Startseite ● Magnete gegen Schmerz Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert. Magnete gegen Schmerz Ob im Schmuckstück, als Schuheinlage oder im sportlichen Armband- Produkte mit angeblich heilenden Magneten sind ein Milliardenmarkt. Zu Unrecht. 17. Februar 2016 AutorIn: Jörg Wipplinger Review: Bernd Kerschner Gernot Wagner Teilen Helfen statische Magnete gegen Schmerz? nein Sowohl eine etwas ältere Übersichtsarbeit als auch mehrere hochwertige randomisiert kontrollierte Studien zeigen, dass die Magnete nicht besser wirken als eine Scheinbehandlung. so arbeiten wir Magnetfeld eines Stabmagneten © akf – fotolia.com Magnete sind reinste Zauberei – mit unsichtbarer Hand ziehen sie etwas an, stoßen einander ab und im großen Stil lassen sie sogar ganze Züge schweben. Wirkt die Magie der Magneten auch auf den menschlichen Körper? Milliarden-Markt Magnete Offensichtlich gehen viele Menschen von einer Wirkung aus, denn Magnete sind ein Milliardengeschäft im Gesundheitsmarkt [1]. Dabei ist nicht die Magnetresonanztomografie als bildgebendes Verfahren gemeint, sondern kleine Dauermagnete, die in verschiedenste Produkte eingearbeitet werden: in sportliche Stützbandagen, Wundverbände, Matratzen, in Schuhsohlen, in heilende Armreifen oder anderen Schmuck. Dort sollen sie Schmerzen stillen, Wunden heilen, vor Gelenksabnützung (Arthrose) schützen oder einfach das generelle Wohlbefinden verbessern. Solche angeblichen Allheilmittel sind oft schwer anhand von Studien zu beurteilen; nicht nur, weil jede Behauptung einzeln geprüft werden muss, sondern auch, weil es meist so gut wie keine Studien dazu gibt. Mit den Magneten ist es anders – es gibt Studien, und deren Aussage ist ziemlich deutlich. Wirkung widerlegt 2007 hat eine Übersichtsarbeit die Studien zu Magneten gegen Schmerz zusammengefasst [1]: Das Ergebnis zeigt, dass Magnete nicht besser wirken als eine Scheinbehandlung (Placebo). Weder die Stärke der Magnete noch die Anwendungsdauer spielen eine Rolle. Nur bei einer Erkrankung war die Übersichtsarbeit nicht eindeutig: Ob Magnete bei Arthrose helfen, konnte weder bestätigt noch widerlegt werden. Die Frage ist insofern bedeutend, weil geschätzt knapp ein Drittel aller Arthrosepatienten in den USA Magnete in irgendeiner Form einsetzt [1]. Eine randomisiert kontrollierte Studie aus dem Jahr 2009 verkleinert diese Erkenntnislücke um Einiges: Auch bei Arthrose lindern Magnete die Beschwerden nicht [2]. Neuere Studien zu akuten Schmerzen nach Operationen [3] und der Anwendung von Magneten bei Rheuma [4] bestätigen die früheren Ergebnisse: Magnete reduzieren keine Schmerzen. Erfolg und Nebenwirkungen Magnete haben viele Vorteile: Sie erfordern keine Eingriffe, sie sind keine Droge, die im Körper etwas Böses anrichten oder süchtig machen könnte, sie sind dauerhaft und nicht allzu teuer. Ihre eingangs beschriebene Faszination beflügelt die Fantasie und weckt die Vorstellung, dass Magnete auch auf den Körper wirken könnten. Sie haben so gut wie keine Nebenwirkungen – außer dass Magnete gelegentlich von Kleinkindern verschluckt werden und in diesen Fällen auch zur Gesundheitsgefahr werden können [a]. Ansonsten ist ihr einziger Nachteil: Sie wirken nicht [1-4]. Die Studien im Detail Die methodisch einwandfreie Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2007 [1] hat insgesamt 25 Studien eingeschlossen, 9 davon konnten statistisch in Form einer Meta-Analyse zusammengefasst werden: Schmerzen werden unter dem Einfluss einer Magnetbehandlung nicht weniger als unter einer Scheinbehandlung (Placebo). Als Placebo dienten entweder sehr schwache Magneten oder ähnlich aussehende Produkte ganz ohne Magnetismus. Dabei war es