Startseite ● Mit Apfelessig hohen Blutdruck senken? Mit Apfelessig hohen Blutdruck senken? Apfelessig werden zahlreiche Wirkungen nachgesagt. Zum Beispiel soll er gegen hohen Blutdruck helfen. Bisherige Studien können das nicht bestätigen. 11. März 2025 AutorIn: Iris Hinneburg Review: Bernd Kerschner Jana Meixner Teilen Hilft Apfelessig bei hohem Blutdruck? wissenschaftliche Belege fehlen Die Frage wurde in zwei kleinen, mangelhaften Studien untersucht. Ihre Aussagekraft ist sehr gering – auch weil die Teilnehmenden gar keinen erhöhten Blutdruck hatten. so arbeiten wir Meist wird Apfelessig verdünnt getrunken © dusanpetkovic – istockphoto.com Zu hoher Blutdruck betrifft viele Menschen. Das Problem: Die Betroffenen spüren ihn in der Regel nicht. Langfristig kann er aber Herz, Blutgefäße und Niere schädigen. Ein gesunder Lebensstil kann helfen, den Blutdruck zu senken: Also zum Beispiel bei Übergewicht abzunehmen, sich mehr zu bewegen und mit dem Rauchen aufzuhören [Quelle 4]. Im Internet gibt es etliche Webseiten, die zum Blutdrucksenken außerdem Apfelessig anpreisen. Studien ohne Aussagekraft Um zu prüfen, ob das stimmt, haben wir nach allen Studien gesucht, die das wissenschaftlich untersucht haben. Gefunden haben wir zwei solche Studien [Quelle 1,2]. In einer Studie zeigte sich eine sehr geringe Blutdrucksenkung, in der anderen Studie gab es keinen Effekt. Eine klare Antwort können die beiden Studien nicht liefern – auch weil ihre Aussagekraft sehr gering ist. Zum einen hatten die Teilnehmenden gar keinen Bluthochdruck – ihr oberer Blutdruckwert (der systolische Blutdruck) lag schon vor Studienbeginn deutlich unter der kritischen Schwelle von 140. Zum anderen davon hatten die Studien grobe Mängel. Welche, beschreiben wir im Abschnitt “Die Studien im Detail”. Wer im Internet oder auf Social Media Apfelessig als Wundermittel gegen hohen Blutdruck bewirbt, tut das ohne jede wissenschaftliche Grundlage. Nachteile schlecht untersucht Als Zutat zum Kochen und im Salat ist Apfelessig gut verträglich. In den Studien nahmen die Teilnehmenden jedoch deutlich größere Mengen ein – 20 bis 30 Milliliter pro Tag. (20 Milliliter entsprechen der Flüssigkeitsmenge von einem kleinen Glas Schnaps.) Aus Untersuchungen zu Apfelessig als Abnehm-Hilfe [Link zum Artikel einfügen] ist bekannt, dass Teilnehmende über Brennen in Rachen, Speiseröhre oder im Magen berichteten. Von den Blutdruckstudien hat nur eine auch unerwünschte Wirkungen erhoben, aber keine gefunden [Quelle 1]. Warum Apfelessig gegen Bluthochdruck helfen soll Befürworter von Apfelessig führen verschiedene Mechanismen an, über die Apfelessig den Blutdruck senken könnte. So könnten Bestandteile des Apfelessigs etwa verschiedene Botenstoffe im Körper beeinflussen, die im Körper den Blutdruck regeln. Gut untersucht ist das jedoch nicht. Deshalb dürfen Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln auch nicht damit werben, dass Apfelessig dabei hilft, einen gesunden Blutdruck aufrecht zu erhalten [Quelle 6]. Hoher Blutdruck birgt Risiken In Deutschland haben 50 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen einen zu hohen Blutdruck. In Österreich soll das zumindest bei jedem vierten Menschen der Fall sein [Quelle 3]. Mit fortschreitendem Alter ist Bluthochdruck häufiger, allerdings wissen viele auch nicht, dass ihr Blutdruck zu hoch ist [Quelle 4]. Unbehandelt kann dauerhaft erhöhter Blutdruck die Blutgefäße und Organe schädigen und so etwa zu Herzschwäche, Herzinfarkten oder Nierenschwäche führen. Wenn Änderungen im Lebensstil nicht ausreichend helfen, verordnen Ärztinnen und Ärzte deshalb in der Regel Medikamente, die den Blutdruck senken [Quellen 4,5]. Bei Medizin transparent haben wir schon einige Mittel genauer unter die Lupe genommen, die angeblich den Blutdruck senken sollen, zum Beispiel