Lasertherapie bei Arthrose wirkungslos?

Bei abgenutzten Gelenken (Arthrose) soll eine Bestrahlung mit schwachem Laserlicht Schmerzen lindern, so die Werbung. Studien können das nicht bestätigen.

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Kann die Low-Level-Lasertherapie Schmerzen bei Knie- oder Hüft-Arthrose reduzieren?

Kann die Low-Level-Lasertherapie Schmerzen bei Handgelenks-Arthrose reduzieren?

In der Schmerzbehandlung von Handgelenks-Arthrose ist eher von keiner Wirksamkeit auszugehen – darauf deuten die Ergebnisse einer kleinen, aber gut gemachten Studie hin. Forschungsergebnisse zu Knie-Arthrose sind widersprüchlich und daher wenig aussagekräftig. Zu Hüft-Arthrose haben wir keine verlässlichen Studien gefunden.

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© Ververidis Vasilis – Shutterstock.com Eine Bestrahlung mit Laserlicht soll Schmerzen bei Gelenksabnutzung lindern.
© Ververidis Vasilis – Shutterstock.com

Gelenke können sich im Laufe des Lebens abnutzen, dann verursachen sie Schmerzen und die Beweglichkeit nimmt ab. Die Lebensqualität leidet mitunter stark. Knie und Hüfte sind die großen Gelenke, die besonders betroffen sind, aber auch Hände und Schultern erfahren oft schmerzhafte Verschleißerscheinungen. Sehr viele Menschen leiden mit zunehmendem Alter oder als Folge starker Belastungen an Arthrose, daher werden effektive Behandlungen dringend gesucht. Auf medizin-transparent.at haben wir uns bereits viele als wirksam angepriesene Behandlungen näher angesehen– darunter auch etliche mit fragwürdigem Erfolg.

Die Low-Level-Lasertherapie ist eines von vielen Verfahren, die bei Arthrose Linderung versprechen. Dabei werden mehrere Stellen im Bereich des schmerzenden Gelenks oberflächlich mit Laser-licht bestrahlt. Low-Level bedeutet, dass der Laser nur wenig Energie ausstrahlt, es kommt also zu keiner starken Erwärmung.

Kann die Low-Level-Lasertherapie Gelenksschmerzen wirksam lindern? Wir haben nach Studien gesucht, die das prüfen.

Schmerzlinderung durch Lasertherapie fraglich

Bei unserer Recherche haben wir eine umfangreiche und qualitativ hochwertige Übersichtsarbeit gefunden [Quelle 1]. Sie bewertet alle bisher veröffentlichten Studien zur Lasertherapie bei Arthrose-Schmerzen.

Die Übersichtsarbeit hat sich jene Studien genauer angesehen, welche die Wirksamkeit mindestens vier Wochen nach der Therapie untersucht haben. Über sehr kurzfristige Effekte macht sie keine Aussagen. Dem Forschungsteam hinter der Übersichtsarbeit zufolge ist die Studienlage zur Low-Level-Lasertherapie bei Kniearthrosen nicht ausreichend, um die Wirksamkeit zu bestätigen oder auszuschließen.

Zur Anwendung bei Handgelenks-Arthrose hingegen fand das Forschungsteam eine Studie von moderater Qualität, die gegen eine Wirksamkeit spricht. Sie zeigte keine Schmerzreduktion im Vergleich zu einer Schein-Behandlung (Placebo).

Laut derselben Studie sind keine schweren Nebenwirkungen zu erwarten, nur bei einer Person kam es zu Rötungen der Haut an den mit Laser bestrahlen Stellen.

Laser und Licht – Unzählige Varianten

Wir haben uns bei unserer Suche auf eine bestimmte Form der Lasertherapie (Low-Level-Lasertherapie) konzentriert. Doch es gibt unterschiedlichste Varianten der Lasertherapie und ihre Bezeichnungen sind oft schwammig. Vieles bleibt im Dunkeln: Welche Stellen des Gelenks werden bestrahlt? Wie viel Energie und welche Wellenlänge soll der Laser haben? Wie viele Sitzungen hat die Behandlung?

Manchmal werden nicht Laser eingesetzt, sondern LED-Leuchten. Schon 2016 haben Fachleute darüber diskutiert, die Low-Level-Lasertherapie in Photobiomodulations-Therapie (PBMT) umzu-benennen. Heute findet man beide Begriffe.

Ein bleibendes Leiden

Arthrose ist eine Abnutzungserscheinung, die Behandlung ist ein Kampf gegen stets fortschreitenden Verschleiß. Die Arthrose gehört zu den häufigsten Gelenkserkrankungen, besonders bei älteren Menschen. Bei einer beginnenden Arthrose schmerzt das Gelenk meist nur, wenn es belastet wird. Im Bereich der Knie oder der Hüfte sind dann oft stechende Schmerzen bei Stoßbelastungen spürbar, etwa beim Joggen. In weiter fortgeschrittenem Stadium sind die Gelenke morgens oder nach längerer Ruhe steif und schmerzen anfangs bei jeder Bewegung [Quelle 2].

Behandelbar, aber nicht heilbar

Eine Behandlung kann zum Ziel haben, die Beweglichkeit eines Gelenks so lang wie möglich zu erhalten, die Abnutzung zu bremsen oder die Schmerzen zu lindern. Besonders interessant ist dabei die langfristige Wirkung, schließlich lebt man mit einer Arthrose den Rest seines Lebens, sofern das betroffene Gelenk nicht durch ein künstliches ersetzt wird.