letztlich egal wie stark die Magnete waren oder wie lange sie angewendet wurden. Der Wirkung von Magneten bei Arthrose nahm sich eine Studie von 2009 an [2]. Die randomisert-kontrollierte Studie verglich ein handelsübliches Magnetarmband (Stärke: 0, 15 bis 0,23 Tesla)mit drei Kontrollen: dem gleichen Armband mit schwächerem Magneten (0,025 Tesla), dem gleichen Armband mit einem entmagnetisierten Stein und mit einem Kupferarmband. Der schwache Magnet hat den Vorteil, dass er von den Studienteilnehmern nicht von dem eigentlichen Magneten unterschieden werden kann. Zwar nahmen nur 45 Menschen an der Studie teil, aber durch das Crossover-Design ist die Studie statistisch aussagekräftig: Jeder trug über vier Wochen je eines der Armbänder, die Studie dauerte also insgesamt 16 Wochen und alle 45 sind somit je einmal in jeder Gruppe. Letztlich schnitt keines der Armbänder besser als eines der anderen ab. 2013 wurde eine Studie mit ganz ähnliche Design veröffentlich, dieses Mal allerdings mit Rheuma-Patienten. Das Ergebnis bestätigt die Übersichtsarbeit: Weder bei Schmerz noch bei anderen Faktoren war das Magnetarmband den Kontrollarmbändern überlegen [4]. Eine methodisch sehr gute randomisiert kontrollierte Studie untersuchte die Auswirkungen von Magneten auf akute Schmerzen nach Operationen [3]. Bei 156 Teilnehmern wurden unmittelbar nach einer Operation Magnete oder Schein-Magnete in der Nähe der Wunde aufgelegt und kontrolliert, ob die Magnete Schmerzen oder den Verbrauch an Schmerzmitteln reduzieren könnten; das konnten sie nicht. Wissenschaftliche Quellen [1] Pittler u.a. (2007) Studientyp: systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse Eingeschlossene Studien: 25, 9 in der Meta-Analyse Fragestellung: Können statische Magnete Schmerzen reduzieren? Interessenskonflikte: Keine laut Autoren. Pittler MH, Brown EM, Ernst E. Static magnets for reducing pain: systematic review and meta-analysis of randomized trials. CMAJ. 2007 Sep 25;177(7):736-42. Volltext [2] Richmond u.a. (2009) Studientyp: randomisiert kontrollierte Studie Teilnehmer: 45 Arthrosepatienten Fragestellung: Therapeutischer Effekt von Magnet – oder Kupferarmbändern? Interessenskonflikte: Keine laut Autoren. Richmond SJ, Brown SR, Campion PD, Porter AJ, Moffett JA, Jackson DA, Featherstone VA, Taylor AJ. Therapeutic effects of magnetic and copper bracelets in osteoarthritis: a randomised placebo-controlled crossover trial. Complement Ther Med. 2009 Oct-Dec;17(5-6):249-56. Zusammenfassung [3] Cepeda u.a. (2007) Studientyp: randomisiert kontrollierte Studie Teilnehmer: 156 frisch Operierte Fragestellung: Reduzieren statische Magneten die Wundschmerzen nach einer Operation? Interessenskonflikte: Keine laut Autoren. Cepeda MS, Carr DB, Sarquis T, Miranda N, Garcia RJ, Zarate C. Static magnetic therapy does not decrease pain or opioid requirements: a randomized double-blind trial. Anesth Analg. 2007 Feb;104(2):290-4. Zusammenfassung [4] Richmond u.a. (2013) Studientyp: randomisiert kontrollierte Studie Teilnehmer: 70 Rheumapatienten Fragestellung: Therapeutischer Effekt von Magnet – oder Kupferarmbändern? Interessenskonflikte: Keine laut Autoren. Richmond SJ, Gunadasa S, Bland M, Macpherson H. Copper bracelets and magnetic wrist straps for rheumatoid arthritis–analgesic and anti-inflammatory effects: a randomised double-blind placebo controlled crossover trial. PLoS One. 2013 Sep 16;8(9):e71529. Volltext Weitere wissenschaftliche Quellen: [a] Green SS. Ingested and Aspirated Foreign Bodies. Pediatr Rev. 2015 Oct;36(10):430-6; quiz 437. Zusammenfassung Schlagworte Alternativ- und KomplementärmedizinMagneteMagnetismusSchmerzen In über 500 Faktenchecks suchen