Vitamin D bei Asthma: Nutzen unwahrscheinlich

Die Einnahme von Vitamin D kann Asthma nicht lindern. Das zeigen Studien eindeutig.

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Kann Vitamin D bei Asthma helfen?

Vitamin D einzunehmen kann Kinder und Erwachsene mit Asthma nicht vor Anfällen bewahren. Das ist gut abgesichert. Weniger sicher ist hingegen, ob das auch für Menschen mit einem schweren Vitamin-D-Mangel gilt.

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Menschen mit Asthma haben immer wieder Anfälle mit pfeifendem Atem, Husten und Luftnot. Grund dafür ist, dass sich die Bronchien in der Lunge verengen.

Ein Asthma-Anfall ist für Betroffene belastend, im schlimmsten Fall kann er sogar lebensbedrohlich sein. Verantwortlich für die Erkrankung ist eine Überreaktion des Immunsystems. Oft verursacht eine allergische Reaktion auf eigentlich harmlose Stoffe wie Pollen oder Tierhaare (Allergene) einen Anfall. Nicht immer steckt aber eine Allergie dahinter. Auslöser für einen Anfall können auch eine Infektion der Atemwege oder bestimmte Medikamente sein.

Vitamin D als Bändiger des Immunsystems?

Vitamin D scheint eine wichtige Rolle in der Regulierung des Immunsystems zu spielen [3]. Schon seit Längerem diskutieren Fachleute deshalb, ob es bei Allergien wie Asthma helfen könnte. Immer wieder taucht auch im Internet die Behauptung auf, Vitamin D einzunehmen würde die Anzahl von Asthma-Anfällen verringern. Doch können wissenschaftliche Studien das bestätigen?

Klare Antworten aus der Wissenschaft

Die Wissenschaft hat beim Thema Vitamin D gegen Asthma eine so eindeutige Antwort, wie es sonst eher selten der Fall ist, wenn es um das Vitamin geht: Vitamin D zu schlucken kann Betroffene nicht vor Asthma-Anfällen bewahren. Das zeigen die zusammengefassten Ergebnisse von insgesamt 20 aussagekräftigen Studien mit über 2.000 Kindern und Erwachsenen [1].

Vitamin D kann möglicherweise selbst bei einem schweren Mangel nicht gegen Asthma helfen. Ein schwerer Mangel lag laut den Forschenden bei Vitamin-D-Werten von weniger als 10 ng/ml (25 nmol/L) im Blut vor. Weil aber nur wenige Studienteilnehmenden einen solch schweren Mangel hatten, ist das Ergebnis mit großer Unsicherheit behaftet.

Ein schwerer Vitamin-D-Mangel sollte behandelt werden – besonders bei Kindern. Zu wenig Vitamin D kann bei kleinen Kindern zu Muskelschwäche und zu einer Wachstumsstörung der Knochen und Knorpel (Rachitis oder Osteomalazie) führen [4].

Was passiert bei einem Asthma-Anfall?

In der Schleimhaut der Atemwege patrouillieren zahlreiche Abwehrzellen des Immunsystems. Ihre Aufgabe ist es, Krankheitserreger, die über die Atemwege in den Körper gelangen, so schnell wie möglich zu erkennen und unschädlich zu machen.

Bei Asthmatikerinnen und Asthmatikern sind diese Abwehrzellen übereifrig: Sie reagieren auf eigentlich nicht unmittelbar gefährliche Stoffe wie Pollen, Gräser, Tierhaare oder Tabakrauch. Oft antworten die Abwehrzellen auch auf eindringende Viren und Bakterien mit stärkerer Aktivität als es eigentlich notwendig wäre. Bei manchen Betroffenen können auch starke Belastung oder Stress zu Anfällen führen. Asthmaanfälle können also durch eine Vielzahl von Reizen ausgelöst werden [2].

