Startseite ● Basenbad bei Neurodermitis: Nutzen fraglich Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert. Basenbad bei Neurodermitis: Nutzen fraglich Juckreiz und Hautausschlag sind quälende Begleiter der Neurodermitis. Ein regelmäßiges Basenbad soll helfen. Studien, in denen das funktioniert, gibt es keine. 10. Juli 2019 AutorIn: Bernd Kerschner Review: Julia Harlfinger Jana Meixner Teilen Hilft ein Basenbad bei Neurodermitis? wissenschaftliche Belege fehlen Bisher gibt es keine aussagekräftige Forschung dazu. so arbeiten wir Kann ein Basenbad wirklich bei Neurodermitis helfen? © Alliance Images – shutterstock.com Es ist der quälende Juckreiz, der Neurodermitis-Betroffenen am meisten zu schaffen macht. Stark juckende Ausschläge sind das Hauptmerkmal dieser Hauterkrankung, die auch unter dem Namen Atopische Dermatitis oder Atopisches Ekzem bekannt ist. Besonders belastend sind die Juckattacken, wenn sie nachts auftreten und einen erholsamen Schlaf verhindern. Untertags machen sie es schwer, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Betroffene Schulkinder haben häufig Probleme, dem Unterricht zu folgen. Das Jucken ist nicht das einzig Belastende. Viele Menschen mit Neurodermitis schämen sich, wenn ihre Hautausschläge für andere sichtbar sind. Die betroffenen Hautstellen können sich auch entzünden und Bläschen bilden. Neurodermitis ist nicht heilbar. Eine spezielle Hautpflege und Medikamente können die Beschwerden aber oft etwas lindern [1]. Wenn das nicht hilft, hat das Internet zahlreiche Tipps und Empfehlungen parat. Beispielsweise bewerben Internetseiten und Drogerien basische Badesalze. Ein regelmäßiges Basenbad soll die juckenden Hautausschläge bessern und gleichzeitig sogar den Körper entgiften. Doch kann das funktionieren? Basenbad nicht erforscht Wir haben nach wissenschaftlichen Belegen für eine solche Wirkung gesucht. Doch trotz umfangreicher Recherche in mehreren Forschungsdatenbanken konnten wir keine einzige aussagekräftige Studie dazu finden. Ob ein Basenbad bei Neurodermitis helfen kann, scheint nie untersucht worden zu sein. Wir haben auch nach Forschungsergebnissen zu anderen basischen Körperpflegeprodukten wie Cremes oder Seifen gesucht – doch ohne Erfolg. Somit konnten wir keinen Hinweis finden, dass basische Kosmetika Beschwerden bei Neurodermitis lindern. Die Haut ist nicht basisch Dass basische Bäden wirken, widerspricht allerdings dem aktuellen Stand des Wissens. Im Gegensatz zum Basenbad mit hohem pH-Wert ist die Oberfläche der Haut leicht sauer – ihr pH-Wert ist niedrig [2]. Dieser „Säuremantel“ verhindert vermutlich, dass Krankheitserreger die Haut befallen. Mittel mit einem hohen pH-Wert könnten diese wichtige Schutzfunktion stören [3-5]. Auch viele Seifen und Duschgels haben einen hohen, also basischen pH-Wert. Diese Produkte können die Haut reizen und austrocknen. Fachleute empfehlen daher meist saure Seifen, also mit niedrigem pH-Wert. Allerdings gibt es keine aussagekräftigen Untersuchungen, die die Wirkung von Pflegeprodukten mit niedrigem und hohem pH-Wert verglichen haben [1]. Entgiftung nicht plausibel Herstellerfirmen von Basenbad-Produkten werben damit, dass basisches Badewasser schädliche Säuren aus dem Körper zieht – und zwar über die Haut. Der Werbung zufolge soll das beim Entgiften des Körpers helfen. Diese Vorstellung widerspricht dem wissenschaftlich anerkannten Wissensstand. Im Körper sammeln sich keine überschüssigen Säuren an, denn diese werden über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Medizin-transparent hat dazu bereits einen ausführlichen Beitrag veröffentlicht: https://www.medizin-transparent.at/basenfasten-die-kur-fur-ihre-geldborse Verbreitete Hautkrankheit Bei einer Neurodermitis ist die oberste Schicht der Haut durch Entzündungen geschädigt. Dadurch können Krankheitserreger und allergieauslösende Stoffe in die Haut eindringen. Neurodermitis ist weit verbreitet. Etwa 15 Prozent aller Kinder sind betroffen. Häufig beginnt die Krankheit in den ersten beiden Lebensjahren. Es kommt oft vor, dass sich die Erkrankung über die Jahre bessert oder ganz verschwindet. Bei Erwachsenen sind nur 2 bis 4 Prozent betroffen. Etwa ein Drittel der Menschen mit Neurodermitis leidet zusätzlich an Allergien wie Heuschnupfen oder allergischem Asthma [1]. Die Ursachen für Neurodermitis sind nicht gut erforscht. Ein Faktor scheint die Vererbung zu sein [1]. Weitere wissenschaftlich gesicherte Informationen zu Neurodermitis und wie sich die Hauterkrankung behandeln lässt, finden Sie auf der unabhängigen Webseite Gesundheitsinformation.de. Die Studien im Detail Zur Wirkung eines Basenbades auf Neurodermitis-Beschwerden haben wir keine Studien gefunden. Wissenschaftliche Quellen [1] IQWIG (2017) Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Neurodermitis. Abgerufen am 8.7.2019 unter www.gesundheitsinformation.de [2] Lambers u.a. (2006) Lambers H, Piessens S, Bloem A, Pronk H, Finkel P. Natural skin surface pH is on average below 5, which is beneficial for its resident flora. Int J Cosmet Sci. 2006 Oct;28(5):359-70. (Zusammenfassung) [3] Surber u.a. (2018) Surber C, Humbert P, Abels C, Maibach H. The Acid Mantle: A Myth or an Essential Part of Skin Health? Curr Probl Dermatol. 2018;54:1-10. (Zusammenfassung) [4] Blaak & Staib (2018) Blaak J, Staib P. The Relation of pH and Skin Cleansing. Curr Probl Dermatol. 2018;54:132-142. (Zusammenfassung) [5] Ali & Yosipovitch (2013) Ali SM, Yosipovitch G. Skin pH: from basic science to basic skin care. Acta Derm Venereol. 2013 May;93(3):261-7. (Zusammenfassung) Schlagworte Atopische Dermatitisatopisches EkzemBasenbadbasischNeurodermitisSäure-Basen-Haushalt In über 500 Faktenchecks suchen