Startseite ● RSV-Test: Wie verlässlich ist er? RSV-Test: Wie verlässlich ist er? Ein Antigen-Schnelltest scheint RSV-Infektionen eher wenig verlässlich zu erkennen. Laut Studien werden damit bis zu einem Drittel der Infektionen übersehen. 11. November 2025 AutorIn: Jana Meixner Review: Teresa König Bernd Kerschner Teilen Wenn man sich krank fühlt und der Antigen-Schnelltest auf Respiratorische Syncytial Viren (RSV) trotzdem ein unauffälliges (also negatives) Ergebnis zeigt, ist darauf eher wenig Verlass: Wenn 100 Menschen mit Erkältungs-Symptomen und einer RSV-Infektion einen Schnelltest machen, könnte der Test die Infektion bei rund 17 bis 38 Personen übersehen. Zeigt der RSV-Test hingegen eine Infektion an, stimmt das wahrscheinlich auch. so arbeiten wir RSV-Test für zuhause: nicht vollkommen verlässlich. © audioundwerbung – iStock Bei Erwachsenen sehen Infektionen mit dem Respiratorischen Syncytial-Virus (RSV) oft wie starke Erkältungen aus. Manchmal bemerken Infizierte sie kaum – die Infektion verläuft also asymptomatisch. Für Säuglinge, ältere oder kranke Menschen kann eine RSV-Infektion aber gefährlich sein und zu Fieber, Lungenentzündung und Atemnot führen. Schwere Verläufe können lebensbedrohlich sein. [Quellen 4,5] Für Kinder im ersten Lebensjahr wird in Österreich eine passive Impfung gegen RSV empfohlen und auch gratis angeboten. [Quellen 5,6] (Zum Faktencheck zur passiven RSV-Impfung) RSV-Test: schnell, unkompliziert, aber auch verlässlich? Wer Fieber und Husten hat, kann mit einem sogenannten Antigen-Schnelltest selbst testen, ob es RSV ist. Dafür wird mit einem dünnen Wattestäbchen ein Abstrich aus der Nase oder dem Rachen entnommen. Das Abstrich-Stäbchen kommt anschließend in eine Flüssigkeit, die dann auf den Schnelltest geträufelt wird. Zwei farbige Linien zeigen ein positives Ergebnis, also eine Infektion mit RSV an. Wie verlässlich ist ein negatives Testergebnis? Wir haben uns auf die Suche nach Studien gemacht, die untersucht haben, wie verlässlich solche RSV-Tests eine Infektion erkennen. Darin wurden die Schnelltest-Ergebnisse mit den weit verlässlicheren, aber länger dauernden PCR-Tests verglichen. Wir fanden vier Übersichtsarbeiten, die alle solchen bisher durchgeführten Studien zusammenfassen [Quellen 1-4]. Das Ergebnis: Vollkommen verlässlich ist der Schnelltest nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er RSV-Infektionen übersieht. Wenn 100 Menschen mit Erkältungs-Symptomen einen Schnelltest machen und sie alle tatsächlich mit RSV infiziert sind, erkennt der Test bei 17 bis 36 Personen das Virus nicht (in der Graphik rot/rosa). Diese übersehenen Infektionen nennt man auch falsch-negative Ergebnisse. Bei rund 64 bis 83 der 100 Kranken erkennt der Test die Infektion richtig (in der Graphik blau). Wie verlässlich ist ein positives Testergebnis? Wie sieht es nun aus, wenn 100 erkältete Menschen einen Schnelltest machen, die sich mit anderen Erkältungsviren angesteckt haben, und nicht mit RSV? In diesem Fall zeigt der Test bei nur 1 bis 7 Personen fälschlicherweise trotzdem eine Infektion mit RSV an. Man spricht dann auch von falsch-positiven Ergebnissen. Das Fazit: Zeigt der Test RSV an, dann stimmt das meist auch. Ein negatives Testergebnis dagegen ist keine Garantie, dass man tatsächlich frei von RSV ist. Ein wirklich verlässliches Ergebnis kann nur ein PCR-Test liefern [Quelle 5]. Keine Behandlung, nur Impfung Es gibt kein Medikament, das die krankheitsauslösenden Viren wirksam bekämpfen kann. Lediglich die Beschwerden lassen sich lindern, zum Beispiel mit Inhalieren oder mit hustenstillenden und fiebersenkenden Medikamenten. Für Säuglinge und Kleinkinder gibt es eine passive Impfung gegen RSV, um eine Erkrankung zu verhindern. Dabei werden fertige Abwehrstoffe (Antikörper) gegen das Virus in den Muskel