Startseite ● Hilft Bacopa dem Gedächtnis auf die Sprünge? Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert. Hilft Bacopa dem Gedächtnis auf die Sprünge? Das Kleine Fettblatt wird als „Gedächtnispflanze“ beworben. Unterstützt die Pflanze, wissenschaftlich Bacopa monnieri genannt, tatsächlich die geistige Leistungsfähigkeit? 05. Dezember 2019 AutorIn: Iris Hinneburg Review: Julia Harlfinger Claudia Christof Teilen Verbessert die Einnahme von Bacopa-Extrakt die Gedächtnisleistung? möglicherweise nicht Die Frage wurde in mehreren vorwiegend ordentlich gemachten Studien mit über 500 Menschen untersucht. Dabei zeigten sich insgesamt keine wesentlichen positiven Effekte auf Gedächtnis und Aufmerksamkeit. Da die Studien teilweise zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sind und die Schätzungen weit auseinander lagen, schränkt das die Aussagekraft des Ergebnisses deutlich ein. so arbeiten wir Bügeleisen wirklich aus? Gegen Vergesslichkeit soll die „Gedächtnispflanze“ Bacopa helfen. © Djordje Novakov – Shutterstock.com Gerade wenn es stressig ist, passiert es leicht: Dann geht der Arzt-Termin vergessen, und der Schlüssel bleibt zu Hause liegen. Mit zunehmendem Alter lösen solche Situationen bei einigen Menschen die Sorge aus, dass die Gedächtnisprobleme keine Schusseligkeit sind. Sondern Anzeichen einer Demenz. Hier setzen die Anbieter von Bacopa-Präparaten an. Diese Mittel werden im Internet für eine bessere geistige Leistungsfähigkeit, für die Unterstützung von Gedächtnis und Konzentration angeboten. Ein Leser fragte an, was von solchen Präparaten zu halten ist. Aus der Ayurveda-Tradition Die Pflanze Bacopa monnieri ist auch unter dem Namen „Brahmi“ oder „Kleines Fettblatt“ bekannt und wird in der Werbung als „Gedächtnispflanze“ bezeichnet. Bacopa wird traditionell in der Ayurveda-Medizin zur Verbesserung der Gedächtnisleistung und Steigerung der Gehirnfunktion verwendet. In Zellversuchen wurden auch Hinweise auf eine nervenschützende Wirkung gefunden [1]. Traditionelle Anwendung und Effekte in Laborversuchen sind aber noch lange keine verlässlichen Belege für eine Wirksamkeit beim Menschen. Deshalb haben wir uns auf die Suche nach vergleichenden Studien gemacht, die die Wirksamkeit von Bacopa bei Gedächtnisproblemen untersucht haben. Kein besseres Gedächtnis durch Bacopa Gefunden haben wir eine systematische Übersichtsarbeit [1], die neun Studien mit rund 500 Teilnehmenden zusammengefasst hat. Die Menschen erhielten nach dem Zufallsprinzip entweder einen Bacopa-Extrakt oder ein Scheinmedikament. Nach drei bis sechs Monaten wurde mit Hilfe von verschiedenen Tests untersucht, wie es um Gedächtnis und Aufmerksamkeit stand. Die Zusammenfassung kommt allerdings zu einem enttäuschenden Ergebnis: Denn alles in allem ließ sich nicht nachweisen, dass der Bacopa-Extrakt tatsächlich wirksam Gedächtnis und/oder Aufmerksamkeit verbessert. Im Gegenteil: Es deutet sich an, dass Bacopa nicht die erwünschte Wirkung haben dürfte. Gut abgesichert ist dieses Einschätzung allerdings nicht. Verträglichkeit schlecht untersucht Zu möglichen Nebenwirkungen des Bacopa-Extrakts haben wir keine verlässlichen Angaben in den von uns ausgewerteten Studien gefunden. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten laut Studienteams jedoch nicht auf. In einigen Studien kam es nach der Einnahme des Bacopa-Extrakts häufiger zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall. Wie häufig das der Fall war, ist nicht genau beziffert. Gedächtnisstörungen haben viele Ursachen Vergesslichkeit mit zunehmendem Alter ist manchmal schwierig zu bewerten: In vielen Fällen handelt es sich um eine normale Begleiterscheinung des Älterwerdens [2]. Manchmal sind Gedächtnisprobleme jedoch ein Hinweis auf ein leichte kognitive Störung, die wiederum Vorläufer einer Demenz-Erkrankung sein kann. Daneben gibt es aber auch noch eine Reihe anderer Ursachen für Vergesslichkeit. Klarheit bringt hier eine ärztliche Untersuchung [3]. Die Studien im Detail Die von uns herangezogene systematische Übersichtsarbeit [1] fasst die besten verfügbaren Studien zusammen, die bis Juni 2013 veröffentlicht wurden. Wir haben zusätzlich nach neueren Untersuchungen gesucht, konnten in zwei großen Datenbanken aber keine weiteren finden. Deshalb gehen wir davon aus, dass die systematische Übersichtsarbeit den aktuellen Stand der Wissenschaft darstellt. Die Veröffentlichung [1] umfasst insgesamt neun Studien mit etwas mehr als 500 Teilnehmenden: einerseits rund 440 gesunde Freiwillige, andererseits knapp 80 Menschen mit Gedächtnisproblemen. Die meisten Teilnehmenden waren im Durchschnitt 50 Jahre oder älter, nur an drei Studien nahmen auch jüngere Menschen teil. Schwierig zu vergleichen In den Untersuchungen wurden die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Gruppen zugeteilt: Eine erhielt ein Scheinmedikament (Placebo), die andere einen Extrakt der Bacopa-Pflanze. Die meisten Studien wurden von Herstellern eines Bacopa-Präparats finanziert. In den Studien wurden sehr unterschiedliche Präparate verwendet. Es gab sie in Form von Kapseln oder Tabletten. Die Teilnehmenden erhielten pro Tag zwischen 250 und 600 Milligramm der Extrakte. Die Verschiedenheit der Präparate und der Dosierungen macht es schwierig, die Ergebnisse der Studien zu vergleichen. Am Anfang sowie nach 12 bis 24 Wochen machten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedene Tests zu Gedächtnis und Aufmerksamkeit. Die Forschungsteams berechneten die Veränderungen im Laufe der Zeit. Die einzelnen Studien verwendeten jedoch sehr unterschiedliche Testinstrumente – insgesamt 23 verschiedene. Für die meisten Tests konnten dabei jeweils nur ein bis zwei einzelne Ergebnisse zusammengefasst werden. Keine eindeutigen Belege für Nutzen Für die allermeisten Tests konnte die systematische Übersichtsarbeit in der Zusammenschau der Einzelstudien keine eindeutigen Effekte des Bacopa-Extrakts feststellen. Nur bei einem Test schnitt der Extrakt besser ab als das Scheinmedikament. Da es nicht klar ist, ob es sich dabei um einen Zufallsbefund handelt, darf man dieses Ergebnis nicht überbewerten. Gleiches gilt auch für den Hinweis in einem weiteren Test, dass eine höhere Dosis des Extrakts möglicherweise besser hilft als das Scheinmedikament. Übrigens zeigten die Studien bei Teilnehmenden mit Gedächtnisproblemen keine anderen Effekte als die bei Menschen ohne Einschränkungen. Wissenschaftliche Quellen [1] Kongkeaw u.a. (2014) Studientyp: systematische Übersichtsarbeit Eingeschlossene Studien: 9 randomisierte kontrollierte Studien mit 517 Teilnehmenden Fragestellung: Verbessert die Einnahme von Bacopa-Extrakt im Vergleich zu einem Scheinmedikament das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit? Interessenskonflikte: keine nach Angaben des Autorenteams Kongkeaw C. u.a. Meta-analysis of randomized controlled trials on cognitive effects of Bacopa monnieri extract. J Ethnopharmacol. 2014;151:528-35 Zusammenfassung Weitere Quellen [2] IQWiG (2017) Alzheimer-Demenz. Abgerufen am 03.12.2019 [3] UpToDate (2019) Evaluation of cognitive impairment and dementia. Abgerufen am 04.11.2019 (kostenpflichtig) Schlagworte AlzheimerBacopaBacopa monnieri BrahmiDemenzFettblattGedächntispflanzeGedächtnisKleines FettblattKonzentrationVergessen In über 500 Faktenchecks suchen