Mönchspfeffer: Wirkung wenig belegt

Mönchspfeffer kann bei PMS möglicherweise helfen. Sicher nachgewiesen ist das allerdings nicht. Für eine Wirkung bei Zyklusstörungen gibt es keine Belege.

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Kann Mönchspfeffer PMS-Beschwerden reduzieren? PMS ist die Abkürzung für das Prämenstruelle Syndrom. Damit sind Beschwerden gemeint, die in den Tagen vor der Menstruation auftreten.

Kann Mönchspfeffer bei Zyklusstörungen helfen - also bei zu häufiger, zu seltener oder zu starker Blutung?

In den bisherigen Studien scheint Mönchspfeffer PMS-Beschwerden besser zu lindern als ein Scheinmedikament. Gut belegt ist das jedoch nicht, denn die Studien haben wesentliche Schwächen. Für eine Wirkung bei Zyklusstörungen gibt es keine Belege. Aussagekräftige Studien fehlen.

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© Stephen Mcsweeny - shutterstock.com Frauen mit PMS können selbst ausprobieren, ob Sport und Entspannungtechniken ihnen helfen.
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Heißhunger, Brustspannen, Kopfschmerzen, Gereiztheit, Schlafprobleme, Verdauungsstörungen und Stimmungsschwankungen: Die Liste der Symptome, die vor der Menstruationsblutung auftreten können, ist lang. Bei manchen Betroffenen beginnen die Beschwerden in den letzten Tagen vor der Regelblutung, bei anderen bis zu zwei Wochen vorher. Zusammenfassend bezeichnet man sie als Prämenstruelles Syndrom, kurz PMS. Sind die Symptome stark ausgeprägt, können sie Betroffene im Alltag sehr belasten [Quellen 2 und 3].

Helfen soll der Extrakt aus den Früchten des Mönchspfeffer-Strauchs (Vitex agnus castus). Das behauptet zumindest die Werbung. Zu kaufen gibt es Mönchspfeffer-Extrakt als Nahrungsergänzungsmittel sowie als das pflanzliche Arzneimittel Agnucaston.

Hinweis auf Wirksamkeit bei PMS

Bisherigen Studien zufolge könnte Mönchspfeffer bei PMS tatsächlich helfen [Quelle 1]. Die zusammengefassten Studienergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Beschwerden mit Mönchspfeffer bei mehr Betroffenen verringern als mit einem Scheinmedikament (Placebo). In den Studien zeigten sich folgende Zahlen:

  • Mit Mönchspfeffer besserten sich die Beschwerden bei 62 von 100 Frauen.
  • Mit einem Scheinmedikament (Placebo) besserten sie sich bei 28 von 100 Frauen.

Die Studien sind jedoch mangelhaft und weisen Ungereimtheiten auf [Quelle 1]. Deshalb ist die mögliche Wirkung von Mönchspfeffer gegen PMS nicht gut abgesichert (siehe Studien im Detail).

Die meisten verfügbaren Studien liefen außerdem nur über drei Monatszyklen der Teilnehmerinnen – also sehr kurz. Wie die Wirksamkeit bei längerer Einnahme aussieht, ist nicht erforscht.

Wirkung auf Zyklusstörungen nicht erforscht

Mönchspfeffer-Präparate werden auch zur Behandlung von Zyklusstörungen beworben. Zu Zyklusstörungen gehören zum Beispiel zu kurze oder zu lange Monatszyklen oder sehr starke Blutung [Quelle 5].

Ob Mönchspfeffer hier helfen kann, ist nicht belegt, weil nicht ausreichend erforscht. Wir konnten keine zuverlässigen Studien finden, die diese Frage untersucht haben.

Für Risiken, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen fragen Sie…

Mönchspfeffer-Präparate sind rezeptfrei erhältlich. Fachleute befürchten allerdings, dass Mönchspfeffer die Wirkung mancher Medikamenten abschwächen oder verstärken könnte. Das betrifft besonders Medikamente gegen Parkinson und Schizophrenie sowie manche Hormonpräparate. Außerdem ist nicht auszuschließen, dass Mönchspfeffer auch die Wirkung mancher Brustkrebs-Medikamente abschwächen könnte [Quelle 4].

Der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zufolge kann Mönchspfeffer folgende Nebenwirkungen hervorrufen: allergische Reaktionen, Hautausschläge, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Bauschmerzen und. Wie häufig diese Nebenwirkungen auftreten, ist nicht bekannt [Quelle 4].

Möglicher Wirkmechanismus

Fachleute haben eine Theorie, wie der Mönchspfeffer-Extrakt wirken könnte: Sie gehen davon aus, dass er unter anderem die Ausschüttung des Hormons Prolaktin hemmt [Quelle 4]. Prolaktin regt in der Stillzeit die Milchbildung an. Das könnte zum Beispiel eine Erklärung dafür sein, dass Mönchspfeffer gegen PMS-Symptome wie Brustspannen wirkt.

