Startseite ● Mit Bienen gegen Krebs? Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert. Mit Bienen gegen Krebs? Honig, Propolis und Co – Produkte von Bienen wird eine heilende Wirkung nachgesagt, manche sollen sogar bei Krebs wirken. Wissenschaftliche Belege fehlen jedoch. 09. März 2017 AutorIn: Claudia Christof Review: Bernd Kerschner Teilen Helfen Produkte von Bienen wie Honig, Propolis, Gelee Royale oder Bienengift gegen Krebs? wissenschaftliche Belege fehlen Bislang wurden dazu lediglich Labor-Experimente in der Petrischale und Tierversuche durchgeführt. Untersuchungen an Krebs-Patienten fehlen bis dato. Daher ist derzeit nicht abschätzbar ob derartige Erzeugnisse auch beim Menschen als Heilmittel für Krebs taugen. so arbeiten wir Ein Imker bem Gewinnen von Bienenprodukten © iconoklast_hh – fotolia.com „Warum ich?“- diese Frage stellen sich im Jahr weltweit rund 14 Millionen Menschen, wenn sie mit der Diagnose Krebs konfrontiert werden [10]. Eine Antwort auf diese Frage zu finden ist alles andere als einfach – zu komplex sind die Ursachen für diese Krankheit. Ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung, Alkohol oder Nikotin, aber auch Infektionen und manchmal eine erbliche Veranlagung: all das kann die Wahrscheinlichkeit für Krebs erhöhen. Gemeinsam ist allen Krebsarten, dass sich bösartiges Gewebe durch ungebremste Vermehrung von Zellen bildet und sich im Körper ausbreitet [11]. Zu den zentralen Säulen einer Krebsbehandlung zählen Operation, Chemo-, Strahlen-, und Hormontherapie. Bei manchen Krebsformen werden auch moderne Therapien wie Immuntherapie oder andere molekularbiologische Verfahren eingesetzt [12]. Nicht immer bringen diese Methoden jedoch den gewünschten Erfolg. Zudem müssen die Betroffenen mitunter schwere Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Der Wunsch nach mehr Nur zu verständlich, dass bei vielen Patienten der Wunsch entsteht, selbst etwas gegen ihre Erkrankung zu tun. In der Hoffnung, den Krebs besiegen zu können, den Nebenwirkungen herkömmlicher Krebstherapien zu entgehen oder diese zumindest zu mildern, suchen die Betroffenen nach alternativen beziehungsweise ergänzenden Behandlungen. Zeitschriften und Internetforen schüren diese Hoffnungen mit verheißungsvollen Berichten über angeblich verträglichere und dennoch wirksame Behandlungen mit Wirkstoffen aus der Natur. Dazu zählen auch Berichte über Erzeugnisse der Bienen wie Honig, Propolis (Bienenharz), Gelee Royale (Bienenköniginnenfuttersaft) oder Bienengift. Diese Bienenprodukte sollen Patienten im Kampf gegen den Krebs unterstützen beziehungsweise schmerzhafte und unangenehme Nebenwirkungen herkömmlicher Krebstherapien lindern können. Doch gibt es wissenschaftliche Belege für die „Kraft der Biene“ im Kampf gegen den Krebs? Hoffnung bisher nur im Reagenzglas Bislang wurde nur an Versuchstieren und Krebszellen im Reagenzglas untersucht, ob Produkte von Bienen möglicherweise gegen Krebs wirken könnten. Einige dieser Experimente liefern Hinweise, dass Propolis, Gelee Royale oder Bienengift Krebszellen am Wachstum, oder der Ausbreitung hindern oder sie gar abtöten können [8, 9]. Allerdings bleibt fraglich, ob diese Produkte auch im menschlichen Körper gegen Krebs wirken. Für einen derartigen Nachweis wären gut durchgeführte klinische Studien mit menschlichen Patienten notwendig. Solche Untersuchungen sind aber derzeit Mangelware. Ob Produkte von Bienen einen Beitrag in der Krebstherapie leisten können, lässt sich daher derzeit nicht sagen. Unterstützung bei Strahlentherapie Wir konnten jedoch einige Studien finden, die untersucht haben, ob Produkte von Bienen die Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapien mildern können. Das Problem dieser Krebsbehandlungen ist, dass sie nicht nur die sich schnell vermehrenden Krebszellen angreifen, sondern auch gesunde, sich rasch teilende Körperzellen wie die Zellen der Mundschleimhaut schädigen. Das führt dazu, dass viele Patienten mit Tumoren im Kopf- oder Halsbereich während einer solchen Behandlung mit einer schmerzhaften Entzündung der Mundschleimhaut zu kämpfen haben. Im schlimmsten Fall machen die dadurch verursachten Schmerzen Essen und Trinken unmöglich und die Betroffenen verlieren viel Gewicht [1] [13]. Die Behandlung einer solchen Entzündung ist schwierig und langwierig. Neben einer gezielten Mundpflege, verschiedenen Mundspüllösungen und Medikamenten verwenden manche Betroffenen auch Honig. Es gibt vorsichtige Hinweise aus wissenschaftlichen Arbeiten, dass Produkte von Bienen das Auftreten einer solchen Schleimhautentzündung verzögern oder die Beschwerden lindern können. Die mögliche Wirksamkeit von Honig, Propolis oder Gelee Royale im Kampf gegen eine derartig verursachte Erkrankung wurde in einigen Studien mit menschlichen Probanden untersucht. Allerdings sind die Ergebnisse teilweise widersprüchlich. Die Studien wurden auch nicht nach strengen, wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt. Zusätzlich mindert ihre Aussagekraft, dass meist nur wenige Krebskranke daran teilgenommen haben. Aus den bisherigen Arbeiten lässt sich daher nicht erkennen, ob Produkte von Bienen den Betroffenen tatsächlich helfen könnten [1-7]. Allergische Reaktionen auf Produkte von Bienen Derartige Ergebnisse könnten so manchen dazu verleiten nach dem Motto: „Nutzt’s nix, schadt’s nix“ derartige Erzeugnisse einfach auszuprobieren. Zumindest Allergiker sollten jedoch vorsichtig mit den Produkten aus dem Reich der Bienen sein. Gerade weil es sich um natürliche Produkte handelt, sind allergische Reaktionen möglich. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) weist darauf hin, dass sowohl Propolis wie auch Gelee Royale bei empfindlichen Personen sowie bei Asthmatikern zu schweren allergischen Reaktionen führen können [14]. Traditionelles Heilmittel Honig und Co können durchwegs auf eine lange Geschichte als traditionelle Heilmittel zurückblicken. Schon Hippokrates empfahl den goldenen Sirup, der zu drei Viertel aus Zucker besteht, als Universalheilmittel. Auch heute noch werden die Produkte der Bienen gegen die verschiedensten Erkrankungen wie Pilzerkrankungen, Entzündungen verschiedenster Art oder Demenz angepriesen. Belegt sind die meisten dieser Wirkungen nicht. Durch radioaktive Strahlung keimfrei gemachter Honig wird in manchen Kliniken zur Wundheilung eingesetzt. Bisherige Studien zeigen deutlich, dass Honig die Heilung von manchen Brandwunden beschleunigen kann. Allerdings bleibt unklar ob dies auch bei anderen Wunden der Fall ist. Wissenschaftliche Quellen [1] Worthington u.a. (2011) Worthington, H. V., et al. (2011). Interventions for preventing oral mucositis for patients with cancer receiving treatment. Cochrane Database Syst Rev(4): CD000978 (Zusammenfassung der Systematischen Übersichtsarbeit) [2] Cho u.a. (2015) Cho, H. K., et al. (2015). Effects of honey on oral mucositis in patients with head and neck cancer: A meta-analysis. Laryngoscope 125(9): 2085-2092 (Zusammenfassung der Systematischen Übersichtsarbeit) [3] Erdem u.a. (2014) Erdem, O. and Z. Gungormus (2014). The effect of royal jelly on oral mucositis in patients undergoing radiotherapy and chemotherapy. Holist Nurs Pract 28(4): 242-246 (Zusammenfassung der Studie) [4] AkhavanKarbassi u.a. (2016) AkhavanKarbassi, M. H., et al. (2016). Randomized DoubleBlind PlaceboControlled Trial of Propolis for Oral Mucositis in Patients Receiving Chemotherapy for Head and Neck Cancer. Asian Pac J Cancer (Studie in voller Länge) [5] Raessi u.a. (2014) Raeessi, M. A., et al. (2014). “Coffee plus honey” versus “topical steroid” in the treatment of chemotherapy-induced oral mucositis: a randomised controlled trial. BMC Complement Altern Med 14: 293 (Studie in voller Länge) [6] Tomazevic u.a. (2013) Tomazevic, T. and J. Jazbec (2013). A double blind randomised placebo controlled study of propolis (bee glue) effectiveness in the treatment of severe oral mucositis in chemotherapy treated children. Complement Ther Med 21(4): 306-312 (Zusammenfassung der Studie) [7] Bardy u.a. (2012) Bardy, J., et al. (2012). A double-blind, placebo-controlled, randomised trial of active manuka honey and standard oral care for radiation-induced oral mucositis. Br J Oral Maxillofac Surg 50(3): 221-226. (Zusammenfassung der Studie) [8] Chaisakul u.a. (2016) Chaisakul, J., et al. (2016). Effects of Animal Venoms and Toxins on Hallmarks of Cancer. J Cancer 7(11): 1571-1578. (Nicht-Systematische Übersichtsarbeit in voller Länge) [9] Premratanachai u.a. (2014) Premratanachai, P. and C. Chanchao (2014). Review of the anticancer activities of bee products. Asian Pac J Trop Biomed 4(5): 337-344 (Nicht-Systematische Übersichtsarbeit in voller Länge) Weitere wissenschaftliche Informationen [10] World Health Organization (2015) World Health Organization, Cancer fact sheed, Globocan 2012: Estimated Cancer Incidence, Mortality and Prevalence Worldwide in 2012. Abgerufen am 17.02.2017 unter http://globocan.iarc.fr/Pages/fact_sheets_cancer.aspx [11] Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs (2016) Krebs: Entstehung. Abgerufen am 17.02.2017 unter www.gesundheit.gv.at/krankheiten/krebs/info/entstehung [12] Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs (2016) Krebs: Therapie. Abgerufen am 17.02.2017 unter www.gesundheit.gv.at/krankheiten/krebs/info/therapie [13] UpToDate (2017) T.Galloway, Management and prevention of complications during initial treatment of head and neck cancer. Abgerufen am 14.02.2017 unter www.uptodate.com/contents/management-and-prevention-of-complications-during-initial-treatment-of-head-and-neck-cancer [14] Bundesamt für Risikobewertung (2009) Aktualisierte Stellungnahme Nr. 002/2009 des BfR: Einschätzung von Propolis und Gelée Royal. Abgerufen am 17.02.2017 unter www.bfr.bund.de/cm/343/einBieschaetzung_von_propolis_und_gelee_royal.pdf Schlagworte BienenBienengiftGelee RoyalHonigKrebsPropolis In über 500 Faktenchecks suchen