Startseite ● Schützt Sonnencreme vor Hautkrebs? Schützt Sonnencreme vor Hautkrebs? Sonnencreme verhindert Sonnenbrand. Ob sie vor Hautkrebs schützt, ist allerdings schwierig zu belegen. Wir erklären wieso. 12. Juni 2025 AutorIn: Teresa König Review: Bernd Kerschner Jana Meixner Teilen Reduziert Sonnencreme das Risiko für Hautkrebs? möglicherweise Es ist grundsätzlich schwierig, das zu erforschen. Teilnehmende müssen nämlich über Jahrzehnte an einer Studie teilnehmen. Zumindest vor einer Form von Hautkrebs – dem Plattenepithelkarzinom – scheint Sonnencreme zu schützen. Das zeigte die einzige aussagekräftige Studie, die wir zu dem Thema finden konnten. Auch auf einen Schutz vor schwarzem Hautkrebs (Melanom) deutet diese Studie hin. Das ist aber weniger gut abgesichert. so arbeiten wir Dass Sonnencreme vor Sonnenbrand schützt, ist unbestritten. © Elena Sherengovskaya – shutterstock.com Es gibt verschiedene Formen von Hautkrebs. Die bösartigste Form ist schwarzer Hautkrebs – in der Fachsprache auch Melanom genannt. Daneben gibt es zwei weniger gefährliche Formen von sogenanntem weißem Hautkrebs – das Plattenepithelkarzinom und das Basalzellkarzinom (Basaliom). Fakt ist: Wer in jungen Jahren häufig Sonnenbrände bekommt, hat im späteren Leben ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs [Quelle 7]. Fakt ist auch: Sonnencreme verhindert Sonnenbrand [Quellen 8,9]. Demnach müsste Sonnencreme auch das Risiko für Hautkrebs verringern. So würde die logische Schlussfolgerung lauten – doch das ist gar nicht so einfach nachzuweisen. Wir haben nach Studien gesucht, die auf direkte Weise untersucht haben, ob Sonnencreme vor Hautkrebs schützt. Weißer Hautkrebs seltener Die Studie mit der höchsten Aussagekraft [Quellen 1,2] wurde in Australien durchgeführt, einem Land, in dem der UV-Anteil der Sonnenstrahlung und damit das Hautkrebsrisiko besonders hoch sind. Per Zufall wurden 1621 Teilnehmende einer von zwei Gruppen zugelost: Die erste Gruppe sollte täglich Sonnencreme im Gesicht, Nacken sowie auf Unterarmen und Händen verwenden – unabhängig von Aktivitäten und Wetter. In der zweiten Gruppe schmierten sich die Teilnehmenden nur dann ein, wenn sie es selbst für notwendig hielten. Die Studie zeigt: Möglicherweise verringert Sonnencreme das Hautkrebsrisiko. Zumindest für eine Form von weißem Hautkrebs (für das sogenannte Plattenepithelkarzinom) ist das wahrscheinlich. So gab es 11 Jahre nach Studienbeginn weniger Personen mit dieser Krebsart: Bei täglichem Eincremen mit Sonnencreme waren es rund 6 von 100 Personen. Bei selbst gewählter Eincreme-Häufigkeit waren es rund 9 von 100 Personen. Für eine andere Form von weißem Hautkrebs – das sogenannte Basalzellkarzinom – ist unklar, ob sich durch Sonnencreme das Risiko verringert. Hinweise auf Schutz vor schwarzem Hautkrebs Für den gefährlicheren schwarzen Hautkrebs – das Melanom – deuten die Studien vorsichtig auf eine Schutzwirkung hin: Bei täglichem Eincremen mit Sonnencreme bekamen rund 1 von 100 Personen schwarzen Hautkrebs. Bei selbst gewählter Eincreme-Häufigkeit bekamen rund 2 von 100 Personen schwarzen Hautkrebs. Dieses Ergebnis ist jedoch unsicher. Grund dafür ist, dass in der Studie nur sehr wenige Fälle aufgetreten sind – eine genaue Abschätzung ist so nicht möglich. Die Aussagekraft dieser