Polyneuropathie: Helfen Uridin und Cytidin?

Helfen Präparate mit Uridin oder Cytidin bei Nervenbeschwerden (Polyneuropathie)? Das ist unserer Recherche nach bislang nicht in aussagekräftigen Studien untersucht.

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Verbessern Mittel mit Uridin und/oder Cytidin die Beschwerden bei Polyneuropathie?

Wir haben zu dieser Frage keine aussagekräftigen Studien finden können.

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Kribbeln, brennende Schmerzen, Gefühllosigkeit: Die Nervenerkrankung Polyneuropathie kann viele Formen und Ursachen haben. Nicht immer lassen sich die Beschwerden mit Medikamenten ausreichend lindern [1,2].

Gut verständlich, wenn sich Betroffene dann auf die Suche nach vermeintlichen Alternativen machen. Viel beworben bei Polyneuropathie: Präparate, die Uridin enthalten. Internethandel und Apotheken vertreiben diese als Nahrungsergänzungsmittel oder so genannte ergänzende bilanzierte Diäten. Einige Produkte enthalten auch noch Cytidin oder verschiedene B-Vitamine.

Ein Leser wollte von uns wissen, ob diese Mittel denn tatsächlich helfen können, die Symptome einer Polyneuropathie in den Griff zu bekommen.

Wie es funktionieren soll

Zuerst ein Blick auf den vermuteten Wirkmechanismus: Uridin und Cytidin kommen natürlicherweise im Körper vor, unter anderem als Bestandteil von DNA und RNA. Sie spielen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel von Nervenzellen.

Eine Einnahme könnte dann sinnvoll sein, wenn eine Polyneuropathie überhaupt durch einen Mangel an diesen Stoffen bedingt ist. Doch dazu gibt es keine wirklich klaren Anhaltspunkte [3].

Dass Cytidin und Uridin zumindest theoretisch bei einer Polyneuropathie helfen könnten, ist also nicht komplett abwegig, aber auch nicht offensichtlich. Ohnehin reichen diese Überlegungen zur Plausibilität natürlich nicht aus, um eine Wirksamkeit nahe zu legen.

Nicht erforscht

Deshalb haben wir uns auf die Suche nach Studien gemacht, in denen Polyneuropathie-Betroffene nach dem Zufallsprinzip einer Behandlungsgruppe oder einer Kontrollgruppe zugeteilt waren: Die Kontrollgruppe sollte ein Scheinpräparat oder ein etabliertes Polyneuropathie-Mittel erhalten, die Behandlungsgruppen die fraglichen Wirkstoffe Uridin und/oder Cytidin. Der Vergleich sollte letztlich zeigen, ob sich die Beschwerden der Teilnehmenden durch die Einnahme von Uridin und Cytodin verbessern.

Unsere Nachforschung war zwar aufwändig, brachte aber keine für uns verwertbaren Ergebnisse. Denn trotz Suche in drei großen Datenbanken haben wir keine Studien finden können, die diese Kriterien erfüllten. Ob Mittel mit Uridin und/oder Cytidin also tatsächlich bei Polyneuropathien helfen, können wir auf dieser Basis nicht abschätzen.

Viele Ursachen

Zahlreiche Erkrankungen begünstigen die Entstehung einer Polyneuropathie. Dazu gehören etwa Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), aber auch einige Krebsarten, Leber- und Nierenerkrankungen oder eine HIV-Infektion. Die Schädigung betrifft oft die Nervenbahnen selbst, manchmal aber auch die so genannte Myelinscheide, die die Nervenbahnen wie eine Schutzhülle umgibt.

Eine Polyneuropathie kann auch als Nebenwirkung einiger Arzneimittel, zum Beispiel bei manchen Krebstherapien oder als Folge von Alkoholmissbrauch oder durch Gifte wie Arsen, Blei und Quecksilber auftreten. Nicht immer ist es einfach, die genaue Ursache herauszufinden [1].

Ein wichtiger Therapiesansatz: Die zugrundeliegende Erkrankung behandeln, also zum Beispiel bei einem Diabetes auf eine gute Stoffwechseleinstellung (Regulierung des Blutzuckers) achten. Wenn Arzneimittel die Auslöser sind, sollten Alternativen geprüft werden.

Medikamente wie Gabapentin oder Amitriptylin können die Beschwerden möglicherweise etwas lindern. Wenn die Nervenschädigung zu Muskelschwäche führt, sind Physiotherapie und Hilfsmittel unterstützend [1].

Die Studien im Detail

Wir haben keine geeigneten Studien finden können, um unsere Frage zu beantworten.

[1] UpToDate (2020)
Overview of polyneuropathy. Abgerufen am 19.10.2021 (kostenpflichtig)

[2] UpToDate (2021)
Management of diabetic neuropathy. Abgerufen am 19.10.2021 (kostenpflichtig)

[3] Arznei-Telegramm
Keltican-Studie ohne Design. Arznei-Telegramm 1990; Nr.2: 24. Abgerufen am 20.10.2021

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