e.CHI Frequenz-Chip: unwissenschaftliche Heilsversprechen

Mittels „Frequenz-Technologie“ soll der e.CHI Chip der Firma Geonado bei Gesundheitsproblemen helfen. Das ist weder belegt noch plausibel.

AutorIn:
Review:  Bernd Kerschner 

Hilft der „e.CHI Frequenz-Chip“ der Firma Geonado bei gesundheitlichen Problemen?

Der sogenannte Frequenz-Chip „e.CHI“ soll unter anderem bei Schmerzen, Schlafstörungen, Allergie und Entzündungen helfen. Obwohl der Anbieter das behauptet, ist eine Wirkung auf die Gesundheit weder wissenschaftlich belegt noch plausibel. Denn der angebliche Wirkmechanismus ist in der Fachwelt nicht bekannt, und widerspricht grundlegenden physikalischen Gesetzen.

so arbeiten wir
Kritische junge Frau sucht nach Gesundheitsinformationen im Internet Ein Chip gegen vielfältige Beschwerden?
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Sie versprechen eine schnelle, einfache und nebenwirkungsfreie Lösung für viele gesundheitliche Probleme: Chips, die an den Körper geklebt werden und diverse gesundheitliche Probleme lösen sollen. Auch der sogenannte Frequenz-Chip „e.CHI“ der österreichischen Firma Geonado gehört dazu. Ohne Chemie und ohne Nebenwirkungen, dafür mit einer angeblich wissenschaftlich soliden Technologie soll der Chip die Gesundheit verbessern – für knappe 100 Euro aufwärts. Er soll etwa Schmerzen lindern, den Schlaf verbessern und beim Abnehmen helfen. Frauen mit Regelbeschwerden verspricht der Hersteller weniger Stimmungsschwankungen, Unterleibsschmerzen oder Heißhunger.

Wir haben uns den behaupteten Wirkmechanismus und auch die angeblichen wissenschaftlichen Belege genau angesehen.

e.CHI: Angebliche Belege für Wirksamkeit fehlen

Auf der e.CHI-Website finden wir den Hinweis auf zwei klinische Studien. Eine sei gerade in Planung [1]. Eine zweite habe 137 Anwenderinnen und Anwender des e.CH-Chips begleitet und sie nach ihrem Befinden befragt. Die Ergebnisse seien positiv ausgefallen, heißt es. Doch nähere Informationen fehlen.

Doch selbst wenn es sie gäbe, eine Wirksamkeit belegen könnten diese Studien dennoch nicht: In keiner gab es nämlich eine Vergleichsgruppe, die keinen Chip getragen hatte. Zu welchem Ergebnis auch immer diese Studien also kommen – es könnte genauso gut der Placebo-Effekt dafür verantwortlich sein. (Mehr dazu in „Die Studien im Detail“)

Unsere Suche nach weiteren, veröffentlichten Studien zum e.CHI oder ähnlichen „Frequenz-Chips“ blieb ergebnislos. Auch auf unsere Nachfrage bekamen wir vom Hersteller weder Informationen zu den bereits erwähnten noch zu weiteren Studien.

Eine angebliche Technologie, die es nicht gibt

Doch ist eine Wirksamkeit überhaupt möglich? Nachvollziehbar erklären kann der Hersteller diesen Mechanismus jedenfalls nicht. Die angeblich verwendete „Frequenz-Technologie“ basiere auf dem Prinzip der Resonanz, so der Hersteller auf seiner Website. Durch bestimmte Frequenzen würde der e.CHI Chip die „Eigenschwingungen“ und das „Energiefeld der Zellen“ positiv beeinflussen. Klingt eindrucksvoll, hat aber einen Haken: Nichts davon ist in der Wissenschaft bekannt. Die Medizin kennt weder Schwingungen von Zellen noch Energiefeldern.

Die angeblich erforschte „Frequenz-Technologie“ konnten wir bei unseren Recherchen ebenfalls nirgendwo finden. Sie scheint eine Wortschöpfung der Herstellerfirma zu sein.

e.CHI: Ein physikalisches Mysterium?