Studie ist aus mehreren Gründen eingeschränkt. Welche das sind, erklären wir im Abschnitt Die Studien im Detail. Erhöhtes Risiko? Es gibt auch andere Studien, die die Auswirkung von Sonnencreme auf das Hautkrebs-Risiko untersucht haben [Quellen 3,4]. Sie sind jedoch in ihrer Aussagekraft stark eingeschränkt, da Teilnehmende keinen Gruppen mit unterschiedlichen Eincreme-Anweisungen zugeteilt wurden. Stattdessen verwendeten sie Sonnencreme ganz nach eigenem Belieben und wurden lediglich zu ihrer Sonnencreme-Nutzung befragt. Die einzelnen Studienergebnisse sind widersprüchlich – in manchen hatte die Sonnencreme eine Schutzwirkung, in anderen wiederum erhöhte sich das Risiko für Hautkrebs sogar. Wie es zu so unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann, erklären wir im Abschnitt Die Studien im Detail. Sonnencreme verwenden, aber richtig! Auch wenn die aktuelle Studienlage nicht gut abgesichert ist: Die Deutsche Krebshilfe, die Deutsche Krebsgesellschaft und die dermatologischen Fachgesellschaften sehen Sonnenschutzmittel aus Tube und Flasche als sinnvolle Ergänzung zu anderen Methoden des Sonnenschutzes an. Den besten Schutz bieten Schatten und Kleidung. Das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen gibt folgende Tipps zum Sonnenschutz: Im Sommer direkte Sonne während der Mittagszeit meiden, Schatten suchen, vor allem während der Mittagszeit, sich mit Sonnenschirm, Hut und Kleidung vor der Sonne schützen, eine Sonnenbrille mit UV-Schutzgläsern tragen, Sonnencreme mit UV-A- und UV-B-Schutz und einem hohen Lichtschutzfaktor verwenden, auf Solarien und UV-Lampen verzichten. Sonnencreme: Mehr ist besser! Eincremen erfordert Sorgfalt und Konsequenz. Zudem unterschätzen viele Menschen die Menge an Creme, die aufgetragen werden muss. Fachleuten zufolge reicht eine 200-ml-Flasche Sonnencreme bei einem Erwachsenen nur für etwa sechs Ganzkörper-Anwendungen [Quelle 5]. Mehr wissenschaftlich geprüfte Informationen zum richtigen Sonnenschutz finden sich auf der unabhängigen Seite Gesundheitsinformation.de Unerwünschte Wirkungen Auch Sonnenschutz gibt es nicht ganz ohne Nebenwirkungen. Bei etwa 20 von 100 Personen treten unerwünschte Wirkungen auf: gerötete oder entzündete Haut oder allergische Reaktionen. Äußerst selten kommt es zu einer heftigen allergischen Reaktion, bei der sofortige ärztliche Hilfe nötig ist [Quelle 5]. Schwarzer Hautkrebs: gefährlicher, aber seltener als weißer Hautkrebs Schwarzer Hautkrebs ist am gefährlichsten und wird weltweit immer häufiger. Wenn möglich, wird er operativ entfernt. In fortgeschrittenem Stadium kann schwarzer Hautkrebs in tiefere Hautschichten dringen oder sich ausbreiten, also Metastasen bilden. In Deutschland wurde im Jahr 2018 bei etwa 29 von 100.000 Männern und 26 von 100.000 Frauen schwarzer Hautkrebs festgestellt [Quelle 6]. Weitaus häufiger ist aber der weiße Hautkrebs. Dieser breitet sich nur selten im Körper aus und kann meist vollständig operativ entfernt werden. In Deutschland wurde im Jahr 2018 bei etwa 257 von 100.000 Männern und 224 von 100.000 Frauen weißer Hautkrebs festgestellt [Quelle 10]. Die Studien im Detail Nach welchen Studien haben wir gesucht? Randomisiert-kontrollierte Studien (RCT) sind die aussagekräftigste Studienart, um zu untersuchen, ob Sonnencreme vor