Impfung gegen Gürtelrose: Wirksamkeit gut belegt

Gegen die Viruserkrankung Gürtelrose (Herpes zoster) gibt es eine Impfung. Dass diese vor der schmerzhaften Erkrankung schützt, ist gut belegt.

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Kann das Risiko für Gürtelrose (Herpes zoster) durch eine Impfung verringert werden?

In der EU sind zum Schutz vor Gürtelrose zwei Impfstoffe zugelassen. Beide verringern das Risiko, an Gürtelrose zu erkranken. Die Studienergebnisse dazu sind gut abgesichert. In bisherigen Studien zeigte sich außerdem: Schwere Nebenwirkungen traten nicht gehäuft auf.

so arbeiten wir
© PonyWang - iStock.com Eine Impfung gegen den Gürtel aus schmerzhaften Bläschen
© PonyWang – iStock.com

Gürtelrose ist eine Erkrankung mit schmerzhaftem und streifenförmigem Ausschlag, meist auf einer Seite des Oberkörpers. In der Fachsprache heißt die Erkrankung Herpes zoster.

Ausgelöst wird die Gürtelrose durch Viren. Und zwar durch jene, die bei erstmaliger Infektion zu Windpocken (Varizellen) führen. Windpocken sind im deutschsprachigen Raum auch als Feuchtblattern oder Schafblattern bekannt.

Nach der Erstinfektion nisten sich die Viren in bestimmten Nerven des Körpers ein. Dort bleiben sie ein Leben lang, werden aber vom Immunsystems in Schach gehalten.

Gürtelrose: Virus nutzt geschwächtes Immunsystem

Nimmt die Immunabwehr eines Menschen allerdings ab – im Alter, durch Erkrankung oder Medikamente – können die Viren wieder aktiv werden. Sie können sich dann wieder vermehren, die Nerven entzünden und zu dem charakteristischen Ausschlag führen.
Wer also – meist schon in der Kindheit – Windpocken hatte, könnte auch an Gürtelrose erkranken. Auch wenn der Gürtelrose-Ausschlag wieder abgeheilt ist, können die Schmerzen weiterhin über Monate oder Jahre andauern.

Eine Impfung ab einem Alter von 50 Jahren soll vor Gürtelrose schützen, indem sie die Immunabwehr gegen die eingenisteten Viren wieder stärkt. Wir haben uns die Studienlage dazu angesehen [Quellen 1,3].

Schutz vor Gürtelrose durch Impfung gut belegt

Dass eine Impfung vor Gürtelrose schützt, ist gut abgesichert. Das scheint zumindest für Menschen mit einem funktionierenden Immunsystem zu gelten. Das ergab eine zusammenfassende Analyse bisheriger Studien [Quelle 1].

Diese Forschungsarbeiten untersuchten zwei unterschiedliche Impfstoffe: einen Lebendimpfstoff und einen Totimpfstoff (rekombinanter Impfstoff). Die Unterschiede zwischen den beiden Impfstoffen erklären wir weiter unten unter „Welche Impfstoffe gibt es gegen Gürtelrose?“.

In den Studien erkrankten drei Jahre nach der Impfung so viele Menschen an Gürtelrose:

  • Mit dem Totimpfstoff 3 von 1.000 Personen,
  • mit dem Lebendimpfstoff 16 von 1.000 Personen,
  • und mit einem wirkungslosen Schein-Impfstoff (Placebo) rund 33 von 1.000 Personen.

Das bedeutet: Wer sich mit dem Totimpfstoff schützt, reduziert das Risiko an Gürtelrose zu erkranken um etwa 90 Prozent, mit dem Lebendimpfstoff um ungefähr 50 Prozent. Diese Zahlen basieren auf Ergebnissen von 90.259 Teilnehmenden aus aussagekräftigen Studien [Quelle 1]. Mehr dazu im Abschnitt „Die Studien im Detail“.