gespritzt. Wenn das Kind mit RSV in Kontakt kommt, können diese Antikörper das Virus sofort unschädlich machen und das Kind wird nicht krank. Für Erwachsene gibt es eine aktive Impfung gegen RSV. Da gesunde Erwachsene normalerweise nicht schwer an RSV-Infektionen erkranken, wird die Impfung derzeit nur über 60-Jährigen und Menschen mit einem erhöhten Risiko empfohlen. Ein erhöhtes Risiko haben Menschen, die Krebs oder andere schwere Erkrankungen haben, stark übergewichtig sind, ein geschwächtes Immunsystem haben, in einem Pflegeheim wohnen oder schon einmal schwer an RSV erkrankt sind. [Quelle 6] Mehr verlässliches Wissen zu RSV Mehr Infos zur Erkrankung und zur Impfung gegen RSV hat das öffentliche Gesundheitsportal Gesundheit.gv.at. Die Studien im Detail Nach welchen Studien haben wir gesucht? Zum RSV-Schnelltest gibt es bereits zahlreiche Studien. In diesen Studien wurden erkältete Kinder und Erwachsene sowohl mit dem Schnelltest als auch mit dem sehr verlässlichen PCR-Test getestet. Anschließend errechneten die Forschenden, in wie vielen Fällen der Schnelltest gegenüber dem PCR-Test falsch lag. Weil es bereits so viele einzelne Studien gibt, suchten wir nach sogenannten systematischen Übersichtsarbeiten, die alle diese Studien zusammenfassen. Gefunden haben wir vier aktuelle Übersichtsarbeiten [Quellen 1-4]. Weil sie jeweils etwas andere Studien berücksichtig haben, schätzt jede dieser vier Arbeiten die Verlässlichkeit des Schnelltests etwas anders ein. Wie aussagekräftig sind die Studien? Sowohl die Übersichtsarbeiten als auch die darin zusammengefassten Studien haben grobe Mängel. Zum Beispiel wurde das Schnelltest-Ergebnis nicht immer mit dem verlässlichen PCR-Test verglichen. Die Studien wurden auch sehr unterschiedlich durchgeführt, was einen sinnvollen Vergleich schwierig macht. Drei der vier Übersichtsarbeiten wurden von Pharmafirmen finanziert oder durchgeführt [Quellen 2-4]. Die Schätzungen zur Verlässlichkeit des Schnelltests gehen weit auseinander und sind wenig verlässlich. Die Studien deuten aber darauf hin, dass die Sensitivität des Tests irgendwo zwischen 64 und 83 Prozent liegt – dass er also Infektionen in 64 bis 83 Fällen von 100 korrekt erkennen kann. Die Verlässlichkeit dürfte auch mit der Test-Marke zusammenhängen: In den Studien wurden Schnelltests von ganz unterschiedlichen Anbietern verwendet, die alle unterschiedlich gut funktionierten. Wissenschaftliche Quellen [1] Webster KE, et al. (2024) Diagnostic accuracy of point-of-care tests for acute respiratory infection: a systematic review of reviews. Health Technol Assess. (Link zur Übersichtsarbeit) [2] Gentilotti E, et al. (2022) Diagnostic accuracy of point-of-care tests in acute community-acquired lower respiratory tract infections. A systematic review and meta-analysis. Clin Microbiol Infect.;28(1):13-22. (Link zur Übersichtsarbeit) [3] Onwuchekwa C, et al. (2023) Pediatric Respiratory Syncytial Virus Diagnostic Testing Performance: A Systematic Review and Meta-analysis. J Infect Dis.;228(11):1516-1527. (Link zur Übersichtsarbeit) [4] Onwuchekwa C, et al. (2023) Under-ascertainment of Respiratory Syncytial Virus infection in adults due to diagnostic testing limitations: a systematic literature review and meta-analysis. J Infect Dis;228:173–84. (Link zur Übersichtsarbeit) [5] Robert Koch Institut (RKI) (2025) RKI Ratgeber RSV-Infektionen. Abgerufen am 3.11.2025 unter rki.de [6] Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs (2025) Impfung gegen Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV). Abgerufen am 3.11.2025 unter Gesundheit.gv.at Versionsgeschichte 10.11.2025: Erste Veröffentlichung dieses Faktenchecks Schlagworte Antigen-SchnelltestAntigentestRSVRSV TestSchnelltestSelbsttest In über 600 Faktenchecks suchen Suchbegriff eingeben: Suchen