Startseite ● Ashwagandha: Hilfe bei Angststörung? Ashwagandha: Hilfe bei Angststörung? Produkte mit Ashwagandha sollen bei einer Angststörung helfen. Wissenschaftliche Belege für diese Behauptung gibt es nicht. 21. Januar 2025 AutorIn: Iris Hinneburg Review: Bernd Kerschner Jana Meixner Teilen Lindert Ashwagandha Ängste? wissenschaftliche Belege fehlen Bisherige Studien sind schlecht durchgeführt und daher kaum aussagekräftig. Außerdem kommen sie zu unterschiedlichen Ergebnissen. Eine spürbare angstlindernde Wirkung von Ashwagandha können sie nicht belegen. Wer das behauptet, tut das ohne wissenschaftliche Grundlage. so arbeiten wir Inhaltsstoffe der Pflanze Ashwagandha sollen bei Angst helfen © ravigora123 – istockphoto.com Angst gehört zum Leben. Doch manchmal nimmt sie überhand, wird zur ständigen Begleiterin und schränkt den Alltag stark ein. Wer sich scheinbar ohne Grund um viele Dinge Sorgen macht und sehr häufig Angst verspürt, hat womöglich eine Angststörung. Auch die überschießende Angst vor bestimmten Tieren, Situationen oder Dingen zählt zu den Angststörungen. Im Internet und in Drogeriemärkten werden Pulver und Kapseln aus der indischen Schlafbeere Ashwagandha (Withania somnifera) angeboten. Der Lehre der traditionellen Ayurveda-Medizin zufolge soll die Pflanze gegen Ängste helfen. Wir haben überprüft, wie gut das eigentlich untersucht ist. Studien zu Ashwagandha lassen Wirkung offen Bei unserer Recherche haben wir sechs Studien zu Ashwagandha gefunden, die das untersucht haben [Quellen 1,2]. Eine klare Antwort können sie aber nicht geben. Denn die Forschungsarbeiten hatten methodische Mängel, berücksichtigten zum Beispiel nicht die Daten aller Teilnehmenden. Außerdem kamen sie zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen: in einzelnen Untersuchungen schien die angstlindernde Wirkung sehr groß zu sein, in anderen verschwindend gering. Ob Ashwagandha tatsächlich bei Angst helfen kann, bleibt daher unklar. Ashwagandha: Riskante Nahrungsergänzung Nebenwirkungen von Ashwagandha sind nur unzureichend erforscht. Lediglich in drei der sechs Studien [Quelle 1] haben die Forschungsteams überhaupt darauf geachtet. Eine Häufung von Nebenwirkungen haben sie nicht festgestellt. Allerdings nahmen an den Studien zu wenige Personen über eine zu kurze Dauer teil, um alle Nebenwirkungen entdecken zu können. Aus anderen Quellen gibt es Hinweise auf ernste Gesundheitsrisiken. So wirkt sich Ashwagandha möglicherweise negativ auf das Immunsystem sowie auf verschiedene Hormone aus. Deshalb warnt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor der Einnahme von Ashwagandha, besonders Kinder, Schwangere, Stillende und Menschen mit Lebererkrankungen [Quelle 3]. Wenn die Angst überhand nimmt Wenn man sich ständig über verschiedene Dinge sorgt und diese Ängste den Alltag stark einschränken, kann es sich um eine generalisierte Angststörung handeln. Etwa 5 von 100 Menschen sind davon im Laufe ihres Lebens einmal betroffen. Neben der Angst haben Betroffene auch oft mit Schlafstörungen oder Magenbeschwerden zu kämpfen. Häufig entwickeln sich Angststörungen im mittleren Erwachsenenalter, sie können jedoch auch jüngere oder ältere Menschen betreffen. Eine Angststörung kann sich auch nur auf einzelne Situationen wie das Fliegen im Flugzeug oder auf Tiere wie Spinnen oder Schlangen beziehen. Manche Betroffene haben stattdessen starke Angst vor einer negativen Bewertung durch andere oder vor großen Menschenmengen. Der Fachbegriff dafür lautet Phobie. Wie eine Angststörung entsteht, ist noch nicht umfänglich geklärt. Negative Erfahrungen, eine Lebenskrise oder traumatische Erlebnisse können eine Ursache sein. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Vererbung mit eine Rolle spielt. So scheinen Angststörungen in manchen Familien gehäuft vorzukommen. Manchmal geht eine Angststörung auch mit einer anderen psychischen Erkrankung einher, etwa einer Depression oder einer Suchterkrankung [Quellen 4,5]. Helfen kann bei einer Angststörung eine kognitive Verhaltenstherapie. Auch manche Antidepressiva oder eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten können infrage kommen [Quellen 4,6]. Verlässliche Informationen zur generalisierten Angststörungen finden sich unter Gesundheitsinformation.de. Informationen zu anderen Angststörungen hat außerdem das österreichische Gesundheitsportal Gesundheit.gv.at. Die Studien im Detail Nach welchen Studien haben wir gesucht? Bei der Recherche haben wir uns auf Forschungsarbeiten beschränkt, bei denen die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip auf zwei Gruppen aufgeteilt werden: Die eine erhielt ein Präparat mit Ashwagandha, die andere ein Scheinpräparat. Solche randomisiert-kontrollierten Studien gelten als besonders aussagekräftig, wenn es um die Wirksamkeit von Behandlungen geht. Zu unserer Fragestellung konnten wir eine Übersichtsarbeit [Quelle 1] finden, die fünf Einzelstudien zusammenfasst. Zusätzlich haben wir noch eine neuere Einzelstudie [Quelle 2] gefunden, die in der Übersichtsarbeit noch nicht enthalten ist. An den Studien nahmen Personen mit einer Angststörung teil, die meist zwischen 35 und 45 Jahre alt waren. Getestet wurden sehr unterschiedliche Produkte mit Ashwagandha in unterschiedlichen Dosierungen. Die Untersuchungen dauerten zwischen 6 und 12 Wochen. Wie aussagekräftig sind diese Studien? Die Aussagekraft der Forschungsarbeiten zu Ashwagandha ist sehr gering. Die wichtigsten Gründe dafür sind folgende: Qualitäts-Mängel: Bei vielen Untersuchungen lässt sich nicht nachvollziehen, wie die Forschungsteams zu ihren Ergebnissen gekommen sind. So war in einigen Fällen nicht klar, ob die Teilnehmenden wirklich zufällig der Behandlungsgruppe oder der Kontrollgruppe zugeteilt wurden. Das kann die Vergleichbarkeit der beiden Gruppen beeinträchtigen. In anderen Fällen flossen nicht die Daten aller Teilnehmenden in die Auswertung ein. Das kann die Ergebnisse verzerren. Sehr unterschiedliche Ergebnisse: Einige Studien zeigten eine sehr gute Wirksamkeit, andere dagegen fanden keinen Unterschied zwischen Ashwagandha und dem Scheinpräparat. Zu wenige Teilnehmende: Insgesamt nahmen in den Untersuchungen weniger als 300 Personen teil. Das ist zu wenig, um die Ergebnisse auf alle Betroffenen verallgemeinern zu können. Wissenschaftliche Quellen [1] Fatima et al. (2024) Safety and efficacy of Withania somnifera for anxiety and insomnia: Systematic review and meta-analysis. Hum Psychopharmacol 2024;39(6):e2911 (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit) [2] Mishra et al. (2024) Shoden promotes Relief from stress and anxiety: A randomized, double-blind, placebo-controlled study on healthy subjects with high stress levels. Heliyon 2024;10(17):e36885. (Studie im Volltext) [3] BfR (2024) Ashwagandha: Schlafbeeren-Präparate mit möglichen Gesundheitsrisiken. Mitteilung 39/2024 vom 10. September 2024. Abgerufen am 17. Dezember 2024 unter bfr.bund.de [4] IQWiG (2024) Generalisierte Angststörung. Abgerufen am 17. Dezember 2024 unter gesundheitsinformation.de [5] UpToDate (2024) Generalized anxiety disorder in adults: Epidemiology, pathogenesis, clinical manifestations, course, assessment, and diagnosis. Abgerufen am 13.12.2024 unter uptodate.com (Zugang kostenpflichtig) [6] UpToDate (2024) Generalized anxiety disorder in adults: Management. Abgerufen am 13.12.2024 unter uptodate.com (Zugang kostenpflichtig) Versionsgeschichte 21.1.2025: erste Version des Faktenchecks Schlagworte AngstangstlinderndAngststörungAshwagandhaPhobieSchlafbeere In über 500 Faktenchecks suchen