Keine Belege für CBD gegen Migräne

CBD-Tropfen oder -Tees sollen bei zahlreichen Beschwerden helfen, darunter auch Migräne und andere Kopfschmerzen. Untersucht wurde das jedoch nie.

AutorIn:
Review:  Bernd Kerschner 

Kann CBD (Cannabidiol) bei Migräne oder anderen Kopfschmerzen helfen?

Es gibt keine Studien, die die Wirksamkeit von CBD gegen Migräne untersucht haben. Behauptungen, CBD könne bei Migräne-Anfällen helfen oder diesen vorbeugen, haben also keine wissenschaftliche Grundlage. Das gilt auch für andere Arten von Kopfschmerz.

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© Vane Nunes - Shutterstock.com CBD wird meist als Tropfen verkauft.
© Vane Nunes – Shutterstock.com

Es scheint ein wahres Wundermittel gegen fast alles zu sein: das Cannabidiol, kurz CBD. Der nicht-berauschende Stoff aus der Cannabispflanze soll angeblich beruhigen und beim Einschlafen helfen. Dass es dafür allerdings keine Belege gibt, haben wir bereits in einem anderen Beitrag herausgefunden.

Zu kaufen gibt es CBD als Tropfen, Tee oder Nahrungsergänzungsmittel, in speziellen Geschäften oder im Internet. Auch Schmerzen soll CBD lindern können, meinen Anbieter. Unter anderem Kopfschmerzen – speziell bei Migräne.

Grüne Hilfe bei Migräne?

Etwa 14 von 100 Frauen und 7 von 100 Männern sind von Migräne betroffen. Sie erleben immer wieder anfallsartige starke Kopfschmerzen, meist begleitet von anderen Beschwerden wie Sehstörungen, Übelkeit oder Sprachstörungen [1]. Auch andere Arten von Kopfschmerzen können, wenn sie dauerhaft sind, sehr belasten. Eine zufriedenstellende Behandlung mit Medikamenten gelingt nicht immer. Kann CBD hier helfen?

CBD gegen Migräne & Kopfschmerzen: Null Studien

Wir haben uns auf die Suche nach Studien gemacht, die CBD gegen Migräne oder andere Arten von Kopfschmerzen untersucht haben. Gefunden haben wir keine einzige. Offenbar wurde nie untersucht, ob CBD bei Migräne-Anfällen helfen kann. Ebenso wenig, ob es Anfällen vorbeugen kann. Die Behauptung, CBD würde bei Migräne oder Kopfschmerzen helfen, ist also reine Spekulation.

Schlaf und Entspannung

CBD ist ein chemischer Stoff, der in der Cannabispflanze vorkommt. Berauschen kann man sich damit allerdings nicht: Für die sogenannte psychoaktive Wirkung ist der Cannabis-Inhaltsstoff Tetrahydrocannabinol, kurz THC, verantwortlich. Im Gegensatz zum THC gilt CBD deshalb nicht als Suchtgift [2,4].

Laut einer Umfrage der Stiftung Warentest konsumieren 12 Prozent der Deutschen regelmäßig CBD-Produkte, die meisten von ihnen, weil sie sich davon Entspannung und besseren Schlaf erhoffen [4].

Alleskönner aus der Cannabis-Pflanze?

Dabei ist wissenschaftlich gar nicht ausreichend erforscht, ob CBD tatsächlich den Schlaf fördert, wie Anbieter behaupten. (Hier geht’s zum Artikel zu CBD und Schlaf) Dennoch liegt CBD im Trend. Nicht nur zum Einschlafen oder gegen Kopfschmerzen wird der Stoff beworben. Anbieter der – meist hochpreisigen – CBD-Produkte versprechen noch viele weitere Wirkungen: zum Beispiel Linderung bei so vielfältigen Beschwerden wie Regelschmerzen, Arthrose, Depression, Alzheimer und sogar Krebs [2].

