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Löst Zucker Krebs aus?

Haben wir es selber in der Hand, ob wir an Krebs erkranken? Ein hoher Zuckerkonsum wird oft als Krebsursache ins Spiel gebracht, aber ist das süße Lebensmittel tatsächlich gefährlich?

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Verursacht weißer Zucker Krebs?

so arbeiten wir
© puje - fotolia.com Krebs als dunkle Seite des Zuckers?
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Vor gut 100 Jahren wurde die Entdeckung gemacht, dass Tumorzellen sich stärker auf Zucker stürzen als gesunde Zellen. Seit damals wird Zucker sowohl als Ursache für Krebserkrankungen vermutet, als auch als schädlich für Patienten, die bereits eine Krebserkrankung haben.

Über die sich hartnäckig haltende Idee, dass eine zuckerfreie Diät den Krebs besiegen könne, haben wir hier schon geschrieben. Aber wie sieht es mit dem Erkrankungsrisiko selbst aus – verursacht Zucker Krebs?

Zu viel Energie bei zu wenig Leistung

Zucker enthält viel für den Körper wertvolle Energie in Form von Kalorien. Daher giert unser Geschmackssinn danach. Wird dem Körper längerfristig mehr Energie zugeführt als er verbraucht, kommt es zu Übergewicht. Übergewicht wiederum ist ein nachgewiesener Risikofaktor für manche Krebserkrankungen [a]. Wer also zu häufig zu Kuchen, Schoko und gezuckerten Limonaden greift, wird eher dick, und erhöht dadurch sein Krebsrisiko.

Das heißt aber noch nicht, dass Zucker an sich ein direkter Risikofaktor ist und Krebs verursacht.   Zwar haben frühere Studien einen Zusammenhang von energiereicher Nahrung und bestimmten Krebserkrankungen gefunden [3][4], allerdings wurde dabei der Einfluss von Übergewicht oder Bewegungsarmut nicht berücksichtigt.

Aktuellere Übersichtsarbeiten [1] [2] sehen weniger den Zucker allein als Gefahr, sondern eher die Kalorienbilanz insgesamt. Die Rechnung ist simpel: Nimmt man mehr Kalorien zu sich, als man beispielsweise durch Bewegung verbraucht, wandelt der Körper diese in Fettgewebe um.

Auch das deutsche Krebsforschungszentrum sieht die Kombination aus einem Übermaß an kalorienreicher Nahrung und wenig Bewegung als Risikofaktor [a].   Welche Rolle Zucker genau spielt und ob er abseits seines Beitrags zur Kalorienbilanz eine zusätzliche Gefahr darstellt, muss trotz bereits umfangreicher Forschung noch methodisch besser und umfangreicher untersucht werden.

Mythen und Risiko

Wie bei jeder schweren Erkrankung fragen sich Krebspatienten oft, warum gerade sie betroffen sind. Zwar sind einige Risikofaktoren bekannt und bei manchen Krebsarten können wir mit unserem Lebensstil zumindest einen gewissen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko nehmen.

Trotzdem sind aber noch nicht alle Ursachen geklärt und vor allem scheint schlicht Zufall eine große Rolle zu spielen: „Für viele Tumoren sind zufällige Fehler bei der Zellteilung verantwortlich, denen man nicht vorbeugen kann“, so das deutsche Krebsforschungszentrum.

Bekannte Risikofaktoren sind beispielsweise das Rauchen oder der Alkohol. Eine Übersicht über erwiesene und vermutete Krebsursachen findet sich ebenfalls beim Krebsinformationsdienst  Dort werden auch zahlreiche Mythen zu Krebserkrankungen entkräftet.

Die Studien im Detail

Die Übersichtsarbeit von 2013 [1] ist im Grunde die Aktualisierung einer systematischen Übersichtsarbeit der World Cancer Research Foundation aus dem Jahr 2007 und beinhaltet 61 weitere Studien, die zwischen 2006 und 2012 veröffentlicht wurden. Methodisch ist der Arbeit anzukreiden, dass die Literatursuche unsystematisch und damit nicht umfassend genug war. Trotzdem enthält sie die meisten Übersichtsarbeiten.

