Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert.

Balsamapfel: wirksam gegen HIV?

Der Balsamapfel hilft angeblich, eine HIV-Infektion zu bekämpfen. Das ist bislang aber nur im Labor untersucht.

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Hilft der Balsamapfel gegen eine Infektion mit dem humanen Immunschwäche-Virus (HIV)?

In Laborversuchen wurde getestet, wie sich Eiweißstoffe aus den Früchten und Samen des Balsamapfels Momordica gegenüber dem humanen Immunschwäche-Virus (HIV) verhalten. Studien mit Menschen fehlen aber bisher.

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© angellodeco - Shutterstock.com Im Labor wirkt der Balsamapfel gegen HIV.
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Immer wieder erreichen uns Mitteilungen von Leserinnen und Lesern, die im Internet wissenschaftliche Publikationen gefunden haben. Sie fragen sich, wie diese eigentlich einzuordnen sind.

So erhielten wir vor einiger Zeit eine Anfrage zu einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2009 [1]. Darin wird berichtet, dass eine Pflanze mit dem wissenschaftliche Namen Momordica balsamina gegen das humane Immunschwäche-Virus (HIV) helfen soll. Was ist davon zu halten?

Afrikanisches Kürbisgewächs

Wir haben uns zuerst einmal angeschaut, was eigentlich zu der Pflanze bekannt ist. Momordica balsamina gehört zur Familie der Kürbisgewächse und ist in afrikanischen Ländern südlich der Sahara heimisch.

Sie wird mittlerweile auch in Regionen angebaut, wo sie natürlicherweise nicht vorkommt. Dazu gehören etwa Indien, Südamerika und Australien.

Die Frucht von Momordica balsamina wird „Balsamapfel“ genannt [1].

Allerdings wird auch die Frucht von Momordica charantia als „Balsamapfel“ bezeichnet. Das ist eine andere, wenn auch recht eng verwandten Pflanze – sie firmiert gleichzeitig unter dem Namen „Bittergurke“ [2].

Unabhängig von eventueller Namensverwirrung: Beide Momordica-Arten werden traditionell für verschiedene medizinische Zwecke eingesetzt und auch als Gemüse gegessen [1,2].

Wirkung gegen HIV?

Die berichtete Wirksamkeit gegenüber HIV bezieht sich unserer Recherche nach ausschließlich auf Laborversuche an Zellen. An ihnen wurden Eiweißstoffe aus den Früchten bzw. den Samen von zwei Arten des Balsamapfels (Momordica balsamina bzw. Momordica charantia) getestet.

Darin haben sich Hinweise ergeben, wonach die Eiweißstoffe die Vermehrung von HI-Viren und die Zerstörung von Immunzellen aufhalten können [3-5]. Aus Laborversuchen allein lassen sich aber keine verlässlichen Schlussfolgerungen zu Nutzen und Risiken einer Behandlung ziehen.

Keine Studien mit Menschen

Studien mit menschlichen Probandinnen und Probanden konnten wir nicht finden. Deshalb können wir nicht beantworten, ob Extrakte aus dem Balsamapfel zukünftig vielleicht als Behandlung bei einer HIV-Infektion infrage kommen.

Angriff auf das Immunsystem

Das humane Immunschwäche-Virus HIV wird über Blut, Samen- und Vaginalflüssigkeit vor allem beim Sex oder durch Drogenkonsum übertragen. Das Virus befällt verschiedene Zellen des Immunsystems.

So kann es sich schnell im ganzen Körper ausbreiten. Das Virus vermehrt sich hauptsächlich in speziellen Abwehrzellen des Immunsystems, so genannten T-Zellen (CD4-Zellen), die dabei zerstört werden [6].

Wird die Infektion nicht behandelt, führt das zu einer Immunschwäche. Dies zieht weitere Erkrankungen wie bestimmte Infektionen oder Krebsformen nach sich.

Damit ist das Stadium der AIDS-Erkrankung erreicht. Um das zu vermeiden, werden in der Regel verschiedene Medikamente miteinander kombiniert, um die Vermehrung des HI-Virus zu hemmen [7].

Die Studien im Detail

Wir konnten keine entsprechenden Studien finden und auswerten.

[1] Thakur G u.a. (2009)
Momordica balsamina: a medicinal and neutraceutical plant for health care management. Curr Pharm Biotechnol;10:667-82.

[2] Grover J u.a. (2004)
Pharmacological actions and potential uses of Momordica charantia: a review. J Ethnopharmacol; 93:123-132

[3] Bot Y u.a. (2007)
Screening of the fruit pulp extract of Momordica balsamina for anti HIV property. Afr. J. Biotechnol, 6, 47-52

[4] Kaur I u.a. (2013)
Inhibition of HIV-1 replication by balsamin, a ribosome inactivating protein of Momordica balsamina. PLoS One; 8:e73780

[5] Puri M u.a. (2009)
Ribosome inactivating proteins (RIPs) from Momordica charantia for anti viral therapy. Curr Mol Med; 9:1080-94

[6] UpToDate (2019)
Acute and early HIV infection: Pathogenesis and epidemiology (Zugriff 04.11.2019; kostenpflichtig)

[7] UpToDate (2019)
Acute and early HIV infection: Treatment. (Zugriff 04.11.2019; kostenpflichtig)

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