BEMER: Viele Versprechen, keine Belege

Bemer-Matten versprechen mehr Gesundheit und Wohlbefinden durch elektromagnetische Felder. Doch Studien sprechen dagegen.

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Helfen Bemer-Matten und -Pads gegen Schmerzen?

Helfen Bemer-Matten und -Pads gegen andere Beschwerden, wie Müdigkeit, Bluthochdruck oder Durchblutungsstörungen?

Studien sprechen eher gegen eine Schmerzlinderung durch Bemer-Behandlungen. Andere Gesundheits-Behauptungen der Firma sind schlicht nicht ausreichend erforscht. Die angebliche Wirkweise ist zudem nicht nachvollziehbar.

so arbeiten wir
© iStock - Olga Chetvergova Elektromagnetische Matten für mehr Wohlbefinden?
© iStock – Olga Chetvergova

Die Firma Bemer verspricht viel: Unter anderem bei Schmerzen, Schlafproblemen und Stress sollen ihre Produkte helfen, und außerdem das Immunsystem stärken – dank elektromagnetischer Felder. Die elektromagnetischen Felder kommen aus Liegematten und Pads für einzelne Körperstellen. Anwenderinnen und Anwender sollen laut Herstellerfirma täglich einige Minuten auf der Bemer-Matte liegen, um alle möglichen Gesundheitsvorteile zu erzielen.

Die Firma vermarktet ihre Technologie als wissenschaftlich bestätigt – und das weltweit. Wir wollten wissen, ob das stimmt.

Wir machten uns auf die Suche nach Studien, die geeignet sind, das zu belegen. Das sind solche, in denen Menschen mit elektromagnetischen Feldern aus Bemer-Matten oder -Pads behandelt wurden, und die Linderung von verschiedenen Beschwerden untersucht wurde.

In Studien nicht wirksam

Tatsächlich stießen wir bei unserer Recherche auf einige solche Studien. Die meisten davon untersuchten, ob Bemer-Produkte Schmerzen lindern [Quellen 1-5].

Eine Wirksamkeit belegen diese Studien allerdings keineswegs. In vier der fünf Studien zeigte sich keine spürbare Schmerzlinderung durch Bemer-Behandlungen [Quellen 1-4].

Wegen Mängeln und großen Unterschieden zwischen den einzelnen Studien können wir dennoch nicht mit Sicherheit sagen, dass Bemer-Behandlungen bei Schmerzen nutzlos sind. Die Studien deuten allerdings darauf hin.

Die einzige solide durchgeführte und vertrauenswürdige Studie zeigte keinen Nutzen von Bemer bei der chronischen Schmerzerkrankung Fibromyalgie [Quelle 1].

Wenig Daten zu anderen Beschwerden

Vier Studien untersuchten unterschiedliche Beschwerden bei Menschen mit verschiedenen Erkrankungen, von Bluthochdruck bis Multiple Sklerose [Quelle 5-8]. Auch sie konnten keine Wirksamkeit der Bemer-Behandlungen belegen. Insgesamt nahmen an diesen Studien jedoch viel zu wenige Menschen teil, um eine allgemeingültige Aussage treffen zu können.

Aber ist Bemer sicher?

Auch wenn sie vielleicht nicht wirken, so scheinen Bemer-Behandlungen zumindest sicher zu sein. Nebenwirkungen werden in keiner der Studien berichtet.

Als eine Nebenwirkung könnte man allerdings den hohen Preis sehen: Eine Bemer-Matte kostet immerhin 3.600 Euro aufwärts.

Was macht Bemer eigentlich?

Die Firma Bemer behauptet, mit ihren Matten und Pads ein „gepulstes elektromagnetisches Feld“ zu erzeugen und so eine „spezielle, patentierte Bemer Signalkonfiguration in den Körper zu bringen“. Was genau mit einer „Signalkonfiguration im Körper“ genau gemeint ist, bleibt unklar. Physikalisch nachvollziehbar ist es nicht.

Das elektromagnetische Feld soll laut Bemer die Durchblutung in den kleinsten Blutgefäßen fördern sowie die Versorgung der Zellen verbessern, und über diesen Weg diverse gesundheitliche Vorteile bringen. Der behauptete Wirkmechanismus der Behandlungen ist aber wenig plausibel. Selbst wenn das Behauptete gelänge, bleibt unklar, warum das Schlaf oder Immunsystem verbessern, oder zu mehr Entspannung beitragen sollte.

„Elektrosmog“ als Therapiekonzept?

