Startseite ● Durchbruch bei der Behandlung von chronischer Hepatitis C? Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert. Durchbruch bei der Behandlung von chronischer Hepatitis C? Was ist die Heilung einer chronischen Hepatitis C wert? Neue Medikamente greifen das Virus direkt an und haben die Erfolgsaussichten verbessert. Sind sie also ihren hohen Preis wert? 20. März 2015 AutorIn: Jörg Wipplinger Review: Bernd Kerschner Peter Mahlknecht Teilen Ermöglicht das Medikament Sovaldi (Sofosbuvir) hohe Heilungsraten bei chronischer Hepatitis C? wahrscheinlich Ja, in Kombination mit schon länger vorhandenen Medikamenten sind mit Sofosbuvir Heilungsraten von über 90 Prozent möglich. Allerdings gibt es viele unterschiedliche Patientengruppen, die Erfolgsquoten sind nicht bei allen gleich. so arbeiten wir Leber mit Zirrhose © Nephron – creative commons.org Hepatitis C ist eine schwere Viruserkrankung, die bei vielen Patienten zu einer chronischen Erkrankung werden kann. Die Viren werden über das Blut übertragen und die Behandlungsmöglichkeiten waren bis vor kurzem sehr eingeschränkt. Seit 2011 gibt es eine neue Klasse an Medikamenten, die direkt das Virus angreifen. Eines davon ist derzeit in den Medien: Sovaldi wurde in Europa im Jänner Anfang 2014 zugelassen und ist angeblich sehr wirksam, aber auch sehr teuer. Gute Erfolgsquoten Von den Hepatitis C–Viren gibt es mehrere Varianten: die Genotypen1 bis 6. Aussagen, wie wirksam ein Medikament ist, werden dadurch kompliziert, denn nicht alle Genotypen sind gleich gut behandelbar. Genotyp 1 ist der häufigste, in den USA macht er 60 bis 75 Prozent der Hepatitis-C-Fälle aus [1], in Europa sind die Genotypen 1 und 3 am weitesten verbreitet [c]. Die Behandlung erfolgt nicht mit einem einzigen Medikament, sondern ist eine Kombination aus ganz unterschiedlichen Mitteln. Studien zeigen, dass das neue Medikament den Behandlungserfolg deutlich steigert: Bei Patienten, die vorher noch keine Behandlung erhalten haben, stehen die Heilungschancen jetzt laut den meisten Studien bei über 90 Prozent [1] [2] [3] [a]. Schwankungen gibt es in Abhängigkeit vom Genotyp des Virus, dem Alter der Patienten und der Krankheitsdauer vor der Behandlung. Bei den Studien wird jedoch nicht nur nach Genotyp unterschieden. Es geht auch darum, ob Patienten vorher schon eine andere Behandlung hatten, ob sie diese vertragen, ob die Leber bereits angegriffen ist und ob neben der Hepatitis C auch eine HIV Infektion vorliegt. Wenn diverse Heilungsraten durch die Medien geistern oder von Experten genannt werden, ist immer die Frage, auf welche Patientengruppe sich das bezieht. Klar ist jedenfalls, dass die Heilungschancen bei Patienten, deren Leber noch nicht angegriffen ist, besser stehen [2]. Der Wirkstoff von Sovaldi (Sofosbuvir) zeigt bei den meisten dieser Patientengruppen sehr gute Erfolge, wenn auch nicht für alle Gruppen die Belege gleich gut sind [1] [2]. Ständig etwas Neues Die neue Therapie wirkt also und hat den Vorteil, dass in den meisten Fällen die Behandlung deutlich kürzer dauert als mit anderen Mitteln [1] – nur zwölf statt mindestens 24 Wochen. Die kürzere Therapie führt wahrscheinlich auch dazu, dass Patienten die Behandlung konsequenter befolgen und weniger darunter leiden [4]. Wie teuer die Therapie im Vergleich zu anderen Therapien ist, lässt sich schwer berechnen, da sich die Preise derzeit häufig ändern und das Medikament schon deutlich billiger wurde. Zudem ist schwer abzuschätzen, welche Folgekosten man sich durch die Behandlungserfolge erspart. Sovaldi und andere Mittel, die direkt das Virus angreifen, haben jedenfalls die Therapie von Hepatitis C revolutioniert und es laufen derzeit Studien, welche die unterschiedlichen Kombinationen von Medikamenten an unterschiedlichen Patientengruppen testen. Nebenwirkungen Wie bereits erwähnt, werden die neuen Medikamente immer in Kombination mit anderen Medikamenten gegeben, da es so zu den besten Heilungschancen kommt. Die anderen Medikamente haben Nebenwirkungen, denen