Auch eine vermeidliche Anti-Corona-Wirkung wurde dem CBD bereits nachgesagt und in den Medien verbreitet. Warum das verfrühte Spekulationen waren, haben wir in diesem Beitrag zusammengefasst.

CBD: Als Nahrungsmittel nicht zugelassen

Solche krankheitsbezogene Werbeaussagen, sogenannte health claims, sind rechtlich nicht erlaubt. Ebenso wenig der Verkauf von CBD-Produkten zum Schlucken: Als Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsmittel ist CBD nämlich gar nicht zugelassen [2,4]. Verkauft werden die Produkte deshalb in der Regel mit dem Hinweis, dass sie nicht zur Einnahme bestimmt seien.

Migräne: Mehr als Kopfschmerzen

Oft kommen Migräneanfälle aus heiterem Himmel. Sie setzen Betroffene meist vollkommen außer Gefecht. Ein solcher Anfall kann einige Stunden bis Tage andauern. Im Gegensatz zu „normalen“ Kopfschmerzen werden die Schmerzen bei Migräne als besonders heftig beschrieben, meist pochend oder hämmernd und nur auf einer Seite des Kopfes. Dazu kommen unangenehme Begleiterscheinungen wie Sehstörungen, Gefühlsstörungen, Licht- und Lärmempfindlichkeit und Übelkeit. Diese Begleitsymptome, die einen Migräneanfall oftmals ankündigen und die unterschiedlichsten Formen annehmen können, werden auch Aura genannt.

Wie genau Migräne entsteht ist nicht geklärt. Entzündliche Vorgänge an den Blutgefäßen im Hirn sind eine von mehreren Theorien [1].

Medikamente oft nur teilweise wirksam

Dass Betroffene nach wirksamen – und vielleicht sogar natürlichen – Mitteln gegen den anfallsartigen Kopfschmerz suchen, ist nur verständlich. Medikamente können vielen Menschen mit Migräne nur unzureichend helfen [5].

Herkömmliche Schmerzmittel können den Schmerz nur bei etwa 3 von 10 Betroffenen zumindest lindern. Daneben stehen Medikamente speziell gegen Migräne zur Verfügung, die sogenannten Triptane. Diese Medikamente verengen die Hirngefäße und hemmen die Freisetzung entzündungsfördernder Botenstoffe. Tatsächlich helfen können Triptane vermutlich etwa 2 bis 3 von 10 Betroffenen [5].

Eine ältere Substanzklasse sind die Ergotamine. Wegen ihrer starken Nebenwirkungen werden diese Wirkstoffe heute nur noch selten eingesetzt.

Vielen Betroffenen hilft während eines Anfalls der Rückzug in einen ruhigen, dunklen Raum. Auch kühlende Auflagen auf die Stirn können angenehm sein.

Ausführliche und verlässliche Informationen zu Migräne und Kopfschmerzen hat das Portal Gesundheitsinformation.de.

Die Studien im Detail

Trotz umfangreicher Suche in drei Datenbanken konnten wir keine Studien zu CBD gegen Migräne oder andere Arten von Kopfschmerzen finden, weder zur Behandlung noch zur Vorbeugung.

[1] IQWiG (2018)
Migräne. Abgerufen am 23.5.2022 unter www.gesundheitsinformation.de

[2] Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen
Abgerufen am 16.2.2022 unter www.verbraucherzentrale.de

[3] Klartext Nahrungsergänzung (Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfahlen)
Abgerufen am 23.5. 2022 unter www.klartext-nahrungsergaenzung.de

[4] Kommunikationsplattform VerbraucherInnengesundheit (BMSGPK)
Abgerufen am 16.2.2022 unter www.verbrauchergesundheit.gv.at

[5] IQWiG (2018)
Medikamente gegen Migräne. Abgerufen am 23.5.2022 unter www.gesundheitsinformation.de

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