Nur teilweiser Schutz bei Immunschwäche

Menschen deren körpereigenes Immunsystem unterdrückt ist – beispielsweise durch eine chronische Erkrankung oder Medikamente – können möglicherweise nur mit dem Totimpfstoff geschützt werden. In den Studien reduzierte sich bei ihnen damit das Risiko um etwa 60 Prozent, an Gürtelrose zu erkranken. Der Lebendimpfstoff dürfte für immungeschwächte Menschen eher keinen Schutz bieten. Da die Daten zum Impfschutz für immungeschwächte Menschen aus weniger aussagekräftigen Studien stammen, ist unser Vertrauen in diese Ergebnisse eher gering [Quelle 2]. Mehr dazu in „Die Studien im Detail“.

Gürtelrose-Impfung scheint sicher zu sein

Menschen, die gegen Gürtelrose geimpft wurden – egal ob mit einem Lebendimpfstoff oder einem Totimpfstoff – hatten danach nicht häufiger schwere Gesundheitsprobleme als Menschen, die eine Scheinimpfung (Placebo) bekamen. Das geht aus aussagekräftigen und vertrauenswürdigen Studien hervor [Quelle 1].

Milde bis mittelschwere Nebenwirkungen aber häufiger

Milde Nebenwirkungen traten aber häufiger nach Impfungen als nach Scheinimpfungen auf. Auch diese Ergebnisse sind gut abgesichert [Quelle 1].

Zu diesen Nebenwirkungen zählen lokale Nebenwirkungen wie Schmerzen, Juckreiz und Schwellungen an der Einstichstelle.

  • Mit dem Lebendimpfstoff hatten 480 von 1.000 Personen lokale Nebenwirkungen. Im Vergleich dazu waren es mit einer Scheinimpfung 161 von 1.000 Personen.
  • Mit dem Totimpfstoff hatten 807 von 1.000 Personen lokale Nebenwirkungen. Im Vergleich dazu waren es mit einer Scheinimpfung 117 von 1.000 Personen.

Müdigkeit, Fieber und Kopfschmerzen

Es können auch milde systemische Nebenwirkungen auftreten – also Nebenwirkungen, die den restlichen Körper betreffen – wie Müdigkeit, Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Schüttelfrost, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Veränderungen des Stuhls.

  • Mit dem Lebendimpfstoff hatten 241 von 1.000 Personen systemische Nebenwirkungen. Im Vergleich dazu waren es mit einer Scheinimpfung 227 von 1.000 Personen.
  • Mit dem Totimpfstoff hatten 648 von 1.000 Personen systemische Nebenwirkungen. Im Vergleich dazu waren es mit einer Scheinimpfung: 291 von 1.000 Personen.

Gürtelrose und Fieberblasen: eine nahe Verwandtschaft

Gürtelrose hat eine starke Ähnlichkeit zu einer verwandten Erkrankung: den Fieberblasen. Bei beiden Erkrankungen entstehen kleine Bläschen auf der Haut. Bei Gürtelrose sind diese meist am Oberkörper zu finden, während Fieberblasen häufig auf den Lippen entstehen.

Und während Gürtelrose durch das Varizella-Zoster-Virus ausgelöst wird, ist bei Fieberblasen meist das Herpes-simplex-Virus der Auslöser. Beide Viren gehören zur Familie der Herpesviren.

Für Herpesviren generell gilt: einmal infiziert, bleiben die Viren ein Leben lang im Körper. Momentan gibt es keine Behandlung, die Betroffene von einmal eingefangenen Herpesviren wieder befreien kann [Quelle 7].

Was bedeutet es, Gürtelrose zu haben?

Gürtelrose fühlt sich an, als hätte man sehr viele Fieberblasen am Körper, die noch dazu deutlich stärker schmerzen als die lästigen kleinen Bläschen auf der Lippe.

