Restaxil Tropfen: fragwürdige Hilfe bei Schmerzen

Restaxil wird zur Linderung von Nervenschmerzen beworben. Belege dafür fehlen jedoch. Für das homöopathische Mittel ist eine Wirkung nicht plausibel.

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Helfen Restaxil Tropfen bei Nervenschmerzen oder anderen Schmerzen?

Ob das homöopathische Mittel Restaxil schmerzlindernd wirkt, wurde nie wissenschaftlich überprüft. Allgemein deutet die bisherige Forschung zu Homöopathie allerdings in Richtung Wirkungslosigkeit.

so arbeiten wir
Eine Frau tropft aus einem Fläschchen auf einen Löffel Homöopathische Tropfen sind meist hochverdünnt
© VvoeVale – istockphoto.com

Sind Nerven geschädigt oder eingeklemmt, führt das zu charakteristischen Schmerzen – etwa im Zuge eines Bandscheibenvorfalls, bei Gürtelrose oder Diabetes. Solche Nervenschmerzen fühlen sich oft elektrisierend oder stechend an. Sie lassen sich durch herkömmliche Schmerzmittel nicht ausreichend lindern.

Werbung für die homöopathischen Restaxil Tropfen dürfte bei Betroffenen Hoffnungen wecken. Denn dem Hersteller zufolge sollen die Tropfen unterschiedlichste Arten von Nervenschmerzen lindern können. Ein Leser wollte von uns wissen, ob diese Werbebehauptungen gerechtfertigt sind.

Wirksamkeit nie überprüft

Dazu haben wir in mehreren großen Forschungsdatenbanken nach Studien zu dem Präparat gesucht. Dennoch standen wir am Ende der Recherche mit leeren Händen da: Wir konnten keine Studie zu Restaxil finden.

Das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat uns bestätigt, dass das nicht an uns liegt: Der Hersteller von Restaxil hat der Behörde bei der Zulassung keine Studien vorgelegt und auch später keine durchgeführt. [Quelle 7].

Die Behauptungen zu Restaxil Tropfen sind also nicht belegt.

Homöopathie wohl unwirksam

Restaxil Tropfen sind ein homöopathisches Mittel. Sie enthalten stark verdünnte Mengen verschiedener Pflanzenextrakte.

Studien zu anderen homöopathischen Mitteln lassen annehmen, dass Homöopathie wohl wirkungslos ist – dass sie also nicht besser wirkt als ein Scheinmedikament (Placebo). Wir haben dazu bereits einen eigenen Faktencheck veröffentlicht. Bereits die Theorie der Homöopathie widerspricht naturwissenschaftlichen Grundlagen. Demnach soll die Wirkung umso größer sein, je stärker das Mittel verdünnt ist.

Anders als bei herkömmlichen Arzneimitteln ist für homöopathische Mittel kein Wirknachweis nötig. So müssen die Hersteller keine eigenen Studien durchführen, sondern können sich auf Erfahrungswerte von Fachleuten berufen [Quellen 1,2]. Erfahrungen sind jedoch von Person zu Person unterschiedlich und daher kein Beleg für eine Wirksamkeit.

Wenn Nerven schmerzen

Für Nervenschmerzen gibt es unterschiedliche Ursachen:

Bei einem Bandscheibenvorfall können Nervenwurzeln des Rückenmarks gequetscht oder abgeklemmt werden. Das kann starke Schmerzen verursachen [Quellen 4,5].

Gesicherte Informationen zu einem Bandscheibenvorfall finden sich auf den Seiten Gesundheit.gv.at und Gesundheitsinformation.de

Bei der Zuckerkrankheit Diabetes kann hoher Blutzucker mit der Zeit Nervenschäden verursachen, die mitunter schmerzhaft sind. Fachleute sprechen von diabetischer Neuropathie. Die Nervenschäden sind nicht heilbar. Welche Möglichkeiten es zur Behandlung gibt, erklärt die wissenschaftlich geprüfte Seite Diabinfo.de.

Auch die sogenannte Gürtelrose kann starke Nervenschmerzen auslösen. Ursache für die Erkrankung ist eine Infektion mit Varizella-Zoster-Viren. Zur Behandlung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Gesicherte Informationen dazu hat die Seite Gesundheitsinformation.de zusammengefasst. Weitere Informationen zu Gürtelrose finden sich auch auf der Seite Gesundheit.gv.at.

Manche Chemotherapie-Medikamente und andere Krebsbehandlungen können ebenfalls Nervenschmerzen verursachen. Wie es dazu kommt und was dagegen hilft, erklärt die unabhängige Seite Krebsinformationsdienst.de.

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Eine aussagekräftige Studie zu Restaxil bei Nervenschmerzen könnte etwa so aussehen: Das Forschungsteam teilt die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip auf zwei Gruppen auf. Die eine bekommt Restaxil Tropfen, die andere ein Scheinmedikament. Dabei sollten die an der Studie beteiligten Personen nicht wissen, wer welches Mittel bekommt. Denn bereits die Erwartung einer Besserung könnte zu weniger Schmerzen in der Restaxil-Gruppe führen und so die Ergebnisse verzerren. Im Anschluss vergleichen die Forschenden, wie sich die Beschwerden im Laufe der Zeit entwickeln.

Nach solchen Studien haben wir in drei großen Datenbanken gesucht und keine gefunden – auch nicht zu anderen Anwendungsgebieten von Restaxil oder zu vergleichbaren anderen homöopathischen Mitteln. Wir haben außerdem auch beim Hersteller nachgefragt. Dieser wollte uns jedoch keine Auskunft zu durchgeführten Studien geben [Quelle 6].

Klarheit brachte schließlich eine Anfrage bei der deutschen Zulassungsbehörde BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte): Der Behörde zufolge hat sich der Hersteller von Restaxil bei der Zulassung auf ein anderes, gleich zusammengesetztes Produkt berufen und keine eigenen Studien vorlegt. Für das andere Produkt sind dem BfArM allerdings auch keine Studien bekannt, sondern die Zulassung stützte sich lediglich auf Erfahrungen, die vor vielen Jahren eine Kommission zu den einzelnen Inhaltsstoffen zusammengestellt hat. Solche Erfahrungen sind jedoch sehr subjektiv und daher kein Ersatz für eine aussagekräftige Studie. Der Behörde BfArM sind weder für Restaxil Tropfen noch für das andere Produkt Studien nach der Zulassung bekannt [Quelle 7].

[1] BASG (2024) Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen. Homöopathische Arzneimittel. Abgerufen am 24. Juli 2024 unter www.basg.gv.at

[2] BfArM (o.J.) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Homöopathische Arzneimittel. Abgerufen am 24. Juli 2024 unter www.bfarm.de

[3] Gesundheitsinformation.de (2022) Rücken- und Kreuzschmerzen. Abgerufen am 24. Juli 2024 unter www.gesundheitsinformation.de

[4] UpToDate (2024) Acute lumbosacral radiculopathy: Etiology, clinical features, and diagnosis. Abgerufen am 8. Juli 2024 unter uptodate.com

[5] UpToDate (2024) Clinical features and diagnosis of cervical radiculopathy. Abgerufen am 8. Juli 2024 unter uptodate.com

[6] Restaxil Customer Service (2024) Auskunft per E-Mail vom 28. Mai 2024

[7] BfArM (2024) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Auskunft per E-Mail vom 1. Juli 2024

  • 29.7.2024: erste Version des Faktenchecks

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