Hibiskus, Olivenblätter, Arginin, Granatapfel oder Knoblauch. Verlässliche Informationen zu den gesundheitlichen Folgen von Bluthochdruck finden Sie auf der unabhängigen Informationsseite Gesundheitsinformation.de oder dem Portal Gesundheit.gv.at. Die Studien im Detail Nach welchen Studien haben wir gesucht? Bei unserer Recherche haben wir uns auf Forschungsarbeiten beschränkt, bei denen die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip verschiedenen Gruppen zugeteilt werden. Die einen sollten dann Apfelessig bekommen, die anderen ein Scheinpräparat, eine andere Behandlung oder nichts (Kontrollgruppe). Solche randomisiert-kontrollierten Studien gelten bei Fragen zur Wirksamkeit einer Behandlung als besonders aussagekräftig. Allerdings konnten wir nur zwei solche Studien finden, an denen Menschen aus Japan [Quelle 1] beziehungsweise aus dem Iran [Quelle 2] teilnahmen. In den Untersuchungen haben die Forschungsteams Apfelessig mit einem Scheinpräparat [Quelle 1] beziehungsweise keiner Behandlung [Quelle 2] verglichen. Wie aussagekräftig sind diese Studien? In der ersten Studie [Quelle 1] verringerte sich der Blutdruck nach 12 Wochen leicht, im Durchschnitt sank er um 4,5 mmHg – ein gesundheitlich kaum relevanter Unterschied [Quelle 7]. In der zweiten Studien [Quelle 2] gab es gar keine Blutdrucksenkung. Aus folgenden Gründen sind diese Ergebnisse jedoch ohne Aussagekraft: Zu wenige Teilnehmende: An den beiden Studien haben insgesamt nur rund 250 Menschen teilgenommen. Das ist zu wenig, um die Ergebnisse verallgemeinern zu können. Fehlende Daten: In beiden Studien sind in die Auswertungen nicht die Daten aller Teilnehmenden eingeflossen. Das kann die Ergebnisse verzerren. Fragliche Übertragbarkeit: In beiden Untersuchungen hatten die Teilnehmenden hauptsächlich andere Gesundheitsprobleme wie Übergewicht beziehungsweise Typ-2-Diabetes und einen hohen Cholesterinspiegel. Ihr Blutdruck war, wenn überhaupt, nur leicht erhöht. Ob Apfelessig bei Menschen mit deutlich höheren Blutdruckwerten einen Effekt hätte, lässt sich aus den Studien deshalb nicht ableiten. Zu kurze Dauer: Die Studien dauerten nur vier [Quelle 2] beziehungsweise zwölf [Quelle 1] Wochen. Um herauszufinden, ob Apfelessig den Blutdruck nachhaltig beeinflusst, ist das zu kurz. Wissenschaftliche Quellen [1] Kondo et al. (2009) Vinegar intake reduces body weight, body fat mass, and serum triglyceride levels in obese Japanese subjects. Biosci Biotechnol Biochem 2009;73:1837-43 (Zusammenfassung der Studie) [2] Gheflati et al. (2019) The effect of apple vinegar consumption on glycemic indices, blood pressure, oxidative stress, and homocysteine in patients with type 2 diabetes and dyslipidemia: A randomized controlled clinical trial. Clin Nutr ESPEN 2019; 33:132-138 (Zusammenfassung der Studie) [3] Gesundheit.gv.at (2023) Bluthochdruck: Was ist das? Abgerufen am 26.2.2025 unter gesundheit.gv.at [4] Gesundheitsinformaion.de (2024) Bluthochdruck. Abgerufen am 26.2.2025 unter Gesundheitsinformation.de [5] UpToDate (2025) Overview of hypertension in adults. Abgerufen am 26.2.2025 unter uptodate.com [6] EFSA (2011) Scientific Opinion on the substantiation of health claims related to acetic acid and maintenance of normal blood pressure (ID 1447) pursuant to Article 13(1) of Regulation (EC) No 1924/2006. EFSA Journal 2011; 9:2199. (Artikel in voller Länge) [7] Kandzari et al. (2022) Clinical Trial Design Principles and Outcomes Definitions for Device-Based Therapies for Hypertension: A Consensus Document From the Hypertension Academic Research Consortium. Circulation, 145(11), 847–863. (Arbeit in voller Länge) Versionsgeschichte 11. März 2025: erste Version des Faktenchecks Schlagworte ApfelessigBlutdruckBlutdrucksenkerEssigHerz-Kreislauf-Erkankungenhoher Blutdruck In über 500 Faktenchecks suchen