Eine weitere Ungereimtheit, über die wir bei unserer Recherche stolperten: Auf der Hersteller-Website ist von elektromagnetischen Feldern die Rede, die durch den e.CHI Chip entstehen sollen. Jedoch braucht es für ein elektromagnetisches Feld stets Energie – zum Beispiel elektrischen Strom. Da der Chip aber offensichtlich weder über Batterien noch ein Stromkabel verfügt, bleibt diese behauptete Wirkweise physikalisch nicht erklärbar. Unklar bleibt auch die genaue Zusammensetzung des Chips, zu denen der Hersteller keine Informationen liefert.

Wirksamkeit laut Hersteller „wissenschaftlich nicht belegt“

Jenen, die das Kleingedruckte auf der Website lesen, erklärt der Hersteller allerdings selbst: Es handle sich nicht um ein medizinisches, sondern ein „energetisches“ Produkt, dessen Wirksamkeit wissenschaftlich nicht erwiesen ist.

Auch die sogenannte „Energetik“ ist im Bereich der Pseudomedizin und Esoterik angesiedelt. Mit welchen „Energien“ dabei gearbeitet wird, konnte bisher weder gemessen noch wissenschaftlich belegt werden.

Irreführende Gesundheitswerbung bei ähnlichem Produkt

Die gewagten Versprechungen der e.CHI-Firma Geonado weckten bei uns Erinnerungen an ein ganz ähnliches Produkt, das wir vor einiger Zeit unter die Lupe genommen haben: Den Chip von Zisano. Auch die Firma Zisano warb mit einem ähnlich unplausiblen Wirkmechanismus. Bis ihr das per Gerichtsurteil untersagt wurde: Im Jahr 2023 bekam der Verein für Konsumenteninformation recht, nachdem er Zisano wegen irreführender Gesundheitswerbung geklagt hatte. Die Firma darf ihre Produkte nun nicht mehr mit Gesundheits-Behauptungen bewerben, „sofern sie diese Behauptungen nicht nach dem jeweiligen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis hinreichend, insbesondere durch Vorlage randomisierter Doppelblindstudien, belegen kann“.

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Die Wirksamkeit des e.CHI-Frequenz-Chips zu untersuchen wäre im Grunde ganz einfach: Man nehme eine große Gruppe von Menschen, die zum Beispiel an chronischen Schmerzen leiden. Diese werden per Los auf zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe trägt nun eine Zeit lang den e.CHI Chip auf der Haut. Die andere Gruppe dagegen trägt einen gleich aussehenden Chip ohne die angebliche Technologie – also einen Placebo-Chip. Weder die Teilnehmenden noch die Forschenden sollten wissen, ob sie den echten oder den Placebo-Chip tragen. Am Ende der Studie werden die Beschwerden der Teilnehmenden verglichen. Solche Studien nennt man auch randomisiert-kontrollierte Studien.

Die Vergleichsgruppe ist aus zwei Gründen wichtig: Erstens können die Forschenden mit ihrer Hilfe herausfinden, welchen Anteil der Placebo-Effekt an der beobachteten Wirkung hat. Denn besonders bei Schmerzen kann allein schon die Erwartung einer Besserung sprichwörtliche Wunder bewirken.

Zweitens bessern sich viele Beschwerden mit der Zeit von alleine. Die Vergleichsgruppe liefert also Informationen darüber, wie es den Teilnehmenden ohne die Behandlung ergangen wäre.

Solche randomisiert-kontrollierten Studien zum e.CHI Chip konnten wir nicht finden. Der Hersteller verweist lediglich auf eine angebliche Beobachtungsstudie ohne eine Vergleichsgruppe. Wie, wo und von wem sie durchgeführt wurde, bleibt unerwähnt.

Außerdem wird noch eine Studie an Zellen im Labor erwähnt. Die lässt jedoch keine Rückschlüsse auf eine Wirkung im menschlichen Körper zu.

Weder eine Suche in drei verschiedenen Datenbanken noch unsere Nachfrage beim Hersteller Geonado lieferte weitere Studien zum e.CHI oder ähnlichen Frequenz-Chips. Die behaupteten wissenschaftlichen Belege scheint es also nicht zu geben.

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