Sofosbuvir allerdings kaum weitere hinzufügt. Die Behandlung kann unter anderem zu Übelkeit, Kopfschmerzen, Juckreiz und Schlaflosigkeit führen. Die Nebenwirkungen sind allerdings nur selten so schlimm, dass die Therapie abgebrochen wird [1]. Die Studien im Detail Zahlreiche Überblicksarbeiten und Leitlinien zur Behandlung von Hepatitis C fassen die klinischen Studien bereits zusammen und kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Laut der holländischen Leitlinie zur Behandlung von Hepatitis C [2] und einer Übersichtsarbeit von 2014 [1] wird der Wirkstoff Sofosbuvir für die meisten Genotypen und Patientengruppen empfohlen, wenn auch in unterschiedlichen Kombinationen mit anderen Medikamenten. In Zahlen Die Übersichtsarbeit von Kohli u.a. sieht die Heilungschancen bei Genotyp 1 mit einer Behandlung durch Sofosbuvir, Interferon und Ribavirin bei 89-90 Prozent nach zwölf Wochen. Die Zusammenfassung von Leitlinien kommt zum exakt gleichen Ergebnis [a]. Bei Genotyp 2 und einer Behandlung mit Sofosbuvir und Ribavirin (also ohne Interferon) liegt der Heilungserfolg nach zwölf Wochen bei 82 bis 92 Prozent. [1] Laut den Leitlinien wird auch bei den anderen Genotypen eine Behandlung mit Sofosbuvir empfohlen, allerdings sind hier die Studien aufgrund geringerer Teilnehmerzahlen nicht so aussagekräftig [a]. Die Übersichtsstudie von Liu u.a. macht in ihrer Meta-Analyse keine Unterscheidung nach Genotypen und findet bei der Erstbehandlung mit Sofosbuvir, Interferon und Ribavirin nach zwölf Wochen eine Heilungsrate von 89 Prozent [3]. Wissenschaftliche Quellen [1] Kohli u.a. (2014) Studientyp: Systematische Übersichtsarbeit Eingeschlossene Studien: 41 Teilnehmer insgesamt: 19063 Fragestellung: Behandlung von Hepatitis C Interessenskonflikte: Keine angegeben. Kohli A, Shaffer A, Sherman A, Kottilil S. Treatment of hepatitis C: a systematic review. JAMA. 2014 Aug 13;312(6):631-40. Zusammenfassung [2] Berden u.a. (2014) Studientyp: Holländische Leitlinie zur Behandlung von chronischer Hepatitis C Eingeschlossene Studien: 11 zu Sofosbuvir Interessenskonflikte: Keine angegeben. Berden FA, Kievit W, Baak LC, Bakker CM, Beuers U, Boucher CA, Brouwer JT, Burger DM, van Erpecum KJ, van Hoek B, Hoepelman AI, Honkoop P, Kerbert-Dreteler MJ, de Knegt RJ, Koek GH, van Nieuwkerk CM, van Soest H, Tan AC, Vrolijk JM, Drenth JP. Dutch guidance for the treatment of chronic hepatitis C virus infection in a new therapeutic era. Neth J Med. 2014 Oct;72(8):388-400. Zusammenfassung [3] Liu u.a. (2014) Studientyp: Systematische Übersichtsarbeit Eingeschlossene Studien: sieben zu Sofosbuvir Fragestellung: Wirksamkeit und Sicherheit von Sofosbuvir bei der Erstbehandlung von Hepatitis C Interessenskonflikte: Keine angegeben. Liu X, Wang Y, Zhang G, Li N, Zhu Q, Chang H, Han Q, Lv Y, Liu Z. Efficacy and safety of sofosbuvir-based therapy for the treatment of chronic hepatitis C in treatment-naïve and treatment-experienced patients. Int J Antimicrob Agents. 2014 Aug;44(2):145-51. Zusammenfassung [4] Younossi u.a. (2015) Studientyp: Narrative Übersichtsarbeit Fragestellung: Patientenberichtete Ergebnisse von neuen Behandlungsstrategien bei chronischer Hepatitis C Interessenskonflikte: Mitfinanziert von einem Medikamentenhersteller. Younossi Z, Henry L. Systematic review: patient-reported outcomes in chronic hepatitis C – the impact of liver disease and new treatment regimens. Aliment Pharmacol Ther. 2015 Mar;41(6):497-520. Zusammenfassung Weitere wissenschaftliche Quellen [a] (2014). Treatments for Patients with Genotype 1 Chronic Hepatitis C: A Review of Evidence-based Guidelines Studientyp: Zusammenfassung und Vergleich mehrerer Leitlinien für die Kanadische Gesundheitsbehörde [b] EMA http://www.ema.europa.eu [c] Deutsches Robert-Koch Institut PDF (abgerufen am 19.3.2015) Schlagworte ArzneimittelEntzündungHepatitisHepatitis CInfektionenKeimeKrankheitserregerLeberLeberentzündungMedikamentMikrobenMikroorganismenSofosbuvirSovaldiViren In über 500 Faktenchecks suchen