Startseite ● Hilft Schwarzkümmelöl bei Allergie und Asthma? Eher nicht. Hilft Schwarzkümmelöl bei Allergie und Asthma? Eher nicht. Schwarzkümmelöl in Kapselform soll bei Allergien helfen. Doch das wurde bisher kaum untersucht. Bei allergischem Asthma hilft es eher nicht. 11. November 2025 AutorIn: Teresa König Review: Jana Meixner Teilen Verbessert Schwarzkümmelöl Beschwerden bei allergischem Asthma? möglicherweise nicht Verbessert Schwarzkümmelöl Beschwerden bei anderen allergischen Erkrankungen? wissenschaftliche Belege fehlen Kapseln mit Schwarzkümmelöl können Beschwerden bei allergischem Asthma eher nicht reduzieren. Die Studien dazu sind allerdings mangelhaft und daher nicht so aussagekräftig. Zu anderen allergischen Erkrankungen gibt es keine geeigneten Studien. so arbeiten wir Menschen mit Allergien wird oft Schwarzkümmelöl empfohlen. Zu Unrecht. © Wavebreakmedia – iStock.com Schwarzkümmelöl soll allergische Beschwerden reduzieren, indem es Entzündungen hemmt – so die Behauptung. Ein Anbieter behauptet auf seiner Webseite beispielsweise, es gäbe bereits zahlreiche Hinweise für die Wirksamkeit aus der Forschung. Das können wir nicht nachvollziehen. Denn unsere ausführliche Recherche in mehreren wissenschaftlichen Datenbanken ergibt ein anderes Bild. Keine Hinweise auf Wirksamkeit Die zwei Studien, die wir gefunden haben [Quelle 1, 2], erhoben mit einem Fragebogen, wie stark die Asthma-Beschwerden der Teilnehmenden waren – also wie oft sie beispielsweise Atemnot hatten oder ein Notfallspray benutzen mussten. Keine der Studien konnte belegen, dass Schwarzkümmelöl hilft, die Beschwerden zu bessern. Zwar sehen die Ergebnisse in den beiden Studien auf den ersten Blick vielversprechend aus, im Vergleich zum Placebo schneidet Schwarzkümmelöl aber nicht gut genug ab, um für die Betroffenen eine Verbesserung im Alltag zu bedeuten [Quelle 6]. Das ist allerdings nicht gut abgesichert, da die Studien Mängel aufweisen. So nahmen beispielsweise zu wenige Menschen daran teil. Mehr dazu in den Studien im Detail. Zu anderen allergischen Erkrankungen – wie atopischer Dermatitis oder Heuschnupfen – fehlen geeignete Studien völlig. In den Asthma-Studien schien Schwarzkümmelöl sicher zu sein, Nebenwirkungen traten nicht auf [Quelle 1, 2]. Allergie: Harmloses wird attackiert Eine Allergie ist eine übersteigerte Reaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe – genauer: fast immer spezielle Eiweiße (Proteine). Diese Proteine können etwa in Nahrungsmitteln, Pollen, auf Tieren oder Hausstaubmilben zu finden sein. Der Körper bildet Abwehrstoffe (Antikörper) gegen diese Proteine, die sogenannten Allergene. Die heftige Abwehrreaktion löst dann beispielsweise Schnupfen, Juckreiz, Ausschlag oder Atembeschwerden aus. Sehr starke Beschwerden – sogenannte anaphylaktische Reaktionen – können lebensgefährlich werden, da sie bis zu Atemnot und Bewusstlosigkeit führen können [Quelle 3]. Diagnose Allergie Eine Allergie lässt sich leicht vom Arzt oder der Ärztin mit einem geeigneten Test nachweisen. Das kann beispielsweise ein Hauttest sein, bei dem die Allergene auf die Haut aufgetragen werden und die Reaktion überprüft wird. Oder es kann auch ein Bluttest sein, bei dem etwas Blut abgenommen wird und im Labor geprüft wird, ob Antikörper gegen einzelne Allergene vorhanden sind [Quelle 4]. Übrigens: Mit Bioresonanz oder Vitalfeldmessung lassen sich Allergien nicht feststellen. Diese angeblichen Diagnose-Methoden sind unbelegt und wissenschaftlich nicht anerkannt. Wir haben dazu eigene Faktenchecks veröffentlicht. Allergisches Asthma: Wenn die Atemwege zu eng werden Bei allergischem Asthma schwillt die Schleimhaut in den Atemwegen durch eine überschießende Immunreaktion an und entzündet sich. Die Betroffenen bekommen dann schlecht Luft und husten. Ein Asthma-Anfall kann in schwerer Atemnot enden [Quelle 5]. Zusätzlich zählen zu allergischen Erkrankungen auch Atopische Dermatitis und Heuschnupfen. Wenn eine dieser Erkrankungen in der Familie vorkommt, ist es wahrscheinlicher, selbst auch daran zu erkranken. Ob es tatsächlich dazu kommt, hängt aber auch von schädlichen Umwelteinflüssen wie Zigarettenrauch oder Luftverschmutzung ab [Quelle 3]. Was wirkt? Um Allergie- und