Hautkrebs schützt. In dieser Studienart werden Teilnehmende per Zufall (randomisiert) einer von zwei Gruppen zugeteilt. Während eine Gruppe beispielsweise täglich Sonnencreme auf der Haut aufträgt, tut es die andere – die Kontrollgruppe – nicht oder nur gelegentlich. Der Kontrollgruppe das Eincremen zu „verbieten“ wäre allerdings ethisch nicht vertretbar. Denn Sonnencreme schützt vor Sonnenbrand – da sind sich Fachleute einig. Die Kontrollgruppe kann also lediglich den Auftrag bekommen, sich nach eigenem Ermessen einzucremen. Nach einer umfangreichen Literatursuche konnten wir nur eine randomisiert-kontrollierte Studie zu diesem Thema finden [Quelle 1,2]. Diese wurde in Australien durchgeführt, wo der UV-Anteil der Sonnenstrahlung sehr hoch ist. Trotz der starken UV-Strahlung verwendeten die Teilnehmenden eine Sonnencreme mit dem relativ niedrigen Lichtschutzfaktor 16. Das Ergebnis der Studie zeigt: Wer täglich Sonnencreme verwendet, hat ein geringeres Hautkrebs-Risiko. Wie aussagekräftig ist diese Studie? Diese Studie liefert Anhaltspunkte, dass Sonnencreme vor Hautkrebs schützen kann. Es ist allerdings unklar, ob sich die Teilnehmenden länger als 4 bis 5 Jahre an die Eincreme-Anweisungen gehalten haben. Zudem verwendeten sie Sonnencreme mit einem für Australien relativ niedrigen Sonnenschutzfaktor von 16. Es ist denkbar, dass sich mit höherem Schutzfaktor ein deutlicherer Schutz-Effekt gezeigt hätte. Etwa die Hälfte der Teilnehmenden brach die Studie vorzeitig ab. Das Forschungsteam hatte daher nicht von allen Teilnehmenden vollständige Daten. Um dennoch herauszufinden, ob die ausgeschiedenen Teilnehmenden Krebs entwickelt haben, durchsuchte das Team offizielle Krebs-Register. Dort werden idealerweise alle Krebsfälle eingetragen. Vielleicht hat das Team auf diese Art aber nicht alle Fälle gefunden. Auch das könnte die Ergebnisse verzerrt haben. Weitere Studien mit widersprüchlichen Ergebnissen, aber kaum Aussagekraft Zwei Übersichtsarbeiten fassen die gegenwärtige Studienlage hauptsächlich basierend auf sogenannten Beobachtungsstudien zusammen [Quellen 3,4]. Beobachtungsstudien sind zwar gut geeignet, um Zusammenhänge zwischen Verhaltensweisen und Gesundheitszustand aufzuzeigen, da sie viele Menschen über einen langen Zeitraum beobachten. Doch beobachtete Zusammenhänge können von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst werden. Solche Faktoren können etwa die unterschiedlichen Hauttypen der Teilnehmenden oder die Sonnenintensität am Studienort sein. Beobachtungsstudien können deshalb nicht belegen, dass tatsächlich allein die Sonnencreme das Hautkrebs-Risiko beeinflusst hat. Um herauszufinden, wie häufig Teilnehmende Sonnencreme auftragen, werden meist Fragebögen verwendet. Teilnehmende schätzen also selbst ein, wie oft und wie viel Sonnencreme sie auftragen. Allerdings ist es schwer, sich daran zu erinnern, wie oft man welche Menge Sonnencreme in der Vergangenheit verwendet hat. Vielleicht haben die Teilnehmenden die Sonnencreme auch falsch benutzt oder der Lichtschutzfaktor war nicht hoch genug. Zusätzlich könnte es auch sein, dass sich eingecremte Menschen in falscher Sicherheit wiegen und sich zu lange in der Sonne aufhalten. All diese Unsicherheiten schränken die Aussagekraft von Beobachtungsstudien stark