Erste typische Symptome einer Gürtelrose sind Abgeschlagenheit, Fieber und ein brennender oder stechender Schmerz an den betroffenen Hautstellen. An den schmerzenden Stellen bilden sich dann Rötungen bis hin zu Bläschen, die sich in weiterem Verlauf zu gelblichen Krusten entwickeln.

Die häufigste schwere Folge einer Gürtelrose ist die Post-Zoster-Neuralgie. Das bedeutet anhaltende Schmerzen nach einer Gürtelrose. Man spricht von Post-Zoster-Neuralgie, wenn die Schmerzen auch noch drei Monate nach Verschwinden des Ausschlags bestehen bleiben. Ausgelöst werden die Schmerzen durch Beschädigung der betroffenen Nerven. Die Schmerzen können sehr belastend sein, den Schlaf stören und jahrelang andauern.

Je nach Symptom und dessen Stärke gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Diese hat die Plattform gesundheitsinformation.de gut zusammengefasst. Weitere Informationen zu Gürtelrose finden sich auch auf der Seite Gesundheit.gv.at.

Wer bekommt Gürtelrose?

Der größte Risikofaktor für Gürtelrose und Post-Zoster-Neuralgie ist eine sinkende Immunabwehr – aufgrund von Krankheit, Medikamenten oder des Alters. Das Risiko steigt ab etwa 50 Jahren. Etwa die Hälfte der 85-Jährigen erkrankte im Laufe ihres Lebens schon an Gürtelrose.

Aufgrund ihrer hohen Ansteckungsfähigkeit sind Varizella-Zoster-Viren weltweit stark verbreitet. Von 100 Menschen, die bereits Windpocken hatten, erkranken etwa 20 Personen im Laufe ihres Lebens an Gürtelrose [Quellen 3,4,7-9].

Welche Impfstoffe gibt es gegen Gürtelrose?

Ein Impfstoff löst eine sichere Immunreaktion aus – er trainiert also das Immunsystem, ohne die Krankheit selbst auszulösen, vor der er schützen soll. Das soll eine Erkrankung bei späterem tatsächlichem Kontakt mit dem Erreger verhindern. Denn das Immunsystem hatte bis dahin Zeit, eine gute Abwehr genau gegen diesen Erreger aufzubauen.
In der EU sind derzeit zwei Impfstoffe zum Schutz vor Gürtelrose zugelassen: der Lebendimpfstoff Zostavax und der rekombinante Impfstoff Shingrix (Stand Februar 2024).

Ein Lebendimpfstoff – wie Zostavax – enthält den gesamten Krankheitserreger (Varizella-Zoster-Virus), der zuvor abgeschwächt wurde. Durch diese Abschwächung verliert der Erreger teilweise seine krankmachende Eigenschaft.

Im Gegensatz dazu enthält ein Totimpfstoff den abgetöteten Erreger oder nur einen Teil davon. In diese Kategorie fällt auch der rekombinante Impfstoff – wie Shingrix. Shingrix enthält nur einen winzigen Teil des Erregers – der für die krankmachende Wirkung aber relevant ist.

Dieser winzige Teil des Erregers im rekombinanten Impfstoff stammt allerdings nicht direkt vom Erreger. Rekombinant bedeutet nämlich, dass der kleine Virus-Teil anhand seines genetischen Bauplans im Labor hergestellt wurde. Gemeinsam mit einem Wirkverstärker – dem sogenannten Adjuvans – wurde er zum Impfstoff zusammengefügt [Quellen 4-6].

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Bei unserer Recherche suchten wir in zwei Datenbanken nach randomisiert-kontrollierten Studien und nach Beobachtungsstudien.

In randomisiert-kontrollierten Studien werden Studienteilnehmende per Zufall (randomisiert) einer von zwei verschiedenen Gruppen zugeteilt. Die eine Gruppe ist die Kontrollgruppe (kontrolliert) und erhält eine Scheinimpfung (Placebo) oder gar keine Impfung. Die andere Gruppe erhält die Impfung mit Wirkstoff.

