Raucherentwöhnung mit Hypnose: Wirksamkeit unklar

Mit dem Rauchen aufzuhören ist schwierig. Ob Hypnose dabei helfen kann, ist unklar. Bisherige Studien kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen.

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Hilft Hypnose bei der Raucherentwöhnung?

Nach aktuellem Stand ist die Wirksamkeit von Hypnose zur Raucherentwöhnung nicht belegt. Die Studienergebnisse sind teilweise widersprüchlich.

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© fongbeerredhot - Shutterstock.com Rauchen schadet und macht süchtig. Hilft Hypnose beim Aufhören?
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Rauchen schadet der Gesundheit massiv – das ist kein Geheimnis. Wer zur Zigarette greift, belastet Herz, Kreislauf und Lungen. Raucherinnen und Raucher erleiden häufiger einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Außerdem haben sie ein hohes Risiko für chronische Bronchitis und andere Atemwegserkrankungen sowie Krebs.

Lungenkrebs ist in Österreich die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern und die dritthäufigste bei Frauen. Etwa 90% der Betroffenen sind oder waren nach Angaben des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreich Raucherinnen und Raucher [6].

Das hohe Suchtpotenzial von Zigaretten erschwert das Aufhören trotz der ganzen bekannten Risiken sehr. Nur wenige schaffen einen „kalten Entzug“, also Zigaretten von einem Tag auf den nächsten komplett wegzulassen und ohne zusätzliche Unterstützung.

Für alle anderen gibt es eine ganze Reihe von Unterstützungsmöglichkeiten, etwa Nikotin-Pflaster oder -Kaugummis. Diese Hilfsmittel sollen es ermöglichen, von Nikotin und Tabakrauch wegzukommen.

In schwereren Fällen kann der Arzt auch bestimmte Psychopharmaka verschreiben. Alle diese Mittel helfen bei der Raucherentwöhnung und lindern die Entzugssymptome.

Allerdings haben sie auch Nebenwirkungen [2]. Wer den Rauchstopp ohne Medikamente schaffen will, kann sich auch für ein psychotherapeutisches Verfahren entscheiden, etwa eine Verhaltenstherapie [4].

Rauchfrei ohne Willensanstrengung?

Aber gibt es eigentlich auch Unterstützungsmethoden, bei denen Raucherinnen und Rauchern ganz ohne Willensanstrengung von den Zigaretten loskommen? Dies zumindest hört man immer wieder über Hypnose.

Bei der Hypnose-Therapie gibt es eine Reihe verschiedener Verfahren. Sie wird in Einzel- oder Gruppensitzungen abgehalten.

Keine überzeugenden Studien

Ob Hypnose jedoch tatsächlich bei der Raucherentwöhnung hilft, ist in Studien nicht ausreichend untersucht [1].

Zu dieser ernüchternden Schlussfolgerung kommt eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit, die sich intensiv mit 14 Studien zu dem Thema beschäftigt hat. Die Studien untersuchten den Erfolg der Therapie für mindestens 6 Monate bei aufhörwilligen Raucherinnen und Rauchern.

Die Studienergebnisse widersprechen sich zum Teil stark. Zudem weisen die aktuell verfügbaren Studien häufig methodische Mängel auf und die Anzahl von Probandinnen und Probanden ist meist sehr klein. Ein positiver Effekt von Hypnose gegenüber anderen Therapieformen ist derzeit nicht nachgewiesen. Es ist auch unsicher, ob die Hypnose besser wirkt als gar keine Therapie.

Es sind folglich noch gut gemachte Studien nötig, um eine Wirksamkeit zu belegen. Falls Hypnose einen positiven Effekt haben sollte, wäre es auch wichtig, dessen Größe einschätzen zu können [1].

Appell an das Unbewusste

Bei der Hypnose-Therapie wird die Patientin oder der Patient in einen veränderten Bewusstseinszustand (Trance) versetzt. Der Therapeut oder die Therapeutin verbildlicht während der Sitzung die Vorteile des Nichtrauchens.

Die Theorie dahinter: Willentliche Denk- und Erkenntnisprozesse können das unterschwellige Verlangen nach Zigaretten in der Regel nur schlecht beeinflussen.

Die Hypnose-Therapie geht davon aus, dass Personen im Trance-Zustand empfänglicher für Impulse von außen sind – sofern die hypnotisierte Person auch selbst motiviert ist, mit dem Rauchen aufzuhören. So soll der Übergang vom bloßen Wissen zum entsprechenden Handeln gelingen.

