Omega-3: Hilfe bei Regelschmerzen?

Omega-3-Fettsäuren können Regelschmerzen möglicherweise ein bisschen lindern. Der Effekt scheint jedoch klein zu sein.

AutorIn:
Review:  Jana Meixner 

Helfen Omega-3-Fettsäuren bei Regelschmerzen?

Eine regelmäßige Einnahme von Omega-3-Fettsäuren könnte Regelschmerzen vielleicht etwas reduzieren. Groß scheint der Effekt jedoch nicht zu sein. Zudem ist unser Vertrauen in die Studienergebnisse gering.

so arbeiten wir
Junge Frau mit Bauchschmerzen, die am Bettrand sitzt. Ein Nahrungsergänzungsmittel gegen Regelschmerzen?
© iStock – nensuria

Monat für Monat, mehr oder weniger regelmäßig – wer Menstruationsblutungen hat, hat häufig auch Schmerzen. Nicht selten sogar so starke, dass sie zur Einschränkung im Alltag werden [2].

Viele Betroffene interessieren sich für Alternativen zu Schmerztabletten. Wer im Internet nach Mitteln gegen Regelschmerzen sucht, stößt früher oder später auf Omega-3-Fettsäuren. Sie sollen bei regelmäßiger Einnahme angeblich gegen Regelschmerzen helfen. Abgesehen davon werden ihnen auch sonst allerlei positive Auswirkungen auf die Gesundheit nachgesagt. Einige davon haben wir uns bereits angesehen, wie zum Beispiel Omega-3 gegen Depression, ADHS oder als angeblicher Herz-Kreislauf-Schutz.

Wir wollten wissen, ob an der behaupteten Wirkung gegen Regelschmerzen etwas dran ist, und haben uns auf die Suche nach Antworten aus der Forschung gemacht.

In der Regel eher nur geringe Schmerzlinderung

Die zusammengefassten Ergebnisse bisheriger Studien deuten darauf hin, dass Omega-3-Fettsäuren Regelschmerzen tatsächlich ein wenig reduzieren können. Groß dürfte der Effekt allerdings nicht sein: Bei den Studienteilnehmerinnen verminderten sich die Schmerzen durchschnittlich um 1,1 Punkte auf einer 10-Punkte-Skala [1].
Das entspricht ziemlich genau dem Mindest-Unterschied, der für Betroffene überhaupt als Verbesserung wahrnehmbar ist [7].

Zudem ist unser Vertrauen in die Studienergebnisse stark eingeschränkt (siehe Studien im Detail).

Mehr als fraglich ist auch, ob Omega-3-Fettsäuren allen Regelschmerz-Geplagten gleichermaßen helfen. An den Studien nahmen nämlich fast ausschließlich Mädchen und sehr junge Frauen mit Regelschmerzen unklarer Ursache teil.

Regelmäßig Schmerzen

Gerade in der Altersgruppe bis 25 Jahre kann oft keine Ursache für die Schmerzen gefunden werden [4,1]. Fachleute nehmen an, dass bei ihnen alleine das Zusammenziehen der Gebärmutter-Muskulatur die Schmerzen auslöst. Denn dabei werden Botenstoffe freigesetzt – die sogenannten Prostaglandine [3,4]. Aspirin, Ibuprofen & Co. hemmen die Bildung dieser Botenstoffe und lindern so Schmerzen. Omega-3-Fettsäuren sollen ebenso dafür sorgen, dass weniger Prostaglandine gebildet werden [1].

Bei einigen Frauen lässt sich eine Ursache für die Regelschmerzen finden. Besonders bei Frauen, die ihre Menstruation schon einige Jahre hatten, und Beschwerden bekommen, die sie zuvor nicht hatten. Dahinter stecken meist Veränderungen der Gebärmutter, wie etwa gutartige Wucherungen der Gebärmutter-Muskulatur (Myome) oder Endometriose [3,4].

Starke Schmerzen sind nicht die Regel

Fachleute gehen davon aus, dass etwa jede zweite Frau mit starken Regelschmerzen Endometriose hat [5]. Bei Endometriose wächst Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle – beispielsweise außen an der Gebärmutter oder an den Eierstöcken, aber auch am Darm, der Harnblase oder sogar im Brustraum. So wie auch in der Gebärmutter baut sich diese Schleimhaut mit jedem Zyklus auf und blutet dann wieder ab – das kann unterschiedliche Beschwerden auslösen. Frauen mit Endometriose haben oft sehr starke Regelschmerzen, aber auch andere Symptome wie beispielsweise Schmerzen beim Sex, Verstopfung, häufigen Harndrang oder Probleme, schwanger zu werden [6].