Asthma-Beschwerden zu verringern, kann es helfen die auslösenden Stoffe zu meiden. Da dies nicht immer möglich ist (z. B. Pollenflug im Frühling), gibt es auch wirksame Medikamente. Bei Allergien zählen etwa Antihistaminika oder Asthma-Sprays (oft mit Kortison) dazu. Für manche Allergien gibt es außerdem eine spezifische Immuntherapie – die sogenannte Hyposensibilisierung. Diese trainiert das Immunsystem, das Allergen besser zu tolerieren [Quelle 3, 5]. Mehr Informationen zu allergischen Erkrankungen Gesicherte Informationen zu Allergien bieten die Webseite allergieinformationsdienst.de sowie die Plattformen gesundheit.gv.at und gesundheitsinformation.de. Diese informiert ebenso zum Thema Asthma. Die Studien im Detail Nach welchen Studien haben wir gesucht? Wir haben in drei internationalen wissenschaftlichen Datenbanken nach sogenannten randomisiert-kontrollierten Studien gesucht. Sie sind die aussagekräftigste Studienart, um herauszufinden, ob Schwarzkümmelöl Beschwerden bei allergischen Erkrankungen reduzieren kann. Dafür werden die Teilnehmenden per Zufall (randomisiert) auf zwei Gruppen aufgeteilt. Die Behandlungsgruppe nimmt regelmäßig Schwarzkümmelöl – zum Beispiel in Kapselform – ein. Die Kontrollgruppe nimmt ein gleich aussehendes Scheinpräparat (Placebo) ein. Am aussagekräftigsten ist die Studie, wenn weder Teilnehmende noch Forschende wissen, wer welche Kapsel einnimmt. Fachleute sprechen dann von Verblindung. Solche Studien konnten wir nur zu allergischem Asthma finden. Wie aussagekräftig sind die Studien? Zu allergischem Asthma fanden wir zwei Studien [Quelle 1, 2]. Diese deuten darauf hin, dass Schwarzkümmelöl keine merkliche Besserung beim sogenannten Asthma Control Test (einem standardisierten Fragebogen) bringt. In einer Studie [Quelle 2] wurde zusätzlich ein Lungenfunktionstest gemacht und erhoben, wie oft akute Verschlechterungen auftraten. Es hatten insgesamt nur sehr wenige Teilnehmende eine akute Verschlechterung. Ob tatsächlich das Schwarzkümmelöl einen Unterschied machte, lässt sich deshalb nicht verlässlich ableiten [Quelle 2]. Folgende Punkte verringern die Aussagekraft der Studien [Quelle 1, 2]: Insgesamt haben 156 Personen daran teilgenommen. Das ist zu wenig, um das Ergebnis auf alle Menschen umlegen zu können. In einer Studie [Quelle 2] war unklar, ob die Zuteilung zu den Gruppen tatsächlich zufällig war. Das kann das Ergebnis verzerren. In der anderen Studie [Quelle 1] wurden die Kapseln mit Schwarzkümmelöl von der Herstellerfirma zur Verfügung gestellt. Es ist denkbar, dass die Firma womöglich indirekt Einfluss auf das Ergebnis hatte. Welche Studien haben wir nicht berücksichtigt? Nicht berücksichtigt haben wir Studien, in denen Schwarzkümmelöl in einer Mischung mit anderen Stoffen eingenommen wurde. Wir haben auch keine Studien berücksichtigt, die gar keine Kontrollgruppe hatten oder in deren Kontrollgruppe kein Placebo verwendet wurde. Wird kein Placebo als Kontrolle verwendet, kann der Placebo-Effekt die Ergebnisse der Studie verfälschen. Wissenschaftliche Quellen [1] Koshak et al. (2017) Nigella sativa Supplementation Improves Asthma Control and Biomarkers: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial. Phytother Res, 31(3), 403-409. (Link zur Studie) [2] Salem et al. (2017) Effect of Nigella sativa supplementation on lung function and inflammatory mediatorsin partly controlled asthma: a randomized controlled trial. Ann Saudi Med, 37(1), 64-71. (Link zur Studie) [3] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (2023) Allergien. Abgerufen am 06.11.2025 unter gesundheitsinformation.de [4] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2024) Welche Allergietests gibt es? Abgerufen am 06.11.2025 unter gesundheitsinformation.de [5] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2022) Asthma. Abgerufen am 06.11.2025 unter gesundheitsinformation.de [6] Schatz et al. (2009) The minimally important difference of the Asthma Control Test. Journal of Allergy and Clinical Immunology, 124(4), 719-723.e711. (Link zur Studie) Versionsgeschichte 11.11.2025: Erstveröffentlichung des Faktenchecks Schlagworte AllergieAsthmaSchwarzkümmelSchwarzkümmelöl In über 600 Faktenchecks suchen Suchbegriff eingeben: Suchen