Die Studie ist dann aussagekräftig, wenn weder Teilnehmende noch Forschende wissen, wer welcher Gruppe angehört. Sie sind also verblindet.

Randomisiert-kontrollierte Studien sind die aussagekräftigste Studienart, um die Wirksamkeit eines Impfstoffs zu überprüfen und sie bei Gesundheitsbehörden zulassen zu können.

Um sehr seltene Nebenwirkungen feststellen zu können, sind auch nach der Zulassung Studien notwendig. Das sind sehr oft Beobachtungsstudien. Denn diese Art von Studien ermöglichen es, über einen sehr langen Zeitraum sehr viele Teilnehmende in realer Umgebung zu beobachten. Sie sind jedoch weniger aussagekräftig als randomisiert-kontrollierte Studien. Denn sie können nicht ausschließen, dass es außer der Impfung noch andere Gründe gibt, warum Studienteilnehmende an Gürtelrose erkranken oder nicht.

Wie aussagekräftig sind die Studien?

Ob sich Menschen mit einem funktionierenden Immunsystem mittels Impfung vor Gürtelrose schützen können, konnte eine Übersichtsarbeit des unabhängigen internationalen Forschungsnetzwerks Cochrane am aussagekräftigsten beantworten.

In dieser Arbeit sind die Ergebnisse von randomisiert-kontrollierten Studien bis Oktober 2022 zusammengefasst. Unser Vertrauen in das Gesamtergebnis ist hoch, da die Arbeit sämtliche wichtige Qualitätskriterien erfüllt [Quelle 1].

Wir fanden auch eine zusammenfassende Analyse von Beobachtungsstudien nach der Zulassung des Impfstoffs. In den Beobachtungsstudien wurden also weiterhin Nebenwirkungen untersucht und dokumentiert [Quelle 2].

Für immunschwache Menschen scheint die Wirksamkeit der Impfung etwas schlechter zu sein. Aber das ist nicht so gut abgesichert, da es dazu nur Daten aus Beobachtungsstudien, nicht aber aus randomisiert-kontrollierten Studien gibt [Quelle 2].

[1] de Oliveira Gomes et al. (2023) Vaccines for preventing herpes zoster in older adults. Cochrane Database Syst Rev, 10(10), Cd008858. (Link zur Studie)

[2] Xia et al. (2022) Efficacy, effectiveness, and safety of herpes zoster vaccine in the immunocompetent and immunocompromised subjects: A systematic review and network meta-analysis. Front Immunol, 13, 978203. (Link zur Studie)

[3] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2023) Gürtelrose. Abgerufen am 07.02.2024 unter gesundheitsinformation.de

[4] Paul-Ehrlich-Institut (2024) Gürtelrose-Impfstoffe. Abgerufen am 12.02.2024 unter pei.de

[5] Pollard& Bijker (2021) A guide to vaccinology: from basic principles to new developments. Nat Rev Immunol, 21(2), 83-100. (Link zur Studie)

[6] Pollet et al. (2021) Recombinant protein vaccines, a proven approach against coronavirus pandemics. Adv Drug Deliv Rev, 170, 71-82. (Link zur Studie)

[7] Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (2024) Herpesviren – Eine große Familie. Abgerufen am 15.02.2024 unter helmholtz-hzi.de

[8] UpToDate (2024) Epidemiology, clinical manifestations, and diagnosis of herpes zoster. Abgerufen am 19.02.2024 unter uptodate.com (Zugang kostenpflichtig)

[9] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2023) Anhaltende Schmerzen nach einer Gürtelrose (Post-Zoster-Neuralgie). Abgerufen am 19.02.2024 unter gesundheitsinformation.de

  • 22.2.2024: Erstveröffentlichung des Faktenchecks

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