PMS: viele Behandlungs-Ratschläge ohne Belege

Eine gezielte Behandlung für PMS-Beschwerden gibt es nicht. Studien zufolge könnte  regelmäßiger Sport helfen. Oft wird Betroffenen auch empfohlen, ihren Lebensstil zu ändern: zum Beispiel mit dem Rauchen aufzuhören oder weniger Alkohol, Salz und Koffein zu konsumieren. Ob das die Beschwerden verringern kann, ist jedoch nicht gut untersucht [Quelle 3].

Im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt können betroffene Frauen klären, ob bei belastenden Beschwerden auch Medikamente in Frage kommen. Hormonelle Verhütungsmittel zum Einnehmen („die Pille“) könnten möglicherweise helfen – zumindest, wenn eine Frau aktuell nicht schwanger werden möchte. Bei starken Angstgefühlen und depressiver Verstimmung können bestimmte Antidepressiva helfen – und zwar solche mit der Fachbezeichnung Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer, kurz SSRI [Quelle 3].

Gesicherte Detail-Informationen zu PMS und deren Behandlung finden sich auf der Seite Gesundheitsinformation.de des deutschen Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.

Die Studien im Detail

Welche Studien haben wir berücksichtigt?

Ob Mönchspfeffer PMS-Beschwerden lindern, die Länge des Menstruationszyklus oder die Blutungsstärke beeinflussen kann, lässt sich am besten in randomisiert-kontrollierten Studien herausfinden. Dabei werden die Teilnehmerinnen zufällig (randomisiert) auf zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhält den Mönchspfeffer-Extrakt, die andere ein gleich aussehendes Scheinmedikament (Placebo). Weder die Teilnehmerinnen noch das Forschungsteam sollten wissen, wer welcher Gruppe zugeteilt wurde. Fachleute bezeichnen das als „Verblindung“.

In unserer Recherche zu PMS haben wir zwei systematische Übersichtsarbeiten gefunden, die die Ergebnisse aller bisher veröffentlichten randomisiert-kontrollierten Studien zusammenfassen [Quellen 1 und 6].

Frauen mit unregelmäßigem, zu kurzem oder zu langem Zyklus haben anscheinend bisher in keiner randomisiert-kontrollierten Studie teilgenommen.

Wie aussagekräftig sind die Studien?

Die Aussagekraft der zusammengefassten Studien zu PMS beurteilen wir als gering.

  • Die Studien wurden sehr unterschiedlich durchgeführt und sind dadurch schwer vergleichbar. So haben die Teilnehmerinnen je nach Studie auf sehr unterschiedliche Art eingeschätzt, wie stark ihre PMS-Beschwerden waren. Die einzelnen Studien unterscheiden sich auch stark darin, ab welchem Ausmaß der Verbesserung sie die Behandlung als wirksam beurteilten.
  • Wir vermuten auch, dass die Erwartungshaltung der Teilnehmerinnen die Ergebnisse verzerrt haben könnte. Eventuell wussten sie nämlich, ob sie das Mönchspfeffer-Präparat einnahmen oder das Scheinmedikament. Das kann sie in der Beurteilung ihrer Beschwerden wie Stimmungsschwankungen oder Erschöpfung beeinflusst haben.

[1] Csupor (2019)
Csupor D, Lantos T, Hegyi P, Benkő R, Viola R, Gyöngyi Z, Csécsei P, Tóth B, Vasas A, Márta K, Rostás I, Szentesi A, Matuz M. Vitex agnus-castus in premenstrual syndrome: A meta-analysis of double-blind randomised controlled trials. Complement Ther Med. 2019 Dec;47:102190. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

[2] IQWIG (2022)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Prämenstruelles Syndrom (PMS). Abgerufen am 5. 9. 2022 unter www.gesundheitsinformation.de

[3] IQWIG (2022)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Behandlung von PMS-Beschwerden. Abgerufen am 5. 9. 2022 unter www.gesundheitsinformation.de

[4] EMA (2018)
European Medicines Agency. European Union herbal monograph on Vitex agnus-castus L., fructus. Abgerufen am 5. 9. 2022 unter www.ema.europa.eu

[5] UpToDate (2022)
Kaunitz AM. Abnormal uterine bleeding in nonpregnant reproductive-age patients: Terminology, evaluation, and approach to diagnosis. Abgerufen am 5. 9. 2022 unter www.uptodate.com

[6] Verkaik S, et al. (2017)
The treatment of premenstrual syndrome with preparations of Vitex agnus castus: a systematic review and meta-analysis. Am J Obstet Gynecol. 2017;217(2):150-166 (Link zur Übersichtsarbeit)

5.9.2022: Erste Veröffentlichung des Faktenchecks.

9.1.2025: Eine neuerliche Recherche in drei verschiedenen Datenbanken bringt keine neuen Studien oder Erkenntnisse zutage.

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