Startseite ● Medistus Antivirus: unklarer Wirkstoff ohne Belege Medistus Antivirus: unklarer Wirkstoff ohne Belege Bieten Medistus Antivirus Lutschpastillen Schutz vor Infektionen? Aussagekräftige Studien dazu fehlen. Auch der enthaltene Wirkstoff ist ein Geheimnis. 01. Februar 2021 AutorIn: Jana Meixner Review: Julia Harlfinger Bernd Kerschner Teilen Können Medistus Antivirus Lutschpastillen vor Erkältungen, Grippe, Covid-19 oder anderen Atemwegsinfektionen schützen? wissenschaftliche Belege fehlen Es gibt keine veröffentlichten Studien, die die Wirksamkeit der Lutschpastillen überprüft haben. Auch was sich hinter dem angeblichen Wirkstoff „Kistosyn 200“ verbirgt, verraten die Hersteller nicht. Ob eine Wirkung plausibel ist, können wir deshalb nicht beurteilen. so arbeiten wir Lutschtabletten gegen Viren: Wirksamer Schutz oder leere Versprechen? © Maher Mhalhal 82 – shutterstock.com Schutz vor Infektionen mit Viren und Bakterien, außerdem Linderung bei Husten– das verspricht der Hersteller von Medistus Antivirus Lutschpastillen, die in Apotheken erhältlich sind. Verantwortlich für die beworbene Schutzwirkung soll ein pflanzlicher Extrakt mit dem Namen „Kistosyn 200“ sein, so die Information auf der Packung und der Produkt-Website [1]. Doch worum handelt es sich dabei? Und kann das Produkt wirklich vor Infektionen schützen? Studien nicht veröffentlicht Werden die Pastillen mehrmals täglich gelutscht, entsteht angeblich ein schützender Film an der Mund- und Rachenschleimhaut. Dieser soll Viren und Bakterien daran hindern, sich an die Schleimhautzellen zu heften. Das soll Infektionen vorbeugen. Wissenschaftliche Belege für die behauptete Schutzwirkung konnten wir jedoch keine finden. Zwar werden auf der Website Teilergebnisse einiger Studien genannt, die eine Wirksamkeit belegen sollen [1]. Ob diese aussagekräftig sind können wir jedoch nicht beurteilen, denn öffentlich zugänglich sind diese Studien nicht. Auch in einer intensiven Recherche konnten wir keine weiteren Informationen finden. Dasselbe gilt für eine klinische Studie mit erkrankten Personen, die laut Eintrag in einem öffentlichen Studienregister im Jahr 2017 durchgeführt wurde [2]. Ergebnisse daraus sind bisher jedoch nicht veröffentlicht (Stand Jänner 2021). Auch auf unsere Nachfrage hin stellte uns die Herstellerfirma zu keiner der Studien Informationen zur Verfügung. Es bleibt für uns also unklar, ob Medistus Antivirus tatsächlich vor Viren und anderen Krankheitserregern schützen kann. Rätselhafter Wirkstoff Bei dem Wirkstoff „Kistosyn 200“ handelt es sich laut Produktbeschreibung um einen pflanzlichen Extrakt. Aus welcher Pflanze genau, verrät der Hersteller jedoch nicht. Denn zum „Wirkstoffkomplex auf pflanzlicher Basis“ fehlt jede Information. Auch unsere Kontaktaufnahme mit der Herstellerfirma brachte diesbezüglich keine Klarheit. Wir finden transparente Angaben allerdings wichtig – etwa für Allergikerinnen und Allergiker. Die Studien im Detail Bei unserer umfangreichen Suche in drei wissenschaftlichen Datenbanken fanden wir keine Studien zur Wirksamkeit des Produkts Medistus Antivirus oder dem darin enthaltenen, angeblichen Wirkstoff „Kistosyn 200“. Da wir nicht wissen, um welchen pflanzlichen Extrakt es sich dabei handelt, war es uns auch nicht möglich, nach Studien zu den entsprechenden Pflanzen suchen. Auf der Produkt-Website werden drei vom Hersteller durchgeführte Studien erwähnt [1]. Die Informationen dazu reichen jedoch nicht aus, um deren Qualität und Aussagekraft zu beurteilen. Wir wissen weder, welche Substanzen in welcher Dosierung getestet wurden, noch wie relevant die Ergebnisse in der Praxis sind. Die vollständigen Studien hat uns die Herstellerfirma auf unsere schriftliche Nachfrage hin nicht zur Verfügung gestellt. Wirkung an Zellen beweist nicht Wirkung im Körper Bei allen auf der Produkt-Website angeführten Studien dürfte es sich um sogenannte in-vitro Studien handeln, also Untersuchungen, die im Labor an Zellen durchgeführt wurden. Um eine Wirksamkeit im menschlichen Körper nachzuweisen, wären aber Studien nötig, an denen Menschen teilnehmen. Eine solche Studie wurde offenbar von der Herstellerfirma in Auftrag gegeben und 2017 abgeschlossen. Das zeigt ein Eintrag im öffentlichen Studienregister ClinicalTrials.gov [2]. Die Ergebnisse sind jedoch bisher nicht veröffentlicht worden (Stand Jänner 2021). Zudem wäre die eingetragene Anzahl der Teilnehmenden mit 30 Personen zu gering, um die Wirksamkeit aussagekräftig überprüfen zu können. Wir können also weder einschätzen, ob das Produkt Medistus Antivirus hält, was es verspricht, noch wissen wir, um welchen Wirkstoff es sich dabei handelt. Wissenschaftliche Quellen [1] Medistusantivirus.com Webseite des Herstellers von Medistus Antivirus. Zugriff am 28. 1. 2021 unter www.medistusantivirus.com [2] ClinicalTrials.gov To Check Effectiveness of Medistus Antivirus Lozenges for Cough. Studienregistereintrag NCT04612829. Abgerufen am 28. 1. 2021 unter https://clinicaltrials.gov Schlagworte AtemwegserkrankungenAtemwegsinfektAtemwegsinfektionenCoVCovid-19ErkältungKistosynLutschtablettenViren In über 500 Faktenchecks suchen