Regelschmerzen: was helfen könnte

Betroffene müssen starke Regelschmerzen nicht einfach hinnehmen, sondern können gemeinsam mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt herausfinden, was hinter den Beschwerden steckt und welche Behandlung helfen könnte [5].

Vielen Frauen helfen entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen. Es können jedoch Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden auftreten [3].

Wärme hat keine Nebenwirkungen und dürfte möglicherweise ähnlich gut helfen. Das haben wir bereits in einem eigenen Faktencheck herausgefunden.

Auch die Pille und die Hormonspirale können Regelbeschwerden lindern – sie kommen jedoch nur für Frauen ohne aktuellen Kinderwunsch in Frage. Studien weisen darauf hin, dass auch Yoga und einige Sportarten Menstruationsbeschwerden lindern können [3].

Andere Mittel gegen Regelschmerzen haben wir schon unter die Lupe genommen und die Ergebnisse in den Faktechecks zusammengefasst: zum Beispiel CBD, Magnesium oder Ingwer.

Mehr verlässliche Informationen zu Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Regelschmerzen (Dysmenorrhoe) hat Gesundheitsinformation.de und das Österreichische Gesundheitsportal.

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Ob die regelmäßige Einnahme von Omega-3-Kapseln Regelschmerzen verringern kann, lässt sich am besten in randomisiert-kontrollierten Studien überprüfen. Dabei werden die Teilnehmerinnen per Los auf zwei Gruppen aufgeteilt. Die Frauen erfahren nicht, welcher Gruppe sie zugeteilt wurden. Die Studie ist also verblindet. Die eine Hälfte erhält Omega-3-Kapseln, die andere ein möglichst gleich aussehendes Schein-Präparat (Placebo). Am Ende werten die Forschenden aus, ob sich die Regelschmerzen in einer der beiden Gruppen deutlicher reduziert haben.

Wir haben eine systematische Übersichtsarbeit [1] gefunden, die fünf solche Studien zusammenfasst. Insgesamt 302 Teilnehmerinnen nahmen zwei Monate lang ein Omega-3-Präparat oder ein Placebo ein.

Wie aussagekräftig sind die Studien?

Zwischen den einzelnen Studien gab es beträchtliche Unterschiede, beispielsweise in der Dosierung: Die Kapseln enthielten zwischen 120 und 500 Milligramm Fischöl. Auch die Größe des schmerzlindernden Effektes fiel sehr unterschiedlich aus. Im Durchschnitt reduzierte sich der Schmerz um 1,1 Punkte auf der 10-stufigen Schmerzskala. Das ist jedoch nur ein Durchschnittswert. In den einzelnen Studien lag die Verbesserung zwischen 0 und 3 Punkten.

Fachleute gehen davon aus, dass sich die Schmerzen um mindestens einen Punkt verbessern müssen, damit Betroffene überhaupt einen relevanten Unterschied bemerken [7]. Das war nicht in allen Studien der Fall.

Zudem war bei allen Studien unklar, ob die Gruppenzuteilung wirklich zufällig war. Das könnte bedeuten, dass die Gruppen schon zu Studienbeginn nicht wirklich vergleichbar waren.

All das mindert unser Vertrauen in die Ergebnisse deutlich.

[1] Mohammadi et al. (2022)
The impact of omega-3 polyunsaturated fatty acids on primary dysmenorrhea: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. European journal of clinical pharmacology, 78(5), 721-731. (Link zur Studie)

[2] Uptodate (2022)
Dysmenorrhea in adult females: Clinical features and diagnosis. Abgerufen am 31.07.2023 unter https://www.uptodate.com/contents/dysmenorrhea-in-adult-females-clinical-features-and-diagnosis (kostenpflichtiger Zugang)

[3] Gesundheitsinformation.de (2023)
Regelschmerzen. Abgerufen am 31.07.2023 unter https://www.gesundheitsinformation.de/regelschmerzen.html

[4] Gesundheit.gv.at (2021)
Dysmenorrhoe. Abgerufen am 31.07.2023 unter https://www.gesundheit.gv.at/gesundheitgvat/krankheiten/sexualorgane/weibliche-hormone-zyklus/dysmenorrhoe.html

[5] Gesundheitsinfomation.de (2021)
Endometriose. Abgerufen am 31.07.2023 unter https://www.gesundheitsinformation.de/endometriose.html

[6] Uptodate (2022)
Endometriosis: Clinical features, evaluation, and diagnosis. Abgerufen am 31.07.2023 unter https://www.uptodate.com/contents/endometriosis-clinical-features-evaluation-and-diagnosis (kostenpflichtiger Zugang)

[7] Gerlinger et al. (2010)
Defining a minimal clinically important difference for endometriosis-associated pelvic pain measured on a visual analog scale: analyses of two placebo-controlled, randomized trials. Health and quality of life outcomes, 8(1), 1-7. (Link zur Studie)

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