Verhaltenstherapie als gängige Methode zur Verhaltensveränderung

Eine andere gängige Methode, um Menschen dabei zu unterstützen, sich von schädlichen und destruktiven Verhaltensweisen zu lösen, ist die Verhaltenstherapie. Die negativen Verhaltensweisen sollen wieder „verlernt“ werden. Der Patient ist hier im Gegensatz zu der Hypnotherapie aktiv an dem Prozess beteiligt. Die Verhaltenstherapie findet in der Psychotherapie Einsatz [5].

Hilfe und Materialien

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet Tipps, Informationen und Programme an, die beim Aufhören helfen sollen.

Die Studien im Detail

Bei der Recherche konnten wir eine systematische Übersichtsarbeit finden, die die Studienlage bis Juli 2018 berücksichtigt [1]. Die Arbeit analysierte 14 randomisierte kontrollierte Studien. In diesen Studen wurde die Wirkung von Hypnose-Therapie entweder mit einer gängigen Therapieform wie der Verhaltenstherapie, mit einer Scheintherapie oder mit gar keiner Therapie verglichen. Alle 1926 Versuchspersonen waren Raucherinnen und Raucher, die aufhören wollten.

Die Studien wurden zunächst auf methodische Mängel geprüft: etwa ob die Zuteilung zu Hypnosegruppe und Vergleichsgruppe wirklich per Los erfolgte und die Gruppen somit vergleichbar waren; oder ob die Anzahl der teilnehmenden Personen groß genug war, um aussagekräftige Ergebnisse zu liefern.

Im Idealfall sollten bei kontrollierten Studien weder die Testpersonen noch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Gruppeneinteilung nachvollziehen können. Das wird doppelte Verblindung genannt – ist in diesem Fall jedoch nicht umsetzbar.

Die fehlende Verblindung ist allerdings ein möglicher Störfaktor. Und so haben vielleicht die Erwartungen der Probandinnen und Probanden das Ergebnis verzerrt. Außerdem ist es möglich, dass positive Ergebnisse in einer Gruppe sich auf die besondere Zuwendung eines Therapeuten und nicht auf die Therapieform zurückführen lassen.

Nur bei gerade mal 6 der 14 Studien waren die Daten geeignet, um sie rechnerisch zusammenzufassen. Die Ergebnisse der Studien wiedersprechen sich zum Teil [1]. In einigen Fällen weisen die Ergebnisse auf eine ähnlich hohe Wirkung gegenüber Verhaltenstherapie hin. Dabei handelt es sich um eine etablierte Behandlungsform. In anderen Studien schneidet die Hypnose-Therapie kaum besser ab als eine Scheintherapie (Placebo-Behandlung). Insgesamt gibt es also keinen Hinweis auf einen stärkeren Effekt der Hypnose-Therapie im Vergleich mit Verhaltenstherapie oder anderen gängigen Methoden.

Die Studie, die Hypnotherapie mit Nichtstun vergleicht, hat zwar einen positiven Effekt verzeichnen können. Allerdings hat sie methodische Mängel. Unter anderem ist die Anzahl der Teilnehmenden mit 40 viel zu niedrig, um aussagekräftig zu sein.

[1] Barnes u.a. (2019)
Studienart: Systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse
Analysierte Studien: 14 randomisiert-kontrollierte Studien
Teilnehmende: 1926 Raucherinnen und Raucher
Studiendauer: mindestens 6 Monate
Fragestellung: Erhöht Hypnose-Therapie die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Raucherentwöhnung?
Interessenskonflikte: Einer der Autoren hat Vorträge zu Raucherentwöhnung gehalten und Beratungsgremien beigewohnt, die von den Unternehmen Pfizer und Johnson & Johnson finanziert wurden.

Barnes J, McRobbie H, Dong CY, Walker N, Hartmann-Boyce J. Hypnotherapy for smoking cessation. Cochrane Database Syst Rev. 2019;6(6):CD001008. (Übersichtsarbeit in voller Länge)

Weitere Quellen

[2] IQWIG (2017)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Rauchen. Abgerufen am 24. 8. 2020 unter www.gesundheitsinformation.de

[3] IQWIG (2017)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Rauchen – Allgemeine Maßnahmen. Abgerufen am 24. 8. 2020 unter www.gesundheitsinformation.de

[4] AWMF (2015)
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S3-Leitlinie Screening, Diagnostik und Behandlung des schädlichen und abhängigen Tabakkonsums. Abgerufen am 31. 8. 2020 unter www.awmf.org

[5] IQWIG (2019)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Kognitive Verhaltenstherapie. Abgerufen am 31. 8. 2020 unter www.gesundheitsinformation.de

[6] Gesundheit.gv.at
Öffentliches Gesundheitsportal Österreich. Lungenkrebs. Abgerufen am 31. 8. 2020 unter www.gesundheit.gv.at

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