Keltican forte: unbelegte Wirkung bei Nervenschmerzen

Das Nahrungsergänzungsmittel Keltican forte soll bei Rückenschmerzen und Nervenschmerzen helfen. Belegt ist eine solche Wirkung jedoch nicht.

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Hilft Keltican forte bei Rückenschmerzen oder Nervenschmerzen?

Diese Behauptung wurde nie in aussagekräftigen Studien untersucht. Es gibt keine Belege für eine schmerzstillende Wirkung.

so arbeiten wir
Ärztin zeigt auf Modell der Wirbelsäule Geschädigte Nerven der Wirbelsäule verursachen Schmerzen
© Jan Otto – istockphoto.com

Elektrisierende oder stechende Schmerzen können durch Nervenschäden entstehen. Herkömmliche Schmerzmittel helfen dabei oft nicht ausreichend.

Online-Shops und Apotheken empfehlen „zur Unterstützung der Nervenregeneration“ das Nahrungsergänzungsmittel Keltican forte. Mehrere Webseiten legen nahe, das Mittel könne Rückenschmerzen und Nervenschmerzen lindern. Ein Leser wollte von uns wissen, ob das stimmt.

Wirksamkeit nicht belegt

Keltican forte enthält Uridinmonophosphat, Vitamin B12 und Folsäure. Diese Inhaltsstoffe spielen zwar theoretisch eine Rolle im Stoffwechsel von Nervenzellen. Ob sich dadurch aber Nervenschmerzen lindern lassen, können nur sorgfältig durchgeführte Studien beantworten.

Diese existieren aber nicht, wie wir durch eine Anfrage bei der Herstellerfirma erfuhren. Entsprechend führte auch eine umfangreiche Suche in mehreren Forschungs-Datenbanken ins Leere.

Behauptungen zur Wirksamkeit von Keltican forte sind daher wissenschaftlich nicht haltbar.

Nahrungsergänzungsmittel nicht zur Behandlung

Außer Keltican forte gibt es noch einige andere Nahrungsergänzungsmittel mit ähnlicher Zusammensetzung, einige enthalten zusätzlich auch noch Cytidin. Der Nutzen von solchen Mitteln ist ebenfalls nicht ausreichend belegt.

Grundsätzlich dürfen Nahrungsergänzungsmittel nicht zur Behandlung von Krankheiten angepriesen werden. Allerdings verstoßen Anbieter gerade im Internet häufig dagegen. Oder sie formulieren die Werbung so, dass bei Verbraucherinnen und Verbrauchern ein irreführender Eindruck entstehen kann.

Woher kommen Nervenschmerzen?

Nervenschmerzen können unterschiedliche Ursachen haben. Je nach Art der Nervenschmerzen kommen verschiedene Auslöser in Frage:

Die starken Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall entstehen zum Beispiel dadurch, dass die Nervenwurzeln des Rückenmarks gequetscht oder abgeklemmt werden [Quellen 1-3]. Nähere, gesicherte Informationen dazu und zur Behandlung finden sich auf den Seiten Gesundheit.gv.at und Gesundheitsinformation.de.

Eine so genannte Polyneuropathie betrifft dagegen die Nerven in Armen und Beinen [Quelle 4]. Zu den möglichen Ursachen gehört die „Zuckerkrankheit“ Diabetes, bei der zu hoher Blutzucker mit der Zeit Nervenschäden verursachen kann. Diese können mitunter schmerzhaft sein und sind nicht heilbar. Wie sich die Beschwerden zumindest lindern lassen, erklärt die wissenschaftlich geprüfte Seite Diabinfo.de.

Die schmerzhafte Gürtelrose kann sich nach einer Infektion mit Varizella-Zoster-Viren entwickeln. Sie können Nervenschmerzen auslösen, die selbst nach dem Abheilen des typischen Hautausschlags bestehen bleiben. Wie sich diese Beschwerden behandeln lassen, ist auf der Seite Gesundheitsinformation.de zusammengefasst. Weitere Informationen zu Gürtelrose finden sich auch auf der Seite Gesundheit.gv.at.

Durch die Behandlung von Krebs kann es ebenfalls zu Nervenschmerzen kommen, etwa durch verschiedene Chemotherapie-Medikamente. Infos dazu hat die unabhängige Seite Krebsinformationsdienst.de.

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Wir haben nach aussagekräftigen Studien gesucht, die die Wirksamkeit von Keltican forte untersucht haben. Diese Studien sehen idealerweise so aus: Das Forschungsteam teilt die Testpersonen nach dem Zufallsprinzip auf mehrere Gruppen auf. Die eine nimmt Keltican forte ein, die andere erhält ein Scheinmedikament (Placebo) oder eine nachweislich wirksame Behandlung.

Trotz Suche in mehreren wissenschaftlichen Datenbanken konnten wir jedoch für Keltican forte keine solchen Studien finden. Auch eine Anfrage beim Hersteller führte zum selben Ergebnis [Quelle 6].

[1] Gesundheitsinformation.de (2022) Rücken- und Kreuzschmerzen. Abgerufen am 17. April 2025 unter gesundheitsinformation.de

[2] UpToDate (2025) Acute lumbosacral radiculopathy: Etiology, clinical features, and diagnosis. Abgerufen am 2. April 2025 unter uptodate.com (Zugang kostenpflichtig)

[3] UpToDate (2025) Clinical features and diagnosis of cervical radiculopathy. Abgerufen am 2. April 2025 unter uptodate.com (Zugang kostenpflichtig)

[4] UpToDate (2025) Overview of polyneuropathy. Abgerufen am 2. April 2025 unter uptodate.com (Zugang kostenpflichtig)

[5] UpToDate (2025) Postherpetic neuralgia. Abgerufen am 2. April 2025 unter uptodate.com (Zugang kostenpflichtig)

[6] Persönliche Kommunikation (2025) Antwort der Trommsdorff GmbH via Email vom 17. April 2025

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