Insgesamt finden sich keine wissenschaftlichen Hinweise dafür, dass Zucker das Krebsrisiko maßgeblich beeinflusst. Allerdings gibt es viele Arten von Zucker und viele Risikofaktoren, die miteinander in Verbindung stehen. Manche Krebsarten stehen möglicherweise mit solchen Risikofaktoren in Verbindung: Beispielsweise könnte eine Ernährung, die reich an Einfachzuckern wie Fruktose oder Glukose ist, das Risiko für Bauchspeicheldrüsen-Krebs erhöhen.

Eine Übersichtsarbeit, die sich im Jahr 2012 mit Bauchspeicheldrüsen-Krebs auseinander gesetzt hat [2], findet eine leichte Risikoerhöhung in Zusammenhang mit Fruktose, nicht jedoch mit der Zuckeraufnahme insgesamt.

Die Studien von 1997 [4] und 1993 [3] sind Fall-Kontroll-Studien. In beiden werden als Kontrollgruppe Patienten mit anderen Erkrankungen verwendet, also keine gesunden Personen. Die Aussagekraft wird durch weitere methodische Probleme eingeschränkt: Auf den Einfluss von Übergewicht wurde nur unzureichend kontrolliert, das Ernährungsverhalten wurde nicht gemessen, sondern nur mit Interviews erhoben und es ist nicht klar, ob Kontroll- und Vergleichsgruppe einander ausreichend ähnlich waren. Die Studien erlauben daher keine Aussage darüber, ob eine zuckerreiche Ernährung Krebs verursachen kann.

[1] Bartrina, Rodrigo (2013)
Studientyp: Zusammenfassung systematischer Übersichtsarbeiten
Eingeschlossene Studien: 62
Fragestellung: Zusammenhang von Zuckerkonsum und Krebs
Interessenskonflikte: Keine angegeben. Aranceta Bartrina J, Pérez Rodrigo C. [Association between sucrose intake and cancer: a review of the evidence].

Nutr Hosp. 2013 Jul;28 Suppl 4:95-105.Zusammenfassung

[2] Aune u.a. (2012)
Studientyp: systematische Übersichtsarbeit
Eingeschlossene Studien: 10 Kohortenstudien
Fragestellung: Fruktose, Kohlenhydrate und glykämischer Index als mögliche Risikofaktoren für Pankreaskrebs
Interessenskonflikte: Keine laut Autoren.

„Dietary fructose, carbohydrates, glycemic indices and pancreatic cancer risk: a systematic review and meta-analysis of cohort studies.“ Ann Oncol 23(10): 2536-2546. Volltext

[3] La Veccia u.a. (1993)
Studientyp: Fall-Kontroll-Studie
Eingeschlossene Studien: 10 Kohortenstudien
Teilnehmer: 1586 Krebspatienten und 2845 Patienten mit anderen Darmproblemen in der Kontrollgruppe
Fragestellung: Hat raffinierter Zucker Einfluss auf das Darmkrebsrisiko?

La Vecchia C, Franceschi S, Dolara P, Bidoli E, Barbone F. Refined-sugar intake and the risk of colorectal cancer in humans. Int J Cancer. 1993 Sep 30;55(3):386-9 Zusammenfassung

[4] Franceschi u.a. (1997)
Studientyp: Fall-Kontroll-Studie
Eingeschlossene Studien: 10 Kohortenstudien
Teilnehmer: 1953 Krebspatienten und 4154 andere Krankenhauspatienten als Kontrolle
Fragestellung: Welche Nahrungsmittelgruppen haben Einfluss auf das Darmkrebsrisiko?

Franceschi S, Favero A, La Vecchia C, Negri E, Conti E, Montella M, Giacosa A, Nanni O, Decarli A. Food groups and risk of colorectal cancer in Italy. Int J Cancer. 1997 Jul 3;72(1):56-61. Zusammenfassung

Weitere wissenschaftliche Quellen

[a] Deutsches Krebsforschungszentrum: Ernährung und Krebsvorbeugung

Burley, V. J. (1997). „Sugar consumption and cancers of the digestive tract.“ Eur J Cancer Prev 6(5): 422-434

Aktualisiert, ursprünglich veröffentlicht am 15. 11. 2015. Eine Suche nach neuen Studien ergibt keine Änderungen.

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