Mit der Überreaktion der Abwehrzellen entzündet sich die Schleimhaut und schwillt an, die Muskulatur um die Atemwege verkrampft sich und zäher Schleim bildet sich. Betroffene spüren das als Atemnot.

Allergenen und Zigarettenrauch aus dem Weg gehen

Asthma lässt sich gut behandeln und nicht immer nehmen die Beschwerden im Laufe der Zeit zu. Manchmal verschwindet Asthma bei Kindern auch mit dem Heranwachsen wieder [2].

Bei starkem Asthma kann es notwendig sein, das Immunsystem mit Medikamenten dauerhaft zu zügeln. Oft reicht jedoch eine Behandlung im Anfalls-Fall aus, zum Beispiel mit einem Inhalator.

Abgesehen von Medikamenten können auch Bewegung und bestimmte Atemtechniken helfen. Außerdem ist es wichtig, Anfalls-Auslöser, wie zum Beispiel Allergene, so gut es geht zu meiden. Rauchen verschlimmert Asthma – auch „Passiv-Rauchen“. Das kann etwa Kinder betreffen, deren Eltern zuhause rauchen [2].
Mehr wissenschaftlich fundierte Informationen zum Thema finden Sie auf Gesundheitsinformation.de.

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Ob Vitamin D bei Asthma hilft, können nur randomisiert-kontrollierte Studien verlässlich beantworten. Dabei werden Menschen mit Asthma per Zufall auf zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine nimmt für einige Zeit ein Vitamin-D-Präparat ein, die andere ein gleich aussehendes Schein-Präparat (Placebo). Am Ende der Studie erhoben die Forschenden: Wie viele Asthma-Anfälle hatten die Teilnehmenden in der Zwischenzeit und wie schwer verliefen diese?

Wir fanden eine aktuelle Übersichtsarbeit des unabhängigen Wissenschaftsnetzwerkes Cochrane [1]. Die Autorinnen und Autoren fassen darin sämtliche solcher Studien zusammen: Insgesamt 20 Studien, an denen über 2.200 Kindern und Erwachsenen mit Asthma teilnahmen. Die Studien dauerten 3 Monate bis 3 Jahre.

Die Ergebnisse zeigen insgesamt keinen Vorteil von Vitamin D – egal ob die Teilnehmenden mit einem Vitamin-D-Mangel in die Studien gestartet waren oder nicht.

Wie aussagekräftig sind die Studien?

Sowohl die Autorinnen und Autoren der Übersichtsarbeit als auch wir haben großes Vertrauen in dieses Ergebnis. Die Übersichtsarbeit und die darin zusammengefassten Studien sind allesamt solide durchgeführt und es haben ausreichend viele Menschen daran teilgenommen.

Allein bei der Frage, ob Vitamin D Asthmatikerinnen und Asthmatikern mit einem schweren Vitamin-D-Mangel helfen könnte, sind wir uns unsicher. Denn nur sehr wenige Teilnehmende hatten einen solchen Mangel. Die Autorinnen und Autoren der Übersichtsarbeit werteten diese zwar gesondert aus und fanden auch bei ihnen keinen Effekt von Vitamin D. Bei einer so kleinen Stichprobe ist das Ergebnis allerdings wenig verlässlich.

[1] Williamson u.a. (2023)
Williamson, A., et al. (2023). „Vitamin D for the management of asthma.“ Cochrane Database Syst Rev 2(2): Cd011511.

[2] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2022)
Asthma. Abgerufen am 9.3.2023 unter https://www.gesundheitsinformation.de/asthma.html

[3] UpToDate (2022)
Vitamin D and extraskeletal health. Abgerufen am 9.3.2023 unter https://www.uptodate.com/contents/vitamin-d-and-extraskeletal-health

[4] UpToDate (2022)
Vitamin D insufficiency and deficiency in children and adolescents. Abgerufen am 13.2.2023 unter https://www.uptodate.com/contents/vitamin-d-insufficiency-and-deficiency-in-children-and-adolescents

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