Bisher steht kein Medikament zur Verfügung, das eine Arthrose heilen könnte. Um die Beschwerden zu lindern, werden Bewegung und Schmerzmitteln empfohlen. Es kann helfen, vorhandenes Übergewicht zu reduzieren. Bei Hüfte und Knie hilft bei starken Schmerzen oft nur ein Gelenksersatz. Dieser führt bei rund 80 Prozent der Betroffenen zu einer deutlichen Verbesserung [Quelle 2].

Obwohl Arthrose nicht heilbar ist und die Abnutzung mit dem Alter zunimmt, heißt das nicht automatisch, dass die Beschwerden stetig zunehmen. Der Verlauf einer Arthrose ist schwer vorherzusagen, meist schwanken die Schmerzen, sie können sich über längere Phasen aber auch wieder beruhigen [Quelle 2].

Arthrose: Was hilft und was nicht

Zum Thema Arthrose und vermeintlichen Behandlungen haben wir schon einige Artikel veröffentlicht. Für die meisten Nahrungsergänzungsmittel aus Drogerie und Apotheke gilt: Ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Dazu gehören etwa Präparate mit Hyaluronsäure, Pinienrinden-Extrakt, Teufelskralle, Katzenkralle, Kurkuma oder Hagebuttenpulver.

Ebenso wenig bewiesen ist die Wirkung mancher – oft selbst zu zahlenden – Eingriffe, wie zum Beispiel die Stammzell-Therapie und die Behandlung mit pulsierenden Magnetfeldern oder mit Ultraschall.

Wahrscheinlich wirkungslos bei Arthrose sind Nahrungsergänzungsmittel mit Chondroitin und Salben mit DMSO. Auch die Kernspinresonanztherapie und die Gelenksspiegelung (Arthroskopie) scheinen bei Arthrose keine Vorteile zu bringen.

Möglicherweise helfen könnten die Eigenbluttherapie sowie Avocado- und Sojaöl oder Weihrauch zum Schlucken.

Weitere verlässliche Informationen zu Arthrose, was hilft und was nicht hilft, finden Sie auf Gesundheitsinformation.de.

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Ob eine Low-Level-Lasertherapie Arthrose-Schmerzen lindern kann, lässt sich am besten wie folgt überprüfen: Eine große Anzahl an Betroffenen wird per Zufall (randomisiert) einer von zwei Gruppen zugeteilt: Die Behandlungsgruppe bekommt Behandlungen mit schwachem Laserlicht. Die andere Gruppe ist die Kontrollgruppe. Zum Vergleich erhalten die ihr zugelosten Teilnehmenden eine Scheinbehandlung ohne Laser.

Allerdings kann bereits die Erwartung an eine Wirkung Schmerzen ein wenig lindern – selbst wenn die Behandlung gar keine Wirkung haben sollte. Fachleute nennen das Placebo-Effekt. Idealerweise sollte daher niemand wissen, wer die echte Lasertherapie bekommt und wer die Scheintherapie.

Nach mehreren Wochen oder Monaten werden dann die beiden Gruppen verglichen. Nur wenn die Schmerzen in der Behandlungsgruppe deutlich geringer sind als in der Kontrollgruppe, wäre das ein Beleg für die Wirksamkeit der Lasertherapie.

Eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 fasst alle bisher veröffentlichten randomisiert-kontrollierten Studien zusammen [Quelle 1].

Wie aussagekräftig sind diese Studien?

Für Knie-Arthrose ist die Studienlage widersprüchlich. Nur zwei Studien haben untersucht, ob sich die Schmerzen mindestens 6 Monate lang lindern lassen. Sie können eine Wirksamkeit weder belegen noch ausschließen [Quelle 1]. Die Gründe dafür:

  • Widersprüchliche Ergebnisse: Eine der beiden Studien deutet einen schmerzlindernden Effekt an, die andere findet keine Wirksamkeit der Lasertherapie.
  • Zu wenige Teilnehmende: Mit insgesamt 109 Personen wurden in den Studien zu wenige Personen untersucht, um aussagekräftig auf alle Arthrose-Betroffenen schließen zu können.
  • Einfluss von Erwartungen möglich: In der Studie mit positiven Ergebnissen könnten die Teilnehmenden gewusst haben, ob sie die echte Lasertherapie oder die Scheintherapie bekommen haben. So könnten ihre Erwartungen der Grund für die leichte Schmerzlinderung gewesen sein.

Zur Handgelenks-Arthrose gibt es eine Studie: Viereinhalb Monate nach Studienbeginn zeigte sie keinen Unterschied zwischen der Low-Level-Lasertherapie und einer Scheinbehandlung. Aus folgenden Gründen ist die Wirkungslosigkeit der Lasertherapie für das Handgelenk jedoch nicht gut abgesichert:

  • Zu wenige Teilnehmende: Mit nur 88 Personen wurden in den Studien zu wenige Personen untersucht, um aussagekräftig auf alle Arthrose-Betroffenen schließen zu können. Um die Ergebnisse zu bestätigen, bräuchte es weitere Studien.

[1] Skelly et al. (2020) Noninvasive Nonpharmacological Treatment for Chronic Pain: A Sys-tematic Review Update [Internet]. Rockville (MD): Agency for Healthcare Research and Quality (US); 2020 Apr. Report No.: 20-EHC009.
(zur Übersichtsarbeit in voller Länge)

[2] IQWiG (2021)
Arthrose. Abgerufen am 28.3.2024 unter gesundheitsinformation.de

  • 28.3.2024: eine neue Recherche förderte keine aktuelleren Studien zutage. Dennoch wurden Titel und Teaser etwas geändert und der Abschnitt ‚Die Studien im Detail‘ überarbeitet, um die Mängel der bisherigen Studien klarer aufzuzeigen.
  • 7.2.2022: erste Version des Faktenchecks

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