ein. Wissenschaftliche Quellen [1] van der Pols (2006) Studienart: Nacherhebung einer randomisiert-kontrollierten Studie Teilnehmende: 1621 in den ersten 4,5 Jahren, danach nur mehr 875 Untersuchungsdauer: 11 Jahre Fragestellung: Verringert das nahezu tägliche Eincremen mit Sonnencreme SPF 16 in Australien mehr Fälle von Plattenepithelkarzinomen oder Basalzellkarzinomen als Eincremen nur nach persönlichem Ermessen? Interessenskonflikte: Teilfinanzierung durch die Firma L’Oreal van der Pols JC, Williams GM, Pandeya N, Logan V, Green AC. Prolonged prevention of squamous cell carcinoma of the skin by regular sunscreen use. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev. 2006;15(12):2546-2548. (Studie in voller Länge) [2] Green u.a. (2011) weitere Auswertung derselben Studie wie [1] Studienart: Nacherhebung einer randomisiert-kontrollierten Studie Teilnehmende: 1621 Untersuchungsdauer: 15 Jahre Fragestellung: Verringert das nahezu tägliche Eincremen mit Sonnencreme SPF 16 in Australien mehr Fälle von Melanomen als Eincremen nur nach persönlichem Ermessen? Interessenskonflikte: Teilfinanzierung durch die Firma L’Oreal Green AC, Williams GM, Logan V, Strutton GM. Reduced melanoma after regular sunscreen use: randomized trial follow-up. J Clin Oncol. 2011;29(3):257-263. (Zusammenfassung der Studie) [3] Ruegg u.a. (2019) Rueegg CS, Stenehjem JS, Egger M, et al. Challenges in assessing the sunscreen-melanoma association. Int J Cancer. 2019;144(11):2651-2668. (Übersichtsarbeit in voller Länge) [4] Silva u.a. (2018) Silva ESD, Tavares R, Paulitsch FDS, Zhang L. Use of sunscreen and risk of melanoma and non-melanoma skin cancer: a systematic review and meta-analysis. Eur J Dermatol. 2018;28(2):186-201. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit) WEITERE WISSENSCHAFTLICHE QUELLEN: [5] IQWIG (2024) Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Wie kann man sich vor UV-Strahlen schützen? Abgerufen am 28.05.2025 unter www.gesundheitsinformation.de [6] IQWIG (2024) Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Schwarzer Hautkrebs. Abgerufen am 28.05.2025 unter www.gesundheitsinformation.de [7] UpToDate (2023) Geller AC, Swetter S. Primary prevention of melanoma. In UpToDate. Corona R (ed.). Abgerufen am 28.05.2025 unter www.uptodate.com [8] UpToDate (2024) Young AR, Tewari A. Sunburn. In UpToDate. Corona R (ed.). Abgerufen 28.05.2025 unter www.uptodate.com [9] UpToDate (2023) Baron ED. Selection of sunscreen and sun-protective measures. In UpToDate. Corona R (ed.). Abgerufen am 28.05.2025 unter www.uptodate.com [10] IQWIG (2024) Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Weißer Hautkrebs. Abgerufen am 05.06.2025 unter www.gesundheitsinformation.de Versionsgeschichte 12. 6. 2025: Eine Suche nach aktuellen Studien ergab keine neuen Treffer. Allerdings haben wir den Text vollständig überarbeitet und die Studienlage neu bewertet. Unsere Einschätzung haben wir daraufhin von „wissenschaftliche Belege fehlen“ auf ein „Möglicherweise ja“ für eine Risikoreduktion von Hautkrebs durch Sonnencreme geändert. 16. 9. 2020: Erstveröffentlichung des Faktenchecks Schlagworte BasalzellkarzinomHautkrebsMelanomPlattenepithelkarzinomSchwarzer HautkrebsSonnenbrandSonnencremeSonnenschutzUV-StrahlungWeißer Hautkrebs In über 500 Faktenchecks suchen