Offenbar uneinig sind sich Anbieter darüber, ob elektromagnetische Felder nun gut sind oder schlecht: Bemer will mit solchen Feldern heilen, während andere mit dem Schutz vor ebendiesen werben – Stichwort Elektrosmog. So haben wir zum Beispiel schon Faktenchecks veröffentlicht zu Handy-Aufkleber zum Schutz vor Mobilfunkstrahlung, oder den angeblichen Gefahren, die von Mikrowellenherden oder Mobilfunkmasten ausgehen sollen. Auch zu den vermeintlichen Gefahren durch elektromagnetische Felder haben wir bereits einen Beitrag veröffentlicht.

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Die Firma Bemer bewirbt vor allem die Wirkung ihrer Produkte auf die Durchblutung und die Regeneration von Körperzellen. Uns interessierte jedoch, ob Anwenderinnen und Anwender durch die Behandlung tatsächliche Verbesserungen spüren – ob sie weniger Schmerzen haben, zum Beispiel. Wir berücksichtigten deshalb nur Studien, in denen wahrgenommene Beschwerden untersucht wurden – und nicht nur etwa Blutgefäße unter dem Mikroskop.

Um aussagekräftig zu sein, braucht eine Studie außerdem eine Kontrollgruppe, also eine Gruppe von Menschen, die keine Bemer-Behandlung, sondern eine Scheinbehandlung (oder Placebo) bekommen. Die Behandelten sollten nicht wissen, dass sie gar nicht wirklich behandelt werden. Nur so kann ausgeschlossen werden, dass an einer möglichen Besserung der Beschwerden nur der Placebo-Effekt schuld ist und nicht die Behandlung selbst. Denn schon die Erwartung einer Wirkung kann Beschwerden lindern. Bei einer Scheinbehandlung mit Bemer könnte die Matte oder das Pad zum Beispiel während der Behandlung einfach ausgeschaltet bleiben.

Die Zuteilung zur Behandlungsgruppe und zur Placebo-Gruppe erfolgt im Idealfall per Los (randomisiert). Man nennt eine solche Studie dann randomisiert-kontrollierte Studie. Solche Studien sind die aussagekräftigste Art, die Wirksamkeit einer Behandlung zu überprüfen.

Wir haben in drei verschiedenen internationalen Studien-Datenbanken gesucht und insgesamt acht solche Studien gefunden [Quellen 1-8]. Fünf davon untersuchten, ob Bemer-Behandlungen im Vergleich zu Scheinbehandlungen Schmerzen lindern können [Quelle 1-5].

Wie aussagekräftig sind die Studien?

Die Studien zu Schmerz deuten mehrheitlich in Richtung Wirkungslosigkeit der Behandlung. Unser Vertrauen in dieses Ergebnis ist aus folgenden Gründen dennoch eingeschränkt:

  • In den Studien wurden sehr verschiedene Personen mit unterschiedlichsten Beschwerden untersucht – von Fibromyalgie, über Rückenschmerzen bis Arthrose. Das macht es schwierig, ihre Ergebnisse zusammenzufassen.
  • Oft unterschieden sich die Bemer-Gruppe und die Kontrollgruppe schon zu Beginn der Studie deutlich. Das verschaffte manchen Gruppen einen Startvorteil.
  • Die Studien hatten zum Teil grobe Mängel. So war manchmal nicht sicher, ob die Teilnehmenden und die beteiligten Forschenden wussten, wer die echte und wer die Scheinbehandlung bekam. Sogar angesichts einer möglichen Placebo-Wirkung der Bemer-Behandlung zeigte sich in den Studien jedoch keine spürbare Schmerzlinderung.

Nur eine einzige Studie hatte keine Mängel, teilgenommen haben 108 Frauen mit Fibromyalgie [Quelle 1]. Sie zeigte keinen Vorteil von Bemer.

Auch zu anderen Beschwerden fanden wir Studien [Quellen 5-8]. Sie untersuchten den Effekt von Bemer-Behandlungen auf Erektionsstörungen, Bluthochdruck, Erschöpfung und körperliche Einschränkung. Da aber an jeder einzelnen Studie nur wenige Menschen teilgenommen hatten und die Studien allesamt grobe Mängel haben ist ihre Aussagekraft sehr gering. Auch sie zeigten bis auf eine Ausnahme [Quelle 8] keinen Effekt von Bemer-Behandlungen.

[1] Multanen J, Häkkinen A, Heikkinen P, Kautiainen H, Mustalampi S, Ylinen J. Pulsed electromagnetic field therapy in the treatment of pain and other symptoms in fibromyalgia: A randomized controlled study. Bioelectromagnetics. 2018;39(5):405-413. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

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[8] Alzharani AAY, Alshami AM, Abualait T, et al. The Effect of Bio-Electromagnetic Energy Regulation Therapy on Erectile Dysfunction in Patients with Multiple Sclerosis: A Triple-Blind Randomized Clinical Trial. J Clin Med. 2024;13(23):7060. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

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