerst mager. Wir haben nur eine einzige Studie [1] gefunden, in der über mögliche Auswirkungen auf Müdigkeit bzw. Erschöpfung berichtet wird. Leider ist die Studie mit nur 27 Teilnehmern sehr klein, und es fehlen wichtige Angaben, um Aussagen über etwaige positive Effekte ableiten zu können.

Alles in allem können wir also nicht sagen, ob die Einnahme von Chlorella irgendeinen spürbaren Nutzen für gesunde Erwachsene hat. Auch zu möglichen Risiken können wir keine soliden Einschätzungen treffen.

Grüne Winzlinge

Unter dem Gattungsnamen „Chlorella“ sind mehrere Chlorella-Arten vereint. Ihre intensive grüne Färbung verdanken die mikroskopisch kleinen Organismen dem Blattgrün Chlorophyll.

Der US-Chemiker Melvin Calvin hat mit Hilfe von Chlorella-Algen die Photosynthese erforscht – und dafür 1961 den Nobelpreis erhalten. Schon dreißig Jahre davor hatten die grünen Winzlinge dem deutschen Forscher Otto Warburg Glück bzw. den Nobelpreis gebracht. Warburg experimentierte mit Chlorella, um Schlüsselmechanismen der Atmung zu verstehen.

Die Studien im Detail

Wir haben recherchiert, ob die Einnahme von Nahrungsergänzungmitteln mit Chlorella gesundheitlich vorteilhaft bzw. sicher ist – und zwar für gesunde Erwachsene ohne besondere Vorerkrankungen. Dafür haben wir drei Datenbanken nach wissenschaftlichen Studien untersucht.

Wichtig dabei war uns einerseits ein aussagekräftiges Studiendesign („randomisiert-kontrolliert“). Andererseits sollten die Studien über einen spürbaren Nutzen berichten, wie etwa eine verbesserte sportliche Leistungsfähigkeit oder weniger Erschöpfung. Daher planten wir, Studienergebnisse zu nicht direkt wahrnehmbaren Messwerten (z. B. diverse Blutwerte aus dem Labor) beiseite zu lassen.

Bei unserer Suche ist uns aufgefallen, dass es eine Reihe von Untersuchungen gibt bzw. diverse Studien derzeit laufen. Das heißt, die Wissenschaft und wohl auch Hersteller scheinen Interesse an der Erforschung des Nutzens von Chlorella zu haben. Leider passte aber nur eine einzige Studie zu unseren vorab definierten Kriterien.

Die Studie [1]. wurde 2017 veröffentlicht und umfasste nur wenige Teilnehmer: nämlich 27 gesunde Männer aus Japan; die meisten von ihnen verbrachten ihre Arbeitstage am Schreibtisch. Sie waren durchschnittlich 35 Jahre alt und hatten keine speziellen Vorerkrankungen.

Vier Wochen lang nahmen sie, je nach Gruppenzuteilung, entweder Chlorella-Tabletten (6 Gramm täglich) ein oder ein Placebo-Mittel aus Milchzucker. Das Autorenteam berichtet, dass die Gruppenzuteilung streng nach dem Zufallsprinzip erfolgt ist und dass weder Teilnehmer noch Studienteam während der Studie wussten, wer das Chlorella-Mittel oder das Scheinmittel einnahm („doppelte Verblindung“).

Zu Beginn und am Ende der Studie mussten die Teilnehmer 30 Minuten lang auf einem Standfahrrad strampeln. Das Forschungsteam erfasste vorher und nachher einerseits Blutwerte. Andererseits wurden die Teilnehmer nach ihrer Erschöpfung befragt und sollten das Ausmaß auf einer Skala zeigen.

Leider können wir aus den berichteten Ergebnisse nicht ableiten, ob es bei der Erschöpfung am Ende der Studie einen deutlichen Unterschied zwischen der Chlorella- und der Placebo-Gruppe gab. Abgesehen von Lücken in den Daten und der überaus kleinen Teilnehmeranzahl hat die Studie weitere Unsicherheiten. Deshalb lassen sich daraus keine verlässlichen Erkenntnisse ableiten. Auch Daten zu Nebenwirkungen fehlen.

[1] Okada u.a. (2017)
Okada H, Yoshida N, Kakuma T, Toyomasu K. Effect of Chlorella Ingestion on Oxidative Stress and Fatigue Symptoms in Healthy Men. Kurume Med J. 2018 Jul 10;64(4):83-90. (Studie in voller Länge)

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